Jan Kepert: Sozialdatenschutz in der Kinder- und Jugendhilfe
Rezensiert von Wolfgang Schneider, 21.11.2024
Jan Kepert: Sozialdatenschutz in der Kinder- und Jugendhilfe. Handbuch. Kommunal- und Schul-Verlag GmbH & Co. KG (Wiesbaden) 2024. 2. Auflage. 150 Seiten. ISBN 978-3-8293-1926-3. D: 40,00 EUR, A: 41,20 EUR.
Thema
Eine rechtssichere und wirksame Aufgabenerfüllung nach dem SGB VIII setzt vertiefte Kenntnisse des Datenschutzes in der Kinder- und Jugendhilfe voraus. Das Handbuch bietet eine systematische Darstellung des Sozialdatenschutzes und der Anforderungen, welche bei Datenerhebung, -speicherung, -übermittlung sowie der Datennutzung zu beachten sind. Insbesondere wird der Datenschutz hinsichtlich besonderer Arbeitsbereiche wie Kinderschutz, Beratung und Hilfeplanung intensiv unter Berücksichtigung der jüngsten Gesetzesänderungen und aktueller Rechtsprechung beleuchtet. Das Werk richtet sich an Mitarbeiter:innen und die Leitungsebene der Jugend- und Landesjugendämter, Träger der freien Jugendhilfe und Datenschutzbeauftragte.
Autor
Prof. Dr. Jan Kepert lehrt seit 2011 als Professor für öffentliches Recht mit Schwerpunkt auf dem Kinder- und Jugendhilferecht an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl. Er ist Autor zahlreicher Beiträge in Zeitschriften und mehrerer Kommentierungen.
Aufbau und Inhalt
Der Sozialdatenschutz in der Kinder- und Jugendhilfe erleichtert die tägliche Arbeit, indem mit spezifischen Regelungen (insbesondere § 64 Abs. 2 sowie § 65 SGB VIII) eine besondere Vertrauensbeziehung zu Eltern, Kind und sonstigen Beteiligten ermöglicht wird. Allerdings führt dieser spezielle Datenschutz auch zu Restriktionen in der täglichen Arbeit. Bei der zwingend notwendigen multiprofessionellen Zusammenarbeit kann es daher zu Unverständnis hinsichtlich Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit kommen. Mit Stufe 1 des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes wurden die datenschutzrechtlichen Möglichkeiten eines multiprofessionellen Zusammenarbeitens gestärkt. Diese Neuregelungen sowie aktuelle Entwicklungen und Rechtsprechung werden mit der Neuauflage aufgegriffen.
Dass der Datenschutz oft nur rudimentär eingehalten wird, zeigt sich in diesem Buch bereits an Kleinigkeiten: Denn anvertraute Daten dürften rein theoretisch nicht einmal an eine Vertretungsfachkraft weitergegeben werden, was gerade im behördlichen Alltag zu einer Zwickmühle führt: Wie soll die Vertretung im Falle von kurzfristiger Erkrankung Entscheidungen treffen, wenn ohne Zustimmung der Berechtigten gar keine Weitergabe wichtiger personenbezogener Informationen wie zum Beispiel des erzieherischen Defizits als Voraussetzung für eine Hilfe zur Erziehung erlaubt ist? Gerade im Hinblick auf missratene Kooperationen im Kinderschutz zwischen Familiengericht und Jugendamt ist auch hier ein Blick in die datenschutzrechtlichen Bestimmungen von großer Bedeutung: Wann dürfen die beiden Institutionen eigentlich welche Informationen austauschen?
Ganz grundsätzlich beleuchtet Kepert auch die Frage, wann ein Datenaustausch überhaupt rechtmäßig ist. Die zentralen Voraussetzungen für die Rechtmäßigkeit der Datenverarbeitung sind das Vorliegen einer Einwilligung oder einer Rechtsgrundlage. Wichtig ist der Unterschied zwischen der datenschutzrechtlichen Einwilligung und der strafrechtlichen Schweigepflichtentbindung. Datenschutzrechtlichen Grundsätze wie Erforderlichkeit für die Aufgabenwahrnehmung und datenschutzrechtliche Begriffe wie Datenerhebung, Datenspeicherung und Datenübermittlung werden ausführlich erklärt.
Diskussion
Wer Jan Kepert schon einmal in einer Fortbildung oder bei einem Vortrag erlebt hat, der weiß, dass er ein meinungsstarker Fachmann ist. Und genau das wird in diesem übersichtlichen Handbuch deutlich: Klare Aussagen, prägnante Erklärungen ohne ausschweifende juristische Satzungetüme bilden den Kern dieses sehr kleinteilig untergliederten Buches. Ja, Datenschutz ist gerade in der Kinder- und Jugendhilfe ein Thema, mit dem sich der sprichwörtliche Blumentopf nur kaum gewinnen lässt. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass in Deutschland Daten- vor Kinderschutz stehe. Wer sich als Sozialarbeiter:in vom Juristen Kepert in die Welt der geschützten Daten mitnehmen lässt, erfährt viel Wissenswertes. Das ist nicht immer leichte Kost, aber ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Denn wer sich darüber beschwert, dass die Soziale Arbeit bisweilen als Profession nicht ernstgenommen wird, sollte bedenken, dass dies unter anderem auch daran liegen könnte, dass viele Fachkräfte Recht und Gesetz eher für schmückendes Beiwerk als für solides Handwerkszeug halten. Wer daran etwas ändern will, ist mit diesem Buch gut beraten – und zwar sowohl als erfahrende Fachkraft als auch als Berufseinsteiger:in.
Fazit
Wer einen übersichtlich gestalteten und nicht zu ausufernden Rahmen sucht, um sich dem sperrigen Thema des Sozialdatenschutzes zu nähern, der ist mit diesem Titel gut beraten.
Rezension von
Wolfgang Schneider
Sozialarbeiter
Mailformular
Es gibt 114 Rezensionen von Wolfgang Schneider.
Zitiervorschlag
Wolfgang Schneider. Rezension vom 21.11.2024 zu:
Jan Kepert: Sozialdatenschutz in der Kinder- und Jugendhilfe. Handbuch. Kommunal- und Schul-Verlag GmbH & Co. KG
(Wiesbaden) 2024. 2. Auflage.
ISBN 978-3-8293-1926-3.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32095.php, Datum des Zugriffs 13.12.2024.
Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt.
Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns.
Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen
für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.