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Petra Eickhoff-Brummer, Marco Kosziollek (Hrsg.): Mich interessiert, was du sagst!

Rezensiert von Prof. Dr. Thomas Hanstein, 04.10.2024

Cover Petra Eickhoff-Brummer, Marco Kosziollek (Hrsg.): Mich interessiert, was du sagst! ISBN 978-3-525-60026-9

Petra Eickhoff-Brummer, Marco Kosziollek (Hrsg.): Mich interessiert, was du sagst! Praxisbuch Peer-to-Peer-Seelsorge. Vandenhoeck & Ruprecht (Göttingen) 2024. 92 Seiten. ISBN 978-3-525-60026-9. D: 23,00 EUR, A: 24,00 EUR.

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Thema

Das Thema „Peer-to-Peer-Seelsorge“ ist aus der seelsorglichen Jugendarbeit der evangelischen Landeskirche Hannover hervorgegangen. Gemeinsamkeit bildet dasselbe (ungefähre) Alter und dieselbe Lebenswelt der im seelsorgerlichen Gespräch bzw. der seelsorglichen Beratung sich im wahrsten Sinne des Wortes auf Augenhöhe Gegenüberstehenden. Der Anlass für die Publikation waren wiederholte Nachfragen nach Schulungsmaterial „von Jugendlichen an Jugendliche“. Das Praxisbuch wurde, auf diesen Bedarf hin, vom Zentrum für Seelsorge und Beratung, im Verbund mit dem Landesjugendpfarramt der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, publiziert.

Autoren

Petra Eickhoff-Brummer ist Pastorin und landeskirchliche Beauftragte für systemische Seelsorge am Zentrum für Seelsorge und Beratung der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover. Marco Kosziollek ist Pfarrer und Klinikseelsorger sowie Referent für Nachwuchsgewinnung in der evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Andrea Beiße, Simon Burger, Alexander Hennies, Andrea Hesse, Anja Goral, Axel Peter, Thorsten Rohloff, Bianca Schulze, Hannah Stolzenburg, Anna Thumser, Sonja Winterhoff sowie Cornelya Zemke haben am Buch mitgearbeitet.

Entstehungshintergrund

Das Buch ist ein Werk aus und für die seelsorgliche Praxis: Basis bildete eine Arbeitsgruppe von Diakoninnen und Diakonen sowie weiteren in der Jugendarbeit hauptamtlich Tätigen. So sind die Texte, insbesondere der beiden einführenden Kapitel, als Gemeinschaftsprojekt entstanden.

Aufbau und Inhalt

Das Buch besteht, nach einem Vorwort der Herausgeberin und des Herausgebers, einer kurzen Einführung sowie einer ebenso knappen Darstellung von Basiswissen, aus drei Hauptkapiteln. Jedes dieser Kapitel enthält (zwei bis fünf) sogenannte Bausteine. Bereits diese Methodik macht das Buch zu einem griffigen „Tool“ für alle, die sich in der „Peer-to-Peer-Seelsorge“ erproben und Jugendliche darin weiterbilden möchten.

Konsequent ist das erste Kapitel mit „Basis-Modul“ überschrieben. In diesem finden sich die vier Bausteine: „Seelsorgliche Situationen identifizieren und zusammentragen“ (S. 20), „Der Fokus auf die Interventionen, oder: Was hilft in einem Gespräch und was nicht?“ (S. 24–26), „Eigene Möglichkeiten und Grenzen in der seelsorglichen Gesprächsführung“ (S. 27–29) sowie „Hilfreiches zur Gesprächsführung“ (S. 30–35). Durchgängig werden darin verschiedene Varianten beschrieben, wie Seelsorgende und Teamende an konkreten Stellen vorgehen können. Konkrete Beispiele und Tipps runden diesen ersten Hauptteil ab.

Das zweite Kapitel trägt die Überschrift: „Aufbau-Modul“. Seine Bausteine lauten: „Wahrnehmung von Wirklichkeit – mein Gegenüber wahrnehmen“ (S. 38–42), „Methodenkoffer – den Fokus auf mein Gegenüber legen“ (S. 43–50), „Methodenkoffer – gute Fragen für gute Gespräche“ (S. 51–57), „Guter Ablauf – gutes Gespräch“ (S. 58–62) und „Erlerntes anwenden“ (S. 63–66). Damit bildet das zweite Kapitel das – umfangreiche – das Zentrum des Buches, was durch ansprechende Bilder und einladende Arbeitsblätter entlastet wird. Obwohl inhaltsreich, sind die fünf Bausteine sehr stimmig aufeinander aufgebaut, sodass die Beschäftigung – nach einem ersten Eintauchen – kurzweilig ist.

