Florian Fischer, Corinna Peifer et al. (Hrsg.): Humor - ein ernstzunehmender Gesundheitsfaktor
Rezensiert von Dr. Svenja Sachweh, 05.09.2024
Florian Fischer, Corinna Peifer, Tabea Eleonore Scheel (Hrsg.): Humor - ein ernstzunehmender Gesundheitsfaktor. Grundlagen und Forschung für den praktischen Einsatz. Hogrefe AG (Bern) 2024. 277 Seiten. ISBN 978-3-456-86246-0. D: 40,00 EUR, A: 41,20 EUR, CH: 52,50 sFr.
Thema
HUMOR HILFT HEILEN (HHH) – das ist nicht nur der Name der von Eckart von Hirschhausen gegründeten Stiftung, sondern auch die kürzestmögliche Zusammenfassung der Inhalte dieses Sammelbandes. In ihm wird nämlich all das zusammengetragen, was man bislang über den Einsatz von Humorinterventionen im Gesundheitsbereich weiß. Dabei ergänzen sich die theoretischen Blickrichtungen von Wissenschaftler:innen mit den Erfahrungen von denjenigen, die als Humorpraktiker:innen versuchen, das Leid kranker Menschen zu lindern, und sowohl ihr Wohlbefinden, als auch das der Menschen zu steigern, die sich beruflich oder privat um sie kümmern. Oder, in den Worten von Eckart von Hirschhausen im Geleitwort: „Endlich wird nicht nur geschaut, was die Menschen krank macht, sondern auch, was sie gesund hält und vor seelischen Belastungen schützt“ (S. 13). Ziel ist nicht zuletzt, dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen (S. 22).
Herausgeber:innen
Zwei der Herausgeber:innen beschäftigen sich quasi hauptberuflich (auch) mit dem Thema Humor: Florian Fischer untersucht als Experte für Public Health, ob und wie man mit humorvollen Botschaften die Gesundheit von Menschen fördern und sie zur Prävention bewegen kann. Und die Arbeits- und Organisationspsychologin Tabea Scheel erforscht mit Kolleg:innen aus unterschiedlichen Disziplinen u.a., welche Wirkungen Humor in der Arbeitswelt auf die Beteiligten hat, und wie man ihn in beruflichen Zusammenhängen nicht nur nutzen, sondern auch trainieren kann. Corinna Peifer wiederum ist ebenfalls Psychologin und ergründet, welche Faktoren zum Wohlbefinden am Arbeitsplatz beitragen, wobei ihr Augenmerk einerseits dem Flow-Empfinden, und andererseits dem Stress-Management gilt.
Entstehungshintergrund
Es ist zu vermuten, dass die wissenschaftliche Begleitung und Evaluierung der Arbeit von HHH den Anstoß zur Erstellung dieses Sammelbandes gab.
Aufbau
Das Buch ist in vier große Abschnitte untergliedert:
- Abschnitt I führt ins Thema ein und umreißt die theoretischen Grundlagen.
- Abschnitt II informiert über Humor in Kommunikation und Organisationen.
- Abschnitt III bespricht Humor und Gesundheit in unterschiedlichen Lebensphasen.
- Abschnitt IV schließlich behandelt Humor in der medizinischen und pflegerischen Versorgung.
Inhalt
Nach der Einführung, in der die Herausgeber:innen den Zusammenhang zwischen Humor und Gesundheit skizzieren, umreißt Alexander Rapp in Kapitel 2 die Neurobiologie des Humors. Es zeigt sich, dass die Gehirnforschung bislang lediglich herausgefunden hat, dass es nicht ein einziges „Humorzentrum“ im Gehirn gibt: bei Wahrnehmung und Verständnis von Humor sind verschiedene Bereiche in beiden Hirnhälften beteiligt. Was die neuronale Grundlage des Sinns für Humor als Charaktereigenschaft sein könnte, ist den Forschenden allerdings nach wie vor ein Rätsel (S. 34).
In Kapitel 3 befasst sich die Psychologin Andrea C. Samson damit, dass man mittels positivem Humor nicht nur positive Gefühle erzeugen, sondern auch negative Emotionen regulieren, also positiv beeinflussen kann. Indem man ihn in unangenehmen Situationen, oder beispielsweise in Krisenzeiten als Ablenkung oder als Vehikel zum Perspektivwechsel nutzt, kann man offenbar nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei vielen (aber nicht allen) anderen ein Gegengewicht zu negativen Gefühlen schaffen.
