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Markus Wübbeler, Johannes Michael Bergmann: Pflegeforschung

Rezensiert von Bernd Reuschenbach, 25.09.2024

Cover Markus Wübbeler, Johannes Michael Bergmann: Pflegeforschung ISBN 978-3-8252-6231-0

Markus Wübbeler, Johannes Michael Bergmann: Pflegeforschung. Ernst Reinhardt Verlag (München) 2024. 265 Seiten. ISBN 978-3-8252-6231-0. D: 39,90 EUR, A: 41,10 EUR, CH: 48,70 sFr.
Reihe: Pflege studieren.

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Thema

Das 250 Seiten (+ Literaturverzeichnis) umfassende Buch ist in der UTB Reihe „Pflege studieren“ erschienen und versteht sich als Einführung in die Pflegeforschung. Der Buchrücken deutet darauf hin, dass es zum einen darum geht, wissenschaftliche Methoden „praxis- und alltagsnah“ darzustellen, aber auch Wege aufzuzeigen, wie man in der pflegerischen Praxis mit Forschungsfragen- und ergebnissen umgehen kann.

Autoren

Die Autoren sind ausgewiesene Professoren für Pflegewissenschaft/​Pflegeforschung. Prof. Dr. Markus Wübbeler lehrt Klinische Pflegeforschung an der Hochschule für Gesundheit in Bochum und benennt als Forschungsschwerpunkte Evidenz basierte Praxis und klinische Studien. Prof. Dr. Johannes Michael Bergmann, ist Professor am Fachbereich Gesundheit der Fachhochschule Münster. Seine Schwerpunkte in Lehre und Forschung sind die organisationsbezogene Versorgungsforschung sowie die Konstruktion von Fragebögen und Assessments in der Pflege.

Zielgruppe

Das Vorwort zum Buch, von Prof. Dr. Andreas Büscher verfasst, verweist auf die Zielgruppe des Buches. Es richtet sich an Lernende in einem Pflegestudiengang. Mithilfe des Buches soll es gelingen, die notwendigen Grundlagen zu vermitteln um Pflegeforschung zu verstehen. Anspruch sei es nicht ein umfassendes Lehrbuch zu liefern, sondern anhand von Beispielen und Praxisfällen Pflegeforschung zu verdeutlichen. Das Buch soll damit ein „ein guter Begleiter durch das Pflegestudium sein“.

Aufbau

Das Buch gliedert sich in vier Abschnitte, die inhaltlich aufeinander aufbauen. Das erste Kapitel ist mit „Pflegeforschung überblicken“ betitelt, das zweite mit „Pflegeforschung verstehen“, das dritte mit „Pflegeforschung vertiefen“ und das vierte mit „Pflegeforschung anwenden.“ Passend für ein Buch mit der Zielgruppe Studierende werden am Ende jedes Kapitels Zusammenfassungen formuliert und Übungs- und Reflexionsaufgaben gestellt. Merksätze und Beispiele lockern die einzelnen Kapitel auf. Das Buch enthält 25 schwarz/weiß-Abbildungen und 21 Tabellen. Der Verlag hält weitere Onlinematerialien bereit, die mit einem Passwort downloadbar sind.

Inhalt

Das erste Kapitel (Pflegeforschung überblicken) versucht mit der Klärung grundlegender Begriffe einen Einstieg zu schaffen. So werden beispielsweise die Begriffe Pflegeforschung, Pflegewissenschaft, evidence based practice und Versorgungsforschung definiert und voneinander abgegrenzt.

Kapitel 2 (Pflegeforschung verstehen) klärt über grundlegende methodologische Strömungen (Rationalismus versus Empirismus) und die sich daraus ergebenden qualitativen und quantitativen Zugänge auf. Dies alles wird mit vielen praktischen Beispielen, die auch einen Bezug zur Pflegepraxis ermöglichen, verdeutlicht. In Kapitel 2.2 werden die quantitativen Forschungsdesigns und Studientypen umfangreicher dargestellt, ebenso wie erste einfache deskriptive Auswertungsvarianten von quantitativen Daten. Komplexere Verfahren wie die Faktorenanalyse oder Clusteranalysen werden durch ausgewählte Beispiele verdeutlicht. Die Kapitel zu Operationalisierung, Messen und Skalenniveaus nehmen einen breiten Raum ein. Die methodologischen Grundlagen der qualitativen Pflegeforschung und deren Gütekriterien (Kapitel 2.3) sind mit knapp 16 Seiten knapper dargestellt. Auch hier werden exemplarische Studien vorgestellt und die Limitationen der Methode erläutert.

Kapitel 3 (Pflegeforschung vertiefen) widmet sich dann umfangreicher den verschiedenen statistischen Verfahren. Dabei gibt es einen kompakten Einstieg in die theoretischen Annahmen der Statistik (Wahrscheinlichkeitsverteilung) und die deskriptive Statistik inklusive grafischer Darstellungen. Wichtige statistische Verfahren für Zusammenhangs- und Unterschiedshypothesen werden vorgestellt und dabei epidemiologische Kennzahlen wie Sensitivität, Spezifität und negativer Vorhersagewert nicht ausgespart. Das Kapitel 3.2. geht auf qualitative Erhebungsmethoden (z.B. Interview, Beobachtung, Dokumentanalyse) und deren Auswertungsmöglichkeiten ein. Es werden Grundlagen zur Inhaltsanalyse, Grounded-Theory-Methode und weitere qualitative Erhebung-/​Auswertungsverfahren kurz dargestellt. Auch auf verschiedene sequentielle und parallele Mixed Method-Ansätze wird eingegangen.

