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Franziska Schleuter, Patrick Schuder et al.: Team Toppings

Rezensiert von Prof. (i.R.) Dr. Hans-Jürgen Balz, 22.01.2025

Cover Franziska Schleuter, Patrick Schuder et al.: Team Toppings ISBN 978-3-8006-7193-9

Franziska Schleuter, Patrick Schuder, Jan Schönfeld, Thomas Tillmann: Team Toppings. 21 Lernhacks für agiles Arbeiten. Verlag Franz Vahlen GmbH (München) 2024. 184 Seiten. ISBN 978-3-8006-7193-9. 34,90 EUR.

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Thema

In einer sich schnell wandelnden Arbeitswelt ist Lernen elementar für Personen, Teams und Organisationen. Was macht dabei den Unterschied zwischen individuellem Lernen einzelner Mitarbeitender und Teamlernen als gemeinschaftliches Verändern von Strukturen, Prozessen und Regeln aus?

In der Literatur finden sich verschiedene Lernbegriffe wie New Learning, Lernen 4.0 und Agiles Lernen. Hier setzt das vorliegende Buch an und fragt danach was Teamlernen charakterisiert und wie sich die Teamzusammenarbeit und das Teamlernen effektiv gestalten lässt. Ziel ist dabei, dass Arbeiten und Lernen miteinander verschmelzen (learning-rich work). Grundlage bildet für die Autor:innen die aus der agilen Teamarbeit stammende Methodik des Scrum. Rahmenwerk für einen kontinuierlichen Lern- und Entwicklungsprozess. Scrum als Instrument der agilen Arbeitsgestaltung entstand im Bereich der Softwareentwicklung und dient zur Entwicklung komplexer Produkte, wobei es spezifische Arbeitsphasen und Rollen zur kontinuierlichen Überprüfung, flexiblen und schnellen Anpassung zwecks Produktoptimierung beinhaltet (S. 46–51).

Das Buch versteht sich als Praxisanleitung zum vertiefenden Teamlernen im Arbeitsprozess. Die Metapher Team Toppings soll verdeutlichen, dass es sich dabei nicht um eine zusätzliche aufwändige Arbeit handelt, sondern analog einem „Sahnehäubchen“ um eine Veredlung des eigenverantwortlichen agilen Lernens durch die mitgelieferten 21 Lernhacks geht.

Entstehungshintergrund

Die Publikation ist entstanden in der Zusammenarbeit zweier sehr unterschiedlicher Unternehmen – einem Software- und Technologieunternehmen und einem Beratungs- und Trainingsunternehmen im Bereich der Lerninnovation. Die vier Autor:innen – Franziska Schleuter, Jan Schönfeld, Patrick Schuder und Thomas Tillmann – repräsentieren diese. Ihre unterschiedlichen Perspektiven und Expertisen bringen die Autor:innen gewinnbringend in das vorliegende Buch ein. Basis dafür ist das Scrum als Rahmenwerk und weitere agile Methoden-Tools, die auch Teams, die nicht schon agile Arbeitsprinzipien und -methoden anwenden, bei der Implementierung innovativer Lernroutinen unterstützen können.

Aufbau und Inhalt

Das Buch gliedert sich in einen einführenden Teil und einen zweiten Teil, in dem die Lernhacks vorgestellt werden. Der erste Teil beschäftigt sich mit dem Teamverständnis der Autor:innen, dem Lernbegriff und seinen Weiterentwicklungen, mit Agilität und Scrum als Rahmenmodell. Als originären eigenen Beitrag stellen die Autor:innen ihr Modell zum Erreichen einer lernangereicherten Praxis (learning-rich work) vor. Hier werden insgesamt fünf Gestaltungs- und Arbeitsprinzipien beschrieben (Professionell, anregend, respektvoll, interaktiv und selbstgesteuert), die eine produktiv-lernoffene Teamzusammenarbeit unterstützen. Der erste Teil des Buches wird mit Ausführungen der Autor:innen zu den Zielen und dem Nutzen des Buches und der Team Toppings abgeschlossen.

Im zweiten Teil folgen die 21 Team Toppings, Lernhacks denen Franziska Schleuter, Jan Schönfeld, Patrick Schuder und Thomas Tillmann jeweils kreative Label geben (z.B. Let's be Buddies, Wir packen unsere Koffer, Abzeichen sammeln). Die Lernhacks lassen sich nach ihren Beiträgen zur Teamarbeit systematisieren. Die von den Autor:innen dazu angegebenen Themenfelder sind:

  • Verantwortung stärken,
  • Probleme lösen,
  • Reflexion anregen,
  • Verständnis klären,
  • Zusammenhalt entwickeln und
  • Wissen/Können aufbauen.

(s. Übersicht im hinteren inneren Klappentext)

Zu allen Lernhacks geben die Autor:innen darüber hinaus ihre jeweilige Funktion und ihren Einsatz im Scrum-Rahmenkonzept an. Insofern lassen sich die Lernhacks sowohl von Teams mit agiler Arbeitsstruktur, wie auch von anderen nicht agil arbeitenden Teams nutzen.

Die Lernhacks werden in einer einheitlichen Struktur vorgestellt. Zum kreativen Label des Lernhacks formulieren die Autor:innen immer eine informative zielorientierte Unterschrift (z.B. zu „Erste-Hilfe-Kit“ Hinzufügung „Was tun, wenn jemand fehlt?“ S. 67). Unter dem folgenden Punkt – Lernmoment – beschreiben sie die sich stellende Herausforderung, den Lernanlass bzw. die Lernerfordernis, häufig ergänzt durch Hinweise auf vorbereitende Überlegungen und den generellen Einsatz des Lernhacks, überschrieben mit Ideen.

