Andrea Schleu, Bernhard Strauß (Hrsg.): Grenzverletzungen in der Psychotherapie
Rezensiert von Dr. phil. Ulrich Kießling, 31.07.2024

Andrea Schleu, Bernhard Strauß (Hrsg.): Grenzverletzungen in der Psychotherapie. Ein interdisziplinärer Diskurs zum institutionellen Umgang mit Machtmissbrauch.
Psychosozial-Verlag GmbH & Co. KG
(Gießen) 2024.
230 Seiten.
ISBN 978-3-8379-3340-6.
D: 29,90 EUR,
A: 30,80 EUR.
Reihe: Therapie & Beratung.
Thema
Grenzverletzungen in psychotherapeutischen Behandlungen erscheinen oft als Ausnahme, die nur bei moralischen „Defekten“ von Behandler-innen oder als Reinszenierungen bereits früher misshandelter Patient-innen vorkämen. Tatsächlich jedoch sind Grenzverletzungen ein relativ häufiges Ereignis, das mit Ausbildungsdefiziten und strukturellen Phänomenen korrespondiert. Die Autor-innen stellen Ergebnisse neuerer quantitativer, aber auch qualitativer Forschungsprojekte vor.
Autorinnen und Autoren
Andrea Schleu, Dr. med., Fachärztin für Psychotherapeutische und Innere Medizin, Psychoanalytikerin, Traumatherapeutin, Organisationsberaterin und Supervisorin
Bernhard Strauß, Prof. Dr. Phil, Dipl.-Psych., psychologischer Psychotherapeut und Psychoanalytiker seit 1996 ist er Direktor des Instituts für Psychosziale Medizin der Universität Jena
Weitere Autor-innen sind: N. Abbodi, F. Bicaj, C. Caspari, H. Dill, D. Frenzl, R. Gawlytta, D. Hamelmann-Fischer, L. Martin, K. Mertes, A.K. Scheerer, A. Schleicher, S. Taubner G. Tibone und A. Weckop
Entstehungshintergrund
Seit der verdienstvollen Publikation von Monika Becker-Fischer et al. (1995) [1], Forschungsbericht über »Sexuelle Übergriffe in Psychotherapie und Psychiatrie« vor fast 30 Jahren sind zwar in Deutschland einige weiterführende Forschungsarbeiten erschienen, aber kaum weiterführende Erkenntnisse über die psychische Dynamik der Tatbegehung veröffentlicht worden. G.O. Gabbards Arbeiten (1996, 2016) über den Umgang mit sexuellen Übergriffen im Kontext psychoanalytischer Institute in den USA sind im deutschen Sprachraum kaum rezipiert worden, obwohl sie zweifellos auch hier hohe Relevanz beanspruchen können. So ist die nun vorliegende Publikation mehr als überfällig. Sie kann anknüpfen an Michael Lindens und Bernhard Strauß‘ Arbeiten über „Risiken und unerwünschte Wirkungen von Psychotherapie“ (2016).
Aufbau und Inhalt
Vorwort
Strauß, Frenzl, Schleu und Gawlytta: Negative Effekte von Psychotherapie S. 11
In den letzten Jahren werden vermehrt neben den bekannten positiven Wirkungen auch negative Effekte von Psychotherapien thematisiert (Linden und Strauß 2016). Empirische Erhebungen mit dem Inventar zur Erfassung negativer Effekte von Psychotherapie (INEP) deuten darauf hin, dass abhängig von der gewählten Stichprobe und Fragebogenversion zwischen 45,2 % (PatientInnen einer Psychosomatischen Klinik), 58,7 % (PatientInnen einer psychiatrischen Klinik) und 93,8 % (ehemalige amb. PsychotherapiepatientInnen) mindestens einen negativen Effekt berichteten; es werden Phänomene in kunstgerechten Therapien von solchen nach „Kunstfehlern“ unterschieden. Dabei verhielt es sich so, dass einige unerwünschte Folgen (z.B. 72,9 % erlebten ein bewusstes Wiederauftauchen unangenehmer Erinnerungen) unvermeidlich scheinen (was aber z.B. bei einem Medikament oder einer symptomatischen Behandlung ebenfalls nicht sicher vermeidbar wäre). Fäh (2018) unterscheidet diese Effekte in vorhersehbar/​erwartet und unvorhersehbar/​unerwartet, z.B. benigne Abhängigkeit und maligne Abhängigkeit.
Ich bin erstaunt, dass empirische Forschungsmethoden teilweise hohe Werte absolut unerwünschter Ereignisse in einer psychotherapeutischen Beziehung ergaben: 3,11 % sexuelle Grenzüberschreitungen, 23,76 % Verstoß gegen therapeutische Pflichten und 7,66 % ökonomischen/​finanziellen Missbrauch.
