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Steven Vertovec: Superdiversität

Rezensiert von em. Prof. Dr. Süleyman Gögercin, 07.11.2024

Cover Steven Vertovec: Superdiversität ISBN 978-3-518-58815-4

Steven Vertovec: Superdiversität. Migration und soziale Komplexität. Suhrkamp Verlag (Berlin) 2024. 364 Seiten. ISBN 978-3-518-58815-4. D: 32,00 EUR, A: 32,90 EUR, CH: 42,90 sFr.

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Thema

Der Begriff „Diversifizierung“ beschreibt im sozialwissenschaftlichen Zusammenhang den Prozess, bei dem soziale Strukturen, Gruppen oder Institutionen in Bezug auf ihre Zusammensetzung, Funktionen und Dynamiken vielfältiger und komplexer werden. Die Vielfalt und Komplexität haben in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen und werden das auch weiterhin. Diese Entwicklung beeinflusst viele Lebensbereiche und ist entscheidend für das Verständnis moderner Gesellschaften. Sie kann durch Migration, soziale Mobilität oder den gesellschaftlichen Wandel verursacht werden und betrifft Merkmale wie Ethnizität, Religion, Kultur, Geschlecht und sozioökonomischen Status.

Migration spielt bei den Diversifizierungsprozessen eine Schlüsselrolle. Die Globalisierung der vergangenen Jahrzehnte hat nicht zuletzt zu globalen Migrationsströmen und -formen geführt. Wenn man das Wesen moderner, von Migration geprägter Gesellschaften verstehen will, braucht man ein Verständnis ihrer enorm gewachsenen Komplexität. Das ist eine der Thesen, die Steven Vertovec in seinem Buch „Superdiversität“ vertritt. Migrantinnen und Migranten sind divers, und sie wandern in hoch diversifizierte Gesellschaften ein, in denen die Menschen sich ihrerseits nicht mehr nur ethnisch definieren, sondern wiederum unterschiedliche Vorstellungen von ihrer Identität und ihren Lebensentwürfen haben. Daraus folgen Gesellschaften, die man als „superdivers“ bezeichnen kann.

Steven Vertovec gilt als Urheber des Konzepts der Superdiversität und hat sich bereits in früheren Veröffentlichungen damit befasst. Um seinen Ansatz und die Einsichten des Konzepts weiterzuentwickeln, setzt Vertovec in diesem Buch „bei der Diskussion des Begriffs und seiner Verwendung an und geht dann zu verwandten Formen der Diversifizierung über. Es befasst sich mit Reaktionen auf Diversifizierungs- und Superdiversitätsprozesse sowie mit emergenten Merkmalen sozialer Komplexität im weiteren Sinne. Durch all diese Themen ziehen sich Fragen zur Diversifizierung, Kategorisierung und Gestaltung multipler Kategorien, zu sich gegenseitig bedingenden Prozessen, sozialer Schichtung und Ungleichheit. So soll jedes Kapitel etwas zu unserem umfassenderen Verständnis jener Prozesse beitragen, die die voneinander abhängigen Bereiche der sozialen Kategorisierungen und sozialen Formationen immer komplexer machen.“ (S. 29)

Autor

Steven Vertovec ist ein US-amerikanischer Sozialwissenschaftler, Ethnologe und Religionswissenschaftler. Er ist Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften. Zuvor war er Professor für transnationale Anthropologie an der Universität von Oxford und Direktor des British Economic and Social Research Council’s Centre on Migration, Policy and Society (COMPAS). Von 2008 bis 2011 gehörte er dem Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration an.(Innenseite des rückwärtigen Deckblatts).

Das Buch ist aus dem Englischen von Alexandra Berlina übersetzt. Sie ist promovierte Übersetzungswissenschaftlerin und arbeitet als Übersetzerin, Lektorin und Dolmetscherin für Englisch, Deutsch und Russisch (https://uebersetzer.jetzt/​profil/​dr-alexandra-berlina/).

