Roland Kunz: Das 1x1 der Palliativen Geriatrie
Rezensiert von Marina Lenk, 22.07.2024

Roland Kunz: Das 1x1 der Palliativen Geriatrie. Praxistipps für Pflegende und Ärzt*innen.
der hospiz verlag Caro & Cie. oHG
(Esslingen) 2024.
68 Seiten.
ISBN 978-3-946527-49-7.
D: 12,90 EUR,
A: 13,30 EUR.
Reihe: Palliative Geriatrie in der Praxis - 1.
Thema
Der Autor beschreibt in seinem Buch das „1x1 der Palliativen Geriatrie“ anhand der Phasen eines Heimaufenthaltes, wie der Ansatz der Palliativen Geriatrie in einer Institution umgesetzt werden kann. Er gibt konkrete Praxistipps für Pflegende und Ärztinnen und Ärzte zu hilfreichen Fragestellungen und Symptomen in der Sterbebegleitung von multimorbiden, (hoch) betagten Menschen und Menschen mit und ohne Demenz.
Autor
Autor des Buches ist Dr. med. Roland Kunz. Dr. Kunz ist ein Schweizer Facharzt für Palliative Care und Geriatrie. Er ist ehemaliger Chefarzt der Klinik für Akutgeriatrie und des Zentrums für Palliative Care am Stadtspital Zürich (Schweiz) und Vorstand der Fachgesellschaft Palliative Geriatrie (FGPG).
Entstehungshintergrund
Der hospiz Verlag und die Fachgesellschaft für Palliative Geriatrie (FGPG) erstellen in Kooperation, eine Schriftenreihe zur Palliativen Geriatrie. Der Band 1 „Das 1x1 der Palliativen Geriatrie“ gibt eine praxisnahe Hilfestellung für Pflegende sowie Ärztinnen und Ärzte. Die Palliative Geriatrie soll eine Brücke bauen zwischen dem Konzept der Palliative Care und der Geriatrie. Hierbei wird die Versorgung und Betreuung von Menschen mit und ohne Demen berücksichtigt.
Aufbau und Inhalt
Das kompakte Taschenbuch beinhaltet neben einem Grußwort von Dirk Müller (Vorstandsvorsitzender der Fachgesellschaft Palliative Geriatrie) folgende Kapitel:
- Kapitel: Einleitung
- Kapitel: Grundlagen der Palliativen Geriatrie
- Kapitel: Palliative Geriatrie im Verlauf des Heimaufenthaltes (Der Eintritt in die Institution; Leben im Heim mit Lebensqualität; Lebensende)
Im Kapitel 1, der Einleitung geht der Autor Dr. Roland Kurz auf das Ziel des Buches und die drei zentralen Säulen der Palliativen Geriatrie ein.
- Wertschätzende Kommunikation und Beziehung
- Entscheidungskultur, welche die Autonomie und Selbstbestimmung, ermöglicht
- Adäquate palliative Behandlung aller Symptome und Probleme, welche die Lebensqualität beeinträchtigen.
Das 2. Kapitel bezieht sich auf die Grundlagen der Palliativen Geriatrie. In diesem Kapitel beschreibt der Autor kurz und knapp die Entwicklung des Konzeptes der Palliativen Geriatrie sowie die Definition und Grundsätze des Konzeptes bei der Betreuung von multimorbiden, hochbetagten Menschen mit und ohne Demenz.
Das 3. Kapitel bildet das Herzstück des Buches, hier beschreibt Dr. Roland Kunz das Konzept der Palliativen Geriatrie anhand eines Verlaufes während eines Heimaufenthaltes. Dieses Kapitel ist in drei Teile unterteilt.
- 1. Der Eintritt in die Institution
- 2. Leben im Heim mit Lebensqualität
- 3. Lebensende
Die Phase eines Umzuges in ein Heim ist immer ein einschneidendes Erlebnis für die Betroffenen und ihrer An- und Zugehörigen. Innerhalb des 1. Abschnittes geht Kunz vertieft auf das nötige Assessment des multiprofessionellen Teams ein, um z.B. Biografie, Umfeld und aktuelle Symptome und Probleme zu erfassen und zu dokumentieren. Hierbei ist ein wichtiger Punkt das Standort- und Zielgespräch. Dieses wird vom Autor noch mal, mit Tipps zum Ablauf und Inhalt des Gespräches, für Pflegende und Ärztinnen und Ärzte praxistauglich dargestellt. Vertieft wird auch noch auf die Bedeutung der Vorausplanung der Behandlung und Pflege, auch bekannt als Advance Care Planning, Gesundheitliche Versorgungsplanung (GVP) oder Vorsorgedialog (VSD) eingegangen. Einen Praxistipp gibt der Autor hierzu für Ärztinnen und Ärzte zur Notfallverfügung bzw. Ärztliche Notfallanordnung (ÄNO).