Eine Repräsentativbefragung unter 675 ehemaligen Patientinnen erbrachte teilweise gravierende Probleme. So fühlen sich 56 Personen durch Aussagen ihres Therapeuten verletzt (8,3 %). 31 erlebten wiederholt, dass über Sorgen oder Probleme des Therapeuten gesprochen wurde (4,6 %). 28 Personen fühlten sich gedrängt Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht wollten. 6 Personen erlebten, dass Therapeuten mit anderen über sie sprachen, ohne dass sie dazu ihr Einverständnis gegeben hätten.
Schleu: Patientenbeteiligung-Patientenperspektive S. 33
Im zweiten Kapitel beschreibt Andrea Schleu die Entwicklung der PatentInnenbeteilung an Qualitätssicherungsinstrumenten in Deutschland und in den USA, wo es früher als hier zur Entwicklung von Schutzkonzepten kam. State of the Art wären unabhängige Beschwerdestellen, wie sie von Munz et al. für Deutschland gefordert werden und teilweise bereits als Ombudsstellen an den Psychotherapeutenkammern der Länder etabliert sind.
Dill & Caspari: Irgendwann muss doch mal Ruhe sein
Institutionelles Ringen um Aufarbeitung – Eine Fallstudie S. 51
Der Missbrauchskomplex am Heidelberger Institut für analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie um den langjährigen Leiter Dr. med. H. F. wird ebenso beleuchtet wie der Versuch einer Aufklärung (es handelt sich um einen komprimierten Text, der anderer Stelle ausführlich publiziert ist). Neben den Fakten selbst, den Übergriffen an diversen Patientinnen, Ausbildungskandidatinnen und Lehranalysandinnen und dem eigenen Enkelkind über einen Zeitraum von 20 Jahren wird auch aufgezeigt, was die Aufarbeitung so schwierig machte: etwa die Funktionsanhäufung F.s im Heidelberger Institut und in der Fachöffentlichkeit, seine Unterstützung durch mächtige Freunde und die Abwehr der Betroffenen gegen die Veröffentlichung ihrer als beschämend empfundenen Missbrauchserfahrungen.
Schleu: Institutionelle Abwehrprozesse im Kontext von Machtmissbrauch in berufsrechtlichen, rechtlichen und politischen Strukturen S. 67
Vor allem am Beispiel des Heidelberger Falls erläutert die Autorin, wie immens schwierig es ist, Licht in die diffuse Grauzone von Grenzverletzung, Verheimlichung und Vertuschung zu bringen; dabei wirken unterschiedliche Strukturen aus verschiedenen Motiven zusammen und begünstigen sich gegenseitig: „Die ausgelösten intra- und interpersonellen Spaltungsprozesse führen zu Sprachlosigkeit zwischen denen, die den Täter schützen, und denen, die Aufklärung angehen wollen. Das Schweigen spaltet die Institution. Zwischen den fragmentierten Teilen wachsen Geheimnisse und ein Tabu. Und ein Tabu macht stumm und es wird zunehmend schwerer, das Wort dennoch zu erheben“ (S. 85).
Scheerer: Zum Problem fehlender Ethikstrukturen an einem Ausbildungsinstitut – oder Geschichte einer Beschwerde. Ein Erfahrungsbericht S. 103
Die prominente Hamburger Analytikerin Ann Kathrin Scheerer beschreibt sehr anschaulich, wie ihr nicht minder bekannter Lehranalytiker unter dem Anspruch „ein Progressiver“ zu sein, problematische Verhaltensweisen, Verstöße gegen technische Neutralität und Abstinenz als unorthodoxes Verhalten umdeutet und seine Lehranalysandin damit in Schwierigkeiten bringt, ist sie doch auch auf der „Seite“ der Progressiven. Indem ihr Analytiker selbst Berufsgeheimnisse bricht und seine Analysandin damit zur Komplizin macht, bleibt ihr schließlich nur ein Befreiungsschlag, der zu seinem Ausschluss aus dem Institut führt – jedoch offenbar nicht zu einer selbstkritischen Reflexion seines Verhaltens: Der angesprochene Analytiker macht an anderer Stelle weiter. Das Beispiel von Scheerer zeigt, wie wichtig institutionelle Strukturen sind, die zumindest in einem professionellen Feld klare Verhältnisse schaffen.