In Kapitel 4 stellt die Humor- und Emotionsforscherin Ursula Beermann psychologische Methoden in der gesundheitsbezogenen Humorforschung vor. Sie verdeutlicht exemplarisch, welche Testverfahren für welche Humor-bezogene Fragestellung existieren, von wem sie entwickelt wurden, und was man mit ihrer Hilfe bisher schon herausgefunden hat.
Kapitel 5 eröffnet den zweiten, mit Humor in Kommunikation und Organisationen befassten Abschnitt. In ihm beschreiben die Kommunikationswissenschaftlerinnen Anna Wagner und Freya Sukalla Formen, Funktionen und Effekte verschiedener Arten von Humorappellen in der Gesundheitskommunikation. Ihr Fazit lautet, dass die Forschung zu diesem Thema zu teils widersprüchlichen Ergebnissen geführt hat und nicht zuletzt deswegen entwicklungsbedürftig ist (S. 72).
In Kapitel 6 beleuchtet der Mitherausgeber Florian Fischer dasselbe Thema aus der Perspektive der Public Health Forschung, und zwar im Hinblick auf Prävention und Gesundheitsförderung. Er zeigt u.a. am Beispiel des medizinischen Kabaretts von Eckart von Hirschhausen auf, dass der Erfolg humorvoller Gesundheitskampagnen von Faktoren wie dem Thema, der unterhaltsamen Darbietungsform, sowie den Eigenschaften (z.B. dem Bildungsstand) und der interaktiven Einbindung der Rezipient:innen abhängt (S. 80/81).
In Kapitel 7 fasst die Mitherausgeberin Tabea Scheel zusammen, welchen Einfluss ein (nicht) humorvoller Führungsstil auf Wohlbefinden und Gesundheit der geführten Personen hat. Es zeigt sich, dass wohlwollender Humor das Wohlbefinden und das Leistungsvermögen der Mitarbeitenden positiv beeinflusst (S. 86), soziale Beziehungen fördert (S. 91) und die Führungskraft als effektiv und nahbar erscheinen lässt, während selbstabwertender Humor Risiken birgt, und aggressiver Humor Distanz schafft (S. 87) und die Mitarbeitenden stresst (S. 88). Dies gilt allerdings nicht für alle Führungskräfte gleichermaßen: Es hat sich erwiesen, dass aufgrund von Geschlechterstereotypen „für die gleiche Art des Humors Frauen bestraft werden, während Männer profitieren“ (S. 91). Entsprechend sollten Chefinnen ihren Humor reflektiert einsetzen und die Reaktionen darauf bewusst wahrnehmen (S. 91).
In Kapitel 8 gehen Marek Bartzik und Corinna Peifer den Zusammenhängen zwischen Humor, Stress und Flow-Erleben bei der Arbeit nach. Mit ihrem Humor-Flow-Modell zeigen sie, dass mehr Humor am Arbeitsplatz zu einer Reduzierung von Stresserleben und einer Zunahme von Flow-Erleben führen kann (S. 95). „Darin wird Humor als eine persönliche Ressource betrachtet, die in der Stressentstehung protektiv wirkt und die Transformation von Stress zu Flow fördern kann.“ (S. 100). Und da Humor und Flow-Erleben offenbar dem einzelnen nützen, indem sie seine Leistung und Kreativität beflügeln (S. 102) und ihn emotional an sein Unternehmen binden, sind sie auch gewinnbringend für Organisationen (S. 103). Dementsprechend sollte Humor im Beruf gefördert und überdies zielgruppenspezifisch trainiert werden (S. 103).
