Mark Fisher, Matt Colquhoun (Hrsg.): Sehnsucht nach dem Kapitalismus
Rezensiert von Joshua Graf, 10.04.2024

Mark Fisher, Matt Colquhoun (Hrsg.): Sehnsucht nach dem Kapitalismus. Brumaire Verlag GmbH (Berlin) 2024. 296 Seiten. ISBN 978-3-948608-35-4. D: 24,00 EUR, A: 24,00 EUR.
Thema
Mark Fishers verschriftliche Mitschnitte seiner Vorlesungsreihe zu Postkapitalismus und Begehren behandeln einige Punkte rund um die Frage, nach der Bedürfniskonfiguration moderner bürgerlicher Subjekte und deren Verhältnis zu kapitalistischen Subjektivierungsformen. Er stellt lapidar die Frage, ob wir wirklich wollen, was wir zu wollen behaupten.
Autor
Mark Fisher war ein britischer Autor, der sich in gegenkulturellen politischen Bewegungen engagierte. Bekannt war Fisher vor allem für seine These, dass wir uns das Ende der Welt leichter vorstellen könnten als das Ende des Kapitalismus. Er zählte zu den bekanntesten linken/marxistischen Kulturtheoretiker*innen. Seit den 2000er-Jahren führte er zudem den Online-Blog K-Punk. Fisher hatte an britischen Universitäten mehrere Lehraufträge inne. Besondere Relevanz hatte in seinem Werk überdies das Verhältnis von psychischer Gesundheit und kapitalistischer Vergesellschaftung. Tragischerweise beging Fisher 2017 Suizid.
Entstehungshintergrund
Bei dem Buch handelt es sich um die erstmals auf Deutsch erscheinende Verschriftlichung von Fishers Abschlussvorlesung am Goldsmiths College in London. Daher ist das Buch neben erklärenden längeren Passagen Fishers gekennzeichnet von Gesprächen zwischen dem Lehrbeauftragten und diversen Studierenden. Das Buch verfolgt das erklärte Ziel, diese Entstehung möglichst authentisch, ohne stilistische Glättungen widerzugeben. Oft ist es schwer zu unterscheiden, zwischen den Gedanken von Theoretiker*innen, die Fisher rezipiert und seiner Einschätzung derselben. Aufgrund von Fishers Suizid Anfang 2017 konnten nur fünf Seminare vor den Weihnachtsferien gehalten und somit auch verschriftlicht werden. Es finden sich demnach immer wieder Verweise auf spätere Lektionen, die nie stattfinden sollten.
Aufbau und Inhalt
Das Buch ist unterteilt in sechs Überkapitel, zuzüglich zwei Anhängen. Anfangs liefert Matt Colqhuon in seiner Einführung „Nie wieder triste Montagmorgen“ einen grundsätzlichen Abriss über den Kontext, in dem Fishers Schaffen stand und dessen intellektuelles Wirken. Zu Beginn wird unter Verweis auf die „männliche Mittelschichtsfigur“ des Hippies (S. 7), die vernebelnde Wirkung von Drogen debattiert, die dadurch einen systemerhaltenden Moment enthält, wenngleich es gelte, durch eine „psychedelische Vernunft“ „durch seinen Kopf auszubrechen“ (S. 8). Ein wichtiges Konzept, welches sich durch das Buch zieht, ist die Idee des „Akkzelerationsimus“ (S. 32). Die bestehenden Verhältnisse seinen immanent dermaßen widersprüchlich, dass ein weiteres Aufrechterhalten dieser konstant gefährdet ist. Daher sei es notwendig, diesen antagonistischen Prozess (den Kapitalismus) sogar noch zu beschleunigen und folglich seine Widersprüche auch (S. 33).
