Cornelia Hammer: Im Körper zu Hause sein
Rezensiert von Dr. Philipp Thaler, 06.08.2024
Cornelia Hammer: Im Körper zu Hause sein/ Mit Zapchen durch das Jahr.
Carl Auer Verlag GmbH
(Heidelberg) 2023.
212 Seiten.
ISBN 978-3-8497-0533-6.
D: 39,90 EUR,
A: 41,10 EUR.
Reihe: Reden reicht nicht!?
Thema
Die bereitgestellten Übungen gehen zurück auf die von Julie Henderson entwickelte Übungsweise ‚Zapchen‘, eine somatische Meditationspraxis (124). Der Kern bestehe in der Bereitschaft, Wohlergehen und Wohlwünschen auch in den schwierigsten Umständen zu unterstützen (124). Es diene der Selbstfürsorge und könne außerdem viele Krankheitszustände beeinflussen (125).
Autor
Cornelia Hammer ist Diplompsychologin, Psychotherapeutin und Mitbegründerin des Zapchen Tsokpa Institut in Kassel. Im gleichen Verlag ist ein ansprechendes Jahresbuch mit wöchentlichen Zapchen-Übungen erschienen.
Entstehungshintergrund
Das Buch ist Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrung der Autorin als Übungsleiterin der Übungsweise Zapchen (12). Es will anhand von Übungen zur Rückbesinnung einladen und zu ‚Well-Being‘ – im Sinne einer Verbundenheit mit der eigenen ursprünglichen Natur – beitragen (13). Der Aufbau des Buches folgt einem von der Autorin entwickelten Seminar für Anfänger (14). Die meisten Übungen können alleine ausgeführt werden, bei einigen handelt es sich um fortgeschrittene Übungen in der Gruppe und mit Anleitung (14). Es geht um ein Gefühl für den eigenen Körper, um die Wahrnehmung der (erfüllten) Grundbedürfnisse sowie darum, ‚sich der direkten, momentanen Wahrnehmung zu öffnen und sich davon zu verabschieden, Übungen zu machen, um ein vorgedachtes Ziel zu erreichen‘ (15).
Aufbau und Inhalt
Das Werk ist in sieben Kapitel gegliedert. Zunächst werden die ‚Basics‘ des Zapchen behandelt, während Erläuterungen der Übungsweise am Ende des Buches erfolgen (14,15). Die ersten vier Kapitel behandeln – in Anlehnung an die Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Grundversorgung, soziale Verbundenheit und Wertschätzung (13) – die Themen Sicherheit (Kapitel 1), im eigenen Körper zu Hause sein (Kapitel 2), gute Gesellschaft (Kapitel 3) sowie sich dem Leben öffnen (Kapitel 4). Anschließend werden Übungen für das Fortschreiten (Kapitel 5) geliefert, bevor im nächsten Kapitel darauf eingegangen wird, was Zapchen ist (Kapitel 6). Das letzte Kapitel ist der täglichen Praxis des Übens von Zapchen gewidmet (Kapitel 7). Es folgen wichtige Hinweise, Stimmen zu Zapchen, ein Verzeichnis der Übungen sowie Literaturangaben und Angaben zur Autorin.
In ihrer Einführung fasst Hammer ihr Buch als Einladung, ‚sich mit schlichten und sehr einfachen Übungen zurückzubesinnen auf die Fülle, die Freude und das Wohlgefühl, das dem einfachen Sein innewohnt‘ (12). In der heutigen Zeit sei es notwendig, ‚Boden, Anker und Orientierung zu finden‘ (12), wofür ein Gefühl für uns als Körper wichtig sei. Diese Rückbesinnung sei keine Flucht, sondern entfalte Kreativität in der Begegnung mit Herausforderungen (12). Trotz erfüllter Grundbedürfnisse kommt es häufig zu Anspannung und Stress aufgrund von Arbeits- und Lebensstrukturen bzw. bestimmten Gewohnheiten (13). Die Autorin verweist auf Julie Henderson als Begründerin des Zapchen bzw. Zapchen somatics (14). Während in der Übungsfolge des Buches lediglich der Geschmack des Übens deutlich würde, könne sich vieles nur in langer Praxis unter Anleitung von autorisierten Übungsleitern und Zapchen-Lehrern entfalten und zu einer inneren Haltung werden (14, 15). Die Reihenfolge habe sich bewährt, müsse jedoch nicht eingehalten werden. Wichtig sei es, Freude bei den Übungen zu empfinden und danach ein Nickerchen zu machen, ‚um das Gelernte zu integrieren‘ (15).
