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Felix Tretter, Oliver Pogarell (Hrsg.): Suchtmedizin kompakt

Rezensiert von Wolfgang Schneider, 08.05.2024

Cover Felix Tretter, Oliver Pogarell (Hrsg.): Suchtmedizin kompakt ISBN 978-3-608-40145-5

Felix Tretter, Oliver Pogarell (Hrsg.): Suchtmedizin kompakt. Suchtkrankheiten in Klinik und Praxis. Schattauer (Stuttgart) 2023. 4., aktualisierte und erweiterte Auflage. 372 Seiten. ISBN 978-3-608-40145-5. D: 48,00 EUR, A: 49,40 EUR.
Reihe: griffbereit. .

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Thema

Weshalb werden manche Menschen süchtig und andere nicht? Wie entstehen Suchtkrankheiten und (wie) kann man sie therapieren? Das sind nur einige Fragen, auf die es in diesem Handbuch Antworten gibt. Darüber hinaus gibt es aber zum Beispiel auch Informationen darüber, wie der Umgang mit Suchtkranken aber auch ihren Angehörigen aussehen sollte und wie das System der Suchthilfe in Deutschland überhaupt funktioniert.

Herausgeber

Felix Tretter, Prof. Dr. med Dr. phil Dr. rer. Pol., ist Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, Psychotherapeut, Psychologe und Soziologe und war lange Chefarzt der Suchtabteilung Isar-Amper-Klinikum, Klinikum München-Ost. Prof. Dr. med. Oliver Pogarell ist als Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des LMU Klinikum München.

Entstehungshintergrund

Es handelt sich bei dem vorliegenden Handbuch um die vierte Auflage des Titels, dessen Erstauflage 2008 erschien. Diese Version ist völlig überarbeitet und aktualisiert. So wurden die Diagnosen beispielsweise auf den neuesten Stand nach DSM-5 und ICD-11 gebracht, neue Therapieverfahren bei der Abhängigkeit von Opioiden wurden berücksichtigt und auch die neue gesellschaftliche Rolle von Cannabis.

Aufbau und Inhalt

Der Inhalt gliedert sich in vier Teile: Grundlagen, Klinik allgemein, Klinik speziell und Anhang. Diese Teile setzen sich aus elf Oberkapiteln zusammen, die noch einmal weiter untergliedert sind. Ein umfangreiches Sachverzeichnis findet sich am Ende des Buches. Literaturverzeichnisse finden sich jeweils am Ende der Oberkapitel.

Der Teil Grundlagen definiert Sucht an sich und beschreibt die Stadien süchtigen Verhaltens vom gelegentlichen Konsum bis zum Missbrauch. Auch auf Verbreitung und verschiedene Formen der Sucht wird eingegangen, bevor ein umfangreiches Kapitel über Ursachen folgt. Hier stehen die Neurobiologie der Sucht, die Psychologie aber auch die ‚Ökologie der süchtigen Person‘ als systemische Perspektive aber auch individuelle Problemlagen wie Jugend und Sucht und Gender und Sucht im Fokus. Der zweite Teil Klinik allgemein beschäftigt sich mit dem diagnostischen Vorgehen (z.B. Gesprächsführung aber auch Labordiagnostik), mit dem Versorgungssystem für süchtige Menschen und möglichen Therapiezielen sowie anderen Interventionsmöglichkeiten. Hier wird zum Beispiel die Suchtberatung im Internet oder die Angehörigen-Betreuung näher betrachtet.

Im Teil Klinik speziell stehen legale und illegale Drogen im Mittelpunkt. Im Oberkapitel über legale Drogen beschreiben die Autoren zum Beispiel Diagnostik und Therapie bei Nikotin- und Alkoholsucht sowie in einem Unterkapitel die Abhängigkeit von unterschiedlichen Medikamenten und möglichen diesbezüglichen Entwöhnungstherapien. Der Beitrag über illegale Drogen beschäftigt sich mit den bekannten Substanzen wie Amphetaminen und Opiaten aber auch weniger in der Öffentlichkeit stehende Drogen wie sogenannte Badesalze. In den Texten werden jeweils grundlegende Informationen zum Wirkstoff, Wirkungen und Nebenwirkungen sowie Therapiemöglichkeiten thematisiert. Im Teil Anhang werden wichtige Kenntnisse zu Drogennotfall vermittelt – zum Beispiel im Fall von Ateminsuffizienz. Auch auf spezielle Vergiftungen durch erregende, sedierende, psychoaktive oder weitere psychotrope Substanzen wird eingegangen. Es folgen eine umfangreiche Medikamentenliste für die Suchtbehandlung sowie ein Drogenlexikon, in dem fast 20 Substanzen beschrieben werden. Diese Beschreibung besteht aus einer kurzen Definition sowie Kurzinformationen über Herstellung, Applikationsformen, Wirkungen, Nebenwirkungen, das Abhängigkeitspotenzial, die Entzugssymptomatik, Auffälligkeiten und Epidemiologie. Den Abschluss des Teils bietet eine Adressliste mit zum Beispiel Beratungsstellen und Forschungsinstitutionen.

Diskussion

Gerade im Bereich Sucht sind die Schnittpunkte zwischen Medizin und Sozialer Arbeit immens. Und genau deshalb profitieren auch Sozialarbeiter:innen von diesem Handbuch, das sich ja schon im Titel deutlich auf Medizin und Krankheiten fokussiert. Ja, die Behandlung von Suchterkrankungen ist und bleibt Aufgabe von Mediziner:innen und Therapeut:innen, aber das entsprechende Wissen erleichtert auch den Fachkräften der Sozialen Arbeit die im Suchtbereich den beruflichen Alltag. Zumal sich in diesem Handbuch auch Rückgriffe zum Beispiel auf die systemische Perspektive von Sucht als auch Beschreibungen von Präventionsmöglichkeiten befinden. Und auch das Drogenlexikon bietet als Nachschlagemöglichkeit viel Informationswert. Dazu kommt, dass das Buch – wie bei Schattauer-Büchern üblich – eine enorm wertige Haptik hat und mit einem sehr angenehmen und übersichtlichen Layout sowie einer großen Zahl an erklärenden Grafiken und Tabellen ausgestattet ist. Dass die Autoren über viele Jahrzehnte Erfahrung in der Arbeit mit Suchtkranken verfügen und von daher ein hohes inhaltliches Niveau für die Leserschaft parat halten, versteht sich fast schon von selbst. Ein Pluspunkt ist auch, dass dargestellt wird, welche Änderungen es zur Vorauflage gegeben hat.

Fazit

Die Erweiterung des eigenen fachlichen Horizonts kann nie schaden, trägt diese doch auch zu einem besseren Verständnis für die ‚andere‘ Seite bei. Und weil dazu noch viel Input für die Vermehrung oder Auffrischung von Wissen kommt, dann gehört dieses Handbuch auf jeden Fall in den Fundus der Fachkräfte, die mit Suchterkrankungen zu tun haben. Es lohnt sich!

Rezension von
Wolfgang Schneider
Sozialarbeiter
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Es gibt 142 Rezensionen von Wolfgang Schneider.

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ISSN 2190-9245