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Heike Baum, Prof. Dr. Jörg Maywald: Sicher aufwachsen

Rezensiert von Alexandra Großer, 18.06.2025

Cover Heike Baum, Prof. Dr. Jörg Maywald: Sicher aufwachsen

Heike Baum, Prof. Dr. Jörg Maywald: Sicher aufwachsen. Das Konzept zum Schutz vor Gewalt für starke & selbstbewusste Kinder. Expertise und fachliche Begleitung. AV1 Pädagogik-Filme (Kaufungen) 2023. 34,00 EUR.
DVD Nummer 46505251, 67 Min. + 13 Min. Bonusmaterial.

Thema

In diesem Film wird der Weg zum individuellen Schutzkonzept beschrieben. Fachlich begleitet wird der Film von Heike Baum und Prof. Dr. Jörg Maywald. Heike Baum zeigt die verschiedenen Bausteine des Konzepts zum Schutz vor Gewalt auf. Die Entwicklung des Konzepts zum Schutz vor Gewalt ist gleichzeitig ein Qualitätsentwicklungsprozess, da die Perspektive auf das Kind, die pädagogische Haltung als auch Pädagogik in der Kita hinterfragt und reflektiert wird. Beschrieben wird zudem, wie eine konstruktive Feedbackkultur zum Schutz der Kinder in Kitas beiträgt und diese im Team etabliert werden kann.

Autor:innen und Expert:innen

Heike Baum ist Supervisorin (DGSv), Fortbildnerin, Balintgruppenleiterin, Gruppendynamikerin, Erzieherin, Spielpädagogin und Autorin.

Prof. Dr. Jörg Maywald hat Soziologie, Psychologie und Pädagogik in Berlin, Amsterdam und Paris studiert. Er ist Mitbegründer des Berliner Kinderschutz-Zentrums und ist seit 2011 Honorarprofessor an der Fachhochschule Potsdam. Von 1995 bis 2021 war er Geschäftsführer der deutschen Liga für das Kind und von 2002 bis 2022 Sprecher der National Koalition Deutschland – Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention. Er ist Autor und bietet Vorträge und Fortbildungen an.

Am Booklet mitgewirkt hat neben Heike Baum auch Helia Schneider.

Helia Schneider ist selbstständige Fort- und Weiterbildnerin, Supervisorin (DGSv), Coach, Autorin und ehemalige Kita-Leitung.

Aufbau

Die DVD enthält den Hauptfilm, den Heike Baum und Prof. Dr. Jörg Maywald mit ihrer Fachexpertise begleiten, sowie umfangreiches Bonusmaterial. Dem Film liegt ein umfassendes Booklet bei, welches von Heike Baum und Helia Schneider erarbeitet wurde. Der Film ist in zehn Kapitel gegliedert, das Bonusmaterial enthält nochmal sechs Kapitel. Am Ende jeden Kapitels des Hauptfilms fasst der Sprecher, Kurt Gerwig, die wesentlichsten Punkte nochmals zusammen.

Inhalt

01 Einführung (00:00 – 03:20)

In der Einführung stellt der Sprecher die begleitenden Expert*innen, den Geschäftsführer von be:bi Betreuung und Bildung gGmbH Esslingen sowie die Leitungen von be:bi, als auch vom Montessori Kinderhaus Wunderland in Kassel, die im Film zu Wort kommen, vor, und von ihrem Weg zum Schutzkonzept berichten.

02 Was beinhaltet das Konzept & wo fängt Gewalt an? (03:20 – 11:57)

Der Kurt Gewig klärt zunächst auf, welche Formen von Gewalt bereits als Gewalt gelten. Dazu gehören beispielsweise verbale Äußerungen, die Kinder vor anderen bloßstellen als auch jede Form von Zwang. Des Weiteren erklärt er, über welche Inhalte ein Schutzkonzept verfügen sollte, wie beispielsweise „die Haltung zum Kind, Handhabung von Beschwerden und den Handlungsabläufen bei der Gefährdung des Kindeswohls“ (05:00 – 05:08). Genannt werden hier auch die rechtlichen Grundlagen.

Jörg Maywald weist darauf hin, dass gerade seelische Gewalt eine große Rolle in Kindertageseinrichtungen einnimmt, das heißt „ein Kind zu beschämen, zu entwürdigen, anzuschreien, […] oder ständig mit anderen zu vergleichen […] sind häufige Fehlverhaltensweisen“ (07:16 – 07:33) auf die wir in Kitas den Fokus richten sollten, da sie „Kinder doch sehr belasten“ (07:40 – 07:41).