Aufbau und Inhalt

Abgesehen von der Danksagung des Autors und einer Notiz der Übersetzerin zur Übersetzung vor der Einleitung enthält das Buch sieben Kapitel.

In der Einleitung geht es zunächst um die Hintergründe zur Entstehung und Entwicklung des Konzepts der Superdiversität. Darauffolgend wird der Aufbau des Buches erläutert, indem die einzelnen Kapitel zusammengefasst werden.

Kapitel 2 enthält Erläuterungen zu Superdiversität und ihren Auswirkungen. Hier wird der in „Ethnic and Racial Studies“ (Super-diversity and ist implications. 2007, 30/6, 1024–54; https://doi.org/10.1080/01419870701599465) erschienene Artikel des Autors über Superdiversität in vollem Umfang wiedergegeben. In das Konzept der Superdiversität als eine Möglichkeit, die Veränderungen in der Art der Vielfalt (in Bezug auf ihre Formen oder Darstellungen) zu verstehen, wird also hier mit diesem Artikel eingeführt. Der Autor untersucht darin, auf Daten aus dem Vereinigten Königreich basierend Veränderungen in den Populationen der Migrantinnen und Migranten nach Schlüsselkategorien wie Herkunftsländer, Sprachen, Religionen, Migrationskanäle, Rechtsstatus, Gender, Alter, Wohnorte (Space/​Place) und Transnationalismus. Er zeigt auf, dass die wechselnden Kategorien in den verschiedenen Gruppen die soziale Konfiguration Großbritanniens verändert und die von Migration angetriebene Diversifizierung die vorangegangenen Konfigurationen der Diversität in Großbritannien abgelöst haben. „Das hat eine gegenwärtige Situation der Superdiversität zur Folge“ (S. 64). Vertovec beleuchtet nicht nur die Veränderungen, sondern geht auch auf einige Herausforderungen ein, die dieser Wandel für Sozialwissenschaften und für Sozialpolitik mit sich bringt.

„Superdiversität wird in unterschiedlichen sozialwissenschaftlichen Bereichen auf sehr verschiedene Weisen erwähnt, herangezogen, interpretiert und kritisiert – als Idee, Setting, Zustand, Theorie oder Ansatz“ (S. 79). Entsprechend werden im dritten Kapitel die vielen Bedeutungen von „Superdiversität“ in der soziologischen Literatur behandelt. Dabei typologisiert der Autor acht Hauptarten, in denen Superdiversität benutzt wurde/wird:

  • als Bezeichnung für sehr große Vielfalt, 
  • als Kontext oder Hintergrund für Forschungsstudien, 
  • als Bezeichnung für mehr ethnische Diversität, 
  • als Aufruf, in der Sozialanalyse über die Ethnizität hinauszugehen, 
  • als mehrdimensionale Umgestaltung sozialer Kategorien, 
  • als Grundlage für Neubewertung der Methodologie eines Fachgebiets oder einer Disziplin, 
  • als ein Weg zur Erörterung emergenter sozialer Komplexitäten (im Zusammenhang mit Globalisierung, Migration, ethnischen Kategorien und neuen sozialen Formationen) und 
  • als Ausgangspunkt für die Erörterung eines Teilbereichs der Politik und Staatsführung. 

Der Autor selbst plädiert für Superdiversität als Konzept und Ansatz für neue Migrationsmuster. Jeweils ein eigenes Unterkapitel ist hier der Soziolinguistik und der Geschichtswissenschaft gewidmet. Im ersten Fall geht es um ein neues Feld der „soziolinguistischen Superdiversität“, während in der Geschichtswissenschaft Expertinnen und Experten über die „Neuheit“ und die Auswirkungen der Superdiversität debattieren. Der Autor geht auch auf einige Kritikpunkte ein, die im Zusammenhang mit dem Konzept der Superdiversität geäußert wurden, besonders im Hinblick auf Ideen von race und Rassismus, Macht und Kolonialismus sowie das akademische Unterfangen als solches.

