Suche nach Titel, AutorIn, RezensentIn, Verlag, ISBN/EAN, Schlagwort
socialnet Logo

Robert Bering, Claudia Schedlich et al. (Hrsg.): Kompendium Trauma und Akutintervention (Traumafolgestörungen, Bd. 5)

Rezensiert von Wolfgang Schneider, 13.01.2025

Cover Robert Bering, Claudia Schedlich et al. (Hrsg.): Kompendium Trauma und Akutintervention (Traumafolgestörungen, Bd. 5) ISBN 978-3-608-98413-2

Robert Bering, Claudia Schedlich, Gisela Zurek, Robert Bering, Christiane Eichenberg (Hrsg.): Kompendium Trauma und Akutintervention (Traumafolgestörungen, Bd. 5). Psychosoziale Versorgung in der Opfer- und Katastrophenhilfe. Klett-Cotta Verlag (Stuttgart) 2024. 240 Seiten. ISBN 978-3-608-98413-2. D: 32,00 EUR, A: 32,90 EUR.
Reihe: Traumafolgestörungen - 5.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.

Kaufen beim socialnet Buchversand
Kaufen beim Verlag

Thema

Die Frage, wie psychischen Belastungsstörungen nach Extrembelastungen vorgebeugt bzw. wie sie behandelt werden können, hat für Betroffene, Therapeut:innen und verantwortliche Institutionen eine große Bedeutung. Nur ein Teil der Betroffenen entwickelt eine dauerhafte psychische Belastungsstörung. Nur wenn diese Risikogruppen frühzeitig erkannt werden, können gezielte Maßnahmen ergriffen werden. Sie reichen von der unmittelbaren psychosozialen Akuthilfe am Schadensort über die traumazentrierte Beratung und die Akuttherapie bis zu rehabilitativen Leistungen. Dieses Kompendium verfolgt das Ziel, ganz konkrete Handlungsanweisungen zu geben, bei welchen Betroffenen welche Kriseninterventionen sinnvoll sind.

Autor:innen

Robert Bering, Prof. Dr., war Mitgründer und zuletzt Chefarzt des Zentrums für Psychotraumatologie der Alexianer Krefeld GmbH. Heute lehrt er an der Universität zu Köln Rehabilitationswissenschaften und ist Leitender Arzt für ambulante Psychotherapie am Psychiatrischen Zentrum Kopenhagen.

Claudia Schedlich, Diplom-Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin, ist in eigener Praxis in Köln tätig und seit 2019 Leiterin des Therapiezentrums für Folteropfer des Caritasverbandes für die Stadt Köln e.V. Sie studierte Psychologie in Köln und absolvierte ihre psychotherapeutische Ausbildung in Bonn. In ihrer beruflichen und wissenschaftlichen Laufbahn ist sie seit 1989 mit dem Thema Psychotraumatologie befasst: klinische Tätigkeit mit Schwerpunkt Traumatherapie in der Dr. von Ehrenwall’schen Klinik, Ahrweiler, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität zu Köln, Krisenbeauftragte für Schulen an der Schulpsychologischen Beratungsstelle der Landeshauptstadt Düsseldorf, 2007–2019 Referentin im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Referat Psychosoziales Krisenmanagement, seit 2005 wissenschaftliche Mitarbeit und Koordination bei internationalen Forschungsprojekten zur Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) bei komplexen Gefahren- und Schadenslagen (Terrorlagen, Amok, Naturkatastrophen), die von verschiedenen Kommissionen der Europäischen Union gefördert wurden.

Gisela Zurek wurde als Tanztherapeutin in Monheim am Rhein ausgebildet und studierte Psychologie in Köln. Nach einigen Jahren als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie arbeitet sie seit 2009 in der Ambulanz für Gewaltopfer am Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf. Als freie Mitarbeiterin des Deutschen Instituts für Psychotraumatologie e.V. in Much ist sie in der Ausbildungsleitung für die Weiterbildung Fachberater/in für Psychotraumatologie und für das Alexianer Institut für Psychotraumatologie in Krefeld in der Zusatzqualifikation Bezugspflege in der Psychotraumatologie tätig. Ihre Themenschwerpunkte lagen über viele Jahre in der wissenschaftlichen Tätigkeit in Europäischen Drittmittelprojekten zum Thema Psychosoziale Nachsorge nach Großschadenslagen und spezifische Situationstypologien wie Betroffene nach Terroranschlägen und Betroffene mit Behinderung nach komplexen Schadenslagen, auch als wissenschaftliche Beraterin des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. In 2019 absolvierte sie einen humanitären Einsatz in Tadschikistan zum Thema Gewalt gegen Frauen. Gisela Zurek ist als Supervisorin für das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben im Kontext Gewalt gegen Frauen und für den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes tätig.

Entstehungshintergrund

Dieses Buch ist der fünfte Band der Reihe „Traumafolgestörungen – vorbeugen, behandeln und rehabilitieren“, die von Prof. Dr. Robert Bering und Prof. Dr. Christiane Eichenberg herausgegeben wird.

