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Rüdiger Hansen, Raingrad Knauer et al.: Elternpartizipation in Kindertageseinrichtungen

Rezensiert von Prof. Dr. Andreas Eylert-Schwarz, Sabrina Kraus, 10.06.2025

Cover Rüdiger Hansen, Raingrad Knauer et al.: Elternpartizipation in Kindertageseinrichtungen ISBN 978-3-86892-194-6

Rüdiger Hansen, Raingrad Knauer, Sabine Redecker: Elternpartizipation in Kindertageseinrichtungen. verlag das netz GmbH (Kiliansroda) 2023. ISBN 978-3-86892-194-6.

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Thema

Das Buch gibt einen umfassenden Einblick über die Partizipation von Müttern und Vätern in Kindertages-stätten und liefert praxisorientierte konzeptionelle und methodische Ansätze zur Elternbeteiligung.

Autor:innen

Rüdiger Hansen ist Diplom-Sozialpädagoge und freiberuflicher Referent mit dem Schwerpunkt Demokratische Partizipation in Kindertageseinrichtungen. Er ist Mitautor der Konzepte „Die Kinderstube der Demokratie“ und „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“.

Prof. Dr. Raingard Knauer ist Professorin i.R. für Erziehung und Bildung an der Fachhochschule Kiel. Arbeitsschwerpunkte: Demokratische Partizipation, Erziehung und Bildung in Kindertageseinrichtungen. Mitautorin der Konzepte „Die Kinderstube der Demokratie“ und „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“.

Sabine Redecker ist Kindheits- und Sozialwissenschaftlerin M.A., Kindheitspädagogin B.A., Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Fachhochschule Kiel, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit, mit dem Schwerpunkt Kindheitspädagogik. Freiberufliche Referentin mit den Arbeitsschwerpunkten Partizipation, Elternkooperation und Bildung in Kindertageseinrichtungen.

Gemeinsam sind sie tätig im Institut für Partizipation und Bildung e.V. in Kiel. Hier bearbeiten Wissenschaftler:innen und Fortbildner:innen Themen Demokratischer Partizipation in den Feldern der Kinder- und Jugendhilfe (siehe www.partizipation-und-bildung.de).

Entstehungshintergrund

Herausgegeben wurde das Buch vom Deutschen Roten Kreuz und ist Teil der Reihe „Curriculum: Was MACHT was?!“. Das Projekt ist Teil des Bundesprogramms „Demokratie leben“ und wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Das vorgestellte Konzept baut auf „Die Kinderstube der Demokratie“ (Hansen/​Knauer/​Sturzenhecker 2011) und „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“ (Hansen/​Knauer 2015) auf. Beide Konzepte sehen Partizipation als ein Recht von Kindern im Kita-Alltag und arbeiten mit gemeinsamen Bausteinen, welche im Buch vorgestellt werden.

Aufbau und Inhalt

Nach der Einleitung, in welcher die Zielgruppen und Konzeptbegriffe definiert werden, folgen sieben Methodenschritten zur Umsetzung von Elternpartizipation in Kindertageseinrichtungen. Jedes Kapitel endet mit dem Abschnitt „zentrale Aspekte dieses Kapitels in Kürze“ in dem die jeweiligen Kernaussagen zusammengefasst werden.

Kapitel 1: Rechtliche Grundlagen für die Beteiligung von Eltern in Kitas

Die Autor*innen stellen zunächst die gesetzlichen Bestimmungen auf Bundesebene dar und thematisieren die Unterstützung von Kindertageseinrichtungen, deren Auftrag im achten Buch des Sozialgesetzbuches, dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII), verankert ist. Die Verfassenden betonen, dass sowohl Kinder als auch deren Eltern ein Recht auf Beteiligungen haben. Die Elternpartizipation wird dabei jedoch differenzierter betrachtet, da Eltern keine direkten Adressaten*innen der pädagogischen Arbeit in den Kindertagesstätten sind. Elternpartizipation wird in den Kindertagesstättengesetzen der Bundesländer unterschiedlich formuliert. Die Verfasser*innen benennen gemeinsame, zentrale Aspekte und beschreiben Formen der Beteiligung.

Kapitel 2: Mögliche Themen von Elternpartizipation

Laut der Autor*innen bestehen unterschiedliche Auffassungen darüber, wie die aktive Mitarbeit der Eltern in Kindertagesstätten gestaltet werden sollte. In diesem Zusammenhang fügen sie eine Reflexionsaufgabe „Unterschiedliche Erwartungen an Elternpartizipation“ hinzu. Folgend werden fünf mögliche Beteiligungsfelder zusammengefasst. Diese beinhalten Themen, die die Entwicklung des einzelnen Kindes betreffen, die das pädagogische Handeln der Fachkräfte betreffen, die die Organisation und Struktur der Kita betreffen, die das Verhältnis von Nähe und Distanz zwischen Fachkräften und Eltern betreffen und Themen des Kinderschutzes.