In Kapitel 4 werden die Diversifizierungsprozesse thematisiert. Hierbei zeigt Vertovec zunächst einige verwobene und sich gegenseitig bedingende Diversifizierungsprozesse der Migration auf. Er beschreibt insbesondere migrations- und demografisch bedingte Modalitäten. Migrationsbedingte Diversifizierungen erfolgen aufgrund internationaler Migrationsströme, die sich in den letzten drei Jahrzehnten stark verändert haben. Aus immer mehr Ländern überqueren fortwährend mehr Menschen Grenzen. Die zunehmend komplexer werdenden Ursachen dafür sind vielfältig und kumulativ. Diese aus dem demografischen, ökologischen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bereich resultierenden Ursachen beeinflussen und verstärken sich dauernd wechselseitig. Auch werden bei migrationsbedingten Diversifizierungen die Migrationskategorien und Fragen des Rechtsstatus als ein relativ neues Phänomen immer komplexer, komplizierter und verwirrender. Viele Regierungen versuchen, den Zugang zu Sozialleistungen zu beschränken. „Auf diese Weise haben sie unbeabsichtigt Superdiverzifizierungsprozesse verstärkt, da der Zugang zu Sozialleistungen die Lebensweise der Individuen beeinflusst.“ (S. 139) Demografische Diversifizierungen betreffend lässt sich festhalten, dass zahlreiche Länder sich auch ohne Migration demografisch oder hinsichtlich offizieller Kategorien wie Ethnizität diversifizieren, sodass die demografische Zusammensetzung vor allem von Städten immer vielfältiger wird. Im letzten Teil dieses Kapitels wird auf weitere wichtige Merkmale des demografischen Wandels eingegangen: die unterschiedlichen Alterskohorten – „je jünger die Kohorte, desto mehr Diversität“ (S. 154); „Mixedness“ – die deutlich ansteigende Anzahl von Menschen, die sich als mixed bezeichnen; und die Sprache – Sprachen und innovative Sprachpraktiken verbreiten sich an bestimmten Orten.

Kapitel 5 untersucht einige der wichtigsten öffentlichen Reaktionen auf Diversifizierung und geht den Fragen nach: Wie reagieren Menschen auf die Diversifizierung und Superdiversität um sich herum? Was wissen, denken und verstehen Menschen tatsächlich über die Diversifizierung ihrer Gesellschaften? Wie nehmen sie diese wahr, wie reagieren sie sozial und politisch? Was ist es an der zunehmenden Diversifizierung, das negative Reaktionen hervorruft? Die Reaktionen scheinen zum Teil paradox: Bezugnehmend auf Umfragen wird erläutert, dass viele Menschen im Allgemeinen einerseits das aktuelle Ausmaß an Vielfalt in ihrem Land oder in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld akzeptieren oder es sogar schätzen, andererseits sich aber durch den Zuwachs an Diversität bedroht fühlen. Der Autor erklärt solche Reaktionen auf Diversifizierung damit, dass „Reaktionen auf Diversifizierung. in erster Linie auf ihrer Wahrnehmung – und diese auf Kategorisierung, Darstellung und Diskurs“ beruhen (S. 208), also darin, wie Menschen Kategorien konstruieren, um der sozialen Welt einen Sinn zu geben, und wie sie andere dabei einordnen. So haben die meisten negativen Reaktionen auf Diversifizierung mit einem Gefühl der Bedrohung zu tun. Sozialen Kategorisierungen lägen häufig folgende Prämissen oder Ansichten zugrunde: Gruppismus (die Annahme, dass die Gesellschaft aus begrenzten, festen, in sich homogenen Gruppen besteht), singuläre Zugehörigkeit (die Überzeugung, dass jeder Mensch in erster Linie der einen oder anderen bedeutenden Gruppe angehört), Kulturalismus (die Ansicht, dass Kulturen saubere, separate Pakete unveränderlicher Merkmale sind) und Rassifizierung (die Vorstellung von Kultur und Gruppenzugehörigkeit als „natürlich“ oder genetisch bedingt). Ein wesentlicher Grund für Ängste im Zusammenhang mit Diversifizierung läge darin, dass Überschreitung einer bestimmten Schwelle, ein „Zuviel“ an Diversität unerwünschte Folgen mit sich bringe. Des Weiteren werden in diesem Kapitel mehrere bekannte Theorien zu negativen Reaktionen der Öffentlichkeit auf Diversifizierung betrachtet, die häufig von rechten Politikerinnen und Politikern geschürt und instrumentalisiert werden. Ebenso geht der Autor auch auf andere Reaktionen auf Diversifizierung, dabei insbesondere auch auf die Kontakttheorie ein. Die Forschung zeige, dass die Einstellung gegenüber Differenzen sich sogar bei anfänglich negativer Reaktion mit der Zeit und mit zunehmendem Kontakt deutlich verbessere. Schon die bloße Wahrnehmung der Diversifizierung trage dazu bei, grobe Konzeptualisierungen und Stereotypen abzubauen, was nach und nach zu positiveren sozialen Beziehungen führe.

