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Oliver Bertsche, Frank Como-Zipfel: Digitalisierung

Rezensiert von Philipp Pilcher, 20.03.2024

Cover Oliver Bertsche, Frank Como-Zipfel: Digitalisierung ISBN 978-3-17-040464-9

Oliver Bertsche, Frank Como-Zipfel: Digitalisierung. Herausforderungen und Handlungsansätze für die soziale Arbeit. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2023. 211 Seiten. ISBN 978-3-17-040464-9. 32,00 EUR.
Reihe: Soziale Arbeit in der Gesellschaft.

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Thema

In der Publikation „Digitalisierung – Herausforderungen und Handlungsansätze für die Soziale Arbeit“ aus dem Jahr 2023 (1. Auflage) beleuchten Oliver Bertsche und Frank Como-Zipfel, beide Professoren an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, die Auswirkungen der Digitalisierung auf verschiedene Praxisfelder der Sozialen Arbeit. Sie identifizieren Herausforderungen und entwickeln konkrete Handlungsansätze. Zunächst analysieren die Autoren die komplexen Phänomene, die aus Digitalisierungsprozessen resultieren und betrachten deren gesellschaftliche Konsequenzen sowie das Potenzial für Transformationen. Dies erfolgt durch eine definitorische und konzeptionelle Annäherung an die Thematik auf soziologischer Ebene. Im weiteren Verlauf werden diese Phänomene durch konkrete Praxisbeispiele und praxisorientierte Perspektiven aus der Sozialen Arbeit detaillierter betrachtet.

Entstehungshintergrund

Der Hintergrund dieser Publikation ist eng mit den gesundheitspolitischen und gesellschaftlichen Herausforderungen verknüpft, die durch die Corona-Pandemie deutlich geworden sind. In dieser Krisenzeit wurden erhebliche Mängel in der Kommunikation und insbesondere in der technologischen Infrastruktur festgestellt. Die pandemiebedingten Einschränkungen haben in Verwaltung, Bildungswesen und der Privatwirtschaft gravierende Defizite aufgezeigt. Besonders bei digitalen Infrastrukturen und Kommunikationshürden sind diese Defizite zu erkennen (vgl. S. 17 f.).

Aufbau

Die Publikation aus der Reihe „Soziale Arbeit in der Gesellschaft“ des Kohlhammer-Verlags beschäftigt sich mit den zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen im Kontext der Digitalisierung. Ein wichtiges Ziel ist die Entwicklung und Förderung einer professionellen Haltung, die den Anforderungen in der Sozialen Arbeit entspricht. Das Werk bietet auf 195 Seiten in fünf Kapiteln eine umfassende Auseinandersetzung mit der Digitalisierung und ihren Auswirkungen.

Inhalt

Das einleitende Kapitel schafft eine definitorische Basis für den Begriff Digitalisierung und untersucht das Zusammenspiel sowie die Wechselbeziehungen zwischen Individuum, Gesellschaft und Technologie. „Die Digitalisierung hat sich zu einer sozialen Realität entwickelt, deren praktische Ausgestaltung hinsichtlich Formen und Normen wir bestimmen müssen“ (S. 17). In diesem Kontext wird Digitalisierung als ein komplexes Phänomen betrachtet, das in zahlreiche soziale Prozesse integriert und mit diesen verbunden ist. Darauf aufbauend werden vier Unterkapitel angeboten, die verschiedene relevante Bereiche detailliert untersuchen, darunter soziotechnische Entwicklungen, Auswirkungen der Digitalisierung, politische Steuerung sowie Einflüsse auf Arbeitswelt und Forschung.

Im zweiten Kapitel wird der Diskurs zur Digitalisierung aus soziologischer Perspektive beleuchtet. Dabei wird auf renommierte Autoren wie Armin Nassehi, Christoph Kucklick und Andreas Reckwitz Bezug genommen. Die gesellschaftstheoretische Erörterung erfolgt auf anschauliche Weise und wird durch praxisnahe Beispiele veranschaulicht.

