Dea Niebuhr, Annette Grewe et al. (Hrsg.): Vor Hitze schützen
Rezensiert von Prof. Dr. habil. Gisela Thiele, 16.04.2024

Dea Niebuhr, Annette Grewe, Beate Blättner (Hrsg.): Vor Hitze schützen. Ein Handbuch für Pflege- und Gesundheitseinrichtungen. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2024. 209 Seiten. ISBN 978-3-17-040844-9. 39,00 EUR.
Thema
Die Zunahme, Häufigkeit und die Schwere von Hitzeextremen ist eine der greifbaren Folgen des Klimawandels und hat unmittelbare Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Der Herausgeberband informiert über die physiologischen und pathophysiologischen Abläufe bei Hitze im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Entwicklungs- und Alterungsprozessen.
Autoren
Die Herausgeberinnen des Bandes sind Annette Henny, Professorin für Medizinische Grundlagen an der Hochschule Fulda und Prof. Dr. Beate Blattner, die ebenfalls an der Hochschule in Fulda beschäftigt ist.
Aufbau und Inhalt
Das Buch ist neben einem Vorwort und einer Einleitung in drei Kapitel unterschiedlicher Länge von differenzierten Autorinnen unterteilt. In der Einleitung wird betont, dass auf die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zu achten sei.
Im ersten Kapitel „Grundlagen“ wird thematisiert, dass sich die Erdgeschichte aufgrund von zyklischen Änderungen der Erdbahn um die Sonne und durch Veränderungen der Sonnenaktivität immer wieder verändere. Die Treibhausgase behindern die einfallende Sonneneinstrahlung und nur etwa die Hälfte kommt am Erdboden an. Wärmebedingte Todesfälle werden unter der globalen Erwärmung und durch die Verschlechterung der Luftqualität in den Städten noch steigen. Das Ausmaß der Erderwärmung wird regional unterschiedlich verteilt sein. Meteorologisch ist ein Hitzetag, an dem die Temperatur auf 30 Grad C oder höher steigt. Als Tropennacht wird eine Nacht bezeichnet, in der die Temperatur nicht unter 9 Grad C sinkt. Wüstentage sind Tage, an denen die Temperatur auf 33 Grad C und höher steigt. Eine Hitzewelle ist eine mehrtägige Periode mit ungewöhnlich hoher thermischer Belastung. Entscheidend sei die Frage, wie intensiv und wie lange ein Mensch welcher Hitze ausgesetzt sei. Ursache des gegenwärtigen Klimawandels ist eine menschengemachte erhebliche Erhöhung der Treibhausgase Kohlendioxid, Methan und Lachgas, die vor allem durch die Verbrennung fossiler Energie und die konventionelle Landwirtschaft verursacht werde. Welche physikalischen Mechanismen der Wärmeabgabe jeweils zum Tragen komme, hänge von mehreren Faktoren ab, vom Ausmaß der inneren Wärmeproduktion, von der Isolation durch Kleidung, von der Umgebungstemperatur und der Luft- bzw. Wasserströmung. Mit dem alter lässt sowohl bei Frauen als auch bei Männern die Fähigkeit zu schwitzen nach, insbesondere bedingt durch eine nachlassende schweißproduktionsrate aufgrund einer reduzierten Sekretionsleistung.
Die „Praxis des Hitzeschutzes“ wird im zweiten Kapitel thematisiert. Gewiss ist, dass es immer öfter heiß, immer länger heiß und immer heißer wird. Darauf gilt es vorbereitet zu sein. Für Risikopersonen liegt der obere Grenzwert für Behaglichkeit bei 26 Grad C. Mehrere kleine Mahlzeiten belasten das Vedauungssystem nicht übermäßig und erleichtert für die Wärmeabgabe notwendige Blutumverteilung in die Körperschale. Eine hinreichende Flüssigkeitszufuhr ist in Hitzeperioden eminent. Da hohe Umgebungstemperaturen schläfrig machen und damit auch die Eigeninitiative zum Trinken herabsetzen können. Die WHO Europa unterteilt hitzebedingte Erkrankungen in Hitzeausschlag, Hitzeödeme, Hitzeohnmacht, Hitzekrampf und Hitzeerschöpfung. Die nächtliche Lüftung ist die deutlich effektivste gegenüber der Abend- und Morgenlüftung. Die beste Lüftung ist die nächtliche Fensterlüftung am besten die Querlüftung. Es gäbe kein alternatives Messverfahren, das die Präzision der rektalen Messung erreicht. Es sollte auch bedacht werden, dass die Normaltemperatur individuell je nach Alter, Aktivitätsgrad, Vorerkrankungen und Medikationseinfluss verschieden sein können. In den folgenden Ausführungen geht es um die Notwendigkeit der Kühlung in Gebäuden und um Begrünungen. Aus Sicht der Kommunen dienen begrünte Gebäude der Reduktion von urbanen Hitzeinseln, der Schadstoffsenkung und der Entlastung städtischer Kanalisationssysteme durch Regenwasserspeicherung. Es geht auch darum, Hitzeaktionspläne zu entwickeln, die bei einer drohenden Hitzewelle die rasche Initierung von Präventionsmaßnahmen für den Gesundheitsschutz erlauben.
Dem „Spezielle Settings und Betroffenengruppen“ ist Kapitel drei vorbehalten. Es geht hier um Hitzeaktionspläne für stationäre Einrichtungen und wie ein solcher aufgestellt wird, um Hitzeschutz in ambulanten Settings und um die Betreuung von Schwangeren und jungen Familien.
Diskussion
Diese Publikation setzt sich mit einer Thematik auseinander, die in der wissenschaftlichen Literatur bisher wenig beachtet worden ist- mit der Hitze, die uns in solchen Perioden vor besondere Herausforderungen stellt. Es geht in dieser Publikation auch um die Medikation, um Erkrankungen und Beeinträchtigungen sowie über notwendige Interventionen in den Settings der Gesundheitsversorgung. Des Weiteren greift das Werk auch Fragen der Anpassung von Gebäuden sowie des Arbeitsschutzes auf, um Krankenhäuser sowie Pflege- und Versorgungseinrichtungen in die Lage zu versetzen, umfassende Hitzeaktionspläne für ihre Einrichtung zu entwickeln,
Fazit
Es ist ein Verdienst der Autorinnen auf so ein bisher unterbelichtetes, wichtiges Thema aufmerksam gemacht zu haben. Denn Hitze geht uns alle an. Mit vielen Grafiken, und Tabellen werden die wissenschaftlichen Hintergründe erläutert und theoretisch erklärt.
Rezension von
Prof. Dr. habil. Gisela Thiele
Hochschule Zittau/Görlitz (FH)
Berufungsgebiete Soziologie, Empirische
Sozialforschung und Gerontologie
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