Soziale Komplexität lautet der Titel des sechsten Kapitels, in dem mehrere Materialien zu wesentlichen Merkmalen und möglichen Betrachtungsweisen sozialer Komplexität vorgestellt werden. Dies erfolgt zunächst mit Rückgriff auf die Anthropologie, in der Komplexität als ein evolutionäres Merkmal sozialer Organisation in dem Sinne betrachtet wird, dass im Laufe der Zeit Gesellschaften immer komplexer werden. Darauffolgend befasst sich Vertovec mit den unterschiedlichen Auffassungen von Komplexität in den Sozialwissenschaften sowie mit der „Salienz von Unterschieden“, wobei der Autor Salienz zumeist in der Bedeutung vom „Stellenwert“ verwendet. „Die Vielfältigkeit, Vermischung, Erschaffung und Aufhebung von sozialen Kategorien“ lautet der Titel des nächsten Abschnitts, in dem der Autor einige zentrale Begriffe der Komplexitätsforschung aufgreift und sich mit deren sich verändernden Bedeutungen befasst, und zwar im Hinblick auf soziale Unterschiede und soziale Kategorisierung anhand von Beispielen aus den Bereichen „race und Ethnizität“, Gender und Sexualität, Religion und Sprache. In den nächsten Abschnitten geht es um „Intersektionalität und komplexe Ungleichheiten“, „Online- und Offline-Identitäten“ und „Komplexe soziale Identität“. Dabei geht es um das Bewusstsein der Individuen ihrer eigenen multiplen Identitätskategorien. Vertovec zeigt in diesem Kapitel also auf, dass viele soziale Kategorien aufgelöst, neu gebildet, vermischt und vervielfacht werden, dass dies nicht nur Gesellschaften komplexer macht, sondern auch Strukturen komplexer Ungleichheit hervorbringt.

Das Schlusskapitel fasst zentrale Punkte aus dem gesamten Buch zusammen. Der Autor hebt hierbei hervor, dass eine wichtige Grundlage für ein besseres Verständnis der sozialen Komplexität die Anerkennung sozialer Kategorien als mehrdimensional, wandelbar und durchlässig ist und dass soziale Kategorien immer im Fluss sind. Der Superdiversitätsansatz soll zur Erkenntnis beitragen, dass Individuen immer Teil von mehr als einer Kategorie sind und dass jede Kategorie Menschen mit mehr als einer Identität umfasst. Er soll das Bewusstsein für die Diversifizierung der Gesellschaften schärfen und in Bezug darauf Interpretationshilfe bieten. Dafür seien entsprechende Interventionen erforderlich. Einige Ideen dazu, wie diese Interventionen aussehen könnten, werden dann aus den Bereichen Politik, politische Repräsentation und Informationskampagnen skizziert.

Diskussion

Das Konzept der Superdiversität basiert darauf, dass nicht eine Kategorie das Leben der Menschen, ihre soziale Position und die gesellschaftlichen Strukturen um sie herum bestimmt, sondern mehrere offene Kategorien, die zusammenwirken und in ständigem Wandel sind.

