Laura Zech: Ich bleibe ein Teil von Dir
Rezensiert von Wolfgang Schneider, 29.04.2024

Laura Zech: Ich bleibe ein Teil von Dir. Ein liebevolles Erinnerungs- und Rituale-Buch für verwaiste Eltern und alle, die um ein Kind trauern.
edition Riedenburg e.U.
(Salzburg) 2021.
79 Seiten.
ISBN 978-3-99082-062-9.
D: 14,90 EUR,
A: 15,40 EUR,
CH: 27,50 sFr.
Reihe: Rituale für Familien - 2. .
Thema
Das ist die Geschichte von Jonne. Jonne ist eine Taube. Und Jonne hat einen schweren Schicksalsschlag erlitten, der sie im Hier und Jetzt fest im Griff hat. Sie hat ihr Kind verloren und kann seither nicht mehr fliegen. Auf mutmachende und mitreißende Art und Weise kämpft sie sich zurück ins Leben, lernt zu lachen und darf natürlich auch weinen. Vielleicht schafft sie es am Ende sogar, wieder zu fliegen…
AutorIn oder HerausgeberIn
Laura Zech ist verheiratet und Mutter von zwei Söhnen. Durch den frühen Tod ihrer Eltern sind Schicksal, Tod und Trauer schon lange fester Bestandteil in ihrem Leben. Andreas Hirsch ist freischaffender Künstler und Designer. Nach seinem Studium in Augsburg und Portugal arbeitete er für mehrere Werbeagenturen und für ein großes Verlagshaus. Er war bei innovativen Start-ups tätig und arbeitete mehrere Jahre als Designer bei Apple in Kalifornien. 2020 machte er sich selbstständig mit seinem eigenen Studio.
Aufbau und Inhalt
Die Geschichte von Jonne zieht sich in verschiedenen Kapiteln durch das ganze Buch, ist dabei aber immer nur – ohne das negativ zu meinen – Stichwortgeber für die Leser:innen und ihre ganz persönlichen Empfindungen und Gedanken, die sie gleich an Ort und Stelle in Wort und Bild festhalten können.
Diskussion
In diesem Buch stecken Herzblut und ganz viel persönliche Geschichte. Denn die Autorin Laura Zech hat selbst etwas Unfassbares erlebt. Ihr kleiner Neffe verstarb mit gerade einmal zweieinhalb Jahren plötzlich. Für sie eine Initialzündung, da sie nach Literatur suchte, die ihr in dieser schwierigen Situation hätte helfen können – und nahezu keine fand. Sie begann selbst zu schreiben. Und diesen Hintergrund merkt man den Texten jederzeit an. Sie haben Gefühl Tiefgang und ganz viel Liebe, ohne dass sie überfrachtet wären. Entstanden ist ein gefühlvolles Buch, in dem Trauer und Schmerz Raum haben. Es soll gleichzeitig Mut und Hoffnung geben – nicht nur betroffenen Eltern, sondern allen, die um ein Kind trauern. Ob das gelingen wird, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Das Buch jedenfalls tut viel dafür, eine Hilfestellung zu sein. Die kraftvollen Aquarelle von Andreas Hirsch in Jonnes Dialog mit ihrem kleinen Engel haben so unendlich viel Kraft, dass man sich ihnen nicht entziehen kann, dass sie fast mehr sagen als jedes gut gewählte Wort. Das ist beeindruckend. Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Der heilsame Weg beginnt dabei ganz am Anfang und nimmt uns mit auf eine Reise, bei der der Trauer echte Flügel wachsen können und gleichzeitig wieder Raum für Licht und Hoffnung im Leben entsteht. Was kitschig klingen mag, ist es an keiner Stelle. Stattdessen wirkt es eher wie ein zunächst kleiner Sonnenstrahl, der sich durch graue Wolken presst. Denn auch der kann der Anfang für einen wunderbar sonnigen Tag sein. Man darf nur die Hoffnung nicht verlieren. Und so kann die kleine Taube Jonne dabei helfen, innere Kraft und Zuversicht zu finden. Und dafür hat sie ein gutes Rezept: Dies gelingt am besten durch die aktive Weiterarbeit mit bunten Farben und die gefühlsstarke Einbettung der Rituale in den Alltag.
Fazit
Dieses Buch zeigt mit seinem Grundgerüst einen Weg aus der Trauer, der aber durch viele interaktive Elemente völlig individuell gestaltet werden kann. Das macht das Erlebte nicht weniger schmerzhaft, aber es kann helfen, dass die liebevollen Erinnerungen überdauern.
Rezension von
Wolfgang Schneider
Sozialarbeiter
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