Mertes: Aufarbeitung von Missbrauch Zwischen den Stühlen: Rückblick auf ein Gespräch im Januar 2023 S. 113
Der Jesuitenpater Klaus Mertes inaugurierte als Leiter der angesehenen katholischen Schulen Canisiuskolleg in Berlin und Internationales Kolleg St. Blasien Auseinandersetzungen über die unaufgearbeitete Missbrauchsvergangenheit vor allem im Knabenschulkontext, wo pädosexuelle Geistliche über Jahre Schüler sexuell und körperlich drangsalierten. Er beschreibt die vor allem emotionalen Schwierigkeiten, welche sich einem „Aufklärungsprozess“ entgegenstellen; dabei spielen nicht nur Loyalitätskonflikte eine Rolle, sondern auch Probleme, die sich aus unterschiedlichen Sichten auf das Geschehen ergeben.
Schleu: Gerüchte – was tun? Über die falsch verstandene Schweigepflicht S. 125
Die Autorin beschreibt die Bedeutung von Gerüchten für den Aufarbeitungsprozess. Großen Einfluss hat etwa, dass 20 % der Missbrauchsopfer anonym bleiben wollen. Das erstaunt nicht – vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich beim Missbrauchsgeschehen um einen Prozess handelt, bei dem die Beteiligten zumindest den Eindruck haben können, es handle sich um eine exklusive Zweierbeziehung. Vertraulichkeit ist also essenziell.
Das macht auch die Schwierigkeit aus, wenn Supervisor-innen oder Selbsterfahrungsleiter-innen in der geschützten Situation Kenntnisse erlangen über gravierende rechtliche Verstöße anderer Professioneller – insbesondere, wenn es sich um Personen handelt, die an der Spitze von Institutionen stehen und denen man kriminelles Verhalten nicht unmittelbar zutraut (Caspari et al. 2021 bringen ein Beispiel von einer Assistenzärztin, die einen solchen Fall ihrem Klinikdirektor vorträgt, der ihr die Weiterverbreitung ausdrücklich untersagt).
Bicaj, Abboodi, Martin, Schleicher, Weckop & Taubner: Abwehrprozesse aus Sicht eines Täters: Eine tiefenhermeneutische Auswertung der Tagebücher eines missbräuchlichen Psychotherapeuten S. 139
Wie konnte ein angesehener Kinderpsychiater und Psychotherapeut über 20 Jahre am Institut eine Atmosphäre etablieren, die zuließ, dass sehr viele Mitwisser seine Taten tolerierten, für libertäres Verhalten hielten und zumindest keinen Skandal entstehen ließen. Um diese Frage zu klären, ist auch die Innensicht des Täters von Interesse. Fünf MitarbeiterInnen und die Direktorin des Instituts für Psychosoziale Prävention der Universität Heidelberg gehen dieser Frage nach, mit dem Mittel der Tieferhermeneutischen Sozialforschung (Alfred Lorenzer 1974). Anders als von manchen Kommentatoren vermutet, sehen wir keinen perversen Sadisten, sondern einen weinerlichen älteren Mann, der sich von jungen Menschen angezogen fühlt, schon sehr früh geltende Conduct-Regeln mittels unreifer Abwehrmechanismen aushebelt und sich somit berechtigt fühlt, sexuelle Handlungen selbst an Kindern zu verüben: Er tut dies mit gutem Gewissen, sich selbst ermächtigend durch eine libertäre Ideologie; man fühlt sich erinnert an das von Lifton beschriebene Doubling im Vorgehen von SS-Ärzten. Wie diese beruft sich auch H.F. [2] auf Unwissen und Versäumnisse seiner Vorgesetzten. Dass nicht die Tagebücher als Ganzes untersucht wurden, sondern nur zwei Tage aus dem Sommer und Herbst 1989, ist der sehr aufwändigen Methodik geschuldet, die dem latenten Sinn und sich daraus ergebenden unbewussten Motiven des Täters gerecht werden müssen und nicht einem historischen Interesse des Publikums. Eine umfassende Arbeit zu späterer Zeit ist zu erhoffen.
Hamelmann-Fischer: Zwischen Selbstkontrolle, Nestbeschmutzung und gleichschwebender Indifferenz Abwehr bei der Implementierung von Ethikstrukturenin Instituten S. 171
Dirk Hamelmann-Fischer beschreibt seine Bemühungen innerhalb seines Ausbildungsinstituts sowie des zugehörigen Fachverbands Strukturen aufzubauen, die Betroffenen helfen sollen, im Fall von Grenzverletzungen und anderen Pflichtverstößen ein unparteiisches und kompetentes Gegenüber anzutreffen, ausgestattet mit einem klaren Mandat und entsprechenden Ressourcen. Dabei treten erwartbare Schwierigkeiten auf (auch wenn der Denunziantenvorwurf heute nur noch selten formuliert wird – der Verdacht steht im Raum).