In seiner ersten Vorlesung „Was ist Postkapitalismus?“ stellt Fisher die grundsätzliche Ausgangsfrage „Gibt es das Begehren für etwas jenseits des Kapitalismus?“ (S. 58) und „Ist Post-Kapitalismus überhaupt vorstellbar?“ (S. 59). Die Analyse ist, es sei die „politische Hintergrundannahme“, „dass es zum Kapitalismus keine Alternative gibt“ (S. 62). Er debattiert die Implikationen von Begriffen wie Kommunismus gegenüber „Postkapitalismus“ (S. 71). Eine weitreichende Kritik formuliert Fisher am „linken Moralismus“ (S. 78), dieser identifiziere Macht per se mit Unterdrückung, die als unmoralisch abgelehnt wird. Daraus erwachse ein Pathos des Widerstands, des Verletzt-Werdens, aber dabei immerhin moralisch zu sein, nicht wie die machtkompromittierten Herrschenden (S. 79). Diskutiert wird die Möglichkeit eines „Queering“ der Wirtschaft, also eines Unterlaufen der herrschenden kapitalistischen Wirtschaftsweisen innerhalb des Systems (S. 80).
In der zweiten Woche lautet das Seminar „Eine gesellschaftliche und psychische Revolution schier unfassbaren Ausmaßes: die Boheme der Gegenkultur als Präfiguration“. Er diskutiert die Notwendigkeit des Unbehagens als psychologisches Moment, in Kulturgesellschaften, das vornehmlich aus der Knappheit komme, da diese die Arbeit erforderlich mache und damit die teilweise Entsagung vom Begehren (S. 122). Psychoanalytisch inspiriert blickt Fisher auf die Ideologie der bürgerlichen Familie (S. 125). Diese bleibe, trotz demografischer Änderungen, als Norm herrschend (S. 139). Ausgehend von der Kritik der ordinären familiären Strukturen befasst er sich mit der Geschichte von alternativen Kommunen, sowie deren Scheitern daran, dass sie zumeist nur für junge Menschen und nur als temporäre Lebenssituation realistisch waren (S. 143). Darüber hinaus diagnostiziert er vor allem die Ungeduld der Kommunenbewohner*innen als Grund für deren Scheitern (S. 142). Davon ausgehend stellt Fisher die care-feministische Idee einer „Fürsorge ohne Gemeinschaft“ vor (S. 145). Fisher reflektiert dabei die Materialität der Ideologie der bestehenden Familienstruktur und damit deren Langlebigkeit (S. 142).
„Vom Klassenbewusstsein zum Gruppenbewusstsein“, lautet der Titel des dritten Seminars. In diesem arbeitet sich der Kurs an Lukacs' standpunkttheoretischen Ausführungen zur (Un-)Möglichkeit von revolutionärem Klassenbewusstsein für die zwei Großklassen der Gesellschaft ab. Dabei wird auch die Frage debattiert, ob es Klassen in der bürgerlichen Gesellschaft per se gebe, oder ob die Individuen zunächst durch Bewusstseinsbildung zur Klasse erhoben werden müssten (S. 166). Fisher führt aus, dass ab den Siebzigern ein Prozess des Verschwindens von Klassenbewusstsein vonstattengingen, wenngleich Klasse als objektiv existierende Herrschaftskategorie fortbestand (S. 177). Zu diesem Zwecke wird die Frage der „Verdinglichung“ sozialer Verhältnisse gestellt (S. 161). Durch seine verdinglichte Klassenposition sei der*die Arbeiter*in in der Lage zur Erkenntnis der sozialen Verhältnisse, welche auf der Oberfläche als dingliche, fetischisierte Eigenschaften erscheinen (S. 188). Das Bürgertum hingegen könne dies qua Klassenposition und -erkenntnis daher nicht, da selbiges für sie einem „geistigen Selbstmord“ gleichkäme (S. 190).
