Alexander Degel, Katharina Liebsch (Hrsg.): Digitalität und Ambiguität
Rezensiert von Philipp Köster, 28.01.2025

Alexander Degel, Katharina Liebsch (Hrsg.): Digitalität und Ambiguität. Organisationskulturen der Sozialen Arbeit unter Druck. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2024. 150 Seiten. ISBN 978-3-7799-8011-7. D: 35,00 EUR, A: 36,00 EUR.
Thema
Die Digitalisierung durchdringt zunehmend alle Lebens- und Arbeitsbereiche, darunter auch die Soziale Arbeit. Das vorliegende Buch untersucht systematisch die Auswirkungen dieses Wandels auf Organisationen, Fachkräfte und Klient:innen. Es bietet eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Chancen und Herausforderungen digitaler Technologien im Sozialsektor und kombiniert theoretische Perspektiven mit praxisnahen Beispielen. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie die Soziale Arbeit ihre Werte und Prinzipien trotz der technischen Transformation bewahren kann.
Autor:in oder Herausgeber:in
Die Autor:innen des Buches sind renommierte Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen im Bereich der Sozialen Arbeit. Sie verfügen über umfangreiche Erfahrung in der Forschung zu Digitalisierung, Organisationsentwicklung und ethischen Fragestellungen in sozialen Kontexten. Ihre Expertise zeigt sich in der prägnanten Verbindung von wissenschaftlicher Fundierung und praxisorientierter Perspektive. Durch ihre interdisziplinären Ansätze tragen sie zu einem umfassenden Verständnis der Thematik bei.
Entstehungshintergrund
Das Buch entstand vor dem Hintergrund des zunehmenden Digitalisierungsdrucks im Sozialsektor. Treibende Faktoren sind einerseits die steigenden Erwartungen an Effizienz und Zugänglichkeit durch digitale Technologien, andererseits die Notwendigkeit, bestehende Strukturen an neue gesellschaftliche Rahmenbedingungen anzupassen. Die Inhalte basieren auf empirischen Studien, Interviews mit Fachkräften und der Auswertung aktueller Forschungsliteratur. Ziel ist es, sowohl Herausforderungen aufzuzeigen als auch konstruktive Lösungsansätze für die Praxis anzubieten.
Aufbau
Das Werk ist klar strukturiert und in vier Hauptkapitel gegliedert:
- Einfluss auf Organisationen und Arbeitsweisen: Analyse der Veränderungen in den Strukturen und Prozessen der Sozialen Arbeit durch digitale Technologien.
- Spannungsfelder der Digitalisierung: Untersuchung der Konfliktlinien zwischen Effizienz, Ethik und sozialer Gerechtigkeit.
- Praxisbeispiele: Darstellung konkreter Herausforderungen und Lösungen in der Implementierung digitaler Tools.
- Theoretische Einordnung: Kontextualisierung der Digitalisierung als kulturellen und sozialen Transformationsprozess.
Inhalt
Das Buch beleuchtet unterschiedliche Facetten der Digitalisierung:
- Einfluss auf Organisationen und Arbeitsweisen: Die Digitalisierung bringt grundlegende Veränderungen in den Arbeitsprozessen der Sozialen Arbeit mit sich. Die Autor:innen beschreiben, wie Change-Management eine entscheidende Rolle spielt, um diesen Wandel erfolgreich zu gestalten. Besonders hervorgehoben wird, dass die Einbindung der Mitarbeitenden essenziell ist, um Akzeptanz und nachhaltige Veränderungen zu erzielen.
- Spannungsfelder der Digitalisierung: Das Buch thematisiert zentrale Spannungsfelder, etwa die Balance zwischen Effizienzsteigerung und der Wahrung der Würde der Klient:innen. Auch die Gefahr der digitalen Exklusion vulnerabler Gruppen wird aufgezeigt, ebenso wie die Herausforderung, technische Innovationen mit ethischen Grundsätzen in Einklang zu bringen.
- Praxisbeispiele: Anhand konkreter Fallstudien, wie der Einführung von Chat-Tools oder hybriden Beratungsmethoden, werden sowohl technische als auch kulturelle Hürden beschrieben. Diese Beispiele verdeutlichen, wie wichtig eine klare Kommunikation und die kontinuierliche Schulung der Mitarbeitenden für den Erfolg von Digitalisierungsprojekten sind.
- Theoretische Einordnung: Die Digitalisierung wird als kultureller und sozialer Transformationsprozess betrachtet. Modelle wie das Acht-Phasen-Modell von Kotter werden vorgestellt, um Strategien für einen gelungenen Wandel zu skizzieren. Die Autor:innen argumentieren, dass digitale Innovationen nur dann erfolgreich sind, wenn sie die Werte der Sozialen Arbeit respektieren.
Diskussion
Das Buch zeichnet sich durch seine klare Struktur und die gelungene Verbindung von Theorie und Praxis aus. Besonders hervorzuheben sind die anschaulichen Fallstudien, die wertvolle Einblicke in die praktische Umsetzung von Digitalisierungsprojekten geben. Die interdisziplinäre Perspektive der Autor:innen sorgt für eine umfassende Betrachtung der Thematik. Gleichzeitig bleiben einige Aspekte unzureichend behandelt. Die Perspektive der Klient:innen wird zwar angesprochen, jedoch nicht vertieft. Auch konkrete Werkzeuge oder Leitfäden zur technischen Umsetzung hätten den Praxisbezug weiter gestärkt. Zudem wird die Frage nach der digitalen Exklusion nur oberflächlich behandelt, obwohl sie gerade für den sozialen Sektor von großer Bedeutung ist.
Fazit
Das Buch ist eine wertvolle Ressource für Wissenschaftler:innen, Praktiker:innen und Entscheidungsträger:innen im Sozialsektor. Es liefert fundierte theoretische Ansätze und praxisnahe Beispiele, die Organisationen dabei helfen können, den digitalen Wandel erfolgreich zu gestalten. Trotz kleinerer Schwächen bietet es wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Sozialen Arbeit im digitalen Zeitalter.
Rezension von
Philipp Köster
Student Kindheits- und Sozialwissenschaften (M.A.) an der Hochschule Koblenz, staatlich anerkannter Erzieher
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