In Kapitel 9 beschreiben die Klinikclowns und Humortrainer Felix Gaudo und Andreas Bentrup die Projekte, mit deren Hilfe die Stiftung Humor Hilft Heilen Humor ins Gesundheitswesen zu bringen versucht. Insbesondere geben sie Einblick in die Inhalte und Methoden, mit denen sie Pflegepersonen schulen. Ihre Erfahrungen aus den Workshops mit mittlerweile mehr als 18.000 Teilnehmenden zeigen: „Humorvolle Haltung und humorvolle Kommunikation sind trainierbare Kompetenzen“ (S. 117), „die helfen, auch im hektischen Betrieb zugewandt zu bleiben, sich gesund zu erhalten und Kommunikation auf Augenhöhe zu unterstützen.“ (S. 117)
Kapitel 10 läutet Abschnitt III ein, der mit Humor und Gesundheit in unterschiedlichen Lebensphasen befasst ist. In diesem Kapitel skizziert der Entwicklungspsychologe Werner Wicki die Humorentwicklung im Kindesalter. Er zeigt, dass und wie sich der kindliche Humor von dem Erwachsener unterscheidet. Tatsächlich spiegeln die Scherze, die ein Kind macht und versteht, seine kognitive, soziale und kommunikative Entwicklung. „Viele Bemerkungen von Erwachsenen, die diesen höchst witzig vorkommen, werden von Kindern nicht oder falsch verstanden – weil ihnen das entsprechende Wissen oder die linguistischen Kompetenzen fehlen.“ (S. 127)
In Kapitel 11 beschäftigen sich die Didaktikerinnen Marisa Holzapfel und Karin Stachelscheid mit geplantem Humor in der schulischen Gesundheitsbildung. Die Studien zu diesem Thema zeigen, dass Schüler:innen Lernmaterialien mit fachspezifischem Humor nicht nur attraktiver finden als Material ohne Humor – sie zeigen tendenziell auch einen größeren Lernerfolg und eine Verbesserung ihrer Einstellung gegenüber gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen (S. 137). Voraussetzung für diesen positiven Effekt ist allerdings, dass der eingesetzte Humor altersgemäß ist, also von den Kindern auch verstanden wird (S. 137).
In Kapitel 12 befasst sich Rolf D. Hirsch, der unter anderem Fachmann für Geriatrie und Psychotherapie ist, mit Humor im Alter, sowie der Nutzbarkeit von Humor in der Therapie alter Menschen mit psychischen, geistigen und physischen Gebrechen. Da der Sinn für Humor grundsätzlich erhalten bleibe (S. 141), und entsprechende Studien einerseits, sowie Beobachtungen in der Praxis andererseits positive Effekte aufwiesen, eigne sich – vor allem personenzentrierter (S. 144) und eher emotional, als kognitiv ausgerichteter (S. 150) – Humor zur Behandlung von Menschen mit Depressionen, Menschen mit Demenz, und Menschen mit chronischen Schmerzen. Hervorzuheben ist, dass der Autor nicht nur zeigt, dass alte Menschen von gezielt eingesetztem Humor profitieren – er gibt auch viele augenzwinkernde und zielgruppenspezifische Tipps und Anregungen, wie man mehr Resilienz-fördernden Humor ins eigene, und ins Leben der Betroffenen bringen kann.
In Kapitel 13 schließlich rundet der Meditationslehrer und Sterbebegleiter Harald-Alexander Korp den Abschnitt II mit der Betrachtung von Humor in der Sterbebegleitung ab. Er beschreibt seine Erfahrung, dass Achtsamkeit den Sinn für Humor nutzbar mache und ihm als Sterbebegleiter helfe, im Umgang mit dem Sterbenden gezielt Momente von Freude wahrzunehmen und zu gestalten. Dabei gehe es nicht um vordergründiges Lachen oder Lustigsein, sondern um leichte und spielerische Kommunikation (S. 161). Wie Achtsamkeit und Humor in der Begegnung mit Sterbenden gelingen kann, schildert er in 11 ausführlichen Anregungen.
Mit Kapitel 14 beginnt der vierte Abschnitt, der dem Humor in der medizinischen und pflegerischen Versorgung gewidmet ist. In diesem Beitrag veranschaulichen die Humortrainerinnen Katrin Hansmeier und Eva Ullmann, dass Humor auch ein wichtiger „Kommunikationsbooster“ für Mediziner:innen ist: Sie sind davon überzeugt, dass man mit sozialem und adressatenspezifischem Humor im Umgang mit Kolleg:innen wie Patient:innen „oft schneller und dabei noch gut gelaunt ans Ziel“ kommt (S. 169), und bei letzteren sowohl Compliance als auch Adhärenz erhöhen kann (S. 177).
In Kapitel 15 beleuchtet die Pflegewissenschaftlerin Iren Bischofberger den bislang sehr unzureichend erforschten Einsatz von Humor im Alltag pflegender An- und Zugehöriger. Sie verdeutlicht, dass die Betroffenen oft einen langwierigen und schwierigen Prozess durchlaufen müssen, bis sie sich ihren „Versorgungsherausforderungen“ (S. 182) auch humorvoll stellen, und damit ihre Widerstandskraft stärken und einen Perspektivenwechsel vornehmen können (S. 181): Das Komische hilft, all‘ das von ihnen erlebte Tragische besser oder schneller zu verarbeiten (S. 183).
