Reinhold Feldmann, Anke Noppenberger: Ein FAS(D) perfektes Gefühl
Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 25.03.2024
Reinhold Feldmann, Anke Noppenberger: Ein FAS(D) perfektes Gefühl. Ein Bilderbuch zum FAS(D) - Fetales Alkoholsyndrom bzw. Fetale Alkoholspektrumstörung. Ernst Reinhardt Verlag (München) 2024. 60 Seiten. ISBN 978-3-497-03248-8. D: 29,90 EUR, A: 30,80 EUR.
Thema
Es gibt pränatale und geburtliche Behinderungen von Kindern, die heilbar sind oder sich „auswachsen“. Kinder mit Fetaler Alkoholspektrumsstörung (FASD) leiden lebenslang an den erworbenen, körperlichen und/oder geistigen Beeinträchtigungen. Für Erziehung und Bildung kommt es darauf an, den geschädigten Kindern möglichst frühzeitig und beständig Zuwendungen, Hilfen und Verständnis zukommen zu lassen. Das gleiche gilt für alle, die am Entwicklungsprozess des Kindes beteiligt sind – familial und gesellschaftlich-institutionell in Kitas und Schule. Es ist Fachliteratur, und es sind kindgerechte Bilderbücher, die für die betroffenen Kinder und die Betreuer Informationen und konkrete Anregungen anbieten.
Entstehungshintergrund und Autorenteam
Der Münchner Ernst Reinhardt-Verlag hat sich darauf spezialisiert, Ratgeber und Praxishandbücher zur FASD-Problematik herauszugeben. Es sind therapeutische, pädagogische und kreative Theoretiker:innen und Praktiker:innen, die in Untersuchungen und im Alltagsgeschehen Erscheinungsformen und Wirkungen von FASD-Kindern (und Erwachsenen) aufzeigen, wie z.B., dass sie sich nicht gut konzentrieren können, dass sie vergesslich sind, dass ihr Distanzverhalten gestört ist, dass sie gefühls- und feinmotorische Störungen aufweisen, dass sie zur Selbstsorge und Körperpflege angeleitet werden müssen…
Der klinische Psychologe und Mediziner Reinhold Feldmann und die Sozialpädagogin Anke Noppenberger legen ein Bilderbuch vor, in dem das Mädchen Lissi auftritt, das von FASD betroffen ist. In bunten Gemälden und kurzen, leicht verständlichen Texten schildert sie ihren Alltag, ihre Gefühle, Erwartungshaltungen und positiven und negativen Erlebnisse. Es sind nicht die Unsicherheiten, Enttäuschungen und Ängste, die im Vordergrund stehen, sondern ihr Selbstbewusstsein, das ausstrahlt: „Ich bin nicht anders als die anderen, ich bin perfekt… mit etwas buntem Konfetti oben drauf!“.
Aufbau und Inhalt
Es sind die empathischen Einstellungen, die ein humanes, gemeinschaftsbewusstes Zusammenleben der Menschen ermöglichen: „Lass mich Ich sein, damit du Du sein kannst!“. Dem Bilderbuch sind zehn Seiten „Erläuterungen für Eltern und Fachkräfte“ zugeordnet. Sie sind hilfreich, um mit hirngeschädigten FASD-Kindern kind- und sachgerecht umgehen zu können. Es sind die auftretenden Irritationen, die bei den Betreuern und Begleitern oft Ärger, Widerstand und unangemessene Reaktionen bewirken. Denn die Forschungen, Untersuchungen und Analysen zeigen, dass FASD-Störungen von den Betroffenen nicht bewusst und absichtlich unternommen werden, sondern sich im Unbewussten ereignen. Deshalb ist es wichtig, bestimmte Ursachen zu erkennen, wie z.B. das Bedürfnis nach Verlässlichkeit und Sicherheit. Menschen mit FASD erleiden Ängste und Verunsicherungen, etwa bei Kontakten und überraschenden Ereignissen: „Viele Kinder mit FASD zeigen starke Impulsdurchbrüche, beschimpfen und beleidigen andere Kinder oder ihre Betreuungspersonen“.
Fazit
Für den pädagogischen, betreuenden und stetig begleitenden Umgang mit FASD ist es wichtig, eine ausgeglichene Balance zwischen freiheitlicher, individueller Entwicklung und Aufsicht zu erreichen. Das Bilderbuch „Ein FAS(D) perfektes Gefühl“ bietet Informationen und Emotionen an, wie auch weitere, vom Ernst Reinhardt Verlag angebotene Literatur zur Thematik.
Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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Zitiervorschlag
Jos Schnurer. Rezension vom 25.03.2024 zu:
Reinhold Feldmann, Anke Noppenberger: Ein FAS(D) perfektes Gefühl. Ein Bilderbuch zum FAS(D) - Fetales Alkoholsyndrom bzw. Fetale Alkoholspektrumstörung. Ernst Reinhardt Verlag
(München) 2024.
ISBN 978-3-497-03248-8.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/31753.php, Datum des Zugriffs 06.11.2024.
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