Die pädagogische Leitung von be:bi erklärt, dass Kitas einen Schutzauftrag haben, indem sie dafür sorgen, die Rechte der Kinder zu stärken und umzusetzen. Heike Baum führt weiter aus, dass ein Schutzkonzept vor allem auch bedeutet, vorausschauend zu handeln. Das heißt, ein Team muss sich darauf einigen, wie sie die Selbstbestimmungsrechte der Kinder in ihrer Kita umsetzen. Pädagogische Fachkräfte sind aufgefordert, zu überlegen, wie sie pädagogisch damit umgehen, wenn beispielsweise Kinder ihre Mütze nicht aufsetzen möchten. In diesem Zusammenhang führt sie auch den Prozess der Selbstfürsorge ein. Dies bedeutet, dass Kinder Selbstfürsorge erst lernen müssen und dies nur können, wenn sie pädagogische Fachkräfte als Vorbilder haben. Anschaulich führt sie dies am Mützenbeispiel aus.

03 Die rechtlichen Bedingungen des Konzepts zum Schutz vor Gewalt (11:58 – 19:20)

In diesem Kapitel werden die rechtlichen Grundlagen des Kinderschutzes genannt und erläutert. Hier wird vor allem auch auf die Bedeutung der rechtlichen Grundlagen, beispielsweise dem Beschwerdeverfahren in Krippen, eingegangen. In den Blick werden hier vor allem die Bedürfnisse der Kinder genommen sowie ihre nonverbalen Signale, über die Kinder ihr Wohlbefinden beziehungsweise Unwohlsein ausdrücken. Eine wichtige Grundlage stellen die Kinderrechte dar, wie Heike Baum ausführt. Auch diese sollten im Team kleinschrittig bearbeitet werden. Im Alltag kann es immer wieder, durch verschiedene sich entgegenstehenden Bedürfnissen, zu sogenannten Dilemmasituationen kommen, für die es gemeinsame Aushandlungen und Verabredungen im Team zu treffen gilt.

04 Rahmenbedingungen (19:22 – 28:48)

Bei der Erarbeitung eines Schutzkonzepts ist es wichtig, dass Träger den Teams zeitliche Ressourcen zur Verfügung stellen. Denn die Erarbeitung eines Schutzkonzepts, so Jörg Maywald ist ein „Bottom-up-Prozess“ (20:04 – 20:05), das vom Team aus erarbeitet wird. Er betont in diesem Zusammenhang auch, dass es bei einigen Aspekten wichtig ist, sich Begleitung von außen zu holen. Manche Punkte brauchen eine tiefere Bearbeitung und Reflexion. Ein weiterer Punkt bei der Erarbeitung eines Schutzkonzepts sind die Aufgaben der Leitung. Jörg Maywald nennt hier drei Aufgaben, die eine Leitung im Rahmen des Kinderschutzes zu erfüllen hat. Die pädagogische Leitung von be:bi führt diese weiter aus. Neben der Mitarbeiter*innenführung beinhaltet dies auch, bereits bei Einstellungsgesprächen auf das Kinderschutzkonzept und die praktische Arbeit in der Kita hinzuweisen und abzufragen.

05 Wie erarbeitet man das Konzept zum Schutz vor Gewalt? (28:49 – 42:16)

Bei der Erarbeitung des Schutzkonzepts geht es darum, „Bewusstsein für sein eigenes Verhalten zu entwickeln und zu reflektieren und sich gegenseitig immer wieder zur Reflektion anzuhalten“ (30:24 – 30:35), wie Sina Klinghammer, die pädagogische Leitung von be:bi ausführt. Des Weiteren geht es ebenfalls darum, dass das Schutzkonzept Sicherheit und Orientierung für alle bietet. Dies bedeutet, den Alltag konkret in den Blick zu nehmen, wie Anke Puschner vom Montessori Kinderhaus Wunderland in Kassel betont (vgl. 31:17 – 31:20). Heike Baum zeigt auf, wie sie als Supervisorin mit den Teams arbeitet. Je nach pädagogischem Hintergrund dauert die Erarbeitung eines Schutzkonzepts eineinhalb bis drei Jahre. In dieser Zeit werden die Vereinbarungen, die bei einem Thema getroffen wurden, auch in der Kita umgesetzt und ausprobiert. Somit hat es zwischen den Teamtagen auch immer wieder Erprobungs- und Reflexionsphasen.