In Woche vier befasst sich das Seminar unter dem Titel „Union Power und Soul Power“ mit der Geschichte der Gewerkschaftsbewegung, sowie mit der zunehmenden Konsolidierung und damit Einhegung von Arbeits- und Klassenkämpfen (S. 210). Dabei knüpft Fisher eine Verbindung zwischen einem neuen Mittelschichtsverständnis der Arbeiter*innenklasse und dem Wahlerfolg von Trump, der auf solche Standessubjektivitäten aufbauen konnte. Unter der popkulturellen Referenz auf Lady Gagas „I've always been famous, it's just no one knew it yet“, karikiert Fisher die Identifikation der Arbeiter*innenklasse mit der herrschenden Klasse so „dass man die Leute dazu bringt, zu glauben, sie seien bereits reich, sie hätten nur noch kein Geld“ (S. 213)
Im fünften und letzten Seminar mit dem Titel „libidinaler Marxismus“ debattieren die studierenden anhand von Lyotards Marx-Rezeption, die Stellung von Begehren der Arbeiter*innenklasse im Kapitalismus. Lyotard besagt dabei, diese hätten eine gewisse Lust empfunden, wenn sie das „Sperma des Kapitals, die Materialien des Kapitals verschlingt“ (S. 268). Überdies wird argumentiert, dass die kapitalistische Gesellschaft dermaßen immanent sei, dass es ein Außerhalb von ihr als Bezugspunkt für radikale Kritik nicht gebe (S. 256) und folglich die Konzeption von Entfremdung (S. 272) haltlos werde. Da nicht klar sein kann, von welchem äußeren Ursprungszustand die bürgerliche Existenz entfremdend sein solle.
Diskussion
Dem Verlag ist es gelungen, das eigene Anliegen einer möglichst authentischen Widergabe des Vorlesungsgeschehens zu erreichen. Auf einer didaktischen Ebene ist es höchst lohnend, einen Blick auf Fishers Umgang mit Studierenden zu werfen. Dieser ist geprägt von Witz, Zuneigung und Selbstironie sowie der konstanten Offenheit, die eigene Interpretation zu hinterfragen. Lehrende können durch einen solchen Fokus der Lektüre viel lernen.
Gleichzeitig ist es gerade dieser gelungene authentische Charakter, der die Lektüre anstrengend macht. Das Folgen ist anhand von diversen Brüchen und rabiaten Themenwechseln schwer. Auch ist es oft schwer den Debatten über Texte im Seminar folgen zu können, die man selber nicht gelesen hat. Diese noch zu lesen, würde hingegen zusätzlich einiges an Zeit erfordern.
Fisher liefert einige wichtige Denkanstöße. Gedanken, die vor allem in ihrer Unkonventionalität herausfordernd und weiterführend sind.
Besonders wertvoll ist Fishers Diskussion über die Rolle der Klasse im aktuellen politischen Diskurs. Richtig erkennt er die Zentralität von Klassen (oder Schichten) beim Wahlverhalten von Rechtspopulisten wie Trump. Er identifiziert den Aufstieg der Rechten und des Neoliberalismus mit einer kleinbürgerlichen Selbstverortung großer Teile der weißen (männlichen) Arbeiterklasse (S. 219). Treffend nutzt er dazu den Begriff der „identitären Arbeiterklasse“. Klasse wurde nicht mehr definiert als antagonistischen Verhältnis von Ausbeutung und Herrschaft, sondern eher milieutechnisch als Agglomerat diverser sozialer Charakteristika. Eine positive Bezugnahme auf die eigene Klassenposition erstarkte, allerdings fungierte Klasse hier eher als ein Identitätsmerkmal. Dem stellt er ein marxistisches Klassenverständnis gegenüber, das Klasse nicht primär kulturell, sondern anhand objektiver polit-ökonomischer Frontstellungen behandelt. Es geht nicht darum, sich als Arbeiter*innenklasse zu identifizieren und sein Recht auf herrschaftliche Anerkennung durch die politisch Machthabenden zu reklamieren, sondern um das Bewusstsein, die Klasse zu sein, die die klassenlose Gesellschaft herbeibringen kann. Ohne es explizit auszusprechen, formuliert Fisher hier eine harsche und brillante Kritik, an den herrschenden Klassimus- und Intersektionalismus-Debatten. Diese insistieren gerade auf Gerechtigkeit für alle Schichten, sprich für ein herrschaftliches Anerkanntwollensein, dass sich in der Eingemeindung in die bürgerliche Konkurrenzgesellschaft erschöpft. Arbeiter-Sein wird nicht gedacht, als schreckliche Zumutung ans eigene Leben, sondern als honoriger Stand der nationalen Gesellschaft, der als solcher einen Anspruch auf „gerechte“ Anerkennung und Repräsentation habe. Ketzerisch gesprochen könnte man Fishers Argumentation weiterspinnen und sagen, Trump ist das rechte Pandion zum linken Diskurs um Klassismus und schichtbezogene Diskriminierung.
