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Hansjörg Ebell, Hellmuth Schuckall: Therapeutische Hypnose

Rezensiert von Peter Schröder, 29.10.2024

Cover Hansjörg Ebell, Hellmuth Schuckall: Therapeutische Hypnose ISBN 978-3-8497-0532-9

Hansjörg Ebell, Hellmuth Schuckall: Therapeutische Hypnose. Fallgeschichten aus der Praxis von Ärzten und Psychotherapeuten. Carl-Auer Verlag GmbH (Heidelberg) 2024. 512 Seiten. ISBN 978-3-8497-0532-9. D: 59,00 EUR, A: 60,70 EUR.
Reihe: Hypnose und Hypnotherapie.

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Thema

Der hypnosystemische Ansatz ist seit dem Anfang der 1980er Jahre im Bereich der Psychotherapie vertreten. Gunther Schmidt hat diese Kombination des hypnotherapeutischen Ansatzes Milton H. Ericksons mit der systemischen Arbeit, wie sie zunächst in der Familientherapie genutzt worden ist, maßgeblich entwickelt. Erickson hat nach eigener Aussage immer hypnotherapeutisch gearbeitet, aber nur in etwa 20 % der Behandlungen mit formal induzierter Hypnose. Dieses Buch beschreibt Interventionen mit Hypnose und zeigt zugleich hilfreiche hypnotherapeutische Kommunikationsformen. Sie kommen aus unterschiedlichen Bereichen der Medizin und der Psychotherapie. Das vorliegende Buch ist eine bei Carl Auer erschienene Neuausgabe des bereits im Jahr 2004 im Richard Pflaum Verlag erschienenen Bandes „Warum therapeutische Hypnose?“.

Die Herausgeber

Hansjörg Ebell ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie für Anästhesie. Er hatte bis 2014 eine Psychotherapiepraxis in München, ist Lehrtherapeut für Hypnose sowie Supervisor für verschiedene medizinische Arbeitsbereiche. Hellmuth Schuckall ist Facharzt für Psychotherapeutische Medizin und Arzt für Naturheilverfahren. Er führt eine Psychotherapiepraxis in München.

Aufbau und Inhalt

Nach einem Geleitwort von Prof. Dr. Walter Bongartz und dem Vorwort der Herausgeber ist das Buch in vier Kapitel gegliedert, die vier Bereichen der Arbeit mit Hypnose entsprechen. Dabei ist das Buch ausdrücklich kein Lehrbuch, sondern, wie Bongartz es formuliert, ein „Spiegel mit 46 Facetten“, der die vielfältigen Möglichkeiten der Hypnose sichtbar macht. Es handelt sich um 46 Fallgeschichten aus den Bereichen Medizinische Hypnose (I.), Zahnmedizinische Hypnose (II.), Hypnose in Psychosomatik und Psychotherapie (III.) und Hypnose mit Kindern und Jugendlichen (IV.) Um das Spektrum der Fallgeschichten zu beschreiben, seien einige Hypnoseanlässe zitiert. Im Kapitel I. finden sich Fallberichte zu Herzrhythmusstörungen, zur Narkoseeinleitung bei einer ängstlichen Patientin, Kopfschmerz, Reizmagen und Reizdarmsyndrom, chronifizierter Hornhautverletzung, Brustkrebs und weitere. Alle Fallgeschichten beginnen mit einer Beschreibung des jeweiligen Anlasses, bieten dann eine ausführliche Beschreibung des Falls, beschreiben und reflektieren dann die Hypnose und schließen mit einer Evaluation. Das Kapitel II., das der zahnmedizinischen Hypnose gewidmet ist, umfasst Fallgeschichten von Zahnextraktionen, chronischen Schmerzen und ähnlichen Problemfeldern. Kapitel III. bildet ein weites Spektrum psychotherapeutischer Arbeit ab: Panik-, Zwangs- und Angststörungen, Missbrauchserfahrungen, Borderline, Depressionen und Phobien. Das Kapitel IV. schließlich beschreibt Fälle, wie den Umgang mit Morbus Crohn, Behandlung einer Tic-Störung, soziale Unsicherheit, Stärkung des Selbstvertrauens sowie Bettnässen.