Zunächst wird auf die Sicherheit eingegangen (Kapitel 1). In einer Welt der ständigen Veränderungen würde unser ‚kleiner Geist‘ versuchen, Sicherheit in Form von Beständigkeit zu suchen, wobei die Vergänglichkeit verleugnet und vergessen würde (17). Vielmehr sollte gemäß Lehren der Meditationspraxis die Realität als bewegt, im Fluss und oft unabsehbar betrachtet werden. Hammer liefert Übungen, ‚die unser KörperSein zurückführen zur Wahrnehmung der Sicherheit‘ (17). Die Schreibweise solle verdeutlichen, dass es sich um eine Neudefinition handle und gemeint sei, ‚dass wir uns mit diesem Mysterium befassen: ein Körper zu sein, der bewusst ist, und Bewusstheit, die Körper ist‘ (19). Hammer geht hier auf die Trennung zwischen Körper und Geist in der westlichen Herangehensweise ein und verweist auf ein ‚anderes Verständnis der Verbindung zwischen Körper und Geist, die dann als ‚Embodiment‘ bezeichnet wird‘ (19). Die erste Gruppe von Übungen unterstützen den Kontakt zum Boden, wodurch die Wahrnehmung von Sicherheit erhöht würde (19). Bei der Übung ‚Füße spüren‘ wird die Aufmerksamkeit auf die Füße gelenkt, der Kontakt zum Boden gespürt und einzelne Berührungsstellen fokussiert. Außerdem erfolgt eine Atemimagination und es wird erspürt, wie die Füße vom Boden gehalten werden (20). Nach einiger Zeit werden Arme und Beine ausgeschüttelt und es folgt ein kleines Nickerchen. Es werden weitere Übungen beschrieben (20-26): Füße rollend heben, den eigenen Stand finden, Trampeln, Choo-Choo-Stampfen, dankbar die Füße massieren, Knöchelgelenke weiten, sitzen und den Boden spüren, sich im Liegen sinken lassen, Da-Sein, Aufstehen und hinlegen, gegenseitig die Füße massieren, Rücken an Rücken sitzen, Nickerchen Rücken an Rücken.
Hammer verweist dabei u.a. auf ‚ein im Qigong beschriebenes Energietor‘ (21). Außerdem führt sie aus, dass mit ‚dem >kleinen Geist< […] der Anteil unserer Bewusstheit gemeint [ist], der gerne Dinge fixiert, kontrolliert, eng macht und kritisiert‘ (22). Abschließend wird dazu aufgefordert, eigene Übungen zu erfinden, welche die Wahrnehmung des Gehaltenseins durch die Erde unterstützen (26). In der nächsten Gruppe von Übungen geht es um den eigenen Raum und die eigenen Grenzen, um die Wahrnehmung der Form des eigenen Körpers und den Energieraum um den Körper (26). Das Ziel bzw. die Einladung besteht in der Entwicklung einer Körperwahrnehmung, die sich auf die momentane Situation bezieht (27). Die weiteren Übungen lauten (27-39): den Körper tätscheln, den Körper abstreichen, die Muskeln greifen, Energie zwischen den Händen spüren, Energiefeld verdichten, die Grenze des Energiefeldes stärken, das Energiefeld mitnehmen, die Grenze des eigenen Raums verdeutlichen, Freundschaft schließen mit dem eigenen Nein, das Herz tätscheln, die Nachwirkung des Nein-Sagens genießen, ein Nickerchen machen.