Gleichzeitig erscheinen einige Problematiken bei der Lektüre, die hier kurz angerissen werden sollen.
Zunächst verwundert die ziemlich uneingeschränkte Affirmation standpunkttheoretischer Gedanken bei Lukacs. Es ist sicherlich richtig anzuerkennen, dass das Proletariat, qua seiner objektiven Klassenstellung ein Interesse an der Überwindung des Kapitalismus entwickeln könnte (S. 217), die Bourgeoisie jedoch, zumindest als „Charaktermaske“ von solchen Einsichten nichts hätte. Allerdings ist auch eine gegenläufige Tendenz zu erkennen. Gerade weil die Arbeiter*innenklasse, nun mal, abhängig davon ist eine Anstellung zur Lohnarbeit zu finden. Richtet sie ihren Verstand konstruktiv aufs Gelingen dieses für sie unverzichtbaren Unterfangens hin aus. Dadurch affirmiert sie die Lohnarbeit häufig als ihr Mittel zum Lebensunterhalt, weil sie es als solches zu behandeln hat. Das heißt: umgekehrt verpflichtet die praktische Verwiesenheit der Proletarier*innen, sie auch zur ideellen Parteinahme für das System. Sie hängen ja schließlich zumindest ex negativo, trotz aller Plackerei und Unannehmlichkeiten davon ab. Dies wäre eine Erklärung dafür, weshalb sich aus einer schäbigen Lage, häufig eben kein revolutionäres Klassenbewusstsein, sondern konform-konstruktives Denken ergibt.
Im Seminar zu Lyotard debattiert die Gruppe, ob das durch den Kapitalismus verursachte Leiden nicht auch genossen werde (S. 270). Dies läuft auf eine rabiate Verdrehung des bürgerlichen Bewusstseins hinaus. Die Leute wollen den Kapitalismus nicht, weil sie heimlich Gefallen am Leiden finden würden. Stattdessen hält die Majorität der Gesellschaft ihn als „eigentlich“ taugliches Mittel zu ihrer Interessensverfolgung. In der Realität stehen diesem zugeschriebenen erfundenen Zweck, dann immer nur eine vermeintlich schlechte Ausführung durch bornierte Politik, faule Mitmenschen usw. im Weg. Weder Fisher noch Lyotard fällt es ein sich, für die Gründe zu interessieren, die die Menschen vorbringen, weshalb allen Unannehmlichkeiten zum Trotz, die bestehende Welt, die beste aller möglichen sei. Es würde aber darum gehen, sich für die Welterklärungen derer zu interessieren. Es wird debattiert, ob es nicht auch paternalistisch sei das „Begehren der Kapitalisierten“ (S. 269) nicht ernst zu nehmen. Allerdings wären zunächst mal die Gedanken der „Kapitalisierten“ ernst zu nehmen, zu prüfen und gegebenenfalls argumentativ zu widerlegen.
Überdies ist die von Lyotard eingeführte und von Fisher ambivalent rezipierte Idee, allen voran Marx hätte ein heimliches Gefallen am Kapitalismus, damit er diesen kritisieren könne, fehlgeleitet. Fraglos verbrachte Marx viel Zeit mit seiner Arbeit zum „Kapital“ und verlor sich oft in Kleinstarbeiten. Es ist aber absurd anzunehmen, Marx hätte ein heimliches Gefallen am Kapitalismus gehabt, damit er immerhin recht haben konnte. Es läuft auf eine fatale Verharmlosung der Systematik herrschenden Polykrisen und der kontinuierlichen Zumutungen an eine proletarische Existenz hinaus, zu argumentieren, Marx hätte dies nicht abschaffen wollen, sonst hätte er nichts mehr, über das er Recht haben konnte. Wer, wie Marx, die zahlreichen Härten der bestehenden Verhältnisse, als systemische Notwendigkeit auffasst, wird sich um die rasche Beseitigung des von ihm identifizierten Grundübels bemühen. Dass dies (bisher) nicht der Fall war, lag nicht am Zögern der Kommunist*innen, die sich dann ein neues Hobby suchen müssten, sondern an ihrer praktischen Ohnmacht. Ebenso muss es als weitgehend ahistorisch zurückgewiesen werden, wenn Lyotard suggeriert, die ersten Lohnarbeiter*innen, hätten wohl Lust empfunden, als sie von der bäuerlich-traditionellen Idylle in die Fabriken kamen (S. 243). Die ganze Gewalttätigkeit der so genannten ursprünglichen Akkumulation, als Beginn der bürgerlichen Gesellschaft, beweist das glatte Gegenteil. Eine deutliche Abgrenzung gegenüber derart kontrafaktischen Erzählungen, lässt Fisher hier vermissen.