Das Nachwort von Hansjörg Ebell „Warum therapeutische Hypnose“ zieht ein Fazit der 46 Fallberichte und liefert eine Grundstruktur hypnotherapeutischer Anwendungen. Die Arbeitsschritte werden im Einzelnen dargestellt. Eine ausführliche Erklärung der verwendeten Fachbegriffe, eine umfangreiche Literaturliste und einige Angaben zu den Autorinnen und Autoren beschließen den Band.

Diskussion

Das Buch ist, wie gesagt, kein Lehrbuch, sondern eine Sammlung von Fallberichten. Bongartz beschreibt den Nutzen des Buches so: „Fachleute, Anfänger wie ausgebildete Hypnotherapeuten, werden von den vielfältigen konkreten Anregungen, die die einzelnen Falldarstellungen bieten, profitieren können. Den ‚nicht-hypnotischen‘ Lesern wird es auf eine leicht verständliche Weise vermitteln, was Hypnose sein kann.“ (S. 9). Dem stimme ich, als „hypnotischer Semi-Laie“, zu. Es wird deutlich, dass der konzeptionelle Hintergrund, aus dem heraus die einzelnen Autorinnen und Autoren mit Hypnose arbeiten, sehr unterschiedlich sein kann, und es gleichwohl ein gemeinsames Verständnis hypnotherapeutischer Arbeit gibt. Wer den Duktus hypnotherapeutischer Kommunikation kennenlernen oder die eigene Praxis anreichern möchte, wird das Buch mit großem Gewinn lesen.

Verbände wie die Deutsche Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V. oder die Milton Erickson Gesellschaft dienen vor allem einem Zweck, den man mit einem Wort von Virgina Satir so beschreiben kann: „Wir finden zusammen auf der Basis von Gemeinsamkeiten und wachsen auf der Basis von Unterschieden.“ Die gemeinsame Basis, die sich in dem Buch abbildet, ist die hypnotherapeutische Arbeit in den jeweiligen Professionen und Arbeitsbereichen. Die Wachstumschance liegt in den Unterschieden: Wenn die therapeutische Methode die gleiche bleibt, sie ihre Wirksamkeit in sehr unterschiedlichen Kontexten zeigt, reichern sich die verschiedenen Berichte gegenseitig an, auch wenn (oder gerade weil) alle Autorinnen und Autoren ausgewiesene und erfahrene Fachleute sind.

Manche Einsatzbereiche für Hypnose sind auch für Laien naheliegend oder bekannt, z.B. Raucherentwöhnung, psychische Störungen oder Stärkung von Kindern und Jugendlichen. Die Möglichkeiten, die Hypnose z.B. bei Geburten oder in der Zahnmedizin spielt, sind vermutlich vielen Laien nicht bewusst. Dennoch werden vermutlich Laien nicht unbedingt zu dem Buch greifen, um sich über hypnotherapeutische Arbeit zu informieren. Als Leserinnen und Leser vermute ich neben den FachkollegInnen vor allem Teilnehmende an Fort- und Weiterbildungen in Hypnotherapie, die ein weites Spektrum des Faches kennenlernen möchten. Sie haben mit diesem Buch allemal eine Sammlung von Fallgeschichten kompetenter VertreterInnen ihres Faches, von denen zu lernen sich lohnt.

Fazit

Eine reiche Werkschau der Möglichkeiten hypnotherapeutischer Arbeit – und damit eine wunderbare Gelegenheit, Meisterinnen und Meistern des Faches bei der Arbeit zuzuschauen. Interessentinnen und Interessenten sollten diese Chance nicht verpassen. Es ist ein Gewinn, die Hypnosegeschichten nicht nur zu lesen, sondern die Dialoge in sich nachklingen zu lassen.

Rezension von
Peter Schröder
Pfarrer i.R.
(Lehr-)Supervisor, Coach (DGSv)
Seniorcoach (DGfC) Systemischer Berater (SySt®)
Heilpraktiker für Psychotherapie (VFP)
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Es gibt 136 Rezensionen von Peter Schröder.

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ISSN 2190-9245