Kapitel 3: Mögliche Konfliktlinien bezüglich der Machtverteilung zwischen Fachkräften und Eltern

Die Autor*innen beschreiben, dass es in der Zusammenarbeit zwischen Eltern und den Fachkräften zu vielfältigen Konflikten kommen kann, und greifen folgendes Zitat auf: „Die Frage der Verteilung von Macht ist für Partizipation elementar, geht es hier doch gerade darum, wer in Kindertageseinrichtungen die Macht hat (oder haben soll), welche Entscheidungen zu fällen“ (Hansen, Knauer & Sturzenhecker, 2011, S. 26). Die Rollen von Erziehungsbeteiligten und den Fachkräften unterscheiden sich deutlich und werfen Fragen zur Machtverteilung auf. Die Verfassenden zeigen vier mögliche Konfliktlinien auf. Abschließend wird das Kapitel mit einer Reflexionsaufgabe „Konflikte um die Machtverteilung in der Kita“ beendet.

Kapitel 4: Strukturelle Verankerung von Elternpartizipationsrechten und Beteiligungsgremien

In diesem Kapitel wird den Leser*innen der Prozess der strukturellen Verankerung von Elternpartizipation erläutert und anhand zentraler Fragestellungen verdeutlicht. Um diese Fragen praxisnah zu veranschaulichen, nutzen die die Autor*innen Beispiele aus dem Kita-Alltag, stellen Formulierungsbeispiele für einen Elternrechtekatalog vor und bieten eine Reflexionsaufgabe zum Thema „Informations- oder Anhörungsrechte“an.

Kapitel 5: Die Vielfalt von Familien und deren Bedeutung für Elternpartizipation

Nur durch eine gezielte didaktisch-methodische Planung kann sichergestellt werden, dass alle Eltern aktiv an der pädagogischen Arbeit in der Kindertagesstätte beteiligt werden. Die Autor*innen betonen die Wichtigkeit, dass sich Fachkräfte mit den unterschiedlichen Lebenswelten der Familien und deren Vielfalt auseinandersetzen müssen. Hierzu wird auf die Vielfalt von Familienformen, Vielfalt von Lebenslagen, Lebenswelten und Familienalltagen, Vielfalt von Erziehungsvorstellungen und die Vielfalt von Beteiligungserwartungen an die Kita eingegangen und für die Praxis ausgearbeitet.

Kapitel 6: Didaktisch-methodische Gestaltung von Elternpartizipation

In diesem Kapitel werden den Leser*innen sieben Aspekte didaktisch-methodischen Handelns (Handlungsaspekte) vorgestellt, die zur Umsetzung der Elternpartizipation beitragen. Reflexionsaufgaben führen hierbei in das Thema hin und bieten die Möglichkeit sich in die Perspektive von Eltern zu versetzen.

Kapitel 7: Zur Umsetzung eines Konzepts für Elternpartizipation

Die Autor*innen geben eine Möglichkeit zu diesem Konzept an und beschreiben dazu neun methodische Schritte. Zusätzlich wird erläutert, welche Faktoren pädagogische Fachkräfte dabei unterstützen können, Eltern aktiv in die Kita einzubinden. Sie benennen dabei die Rolle und Aufgaben von Fachkräfte-Teams, Leitungen, Trägern, pädagogische Fachberatungen sowie die Stellung von Ausbildungen und/oder Studiengängen.

Das Buch endet mit einem Ausblick auf die Bedeutung demokratischer Partizipation innerhalb der gesamten Kita.