06 Das Team (42:18 – 48:35)

In dieser Sequenz werden verschiedene Aspekte genannt, die eine qualitätsvolle Teamkultur ausmachen. Eine entscheidende Rolle im Kinderschutz spielt die Etablierung einer konstruktiven Feedbackkultur (vgl. 42:53 – 42:59). Heike Baum erläutert, dass die Feedbackkultur „für viele Teams der schwierigste Teil ist“ (43:39 – 43:44). Im Team gilt es, für gegenseitiges Feedback Regeln auszuhandeln. Dies bedingt auch offen dafür zu sein, Feedback einzufordern, wenn Kolleg*innen grenzverletzendes Verhalten beobachten. Nur so können Teams ihre pädagogische Qualität sichern und optimieren.

07 Umgang mit Stresssituationen (48:37 – 55:04)

Der pädagogische Alltag hält viele herausfordernde Situationen bereit. Pädagogische Fachkräfte sollten nicht nur ihre eigenen Stresslevel im Blick haben, sondern auch den der Kinder. Auf der einen Seite bedeutet dies, dass Fachkräfte sich selbst gut reflektieren sollten, um ihren eigenen Stressoren auf die Spur zu kommen. Zu wissen, wann der Stresspunkt erreicht ist, die eigenen Grenzen zu kennen, um in belastenden Situationen rechtzeitig um Hilfe zu bitten. Zugleich bedeutet dies auch, sich im Team gegenseitig zu unterstützen, wenn eine Situation zwischen Fachkraft und Kind zu eskalieren droht. Damit die Fachkraft entlastet wird und aus der Situation gehen kann, sollte eine andere Fachkraft, die diese beobachtet, übernehmen und auf beiden Seiten für Entspannung sorgen: beim Kind und der beteiligten Fachkraft.

Damit Fachkräfte „das Wohlbefinden und den Stresslevel einzelner Kinder beurteilen können, sind sogenannte pädagogische Pausen von großer Bedeutung“ (51:20 – 51:28). In einer pädagogischen Pause beobachtet die Fachkraft alle Kinder im Raum, indem sie überlegt, wie es wohl jedem einzelnen Kind im Raum gerade geht. „Zeigen einzelne Kinder Anzeichen von großer Anspannung, Unwohlsein oder Aggression […] kann es notwendig sein dem Kind ein Entstresssungsangebot zu machen“ (51:50 – 52:02). Was dem Kind hilft müssen beide, Fachkraft und Kind, im Dialog herausfinden. Jörg Maywald weiß um die Belastungssituationen in den Kitas. Deshalb ist es so wichtig, die „eigenen Grenzen im Blick zu haben“ (50:12 – 50:20) und die Kolleg*in um Unterstützung zu bitten. Dies zeugt für Jörg Maywald von einer hohen Professionalität. Zugleich gilt es auch den Stresslevel der Kinder im Blick zu haben. Also bereits am Morgen schon zu erfragen, mit wie viel Stress kommt das Kind bereits in der Kita an. Zugleich gilt es auch, den Alltag auf Stressmomente zu überprüfen. Es erhöht bei einem Kind, welches jeden Tag am Morgenkreis teilnehmen muss, obwohl es ihm schwerfällt, den Stresslevel erheblich. Die Frage ist, wie können wir diese Momente für Kinder reduzieren.

08 Die Haltung gegenüber dem Kind (55:05 – 1:01:48)

In der Auseinandersetzung innerhalb des Kinderschutzes spielt die pädagogische Haltung gegenüber dem Kind eine große Rolle. Dies erfordert von pädagogischen Fachkräften und Teams sich mit der eigenen Perspektive auf das Kind, der pädagogischen Haltung auseinanderzusetzen und mit den Perspektiven der Bildungspläne des jeweiligen Bundeslandes abzugleichen.

09 Was hat sich seit der Erarbeitung des Konzepts zum Schutz vor Gewalt verändert? (1:01:49 – 1:04:35)

In dieser Sequenz berichten die Mitwirkenden pädagogischen Fachkräfte von den Veränderungen, die sich durch die Erarbeitung eines Schutzkonzepts ergeben haben. Viele berichten davon, dass sich ihre Pädagogik verändert und sie sich freier fühlen, den Interessen und Themen des Kindes zu folgen. Der Weg führte hin zu einer kindzentrierten und bedürfnisorientierten Pädagogik. Die die Rechte der Kinder in den Mittelpunkt stellt.