Laut Hammer gebe es ein ‚Energiefeld‘ bzw. ein mehr oder weniger ausgeprägtes Bewusstsein eines Energiefeldes um uns herum, z.B., ‚wenn wir wahrnehmen, dass sich jemand von hinten annähert, ohne dass wir die Person sehen können‘ (29). Dieses Energiefeld könne unterschiedliche Ausprägungen haben, u.a. sei es manchmal ‚so dünn, dass es sozusagen nicht vorhanden ist‘ (29), was jedoch von eigenen Entscheidungen abhänge. Bei der Wahrnehmung von Energiefeldern gebe es kein richtig oder falsch und manche würden auch gar nichts spüren (30). In der dritten Gruppe von Übungen geht es darum, das Mangelbewusstsein zu vertreiben und Zufriedenheit entstehen zu lassen (39). Hierzu werden folgende Übungen angeboten (40-48): Pferdeschnauben, kleine Kerne spucken, Prusten, Grimassen schneiden, Zwischenrippenräume weiten, Brustkorb weiten, sich nach etwas ausstrecken, Meditation ‚Dankbarkeit‘, Gähnen, komisches Sprechen, sich mit dem Atem anfreunden, Fülle atmen, Energie und liebende Präsenz atmen. Hier geht es u.a. darum, das Gewebe im Mund mit mehr Flüssigkeit zu versorgen, ‚sodass auch in der direkten Körperwahrnehmung mehr >Fülle< entsteht‘ (41). Zur Dankbarkeits-Meditation wird angemerkt, dass es wichtig sei, keine Selbstverbesserung anzustreben, da sonst die Gefahr bestehe, zum eigenen Kritiker zu werden (43, 44). Die anschließende Übung zum Gähnen zielt vor allem darauf, die mit Selbstkritik verbundene Anspannung zu lösen (44). Es folgt ein Verweis auf die Neurochemie, um herauszustellen, ‚wie wir über die Veränderung eines körperlichen Zustandes ein Gefühlsleben beeinflussen können‘ (45). In der vierten Gruppe von Übungen geht es darum, sich mit Vergänglichkeit anzufreunden anhand von folgenden Übungen (48-52): Vergänglichkeit bewusst werden lassen, den Atem in seinem Fluss wahrnehmen, Meditation über die Begrenztheit des Lebens, das Herz sinken lassen, sich in Ruhe lassen.
Im nächsten Kapitel geht es darum, im Körper zu Hause zu sein (Kapitel 2). In der ersten Gruppe von Übungen geht es darum, anhand von folgenden Übungen die Selbstregulation zu stärken (53-67): Sich strecken und räkeln, Seufzen, unendliches Gähnen, Lächeln, die Arme schwingen, die Last der Welt absetzen, Truthahnflattern, jiggeln, grummeln und sich beschweren, ächzen und stöhnen, sich im Stehen wiegen, sich schaukeln im Sitzen, Eierlege-Atem, Schlürfatem.
Hammer spricht hier z.B. im Zusammenhang mit dem Seufzen von einem neurophysiologischen Stressmanagement (55) und verweist auf ‚Neurowissenschaftler, die das Gähnen als die beste und schnellste Entspannungsmethode bezeichnen‘ (55, mit Verweis auf Newberg & Waldman). Im Weiteren führt die Autorin aus, dass durch kleine Übungen ‚unser Körper immer wieder angeregt wird, Flüssigkeiten zu bewegen und Stoffwechselgifte auszuscheiden‘ (59), weshalb es wichtig sei, genug Wasser zu trinken. Die zweite Gruppe betrifft das Summen und enthält folgende Übungen (67-77): den Summton finden, Summreise durch den Körper, Summreise durch die Organe, in die Schichten des Gewebes summen, mit gelenkter Aufmerksamkeit gehen, auf verschiedene Arten durch das ‚KörperSein‘ summen, Summreise zu zweit, Da-Sein mit einem Partner, Präsenz berührt Präsenz.
Hammer geht auf einen ‚deutlichen Effekt des Summens‘ (73) ein und darauf, dass es noch kein schlüssiges Erklärungs-Modell gebe, u.a. würde eine Wirkung auf ‚Partikel, die gelöst in unseren Körperflüssigkeiten schweben‘ (mit Verweis auf Henderson), vermutet. Bei der dritten Gruppe von Übungen geht es um Wohlwünschen anhand von folgenden Übungen (78-80): sich selbst wohlwünschen, wohlwünschendes Summen, erstes Wohlwünschen mit Partner, wohlwünschendes Summen mit Partner. Hierzu wird angeführt, dass unser Gewebe die Intention der Berührung wahrnehme (78). Außerdem folgt ein Hinweis auf eine bestimmte buddhistische Meditationspraxis (79). Die vierte Gruppe von Übungen ist auf heilsames entdecken und zulassen gerichtet (81). Zunächst geht es darum, aus der Stressfalle zu entkommen und es wird auf die Stressreaktion eingegangen (81-83, mit Verweis auf Hanson). Die Übungen würden sich dafür eignen, erste Signale zu senden ‚für das Umschalten auf einen entspannteren Modus‘ (83). Neben regelmäßigen Einüben wird empfohlen, ‚sich für wohltuende Übungen bewusst zu belohnen‘ (84). Als einzelne Übungen werden angeführt (84-89): das Gesicht entspannen, schmatzen, Ozean-Atem, durch den Herzraum atmen, summen in den Hirnstamm, summen in die Stressachse.