Diskussion

Die Publikation gibt einen umfassenden Einblick in das Thema Elternpartizipation in Kindertagesstätten. Besonders hervorzuheben ist der praxisnahe Aufbau, der den Leser*innen eine deutliche Orientierung gibt und Ansatzpunkte für die direkte Umsetzung in den Einrichtungen schafft. Die Kombination theoretischer Grundlagen mit Reflexionsaufgaben und den zahlreichen Praxisbeispielen trägt dazu bei, dass pädagogische Fachkräfte sich aktiv mit Elternpartizipation auseinandersetzen können. Die Autor*innen zeigen auf, dass die Partizipation von Müttern und Vätern nicht nur eine moralische Forderung ist, sondern auch einer rechtlichen Verpflichtung unterliegt. Deutlich wird, dass die konkrete Umsetzung in der Praxis oft uneinheitlich und von den jeweiligen Rahmenbedingungen der unterschiedlichen Einrichtungen geprägt ist. Die Darstellung der zahlreichen Beteiligungsformen verdeutlicht die Bandbreite einer möglichen Partizipation von Eltern. Zeitgleich werden die dazugehörigen Herausforderungen deutlich sichtbar. Die Rolle der pädagogischen Fachkraft als Vermittler*in zwischen den Interessen einzelner Eltern und der gesamten Elternschaft wird kritisch beleuchtet. Hinsichtlich der praktischen Umsetzung liefert das Buch wertvolle Anregungen für die Praxiseinrichtungen. Die aufgezeigten Handlungsaspekte, die für eine gelingende Elternpartizipation beachtet werden müssen, geben den Fachkräften konkrete Ansätze an die Hand, um Partizipation im Kita-Alltag zu verankern. Hierbei wird die Bedeutung von Transparenz, demokratischen Verfahren und einen respektvollen Umgang miteinander besonders betont. Auch der Umgang mit Emotionen und die deutliche Notwendigkeit, Eltern aktiv in Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse einzubinden, werden praxisnah aufbereitet. Ein weiterer fachlicher Aspekt, der im Buch aufgegriffen, ist die Machtverteilung zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern. Die Reflexion darüber, wer in der Kita Entscheidungen trifft und in welchem Maße Eltern in diese Prozesse einbezogen werden (können bzw. sollten), ist ein bedeutsamer Beitrag zur Umsetzung von Elternpartizipation in den Einrichtungen.

Fazit

Das Buch liefert eine tiefgehende Ausarbeitung mit praxisorientierten Ansätzen zur Elternpartizipation in Kindertagesstätten. Es wird deutlich, dass die aktive Beteiligung von Müttern und Vätern nicht nur eine pädagogische Forderung ist, sondern ganz klar einer rechtlichen Verpflichtung unterliegt. Die ausführliche Darstellung der verschiedenen Beteiligungsformen und die praxisnahen Beispiele und Reflexionsaufgaben geben wertvolle Impulse für pädagogische Fachkräfte, sodass Elternpartizipation in den Kindertageseinrichtungen umgesetzt werden kann.

Literaturhinweise

  • Betz, T., Bischoff-Pabst, S., Eunicke, N. & Menel, B. (2019). Kinder zwischen Chancen und Barrieren. Zusammenarbeit zwischen Kita und Familie: Perspektiven und Herausforderungen. Bertelsmann Stiftung.

Das im Rahmen eines Forschungsprojektes der Bertelsmann Stiftung entstandene Buch stellt Ergebnisse einer Langzeitbeobachtung in vier unterschiedlichen Kitas vor. Ein Jahr lang haben die Forschenden Beobachtungen durchgeführt und Interviews mit Müttern und Vätern sowie Fachkräften geführt. Das Buch gibt so Einblick in die Realität von Elternbeteiligung.

  • Hansen, R. & Knauer, R. (2015). Das Praxisbuch: Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita. Verlag Bertelsmann Stiftung.

Das Praxishandbuch beschreibt die partizipative Kita-Alltaggestaltung. Kinder können diesen aktiv mitgestalten und dadurch Partizipation und gesellschaftliches Engagement erfahren. Den pädagogischen Fachkräften werden Methoden aufgezeigt, die es den Kindern ermöglichen einen persönlichen Beitrag in der Gemeinschaft der Kindertagesstätte zu leisten. Zeitgleich werden Methoden vorgestellt, wie Eltern aktiv eingebunden werden können.

  • Hansen, R., Knauer, R. & Sturzenhecker, B. (2011). Partizipation in Kindertageseinrichtungen. So gelingt Demokratiebildung mit Kindern! Verlag das netz.

Das Buch basiert auf dem Modellprojekt „Die Kinderstube der Demokratie“ und stellt demokratische Grundlagen, Fördermöglichkeiten von Partizipation und die Anforderungen an Erzieher*innen dar. Des Weiteren finden sich das Resümee der Beteiligten, zwei Beispiele für Kita-Verfassungen und zahlreiche Praxisbeispiele darin.

  • Stange W., Krüger, R., Henschel, A. & Schmitt, C. (Hrsg.) (2012). Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. Grundlagen und Strukturen von Elternarbeit. Springer VS.

In über 60 gut lesbaren Artikeln werden verschiedene Aspekte der Erziehungs- und Bildungspartnerschaften dargelegt und dabei neben rechtlichen und strukturellen Grundlagen auch verschiedene Handlungsfelder (Kita, Schule, Jugendarbeit…) beleuchtet sowie Grenzen und Herausforderungen des Konzeptes thematisiert.

Rezension von
Prof. Dr. Andreas Eylert-Schwarz
Diplom-Sozialarbeiter
Professor für Soziale Arbeit
HSD Hochschule Döpfer
Studiendekan BA Soziale Arbeit Regensburg und Köln
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Sabrina Kraus
Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin und Erzieherin, langjährige Erfahrung in der Kita-Leitung, derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „OKOM“ an der HSD Hoch-schule Döpfer
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ISSN 2190-9245