Die Gesundheitswissenschaftler:innen Nadja Brenning, Elke Faber und Michael Bossle haben Clownsinterventionen in Seniorenheimen qualitativ erforscht. In Kapitel 16 zeigen sie, dass Besuche von Clowns das Wohlbefinden der Bewohner:innen steigern – wenn die Clown:innen ihr Spiel an die Zielgruppe anpassen (S. 191), d.h. deren physische (z.B. Hörbehinderungen oder Bettlägerigkeit) und kognitive Einschränkungen (z.B. Demenz, Depression) berücksichtigen (S. 194). Zudem müssten die Clown:innen einerseits lernen, mit den Themen Sterben und Tod offen umzugehen (S. 194f), und sich andererseits historisches Hintergrundwissen aneignen, um die Reaktionen der alten Menschen richtig interpretieren (S. 195) und durch ihre Kleidung, Requisiten und Lieder positive Erinnerungen an Kindheit und Jugend wecken zu können (S. 197). Die Begegnungen gelingen vor allem dann, wenn die Clown:innen erwartungsfrei und empathisch (bzw. validierend), sowie im wahrsten Sinne des Wortes auf Augenhöhe an sie herantreten (S. 201). Vor allem aber gelte es, eher reagierend als agierend (also z.B. mit geplanten Sketchen und Aktionen) auf die Bewohner:innen zuzugehen und sich individuell auf deren Stimmungen einzulassen (S. 196).
Ulrich Fey, der als Dr. Schlau-Schlau in Kinderkliniken arbeitet,beschreibt in Kapitel 17 die Arbeit von Clowndoktoren und Klinikclowns für Kinder aus der Perspektive des Humor-Schaffenden. Auch sie arbeiten improvisierend (also ohne vorher geplante Show) und stellen sich auf jedes Kind individuell ein (S. 205). Vor allem zwingen sie ihnen keine Interaktion auf (S. 204). Dadurch, dass sie ein Gegengewicht zum Kontrollverlust in der Klinik schaffen, gelingt es ihnen, Ängste und Schmerzen zu lindern (S. 206, 209) und Langeweile zu bekämpfen (S. 207). Und dadurch, dass ihr Spiel die Kinder entspannt, helfen sie auch, den Stress der Pflegenden und der Ärzt:innen zu reduzieren (S. 208, 210). Er plädiert dafür, Clown-Interventionen systematischer einzusetzen (S. 206), aber die Clowns keinesfalls durch eine Anstellung in die hierarchischen Strukturen der Kliniken einzubinden – damit sie nicht ihre Narrenfreiheit und ihre subversive Kraft, und damit ihre Funktion als Ventil verlieren (S. 210).
In Kapitel 18 nimmt der Lachforscher und Psychotherapeut Michael Titze eine Standortbestimmung zum therapeutischen Humor vor. Ihm zufolge bauen gemeinsames Lachen und partnerschaftlicher, freundlicher Humor eine zwischenmenschliche Brücke zu den Patient:innen und ermöglichen eine positive Arbeitsbeziehung (S. 214). Er schildert beispielsweise Methoden, bei denen der (durch die Behandler:innen vorgelebte) Mut zur Lächerlichkeit (S. 216f) oder auch Selbstironie (S. 219) helfen kann, problematische Verhaltensweisen zu thematisieren und die Betroffenen (sogar Menschen mit schweren Persönlichkeitsstörungen oder Psychosen!, S. 222) letztlich von ihren Problemen und Ängsten zu befreien.
Auch die Ärztin Irina Falkenberg geht in Kapitel 19 dem Humor in ihrem Arbeitsbereich, nämlich in Psychiatrie und Psychotherapie nach. Psychische Erkrankungen können das Verstehen von Scherzen und die „Erheiterbarkeit“ zwar in je unterschiedlicher Art und Weise beeinträchtigen, weil sie die kognitive und die emotionale Verarbeitung humorvoller Reize verändern. Sie können auch die Produktion von Humor verändern (S. 232). Sie nehmen den Patient:innen allerdings nicht dauerhaft den Sinn für Humor (S. 227). Die (immer noch zu) wenigen existierenden Studien zum Einsatz humorbasierter Interventionen zeigen tendenziell, dass die Teilnehmenden davon profitieren. Daher könne und solle man die Ressource Humor als Coping-Strategie entwickeln (S. 233).
