Wolf Ritscher (Hrsg.): Systemische Kinder- und Jugendhilfe
Rezensiert von Prof. i.R. Dr. Peter Bünder, 18.04.2006

Wolf Ritscher (Hrsg.): Systemische Kinder- und Jugendhilfe. Anregungen für die Praxis. Carl-Auer Verlag GmbH (Heidelberg) 2005. 320 Seiten. ISBN 978-3-89670-494-8. D: 29,95 EUR, A: 30,80 EUR, CH: 52,00 sFr.
Das Thema
Mit diesem Buch wird der Anspruch vertreten, in Theorie und Praxis einen Rahmen für eine systemische Kinder- und Jugendhilfe zu beschreiben.
Zum Autor
Dr. Wolf Ritscher ist seit 1988 Professor für Psychologie an der FH Esslingen - Hochschule für Sozialwesen sowie Dozent am Institut für Systemische Therapie und Sozialarbeit (ISTS) in Waiblingen.
Aufbau und Inhalt
Das Buch gliedert sich in dreizehn Kapiteln. Als Einführung liefert Ritscher eine theoretische "Skizze" der Systemischen Kinder- und Jugendhilfe. Daran schließen sich zehn Beiträge von insgesamt 22 Praktiker/-innen an. Zwei wieder eher theoretische Beiträge zur Jugendhilfeplanung bzw. systemischen Personalentwicklung schließen das Buch ab.
In seinem einführenden Beitrag entwirft Ritscher in sechs Unterpunkten eine Skizze zur Kinder- und Jugendhilfe:
- Annäherung an den Begriff,
- systemische Perspektive,
- Eigenständiges System innerhalb der sozialen Arbeit,
- Handlungs- und Organisationskonzepte,
- Kindheit und Jugend sowie
- Anmerkungen zu einem Ausblick der Entwicklung.
Die zehn Praxisbeiträge decken ein großes Spektrum von Ansätzen, Methoden und Arbeitsfeldern ab.
- Tenhaken beschreibt ein netzwerk- und sozialraumorientiertes Verfahren der Einleitung von Hilfen zur Erziehung
- Jager thematisiert Sozialraumorientierung, Partizipation und Case Management im ASD.
- Kron-Klees berichtet über den Erstkontakt mit Klient/-innen im Rahmen der Jugendhilfe.
- Musch-Grau und Ritscher führen ein in eine systemisch-familiendynamische Mehrgenerationenperspektive.
- Ahrens, Baum, Gessner, Heyd, Looft und Richter beschreiben integrierte und flexible Jugendhilfe im Gemeinwesen
- Betsch und Böing zeigen systemische Ansätze in der stationären Jugendhilfe auf.
- Herchenhan und Heppel stellen ihr Konzept Cleartalk zur systemischen Klärungshilfe vor.
- Buggenthien beschreibt Sozialpädagogische Familienhilfe als aufsuchende und sozialraumorientierte Familienarbeit.
- Reiner, Scholz, Joos und Ritscher stellen Aufsuchende Familientherapie als ambulante Hilfe zur Erziehung vor.
- Wnuk-Gette, Wnuk und Fischer zeigen auf, wie und warum eine Familienorientierung die grundlegende Perspektive in einem kommunalen Jugendhilfenetzwerk sein muss.
An diesen Praxisblock schließen sich zwei theoretische Beiträge an:
- Herrmann stellt Jugendhilfeplanung nach § 78 + 80 SGB VIII als eine Methode zur Entwicklung ÈlernenderÇ Organisationen und institutioneller Netzwerke dar.
- Kühling und Schmidt schließen den Band mit der Fragestellung, wie Jugendhilfeeinrichtungen systemisch werden können.
Zielgruppen
Das Buch richtet sich an Praktikerinnen und Praktikern der Sozialen Arbeit sowie an Studierende und Weiterbildungsabsolvent/-innen im Rahmen Sozialer Arbeit.
Fazit
Insgesamt bieten die Beiträge in diesem Sammelband einen guten Überblick über systemische Ansätze und Konzepte innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe. Praktikerinnen und Praktikern können hier wertvolle Anregungen finden. Darüber hinaus sollte es auch in jeder Hochschulbibliothek für Studierende zu finden sein.
Rezension von
Prof. i.R. Dr. Peter Bünder
Vormals Hochschule - University of Applied Sciences - Düsseldorf, Lehrgebiet Erziehungswissenschaft am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften
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