Im zweiten Abschnitt (Kapitel 3) werden Themen wie Exklusionsrisiken, berufsethische Überlegungen und Medienkonservatismus behandelt. Die Berufspraxis der Sozialen Arbeit wird durch den gesellschaftlichen Wandel mit neuen Herausforderungen konfrontiert, die innovative Problemlösungen und bedürfnisorientierte Ansätze erfordern. Es wird betont, dass die Soziale Arbeit ein bipolares Spannungsfeld umfasst, das sowohl interne Aspekte wie Dienstleistung, betriebliche Prozesse und Qualitätssicherung als auch externe Einflüsse wie neue soziale Herausforderungen und professionelle Anforderungen beinhaltet (S. 114). Die ethische Dimension der Sozialen Arbeit wird als Auseinandersetzung mit sozialen und individuellen Schwierigkeiten definiert. Es wird eine überzeugende Verbindung zu digital-ethischen Fragestellungen hergestellt. Dabei wird der Einfluss digitaler Medien auf diverse gesellschaftliche Ebenen beleuchtet und Konflikte sowie Widersprüche thematisiert.

Das vierte Kapitel behandelt Digitalisierungsrisiken aus Sicht der Adressat*innen.

Im fünften Kapitel werden die langfristigen Auswirkungen der Digitalisierung auf das Profil von Fachkräften in der Sozialen Arbeit untersucht. Dabei wird insbesondere auf die Interaktion zwischen Fachkräften, Adressat*innen und digitalen Artefakten eingegangen. Innovative Ansätze wie der Einsatz von Chatbots, Gamification, onlinebasierter Beratung und digitale Öffentlichkeitsarbeit werden beleuchtet. Auch die Rolle von Algorithmen und Prognosemodellen wird diskutiert. Abschließend wird ein Ausblick auf berufspolitische Perspektiven gegeben. Das Kapitel betont die Notwendigkeit einer medienkritischen und medienkompetenten Haltung, die auf Orientierungswissen, Wirkungsverständnis und eigener Medienkompetenz basiert (S. 174).

Die Autoren entscheiden sich für einen Zwischenruf anstelle eines traditionellen Schlusswortes. Dadurch betonen sie die andauernde Dynamik und Komplexität digitaler Transformationsprozesse. Sie verweisen auf die allgegenwärtige Präsenz der Digitalisierung in sämtlichen Lebensbereichen und skizzieren zukünftige Entwicklungen, Chancen sowie Risiken der Künstlichen Intelligenz. Dazu gehören verbesserte Partizipationsmöglichkeiten, Förderung des Gemeinwohls sowie Ansätze für Inklusion, Diversität und Datensouveränität.

Diskussion

Die Publikation bietet einen umfassenden Einblick in die aktuelle und zukünftige Bedeutung der Digitalisierung für die Soziale Arbeit. Besonders hervorgehoben wird die kritische Auseinandersetzung mit dem Einsatz und den Anwendungskontexten Künstlicher Intelligenz innerhalb diverser Handlungsfelder der Sozialen Arbeit. Es wird deutlich, dass die Integration digitaler Kompetenzen in die Ausbildung von Fachkräften in der Sozialen Arbeit ein zentrales Thema darstellt. Hochschulen stehen vor der Herausforderung, ihren Studierenden Digitalisierungskompetenzen zu vermitteln, um sie angemessen auf die Anforderungen der Berufswelt vorzubereiten (vgl. S. 174). Die Praxisbeispiele unterstreichen aktuelle Digitalisierungsdebatten und bereichern die Diskussion.

Fazit

Das Werk ist für Fachkräfte der Sozialen Arbeit, Studierende und Interessierte als Grundlagenwerk sehr zu empfehlen. Die strukturierte Aufbereitung macht es besonders geeignet für den Einsatz in Lehrkontexten und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung digitalisierungsbezogener sozialpädagogischer Erkenntnisse und Diskurse.

Rezension von
Philipp Pilcher
M.A, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Koblenz
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Es gibt 1 Rezension von Philipp Pilcher.

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ISSN 2190-9245