Der Psychoanalyse nahstehend sind die Debatten im Seminar sehr von einem ziemlich abstrakten Charakter geprägt. Reflektiert wird eher über die Bedingung der (Un-)Möglichkeit von Anti-Kapitalismus (Kap. 5) und ob man das wirklich wolle. Es gelingt kaum, die selbst erschaffene omnipräsente Immanenz kapitalistischer Strukturen anzugreifen und zu kritisieren. Auch daher bleibt der Text schwer greifbar und in philosophischen Debatten verhaftet. Stattdessen wäre es ratsam, sich konkrete herrschende (Fehl-)Urteile der Menschen über die bestehenden bürgerlichen Verhältnisse anzunehmen und sich treffende Argumente zur Widerlegung, derselben anzueignen. Der Kapitalismus bleibt im Seminar nebulös, omnipräsent und dennoch gelingt es nicht, sich anhand konkreter realer kapitalistischer Verhältnisse in Ideologiekritik zu üben. So findet die psychologisierende Verklärung des bürgerlichen Bewusstseinsstands statt. Dieser sei nicht mehr argumentativ anzugreifen, um Menschen, die für sie notwendige Schädlichkeit kapitalistischer Strukturen nachzuweisen. Dagegen werden Überlegungen, darüber angestellt, ob das Proletariat seine „Libido der Unterwerfung“ nicht heimlich genieße (S. 271). Wer, wie Fisher es scheinbar möchte (S. 8), die Welt nicht nur verschieden interpretieren, sondern verändern will, der muss schon Menschen argumentativ dafür gewinnen, dass dies nun anstehe, wenn man nicht sein Leben lang als Machtmittel von Staat und Kapital vorkommen möchte.
Fishers Buch liefert ein paar spannende Denkanstöße. Insbesondere, die Passagen über Familienstrukturen und die herrschende Vereinnahmung der ehemals immanent subversiven Klassen-Kategorie sind hierbei empfehlenswert. Auch für Lehrende ist das Buch zu empfehlen, um von Fishers Seminarführung zu lernen. Allerdings muss Lesenden bewusst sein, dass sie sich einer schweren, oft sprunghaften und abgebrochenen Lektüre annehmen müssen, um diese Vorteile zu genießen. Der prinzipielle Seminarinhalt tendiert dazu, sich in hochtragenden, praxisfernen Philosophiedebatten zu verlieren. Eine Befassung mit den herrschenden Verhältnissen, ihren Zwecken und dann eine Widerlegung der bestehenden ideologischen Fehlurteile, leistet das Werk leider nicht. Insofern bleibt Ideologiekritik auch über Fisher hinaus die primäre Praxis, um dem kapitalistischen Realismus etwas entgegenzusetzen.
Fazit
Die Lektüre des Werks ist in jedem Fall zu empfehlen. Fisher liefert einige lohnenswerte und unkonventionelle Denkanstöße, die den*die Leser*in zum Weitergrübeln an großen Fragen einladen. Daher verlangt eine lohnende Lektüre eine kontinuierliche kritische Würdigung des Inhalts in besonderem Maße, um die anregenden Passagen zu durchdringen und die weniger einleuchtenden Ausführungen, guten Gewissens verwerfen zu können.
Rezension von
Joshua Graf
M.A. Soziale Arbeit
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