10 Was ich mit auf dem Weg geben möchte… (1:04:38 – 1:07:40)

Der Geschäftsführer von be:bi gibt an, dass die lange Zeit des Prozesses ihn abschreckte, er jedoch sieht, wie notwendig diese war, um die verschiedenen Bausteine zu bearbeiten (vgl. 1:04:50 – 1:05:11). Sina Klinghammer erläutert, dass es bei diesem Prozess um das Wohl der Kinder geht. Dabei ist es wichtig, dass alle im Team am gleichen Strang ziehen (vgl. 1:05:12 – 1:05:33). Die Erarbeitung eines Schutzkonzepts bietet neben der Möglichkeit sich mit Gewaltformen im Alltag auseinanderzusetzen auch die Chance, sich als Team gemeinsam auf den Weg zu machen, die eigene Qualität und Professionalität von Team und Kita weiterzuentwickeln.

Bonusmaterial

01 Risiko- und Potenzialanalyse (02:43)

Neben den verschiedenen Sicherheits- und Hygienekonzepten geht es hier auch darum die Räume der Kita unter die Lupe zu nehmen und auf mögliche Gefährdungspotenziale zu untersuchen, die es einer/​einem Gewalttäter*in ermöglicht übergriffig zu werden und welche Präventionsmaßnahmen ergriffen werden, um die Kinder zu schützen.

02 Formale Handlungsleitlinien bei Situationen, die das Kindeswohl gefährden (01:52)

In dieser Sequenz erklärt Heike Baum das Vorgehen bei internen Gefährdungen und welche Schritte hier wichtig sind.

03 Dialogische Prinzipien (01:04)

Hier geht es um die Bewusstheit, mit Kindern gewaltfrei und warmherzig zu kommunizieren.

04 Tipp für die Leitungen bei Diskussionen (01:30)

Bei Diskussionen im Team gilt es für Leitungen genau in den Blick zu nehmen, worum geht es dabei. Brechen hier nochmal alte Konflikte auf oder geht es um fachliche Themen, die nochmal Zeit für Auseinandersetzung brauchen.

05 Umgang mit kindlicher Sexualität und körperlicher Bildung (01:44)

Heike Baum empfindet den Begriff kindliche Sexualität ungünstig gewählt, da dieser an der erwachsenen Sexualität andockt. Dabei hat die kindliche Sexualität nichts mit der erwachsenen Sexualität gemein. Sie nutzt daher den Begriff körperliche Bildung, bei der die pädagogischen Fachkräfte die Kinder begleiten. Dies geht über die Wahrung der Intimsphäre der Kinder bis zu der Vereinbarung von Regeln für Doktorspiele.

06 Lösungsorientierte Begegnung bei unterschiedlichen Bedürfnissen (01:31)

Heike Baum greift hier nochmals die Dilemmasituationen auf. Sie plädiert dafür, hier keinen festen Regeln zu folgen, sondern sich im Team Freiheiten zuzugestehen, die es allen Fachkräften ermöglichen, die Bedürfnisse des Kindes, als auch die Bedürfnisse der Fachkraft beziehungsweise anderen Kindern zu berücksichtigen.

Im Booklet finden die Leser*innen „konkrete Ergänzungen zum Film“ (S. 03), um ein „einrichtungsinternes Konzept zum Schutz vor Gewalt“ (ebd.) erarbeiten zu können. Heike Baum und Helia Schneider haben hier nochmals Grundgedanken zu einer am Kindeswohl orientierten Pädagogik zusammengetragen sowie Reflexionsimpulse. Hier wird auch nochmal ganz konkret und ausführlich auf die inhaltliche Ausgestaltung des Konzepts zum Schutz vor Gewalt eingegangen.

Diskussion

Ein kleines Manko des Bonusmaterials ist, dass die Sequenzen teilweise mitten im Satz abbrechen, was sehr schade ist.

Insgesamt lohnt es sich, die DVD anzuschauen, nicht nur, wenn man sich auf den Weg zum einrichtungsspezifischen Konzept zum Schutz vor Gewalt macht. Der Film enthält sehr viele Anregungen, sich mit der Pädagogik in der gesamten Einrichtung auseinanderzusetzen.

Der Film transportiert sehr gut, weshalb es nicht reicht in einem Schutzkonzept nur allgemeine Handlungsleitlinien aufzuführen, sondern diese individuell für die Kita auszuarbeiten. Dies bedeutet, sich diese im Team bewusst zu machen und sich mit diesen reflexiv auseinanderzusetzen, sich zu fragen, was bedeutet diese Leitlinie für unser pädagogisches Handeln, wie setzen wir diese im Alltag um, bzw. wie können wir diese so umsetzen, damit die Rechte der Kinder gewahrt werden und sie zum Schutz der Kinder beitragen.