Tibone: Die Tätigkeit der Vertrauensleute in ihren wesentlichen Aspekten S. 181
Die Juristin, Psychologin und Psychoanalytikerin beschreibt ebenfalls aus eigener Erfahrung die Schwierigkeiten beim Aufbau der Stelle einer Vertrauensanalytikerin an ihrem Ausbildungsinstitut. Sie skizziert verschiedene Aufgabenfelder.
Schleu: Scheitern und Gelingen von Aufarbeitung S. 189
Die Autorin versucht Szenarien gelingender Aufarbeitung zu beschreiben. Sie berührt das kontroverse Thema der Aufarbeitung der NS-Verbrechen in der BRD, in Österreich, der DDR, ja selbst in Italien und Japan. Vermutlich gibt es Parallelen, aber auch wesentliche Unterschiede. Alle haben von Verbrechen gewusst, aber nicht alle waren überhaupt der Meinung, dass es sich um Verbrechen handele; viele Sympathisant-innen der Nationalsozialisten waren der Meinung „wo gehobelt wird, da fallen Späne“. Für Missbrauche in der Psychotherapie dürfte es keine vergleichbare ideologische Abschottung geben.
Mich erstaunt, dass der Versuch einer internen institutionellen Aufarbeitung von Missbrauchsfällen von Schleu für einen Kardinalfehler gehalten wird. Offensichtlich ist sie der Meinung, Aufarbeitung könne nur gelingen könne in einer gesellschaftlichen Atmosphäre von Null Toleranz gegenüber sexistischer Ausbeutung. Hieße das, unter den heutigen Verhältnissen patriarchisch geprägter Hierarchien wäre der Versuch aussichtslos?
Diskussion
Es handelt sich um ein profundes Werk zu allen Problemen um den Themenbereich Machtmissbrauch und speziell sexuelle Übergriffe in der Psychotherapie. Erstmals werden auch Täterperspektiven betrachtet und der Umgang mit realen Fällen von Grenzverletzung und sexualisiertem Machtmissbrauch. Nur angedeutet und zugleich selbstverständlich ist die Notwendigkeit von Unschuldsvermutungen und ergebnisoffenen Untersuchungen von Vorwürfen.
Bei den hier vorgestellten empirischen Untersuchungen (S. 11–33), die sich unter dem Begriff Fehlerkultur bzw. Qualitätsmanagement subsumieren lassen, denkt man vor allem an kognitive Verhaltenstherapie bzw. an andere szientistisch begründete Verfahren (etwa Medikation). Nur bei diesen sind aussagekräftige Ergebnisse zu erwarten, weil sie dem Wissenschaftsverständnis der jeweiligen Methode entspringen. Psychodynamische und humanistische Kulturen werden sich mit diesen Methoden nicht anfreunden können; hier bedeutsame Erfahrungen lassen sich eher mit qualitativen Methoden erfassen (z.B. emotionale Reifung). Steht die Übertragung im Zentrum der Wahrnehmung, können Fragebögen sogar seltsame Artefakte hervorbringen.
Im restlichen Teil des Buchs geht es dann fast ausschließlich um psychoanalytische bzw. psychodynamische Verfahren, mit anderen Worten gelungene oder gescheiterte Beziehungserfahrungen. Wenn Übertragung und auch die Liebesübertragung eine zentrale Rolle spielen, entsteht ein entsprechend großes Potenzial für Grenzverletzungen – und gleichzeitig großes Problembewusstsein (vgl. Essers, Krutzenbichler 2010). Das Durcharbeiten der ödipalen Situation in der Übertragung kann eben auch scheitern; gleichzeitig ist ohne diese schwierige Passage kaum eine Lehranalyse oder Selbsterfahrung erfolgreich abgeschlossen. Die Position Prof. Günter Bittners (1998), solche Fälle von Gegenübertragungsagieren nur als technischen Fehler supervisorisch aufzuarbeiten, aber nicht strafrechtlich verfolgen zu lassen, stellt heute sicher eine Extremposition dar. Ohne ein strafbewehrtes Verbot kann PatientInnen kaum zugemutet werden, sich in analytische Behandlung zu begeben.