Aufbau und Inhalt

Das Kompendium gliedert sich in drei Teile, zusätzlich steht Ergänzungsmaterial als Download zur Verfügung. Der allgemeine erste Teil mit dem Titel Kontext klärt die Grundbegriffe der Psychotraumatologie, die für das im Buch vorgestellte Modell relevant sind: Hierzu gehören das Verlaufsmodell, die Beschreibung der potenziellen Reaktionen auf Belastungen sowie die Kenntnisse von Risiko- und Schutzfaktoren, klinische Störungsbilder auf diese Belastungen hin zu entwickeln. Den Abschluss dieses Teils bildet ein Interview mit Prof. Dr. Stevan Hobfoll, der Erstautor der fünf Interventionsprinzipien der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) ist. Im zweiten Teil Das Manual wird das Target Group Intervention Program (TGIP) als PSNV-Intervention vorgestellt, die nach risikogruppenunabhängigen und risikogruppenabhängigen Interventionen unterschieden werden. Diese fußen auf dem Kölner Risikoindex, der Risikoprofile identifiziert und Möglichkeiten des differenzierten Umgangs mit der Selbsterholer:innen-, der Wechsler- und der Risikogruppe bietet. Im dritten Teil- Situationstypen – werden unterschiedliche Ereignisse beschrieben, die zu Belastungen führen können. Vorgestellt werden die Situationstypen Opferschutz, Arbeitsschutz (Arbeits-, Wege- und Schulunfälle), Patient:innenschutz im Gesundheitswesen, Katastrophenschutz sowie Schutz für Geflüchtete. Folgende Frage steht dabei besonders im Fokus: Empfehlungen gelten für den Umgang mit Betroffenen nach Gewalttaten, nach Unfällen, in komplexen Schadenslagen sowie für die Krankenbehandlung und für den Umgang mit Geflüchteten? Als Rahmenkonzept zur Beantwortung dieser Fragen dient das TGIP, das flexibel eingesetzt werden kann, um auf die verschiedenen Rahmenbedingungen zu reagieren. Das gilt insbesondere für die aktuellen Herausforderungen aufgrund der wachsenden Zahl von Naturkatastrophen durch den Klimawandel sowie Flucht und Vertreibung aus früheren und gegenwärtigen Kriegsgebieten. Alle Varianten der Gewalt werden durch die Digitalisierung und durch die Verbreitung in sozialen Medien in Echtzeit Teil des Alltages. Die Corona-Zeit hat deutlich gemacht, welche Relevanz die bio-psycho-sozialen Ausläufer von Katastrophenlagen haben. Fallbeispiele verdeutlichen, wie das TGIP dabei helfen kann. Das Kompendium Trauma und Akutintervention umfasst alle psychosozialen Maßnahmen einschließlich der Heilkunde, die zur Zielsetzung haben, durch zeitnahe Interventionen die Entwicklung einer Belastungsstörung und Chronifizierungen abzuwenden.

Im Download steht eine siebenseitige Arbeitshilfe mit weiteren Erklärungen zu verschiedenen Themenkomplexen zur Verfügung.

Diskussion

Mit dem eingeführten Target Group Intervention Program wird in diesem Buch praktisch deutlich gemacht, wie wichtig die psychosoziale Versorgung in der Opfer- und Katastrophenhilfe ist. Es ist deutlich zu merken, dass die Verfasser:innen genau wissen, wovon sie schreiben. Und so ist sicher das Manual im zweiten Teil des Buches dessen Herzstück, wobei auch die Kontextualisierung wichtige Informationen vermittelt. Schade ist, dass die Grafiken im Buch wegen des recht einfachen schwarz-weißen Druckbildes nicht gut zu erkennen sind, obwohl sie eine enorme Aussagekraft haben. Etwas unklar bleibt die Bedeutung des Download-Materials, weil es nicht so umfangreich ist, dass es nicht noch ins Buch hätte passen können.

Fazit

Nahe an der Praxis gibt das Buch einen guten Überblick über die Bedeutung und Anwendung der PSNV in der Opfer- und Katastrophenhilfe.

Rezension von
Wolfgang Schneider
Sozialarbeiter
Mailformular

Es gibt 128 Rezensionen von Wolfgang Schneider.

Zitiervorschlag anzeigen Besprochenes Werk kaufen

Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt. Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns. Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.


socialnet Rezensionen durch Spenden unterstützen
Sie finden diese und andere Rezensionen für Ihre Arbeit hilfreich? Dann helfen Sie uns bitte mit einer Spende, die socialnet Rezensionen weiter auszubauen: Spenden Sie steuerlich absetzbar an unseren Partner Förderverein Fachinformation Sozialwesen e.V. mit dem Stichwort Rezensionen!

Zur Rezensionsübersicht

Sponsoren

Wir danken unseren Sponsoren. Sie ermöglichen dieses umfassende Angebot.

Über die socialnet Rezensionen
Hinweise für Rezensent:innen | Verlage | Autor:innen | Leser:innen sowie zur Verlinkung

Bitte lesen Sie die Hinweise, bevor Sie Kontakt zur Redaktion aufnehmen.
rezensionen@socialnet.de

ISSN 2190-9245