Das Kapitel IV. (sic!) thematisiert zunächst Aspekte der Forschungsförderung, um dann unter der Überschrift „Projektmanagement“ Studierenden Hilfestellungen zu geben, wie eine Qualifizierungsarbeit sinnvoll zu strukturieren ist. Für ein Lehrbuch ungewöhnlich finden sich Hinweise zur Durchführung der Literaturrecherche und Hinweise zu den Standards wissenschaftlichen Arbeitens erst am Ende des Textes. Ein Literaturverzeichnis und ein zweiseitiges Sachregister beenden das Buch.

Diskussion

Zur Pflegeforschung ist schon alles geschrieben worden, nur noch nicht von allen. Zu den Themengebieten, Pflegeforschung, Pflegewissenschaft oder Statistik in der Pflege gibt es ein ganzes Arsenal an Büchern. Die Themen ähneln sich. Für die Bewertung eines Lehrbuchs Pflegeforschung sind daher zwei Aspekte entscheidend: (1) Sind die Themen und die Tiefe der Darstellung gut gewählt worden? (2) Wie ist die didaktische Gestaltung einzuschätzen?

Ad 1) Die gewählten Themenfelder und auch der Auflösungsgrad erscheinen mir durchdacht und für das Bachelorniveau passend. Die Zuordnung einzelner Themen in die vier Teilkapitel ist nachvollziehbar. Lediglich die Hinweise auf Recherchemöglichkeiten (Kapitel 4) hätten schon früher im Buch platziert werden können. Das Kapitel 4 legt eher den Schwerpunkt auf das praktische Tun beim Erstellen von Qualifikationsarbeiten. Natürlich ist die Recherche dafür wesentlich, aber Recherchen gehören sicherlich auch zum Verstehen (Kapitel 1) und Vertiefen (Kapitel 2) der Pflegeforschung. Die Themenfelder quantitative und qualitative Forschung werden in einer ausreichenden Tiefe dargestellt. Über die methodischen Aspekte hinaus, werden auch methodologische und ethische Aspekte angesprochen, die für ein kritischen Zugang zur Forschung wichtig sind. Es ist wohl der Sozialisation der Autoren geschuldet, dass die quantitativen Methoden etwas ausgefeilter und umfangreicher dargestellt werden. Stellenweise auch etwas zu elaboriert. Die Darstellung der Nominalskala (S. 86) und die Aufgaben dazu (S. 92) sind ohne weitere Erläuterungen für die Zielgruppe nicht verständlich. Auf der anderen Seite sind die Darstellungen zur Tiefenhermeneutik oder zur Grounded-Theory-Methode (GTM) nur angerissen worden. Wichtige Prinzipien der GTM wie theoretische Sensitivität, theoretisches Sampling und theoretische Sättigung kommen mir etwas zu kurz. Aber das sind auch nur wenige Ausreißer in einem ansonsten inhaltlich gut zusammengestellten Buch.

Ad 2) Es ist einleuchtend, dass auf 250 Seiten, nicht alle Finessen der Statistik und Methodenlehre dargestellt werden können. Das Buch gibt einen ersten Einblick und motiviert dazu, sich spezielle Themen vertiefend, vielleicht im späteren Masterstudium, anzueignen. Das Buch richtet sich an Bachelorstudierende, bei denen es nicht um „doing research“, sondern „understandig research“ geht, so sieht es jedenfalls der Fachqualifikationsrahmen vor. Vor diesem Hintergrund ist das Buch auf einem angemessenen Niveau und besitzt die notwendige Tiefe für die Anforderungen des Studiums.

Was die didaktische Gestaltung angeht ist positiv hervorzuheben, dass die Kapitel in verständlicher Sprache geschrieben sind und eine angemessene Länge haben. Informationskästen, Abbildungen und Merksätze sind hilfreich für das Verständnis. Die Anzahl der Literatur- und Webseiten-Empfehlungen ist gering. Das Sachregister ist mit zwei Seiten kompakt. Der Verlag bewirbt das Buch mit ergänzendem Online-Material, hier handelt es sich zum einen um Beispielslösungen zu den Reflexions- und Übungsaufgaben und zum anderen um ein etwa 5-minütiges Video, das als Einführung in die Pflegeforschung zu verstehen ist. Hier darf man aber nicht zu viel erwarten. In dem kompetenzorientierten Pflegestudium liegen die wissenschaftlichen und methodischen Kompetenzen quer zu den anderen Kompetenzbereichen, d.h. Forschungskompetenzen sollen alle Bereiche des Studiums durchdringen. Dafür liefert das Buch viele praktische Beispiele und damit Anknüpfungspunkte. In weiteren Ausgaben sollte das Lektorat verbessert werden und kleine Rechtschreibfehler beseitigt werden.

Fazit

Das Buch kann als profunde Einführung in die Pflegeforschung für Pflegestudierende auf Bachelor Niveau angesehen werden. Es ist kompakt und gut lesbar. Die Merksätze und Beispielaufgaben ermöglichen auch einen Einsatz fürs Selbststudium. In Abwägung der oben genannten Vor- und Nachteile kann ich das Buch für das Pflegestudium empfehlen. Ich selbst werde es jedenfalls in der Lehre nutzen und den Studierenden empfehlen.

Rezension von
Bernd Reuschenbach
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Es gibt 2 Rezensionen von Bernd Reuschenbach.

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Zitiervorschlag
Bernd Reuschenbach. Rezension vom 25.09.2024 zu: Markus Wübbeler, Johannes Michael Bergmann: Pflegeforschung. Ernst Reinhardt Verlag (München) 2024. ISBN 978-3-8252-6231-0. Reihe: Pflege studieren. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/31759.php, Datum des Zugriffs 13.10.2024.


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