Vermisst habe ich eine Auseinandersetzung mit Ideologien, die die Problematik des Missbrauchs relativieren und die etwa in den Jahren nach 1968 eine prominente Rolle spielten. Zumindest in einigen Berliner Instituten sollen damals ausschweifende Parties, wie sie auch für Heidelberg beschrieben sind, nichts Ungewöhnliches gewesen sein; monogame Ausbildungskandidatinnen wären als spießige bürgerliche „Tucken“ angesehen worden (Dr. H. F. soll genau in einem solchen Milieu sozialisiert worden sein). Die zur „Entschuldigung“ in Anspruch genommenen Defizite in der Ausbildung mögen am damaligen AOK-Institut für Psychotherapie tatsächlich bestanden haben. Allerdings wurde auch in DPG-Kreisen das Buch von Heinrich Racker über Übertragung und Gegenübertragung begeistert rezipiert.
Fazit
Das von Andrea Schleu und Bernhard Strauß herausgegebene Buch bestreitet den interdisziplinären Diskurs zum institutionellen Umgang mit Machtmissbrauch auf der Höhe der Zeit. Zur vollen Interdisziplinarität fehlt mir allein eine kulturanthropologische Perspektive.
Literatur
Bittner, G.(1998): Liebe in der Analyse – Ein Fall für der Staatsanwalt? in: Forum der Psychoanalyse, Band 14, Heft 4/Dez. 1998
Peter Caspari, Helga Dill, Cornelia Caspari, Gerhard Hackenschmied (IPP München, 2021): Irgendwann muss doch mal Ruhe sein! Institutionelles Ringen um Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch an einem Institut für analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, mit einem Vorwort von Matthias Hirsch, Wiesbaden: Springer VS
Krutzenbichler, H. Sebastian & Hans Essers (2010): Übertragungsliebe. Psychoanalytische Erkundungen zu einem brisanten, Phänomen. Gießen: Psychosozial-Verlag.
Gabbard, G. O. (1996): Lessons to be learned from the study of sexual boundary violans, in: Amarican Jornale of Psychotherapy 50 jg. Heft 3, S. 311–321
Gabbard, G. O. (2016). Boundaries und Boundary Violations in Psychoanalysis, Arlington: American Psychiatric Association Publishing
Hirsch, M. (1998): Überlegungen zum Wesen der Analyse, zum analytischen Raum und zur Überschreitung seiner Grenzen in: Forum der Psychoanalyse, Band 14, Heft 4/Dez. 1998 Schwerpunktheft: Sexueller Mißbrauch in der Psychotherapie
Kießling, U: Zur Aufarbeitung eines Missbrauchskomplexes: Das Dunkelfeld im Heidelberger Institut für analytische Kinder und Jugendlichen-Psychotherapie, in socialnet.de vom 23.11.2023
Lifton, R.J. (1986): The Nazi Doctors. Medical Killing and the Psychology of Genocide, New York: Basic Books
Linden, M. und B. Strauß (2018): Risiken und Nebenwirkungen in Psychotherapie (2. Auflage), Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
Lorenzer, A. (1974): Die Wahrheit der psychoanalytischen Erkenntnis, Frankfurt: Suhrkamp
Munz, D., Göpel, K. & D. Löffler (2009): Patientenbeschwerdestellen: Förderung der Patientenautonomie durch Aufklärung und Hilfe. PID, 10 (4), S. 359–363
Racker, Heinrich (1978): Übertragung und Gegenübertragung: Studien zur psychoanalytischen Technik. (Original 1959),München/​Basel: Ernst Reinhardt
[1] im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Materialien zur Frauenpolitik, Nr. 51, August 1995
[2] „Bis zum Examen 1971 – man musste 6 Fälle behandelt haben – hatte ich 4 Kinderfälle und nur 2 Erwachsenenfälle behandelt. Von den Problemen bei der Behandlung Erwachsener, zum Beispiel der Übertragungsliebe und deren Gegenstück, der Gegenübertragungsliebe insbesondere bei Männern, die junge Frauen behandeln, wurde uns nichts mitgeteilt. Außerdem übertrug Frau Dührssen ihren ausgeprägten Narzißismus auch auf ihre Schüler. Wenn man bei ihr im Insitut angestellt war, oder sie die meisten Behandlungen kontrolliert hatte, überschätzte sie gerne die Fähigkeiten ihrer Schüler und diesedann natürlich auch sich selbst …“ Memoiren H.M. in Caspari et al. 2021, S. 3
Rezension von
Dr. phil. Ulrich Kießling
Dipl.-Sozialarbeiter/Soziale Therapie, Analytischer Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche, Familientherapeut und Gruppenanalytiker, tätig als niedergelassener Psychotherapeut in Treuenbrietzen (Projekt Jona) und Berlin, Dozent, Supervisor und Selbsterfahrungsleiter bei SIMKI und an der Berliner Akademie für Psychotherapie (BAP) von 2004 bis heute. Psychotherapiegutachter der KVB
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