Es erfolgt u.a. ein Hinweis auf ‚parasympathische Nervenendigungen, die Sie mit dem Schmatzen und Genießen stimulieren‘ (85). Auch durch den ‚Ozean-Atem‘ würde der Parasympathikus stimuliert (85) und an anderer Stelle erfolgt ein Hinweis auf die Herzratenvariabilität (86). Anschließend wird die Unterstützung der Selbstheilungskräfte behandelt, mit folgenden Übungen: summendes Wohlwünschen für einen Körperbereich sowie Brücken bauen (89-91). Es wird hingewiesen auf Ansätze zur Aktivierung von Selbstheilungskräften über innere Bilder bei Krebserkrankungen (91, mit Verweis auf Erstling). Außerdem wird u.a. angeführt, dass das Immunsystem auch durch psychische Vorgänge beeinflusst würde und damit am Heilungsprozess beteiligt sei (92, mit Verweis auf Schubert). Und schließlich wirke sich Meditation positiv auf die Gesundheit aus (92, mit Verweis auf Sedlmeier). Für die Krankenbegleitung wird u.a. die Atemresonanz angeführt (93-94, mit Verweis auf Levine).
Die restlichen Kapitel sind kurz gehalten. Es wird das Thema gute Gesellschaft behandelt (Kapitel 3). In der ersten Gruppe von Übungen geht es darum, Verbundenheit zu erleben, anhand folgender Übungen (98-101): Herzraum an Herzraum, Mutuality, Backe-Backe-Kuchen, Nickerchen beieinander, sich mit Grimassen unterhalten, synchrones Gehen. Nach Hammer seien wir soziale Wesen und würden uns an die Werte unseres Stammes anpassen, ‚um dazuzugehören und dadurch unser Überleben zu sichern‘ (97). Da die Selbstregulationsmechanismen wie Gähnen und Seufzen gesellschaftlich eher unterdrückt würden, sei es hilfreich, Zapchen in Gruppen zu üben bzw. mit Menschen, ‚die die gleichen Verhaltensweisen pflegen wie wir‘ (97). Zur Übung synchrones Gehen wird angeführt, dass eigene Beziehungsmuster erkannt werden könnten, welche in sehr frühen Erfahrungen angelegt worden seien, sich jedoch lockern könnten (102). In der zweiten Gruppe von Übungen geht es darum, innerlich verbunden zu sein, wozu folgende Übungen angeboten werden (103-105): ein liebendes Gegenüber visualisieren, sich positiver Verbindungsmomente bewusst werden, das Geliebtwerden annehmen.
Daraufhin wird darauf eingegangen, sich dem Leben zu öffnen (Kapitel 4). In diesem Kapitel werden folgende Übungen vorgestellt (106-110): den eigenen Raum erweitern, die Grenze des eigenen Raumes pulsieren lassen, ‚Ah‘ sagen, in die Weite des Himmels ‚Ah‘ sagen, Offenheit bis auf Zellebene wahrnehmen, Wow, Hüpfen.
Das anschließende Kapitel enthält Übungen für das Fortschreiten (Kapitel 5). Die Übungen könnten mit autorisiertem Lehrer oder auch alleine geübt werden, dürften jedoch nicht unterrichtet und weitergegeben werden (111). Sie lauten folgendermaßen (112-118): Alignment, Energiesäule um Wirbelsäule, Zentralkanal streicheln, Herz-Vasenatmung, Stacking, Offenheit, die drei Unmöglichkeiten. Dazu wird u.a. ausgeführt, dass sich die Wirkung und Bedeutung (der Übung Stacking) nicht hinreichend durch Erklärung erfassen lasse, da es um eine nonduale Wahrnehmung gehe, die sich per se der Sprache mit ihrer dualistischen Struktur entziehe (117).