Sehr eindrücklich wird hier beschrieben, dass die Erarbeitung eines Schutzkonzepts ein Prozess ist, der alle Bereiche in den Blick nimmt. Es geht um die Auseinandersetzung mit den Kinderrechten und wo im Alltag diese umgesetzt werden. Es geht um die Selbstbestimmungsrechte der Kinder. Werden diese berücksichtigt und mit den Kindern im Alltag gelebt, schließt dies jeglichen Zwang aus. Es ist auch ein Reflexionsprozess, mit dem eruiert wird, wie machen wir es bereits, wie setzen wir die Kinderrechte bereits in der Praxis um und wo können und müssen wir noch optimieren, damit das Wohl der Kinder gesichert ist.

Im Film selbst werden viele Themen angesprochen, die dem Schutz der Kinder und ihrem sicheren Aufwachsen in der Kita dienen, jedoch oft nur wenig bis keine Berücksichtigung finden. Das Thema Selbstfürsorge und Stress sind beispielsweise Themen, die hier genannt werden. Ebenso werden zwar in Schutzkonzepten oft die Bedürfnisse der Kinder aufgezählt. Doch was dies konkret für die pädagogische Arbeit, die pädagogische Haltung und Perspektive auf das Kind bedeutet, wird kaum benannt. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn, wie im Film von den pädagogischen Leitungen von be:bi benannt, dass diese Auseinandersetzung mit der bisherigen pädagogischen Arbeit zu einer Neuorientierung führt. Damit macht der Film auch darauf aufmerksam, dass die intensive Auseinandersetzung und Reflexion mit den Bausteinen eines Schutzkonzepts zu Veränderungen im pädagogischen Konzept führen kann.

Gleichzeitig ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass deshalb nicht gleich jede Kita, auch wenn es im Film anklingt, gleich offen beziehungsweise teiloffen arbeiten muss. Wesentlich ist, sich reflexiv mit der eigenen Pädagogik auseinanderzusetzen und diese so weiterzuentwickeln und zu verändern, dass die Kinder in der Einrichtung mit ihren Bedürfnissen gesehen werden und ihren Alltag selbstbestimmt gestalten können. Im Zentrum der Pädagogik steht das Kind mit seinen Rechten.

Zugleich, und dies ist ein weiterer wichtiger Punkt, handelt es sich bei einem Konzept zum Schutz vor Gewalt, auch um ein Konzept, das pädagogische Fachkräfte schützt, da es Orientierung und Handlungssicherheit bietet. Dieser Aspekt wird oft übersehen.

Am Anfang des Films werden zwar die Formen der Gewalt benannt und auch darauf hingewiesen, dass es in Interaktionen immer wieder zu Kinderrechtsverletzungen kommt. Insgesamt jedoch nimmt der Film das Wohl der Kinder in den Blick sowie die Ressourcen, die jeder Kita und jeder pädagogischen Fachkraft zur Verfügung stehen, um eine „gleichwürdige und integritätswahrende Pädagogik“ (Booklet, S. 06) zu schaffen.

Neben der fachlichen Expertise der beiden Expert*innen und ihren Hinweisen zur Erarbeitung eines Konzepts zum Schutz vor Gewalt, die Heike Baum und Jörg Maywald einfließen lassen, sind besonders die Einführungen und Zusammenfassungen des Sprechers in den einzelnen Kapiteln hilfreich als auch die Berichte der Kitaleitungen beziehungsweise pädagogischen Fachkräfte der beiden Kindertageseinrichtungen. Sie geben einen Einblick darüber, welche Stolpersteine auf dem Weg liegen, was sich verändert hat und über die Offenheit des Prozesses. Es braucht neben Zeit, auf allen Ebenen Offenheit, wenn Teams sich auf den Weg zur Erarbeitung eines Konzepts zum Schutz vor Gewalt machen. Der Weg lohnt sich allemal, auch wenn er mühsam ist, denn die Arbeit am Konzept zum Schutz vor Gewalt ist immer auch ein Qualitätsentwicklungsprozess (vgl. Booklet, S. 03). Denn es geht um nichts anderes als den Schutz der Kinder und ihr Wohlergehen.

Fazit

Dieser Film zeigt eindringlich auf, warum es wichtig ist ein individuelles Konzept zum Schutz vor Gewalt zu erarbeiten, welches die praktische Arbeit in der Kita transparent macht. Damit Kinder in Kitas sicher aufwachsen.

Rezension von
Alexandra Großer
Fortbildnerin, päd. Prozessbegleiterin, systemische Beraterin
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Es gibt 74 Rezensionen von Alexandra Großer.

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ISSN 2190-9245