Sonia Lippke, Christiane Smidt: Verbunden statt einsam
Rezensiert von Dr. rer. soc. Gudrun Silberzahn-Jandt, 05.12.2024
Sonia Lippke, Christiane Smidt: Verbunden statt einsam. Wege zu mehr Resonanz mit sich und anderen. Junfermann Verlag GmbH (Paderborn) 2024. 224 Seiten. ISBN 978-3-7495-0474-9. D: 28,00 EUR, A: 28,80 EUR.
Thema
Einsamkeit ist ein hochaktuelles Thema, das seit der Coronapandemie die ihm angemessene öffentliche Aufmerksamkeit erfährt. Wie dieser auf individueller und gesellschaftlicher Ebene zu begegnen ist, und was dagegen getan werden kann, beschäftigt Wissenschaftler*innen wie auch Coaches.
Autoren
Sonia Lippke ist Professorin für Gesundheitspsychologin an der privaten Constructor University Bremen. Christiane Smidt ist Coach und Heilpraktikerin und arbeitet in selbständiger Praxis.
Entstehungshintergrund
Mit diesem Buch reagieren die Autorinnen auf die Erfahrungen der Pandemie und dem Wissen um die zentrale Bedeutung der Verbundenheit für jeden Menschen. Die Idee von Sonia Lippke und Christiane Smidt ist, mit der Vermittlung von theoretischem und praktischem Wissen allen Interessierten Impulse gegen die Einsamkeit zu geben und Menschen zu befähigen sich der Einsamkeit zu stellen.
Aufbau und Inhalt
Das Buch versteht sich als Ratgeberliteratur und spricht daher das Gegenüber in drei Großkapiteln konsequent an. Das erste mit dem Titel „Das Gefühl der Einsamkeit“ beginnt mit einer Analyse der aktuellen Situation und einer Einordnung des Phänomens der Einsamkeit in Deutschland und führt dann, mit Bezug auf neueste Forschungen die Risikofaktoren an. Obgleich die Autorinnen, wie inzwischen gängige, als negatives Gefühl definieren, betonen sie auch die positive Seite, wenn Einsamkeit als Warnsignal wahrgenommen wird und zu Veränderungen im Umgang mit Beziehungen führen kann. Mit Übungen, Selbsttests, Reflexionsfragen wird deutlich, dass hier vor allem Veränderungen bei der Person selber und nicht bei der Gesellschaft intendiert sind.
Im Teil zwei mit dem Titel „Gesichter der Einsamkeit“ werden fünf Geschichten auf der Basis von ähnlich erlebten Situationen aus der Beratungspraxis in anonymisierter Weise erzählt. Dabei steht die erste für die Problematik des Zusammenspiels von Einsamkeit und Krankheit. Die folgende konzentriert sich auf das Thema psychischer Problematiken und Einsamkeit, die dritte von sozialen Umbrüchen und der Frage von Resilienz. Die vierte Geschichte fokussiert sich auf die Bedeutung von Arbeitslosigkeit und der sie begleitenden Stigmatisierung. Die letzte Geschichte zeichnet das Leben einer Frau nach, die infolge von Leistungsdruck und Selbstoptimierung einsam wurde. Am Ende jedes Fallbeispiels werden Ideen formuliert, wie solch eine Situation verändert und übliche Schemata durchbrochen werden können.
Das dritte Kapitel, der sich „Werkzeugkasten“ bezeichnet, besteht aus 31 Übungen, die darauf abzielen, sich und andere positiv wahrzunehmen, Kommunikation und Beziehung wertschätzend zu gestalten und spielerisch in Begegnungen zu gehen. Deutlich wird hier auch darauf verwiesen, darauf zu achten, wann Selbsthilfe nicht mehr ausreicht und professionelle Hilfe von Therapeut:innen und Ärzt:innen gesucht werden sollte.
Im Epilog berichten die Autorinnen von ihrem eigenen beruflichen Alltag und der Gefahr von Einsamkeit sowie ihren eigenen Strategien des Umgangs damit.
Diskussion
An den unterschiedlichsten Stellen werden Anlaufstellen für Unterstützung unterschiedlichster Art, vom Jobcenter über Selbsthilfegruppen angeführt. Mit den Fallbeispielen wird deutlich, dass Einsamkeit alle treffen kann, Risikofaktoren jedoch bestehen und beachtet werden sollen. Zentral ist die Selbstreflexion, die Analyse des eigenen Verhaltens, das Wissen um die eigenen Einsamkeitsfördernde oder verhindernde Faktoren. Hierzu bietet das Buch an verschiedenen Stellen, insbesonders im Werkzeugkoffer viel tools und Tipps. Ergänzend dazu können Fragebögen zur Selbsteinschätzung als pdf runtergeladen und so auch wiederholt benutzt werden.
Fazit
Als Ratgeberbuch kann diese Veröffentlichung sehr hilfreich sein- vor allem dann, wenn die Übungen, Fragen, und Selbsttests zur Veränderung anregen. Übersichtlich gegliedert, sprachlich verständlich formuliert ermöglicht dieses Buch Einsamkeit wahrzunehmen. Ohne externe Hilfe bleibt Einsamkeit jedoch bestehen. Denn die Verantwortung tragen nicht nur die Einsamen allein, sondern auch die Gesellschaft als gesamtes. Daher ist es auch zu bedauern, dass die gesellschaftliche Dimension und Verantwortung bei der Fokussierung auf die jeweilige einsame Person etwas blass bleiben.
Rezension von
Dr. rer. soc. Gudrun Silberzahn-Jandt
Kulturwissenschaftlerin, Referentin beim Caritasverband der Diözese Rottenburg – Stuttgart e.V.
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Es gibt 22 Rezensionen von Gudrun Silberzahn-Jandt.
Zitiervorschlag
Gudrun Silberzahn-Jandt. Rezension vom 05.12.2024 zu:
Sonia Lippke, Christiane Smidt: Verbunden statt einsam. Wege zu mehr Resonanz mit sich und anderen. Junfermann Verlag GmbH
(Paderborn) 2024.
ISBN 978-3-7495-0474-9.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/31779.php, Datum des Zugriffs 20.01.2025.
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