Im vorletzten Kapitel wird darauf eingegangen, was Zapchen sei (Kapitel 6). Es handle sich um das Produkt einer ‚Hochzeit‘ zwischen ‚Somatics‘ bzw. Psychosomatik mit den ‚Traditionen des tibetanischen Vajrayana-Buddhismus‘ (119). Als weitere Wurzeln werden Hypnotherapie, Elemente der humanistischen Psychologie, QiGong, Yoga, Theaterarbeit sowie neurowissenschaftliche Erkenntnisse angeführt. ‚Somatics‘ bezeichnen in den USA bestimmte Körpertherapiemethoden wie Osteopathie (120, mit Verweis auf Ladik). Die tibetischen Wurzeln (Vajrayana und Dzogchen) stellen u.a. die Möglichkeit dar, ‚uns als Körper-Geist-Einheit […] zu einer Entwicklung in feinere Ebenen der Wahrnehmung zu führen‘ (120). Die Übungsweise würde eingefleischte Selbstkritik und daraus resultierende Selbstveränderungswünsche durchbrechen (121). Der eigene innere Bezug zu unserem Körper würde sich verändern (122). Die Basisübungen dienen der Selbstregulation, Bewegung von Flüssigkeiten im Körper, Pulsation und Flexibilität (122). Beeinflusst würden Nervensystem, Herz-Kreislauf-System, Stressachse, Vagus und Diaphragmen (123, mit Verweis auf Weiß). Außerdem gebe es Auswirkungen auf der Ebene der Energien (123). Zapchen sei eine somatische Meditationspraxis (124). Der Kern bestehe in der Bereitschaft, Wohlergehen und Wohlwünschen auch in den schwierigsten Umständen zu unterstützen (124). Es diene der Selbstfürsorge und könne außerdem viele Krankheitszustände beeinflussen wie Schmerzen, Rheuma, Parkinson und Nebenwirkungen von Chemotherapie (125). Dabei würde Zapchen ‚nie mit dem Ziel einer geplanten Verbesserung geübt, das Heilsame erscheint sozusagen >nebenbei< und kann weder vorhergesagt und versprochen noch angesteuert werden‘ (125). Zudem wäre es bei der Sterbebegleitung hilfreich. Es sei keine psychotherapeutische Methode, habe jedoch psychotherapeutische Implikationen (125). Insbesondere würden entstandene Funktionsstrukturen in Körper und Geist als beweglich angesehen (126). Hammer weist sich als tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapeutin aus sowie als Körperpsychotherapeutin und Psychoonkologin, die einige selbstregulative Übungen des Zapchen in der therapeutischen Behandlung einbringt, z.B. bei Menschen mit wenig Zugang zum eigenen Körper (126). Darüber hinaus verweist Hammer auf Erfahrungen bei Menschen mit Traumafolgestörungen (127, mit Verweis auf Weiß sowie auf Ladik) und auch auf eigene Erfahrungen in der psychoonkologischen Arbeit. Im letzten Kapitel wird knapp auf die tägliche Praxis eingegangen (Kapitel 7). Das Buch schließt mit wichtigen Hinweise zur Lehre sowie mit Stimmen zu Zapchen, einem Verzeichnis der Übungen und Literaturangaben.
Diskussion
Der kurze und praxisnahe Aufbau des Buches ladet dazu ein, sich auf die meist relativ einfachen, meditativen Übungen einzulassen. Angaben zum theoretischen Hintergrund erfolgen innerhalb der einzelnen Kapitel sowie in einem eigenen, knapp gehaltenen Kapitel am Ende des Buches. Während immer wieder Hinweise auf wissenschaftliche Erkenntnisse erfolgen, kommt der Bezug zu tibetanisch-buddhistischen Lehren deutlich zum Tragen, auch innerhalb der einzelnen Übungen. Wer sich u.a. an der Vorstellung eines Energiefeldes oder an neudefinierten Begrifflichkeiten nicht stört, wird von den Übungen sehr wohl profitieren können. Jedoch scheint es sowohl in theoretischer als auch in praktischer Hinsicht etwas bedauerlich und mitunter widersprüchlich, wenn z.B. Verbesserungen bei Krankheitszuständen nicht angestrebt werden sollten bzw. könnten (125). Von daher entsteht der Wunsch nach einer weitergehenden systematischen, wissenschaftlichen Auseinandersetzung auf diesem Gebiet. Allerdings handelt es sich hier um ein Buch für die Praxis im Sinne einer Veranstaltung für Einsteiger.
Fazit
Ein Übungsbuch für Einsteiger in die somatische Meditationspraxis, insbesondere für solche, die buddhistischen Lehren nicht abgeneigt sind. Es dient vor allem der Selbstfürsorge, kann aber – bei entsprechender Vertiefung – in unterschiedlichsten Bereichen bis hin zur Sterbebegleitung gewinnbringend eingebracht werden.
Rezension von
Dr. Philipp Thaler
Pädagoge an der Frühförderung Kinderhilfe Treuchtlingen / Verein für Menschen mit Körperbehinderung Nürnberg e.V., in Ausbildung zum psychologischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten am IVS in Fürth.
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Zitiervorschlag
Philipp Thaler. Rezension vom 06.08.2024 zu:
Cornelia Hammer: Im Körper zu Hause sein/ Mit Zapchen durch das Jahr. Carl Auer Verlag GmbH
(Heidelberg) 2023.
ISBN 978-3-8497-0533-6.
Reihe: Reden reicht nicht!?.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/31854.php, Datum des Zugriffs 12.09.2024.
Urheberrecht
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