Das dritte – und letzte – Kapitel lautet: „Kollegiale Beratung in der Arbeit mit jungen Menschen“, was sich in beiden Bausteinen wiederfindet: „Kollegiale Beratung“ (S. 72–80) sowie „Methoden in der kollegialen Beratung“ (S. 82–86). Ein ganz knappes „Nachwort“ beschließt das Arbeitsbuch.

Diskussion

Zunächst: Dieses Buch ist wichtig und – aus vielerlei Gründen – notwendig. Das stärkste Argument liegt in dem – sehr glaubwürdigen – Lesereindruck, dass hier mit einem Paradigmenwechsel ernst gemacht wird: Menschen sind nicht „Objekte“ der Seelsorge, wollen nicht „pastoriert“ werden. Das Arbeitsbuch „Mich interessiert, was du sagst“ setzt in seinem Ansatz und seiner Haltung – aller am Buch Beteiligten – diesen Titel insofern authentisch um. Der Ursprung in der seelsorglichen Praxis ist zugleich die Stärke – und Erdung – dieses Buches, indem beschrieben wird, was erprobt wurde. Auch die Ausblicke und weitergehenden Vorschläge folgen konsequent dieser stark Praxisnähe.

Neben praktischen Inputs, Übungen, Arbeitsblättern und Gesprächsleitfäden überzeugt das Buch vor allem durch eine ansprechende Bebilderung. Dabei wechseln sich farbige Abbildungen, übersichtliche Tabellen, strukturierte Leitfäden und wegweisende Symbole ab. Dieses Ensemble ermöglicht eine gute Leserinnen- und Leserführung.

Kleinere konstruktive Hinweise können insofern den inhaltlichen Kern sowie das methodische Konzept dieses Arbeitsbuches nicht schwächen: So wichtig ein Vorwort sowie Basiswissen sind, um sich dieses Themas auch aus der inhaltlichen Distanz heraus annähern zu können, wäre es vielleicht sinnvoll gewesen, bereits zu Beginn Jugendliche zu Wort kommen zu lassen. Sehr stark an der Praxis sind – insbesondere – das erste und das zweite Hauptkapitel. Dass man diesen die Gemeinschaftsarbeit auch im Wording noch anmerkt, ist kein Problem. Allerdings führt das zu einem gewissen stilistischen Bruch beim Übergang zum dritten Kapitel. Gegebenenfalls wäre es ausreichend gewesen, den Stil der Überschriften wenigstens anzugleichen. Denn anders als Kap. 1 und 2 ist Kap. 3 mit einem sehr langen Titel überschrieben; zusätzlich besitzt dieses Kap. – einzig – eine (fett gekennzeichnete) „Einführung“. Diese wiederum hätte auch an einer anderen Stelle des Arbeitsbuches – bspw. zu Beginn oder beim Übergang von einem zum anderen Kapitel – einen alternativen, guten Platz gefunden. Die – sonst gute – Leserinnen- und Leserführung wird dann, nach dem zweiten und bereits letzten Baustein von Kap. 3, leicht unterbrochen, indem von den „Methoden in der kollegialen Beratung“ zum (aus 8 Zeilen bestehenden) Nachwort ein leichter Bruch entsteht. Hier könnte sich manche/r Leser/in ggf. mehr „Peer-to-Peer“-Prinzip wünschen.

Fazit

Jede und jeder, die und der in der Seelsorge mit Jugendlichen arbeitet, sollte dieses Buch kennen, und zwar konfessionsunabhängig bzw. -übergreifend. Indem „Mich interessiert, was du sagst“ den Bereich von Coaching und Beratung professionell aufgreift, ist es zugleich ein wertvolles Werk für das Feld der Sozialen Arbeit – und zwar ebenso grundsätzlich, religions- und kulturoffen.

Rezension von
Prof. Dr. Thomas Hanstein
Theologe und Pädagoge; Diakon und Berufsschul- sowie Hochschullehrer; wissenschaftlicher Leiter am Lehrerseminar; Studiengangsleiter; Business-, Team und Lehrcoach; Buchautor
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Es gibt 6 Rezensionen von Thomas Hanstein.

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ISSN 2190-9245