Es werden nun der Ablauf und die Handhabung des Lernhacks ausgeführt, gelabelt mit So geht's. Unter diesem Punkt benennen die Autor:innen ihre Idee zur Bearbeitung beispielsweise mit Hilfe einer Visualisierung eines Flusses mit Hindernissen/​Fragen zum Ablauf, eines Kofferinhaltes, eines Arbeitsbogens wie beispielsweise die Expectation Card, das sind Erwartungskarte mit Leitfragen. Dem folgen die wichtigen Ablaufschritte, um in der Einzelarbeit bzw. als Team den Lernimpuls für sich systematisch zu nutzen. Punktuell finden sich Illustrationen durch Fallbeispiele, in der Regel geben die Autor:innen Arbeitsbögen bzw. illustrierte Vorlagen als Strukturierungshilfe für die Bearbeitung. Unter der Überschrift Booster finden sich ergänzende und für den Einzelfall hilfreiche Hinweise zur Anwendung bzw. Steigerung der Effektivität der Lernhacks. 

Zwischen den Lernhacks bringen sich Franziska Schleuter, Jan Schönfeld, Patrick Schuder und Thomas Tillmann durch kurze Einzelbeiträge mit einem ihnen jeweils wichtigen Thema (z.B. zur beruflichen Sozialisation und zu Teamerfahrungen), zum Lernkontext oder zum Einsatz der Lernhacks ein.

Das Buch wird durch ein Vorwort und einen Abschluss (Beyond Scrum), in dem die Autor:innen die Leser:innen bestärken die Lernhacks als niederschwellige Bereicherung ihrer täglichen Teamarbeit zu nutzen, gerahmt.

Zielgruppen

Angesprochen werden Teams sowohl innerhalb wie außerhalb agiler Arbeitsmethodik. Die Erfordernis Arbeits- und Lernprozesse zu synchronisieren und gemeinsame Lernphasen zu etablieren, stellen sich insbesondere für Teams, wenn der Innovationsdruck aufgrund von Kontextveränderungen oder internen Umstrukturierungen hoch ist. Die leicht handhabbaren Tools können je nach speziellem Bedarf einzeln genutzt werden, sodass sie ein niederschwelliges Angebot zur eigenständigen Selbstanwendung (ohne externe Fachkräfte zur Teamentwicklung) bieten. Angaben zur Verwendung in spezifischen Branchen werden nicht gemacht.

Diskussion

Das Buch liefert für Teams, denen es um die Optimierung bzw. Vertiefung ihrer Teamprozesse im Sinne einer lernangereicherten Praxis (learning-rich work) geht, Impulse zur Verstärkung der Teamreflexivität, der Transparenz und des wechselseitigen Verständnisses. Auch in organisationalen Kontexten, die aufgrund der Arbeitsstrukturen wenig Raum für Teamarbeit vorsehen (z.B. Schule), bieten die Lernhacks Inspirationen und Kommunikationsanlässe für einen teamorientierten Austausch.

Schlüssig zuordnen lassen sich die 21 Lernhacks in Teams, die auf Basis von Scrum arbeiten (s. Übersicht im vorderen inneren Klappentext). Hier können die Mitarbeiter:innen beispielsweise bei der Planung eines Sprints (einer Arbeitsphase des Teams) von den angebotenen Lernhacks gezielt profitieren. Mir stellt sich die Frage, ob zur Auswahl einzelner Lernhacks und vor deren Einsatz eine Teamdiagnose bzw. eine vorherige Bedarfsabfrage zweckmäßig ist.

Der Einsatz der Lernhacks für nicht agil arbeitende Teams erscheint mir im Buch insgesamt weniger schlüssig abgeleitet. Hier stellt sich die Frage, wie die Lernhacks mit weiteren Methoden der Teamentwicklung anschlussfähig sind bzw. verbunden werden können.

Teams in „ruhigem Fahrwasser“ können aus dem Buch von Franziska Schleuter, Jan Schönfeld, Patrick Schuder und Thomas Tillmann für die eigenverantwortliche Optimierung ihrer Teamprozesse zahlreiche inspirierende Impulse gewinnen. Für Teams mit agilen Arbeitsstrukturen, sind die Lernhacks passgenau und gut handhabbar.

Geht man von der Beschreibung der Lernmethoden als „Sahnehäubchen“ aus, so fragt sich, welche Einsatzmöglichkeiten der Lernhacks für Teams in Krisen oder spezifischen Konfliktsituationen bestehen. Auch fehlen mir Aussagen, wann über die vorgestellten Methoden zur Selbstanwendung hinaus die Einbeziehung eines externen Teamentwicklers bzw. einer Teamentwicklerin sinnvoll bzw. erforderlich ist.

Fazit

Das Buch ermutigt dazu, Arbeit und Lernen als zwei hand-in-hand-gehende Prozesse zu sehen und sich als Team selbständig an die kontinuierliche Verbesserung von Teamprozessen zu machen. Die ansprechend und kreativ-visualisiert gestalteten Lernhacks bieten auch in Kontexten mit wenig teamorientierten Arbeitsstrukturen Möglichkeiten über Chancen, für mehr Teaming nachzudenken, dieses zu erproben und voneinander zu lernen.

Rezension von
Prof. (i.R.) Dr. Hans-Jürgen Balz
von 2002 bis 2023 Dozent für Psychologie (Schwerpunkte Diagnostik und Beratung) an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum. Supervisor, Coach und Weiterbildner im Institut für Lösungsfokussierte Kommunikation (ILK-Bielefeld).
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Es gibt 47 Rezensionen von Hans-Jürgen Balz.

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ISSN 2190-9245