In Kapitel 20 widmen sich die Kardiolog:innen Maike Schwidder, Astrid Hubert, Benedict Schulte Steinberg und Peter Ong der Frage, wie man die positiven Effekte von Humor und Lachen gezielt bei der Therapie von Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen nutzbar machen kann. Offenbar verlangsamt das Erleben von Humor den Herzschlag und verringert die Belastung des Herzens (S. 241). Häufiges Lachen reduziere sogar das Risiko für Herzerkrankungen und könne die Lebensdauer erhöhen (S. 241). Eine positive und fröhliche Lebenseinstellung habe zudem einen kardioprotektiven Effekt (S. 242). Ein Vorteil von flankierenden Lach- oder Humortherapien sei, dass diese kostengünstig und zudem nebenwirkungsarm seien (S. 244). Eine deutsche Pilotstudie zeigt: „Vor allem KHK-Patient:innen mit hoher krankheitsbedingter psychischer und körperlicher Belastung profitieren von einem professionell angeleiteten Humortraining.“ (S. 247). Einigen anderen Untersuchungen zufolge bräuchten die Patient:innen allerdings regelmäßige Angebote, da die positiven Effekte nur von kurzzeitiger Natur sind (S. 243).
Die Psychologin Lisa Linge-Dahl und der Palliativmediziner Lukas Radbruch runden das Potpourri in Kapitel 21 mit einer Betrachtung der Einsatzmöglichkeiten von Humor im Bereich der Palliativmedizin ab. Der Abgleich der bislang wenigen Untersuchungen zum Thema mit ihren Erfahrungen zeigt, dass Humorschulungen nicht nur den Patient:innen (S. 257), sondern auch den Mitarbeitenden guttun (S. 253): „Dies wirkt sich vielfach positiv auf die Krankheits- und Trauerbewältigung aus und erhöht die Resilienz des Personals.“ (S. 258)
Diskussion
Das Buch gibt einen guten Überblick über die Forschungslage in den unterschiedlichsten Disziplinen und die Erfahrungen von Praktiker:innen. Es gibt nur wenige Wermutstropfen oder fehlende Sahnehäubchen:
Offenbar haben die Herausgeber:innen sich dafür entschieden, dass jede Beitrag für sich stehen können soll und es nicht unbedingt viele Bezugnahmen auf vorherige Artikel geben muss. Das ist definitiv okay, wenn man nur einzelne Kapitel interessant findet und selektiv „schmökert“. Wenn man allerdings alles „am Stück“ durchliest, kommt es dadurch zu unnötig wirkenden inhaltlichen Redundanzen, was z.B. Humorstile, Sinn für Humor etc. angeht.
Wie in vielen Sammelbänden bereitet nicht jeder Beitrag beim Lesen Vergnügen: Manche scheinen aus disparaten Schnipseln zusammengeschustert und man fragt sich, warum diese Aspekte unter dieser Überschrift nebeneinandergestellt werden: Wurden Passagen herauseditiert, oder hat der Verlag (statt der Autor:innen) die Überschriften zur optischen Gliederung längerer Fließtexte verfasst?
Ich bin von Hause aus Germanistin. Die Anschaulichkeit von Texten hat für mich einen hohen Stellenwert. Deshalb würde ich mir ein strengeres Lektorat in Bezug auf die Verständlichkeit und Lesbarkeit mancher Sätze und Begrifflichkeiten wünschen, vor allem im Hinblick auf Leser:innen, die nicht aus demselben Fach kommen wie die jeweiligen Autor:innen: Ich jedenfalls bin dankbar, wenn ich die Bedeutungen von Fachtermini im Text vorfinde, und nicht googeln muss.
Fazit
Egal, ob Sie nach evidenzbasiertem Wissen, nach augenzwinkernden Anregungen für ein humorvolles Miteinander, oder nach einem lohnenswerten Forschungsgebiet suchen: In diesem Buch werden Sie fündig.
Rezension von
Dr. Svenja Sachweh
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Es gibt 11 Rezensionen von Svenja Sachweh.
Zitiervorschlag
Svenja Sachweh. Rezension vom 05.09.2024 zu:
Florian Fischer, Corinna Peifer, Tabea Eleonore Scheel (Hrsg.): Humor - ein ernstzunehmender Gesundheitsfaktor. Grundlagen und Forschung für den praktischen Einsatz. Hogrefe AG
(Bern) 2024.
ISBN 978-3-456-86246-0.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32146.php, Datum des Zugriffs 16.09.2024.
Urheberrecht
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