Im 2. Abschnitt „Leben im Heim mit Lebensqualität“ wird vertieft auf die Symptomkontrolle in der Palliativen Geriatrie eingegangen. Umgang mit Schmerzen bei alten Menschen, Schmerzerfassung bei Demenz, über Schmerzanalyse bis zur Schmerztherapie. Hierbei werden praktische Tipps für Pflegende z.B. zum Umgang mit Schmerzpflastern und Tipps für Ärztinnen und Ärzte z.B. mit einer Liste der häufigsten zur Anwendung gelangenden Analgetika gegeben. Das Schmerzkonzept „Total-Pain“ der Pionierin Cicely Saunders wird mit seinen vier Dimensionen vorgestellt.
Ein weiterer Aspekt ist die Symptomlinderung bei Atemnot (Dysnpnoe), Übelkeit und Erbrechen, sowie Delir. Praktische Tipps werden hierbei wieder für Pflegende gegeben z.B. beim Vorgehen bei akuter Atemnot, sowie Tipps für Ärztinnen und Ärzte z.B. Notfallmedikamenten bei akuter Atemnot.
Das Thema Notfallplan und Reserveplan wird zum Ende des Kapitels, mit praktischen Tipps, zur Umsetzung, z.B. bei Rasselatmung oder Angst, vorgestellt.
Dem 3. Abschnitt widmet der Autor dem Thema „Lebensende“. Hierbei wird vertieft auf die Themenbereiche Umgang mit Sterbewünschen, Entscheidungsfindung, Nahrung und Flüssigkeit, Medikamente am Lebensende, Rasselatmung, Palliative Sedierung und Tod eingegangen. Kunz gibt wieder umfangreiche Praxistipps für Pflegende z.B. zur Pflege bei Rasselatmung und Tipps für Ärztinnen und Ärzte z.B. zu den Themenbereichen Therapie der Rasselatmung und der Medikamentenverabreichung am Lebensende. Häufige Hintergründe von Sterbewünschen wie Verlust des Lebenssinnes oder die Kontrolle behalten wollen, gehören auch zur Thematik des Kapitels.
Den Abschluss des Buches bilden weiterführende Literaturtipps und Internet-Adressen zum Thema Palliative Geriatrie.
Diskussion
Dr. med. Roland Kunz gibt in seinem Buch einen guten Überblick und Einstieg in das Konzept der Palliativen Geriatrie. Die vielfältigen Praxistipps für Pflegende und Ärztinnen und Ärzte, bilden eine gute Grundlage für die tägliche Arbeit mit multimorbiden, (hoch) betagten Menschen mit und ohne Demenz. Das Buch trägt zum professionellen Verständnis für die Veränderungen im Alter sowie beim Umzug in eine stationäre Pflegeeinrichtung bei.
Fazit
Das kompakte Taschenbuch gibt als Band 1, einen kompakten, aber dabei umfassenden Überblick über die Grundlagen der Palliativen Geriatrie. Durch den Aufbau des Buches anhand eines Verlaufes in verschiedenen Phasen eines Heimaufenthaltes, kann der Leser sich in die Thematik und Problematik direkt hineindenken. Das Buch bietet zahlreiche praktische Tipps für Pflegende und Ärztinnen und Ärzte. Die Tipps sind grafisch und farblich abgesetzt und somit im Buch leicht und schnell auffindbar. Eine sehr gelungene und kompakte Hilfestellung für die praktische Umsetzung vor Ort!
Literatur
Kunz, R. (2024). Palliative Geriatrie in der Praxis Band 1 – Das 1x1 der Palliativen Geriatrie- Praxistipps für Pflegende und Ärzt*innen. Esslingen: Hospiz Verlag
FGPG (2024). Fachgesellschaft für Palliative Geriatrie. https://www.fgpg.eu/. Abgerufen am 18.07.2024
Rezension von
Marina Lenk
Gesundheits- und Pflegemanagerin (B.A.), Fachkrankenschwester für Anästhesie- und Intensivpflege, Palliative-Care-Fachkraft, freiberufliche Fachautorin und Dozentin
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