So meint „Superdiversität“ eine vielschichtige und dynamische Form gesellschaftlicher Vielfalt. Im Zuge globaler Migrationsströme leben immer mehr Menschen in Ländern, in denen sie nicht geboren wurden, oder sind durch ihre Familiengeschichten mit anderen Ländern verbunden. Seit rund 30 Jahren hat Migration, die sich eigentlich durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht, eine neue Qualität angenommen. Die daraus von Steven Vertovec abgeleitete These in dem Buch „Superdiversität“ ist einleuchtend: Migrantinnen und Migranten sind divers. Sie definieren sich in hoch diversifizierten Gesellschaften nicht mehr nur ethnisch. Sie haben auch unterschiedliche Vorstellungen von ihrer Identität und ihren Lebensentwürfen. Entsprechend kann man diese Gesellschaften als „superdivers“ bezeichnen. Vertovecs weitere, nachvollziehbar begründete These lautet, dass man ein Verständnis der enorm gewachsenen Komplexität der von Migration geprägten modernen Gesellschaften braucht, wenn man deren Wesen verstehen will.

Im Mittelpunkt des Superdiversität-Ansatzes von Vertovec steht die Beziehung zwischen sozialer Kategorisierung und sozialer Organisation. Superdiversität liefert überzeugende Argumente dafür, dass immer komplexere Kategorisierungen eine Neubewertung sozialer Identitäten als vielfältig, flexibel und durchlässig erfordern. Es ist anzunehmen, dass sich die Vielfalt in absehbarer Zeit noch weiter verstärken, die Komplexität noch weiter erhöhen wird. Diese neuen Verhältnisse sollten anerkannt werden und Menschen zum Umdenken bewegen, damit sozialer Zusammenhalt und Gleichberechtigung gelingen.

In diesem eigentlich bemerkenswerten Buch belegt Vertovec seine Befunde mit einer großen Fülle statistischen Materials, wobei nicht alle Daten aktuell bzw. korrekt sind. In Kapitel 2 wird der im Jahr 2007 erschienene Artikel über Superdiversität in vollem Umfang und mit rund 20 Jahre alten Daten wiedergegeben. Die Begründung, dass dieser Abdruck erforderlich sei, da die Leserschaft des Buches kaum diese Erstveröffentlichung kenne und der Rest des Buches sich zu einem großen Teil darauf beziehe, ist einerseits nachvollziehbar. Andererseits hätten aktuellere Daten die Aussagekraft des Artikels sicher nicht gemindert. Auch sind die im weiteren Verlauf verwendeten Daten nicht immer korrekt: Z. B.: Im letzten Teil des Kapitels 4 werden wichtige Merkmale des demografischen Wandels mit Daten zu unterschiedlichen Alterskohorten erläutert. Es wird angegeben, dass Frankfurt einen Migrantenanteil von 16 % hätte und dort Menschen aus 121 Nationalitäten leben würden (S. 149); dabei liegt der Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund in Frankfurt am Main über 50 Prozent, rund 30 % ohne deutsche Staatsangehörigkeit und „insgesamt 178 der 197 Nationen der Welt sind in Frankfurt zu Hause“ (vgl. Frankfurt statistik.aktuell, Ausgabe 4/2020 unter: file:///C:/Users/​drgoe/​Downloads/​2020_04%20Auslaendische%20Einwohner%202019.pdf). Ein weiteres Beispiel: Auf Seite 150 heißt es: „Städte mit Migrant:innenminderheiten – mit einem Migrant:innenanteil von 18 Prozent aber etwas weniger Vielfalt mit 76 Nationalitäten sowie kleineren Populationen von im Schnitt 270 000… dazu gehören Wuppertal, Konstanz und Mühlhausen (Elsass)“. Laut Angaben der Interneteinträge beider deutscher Städte lebten dabei in Wuppertal Ende 2023 358.938 Menschen aus rund 160 Nationalitäten (davon 43,4 % mit Migrationsgeschichte) und in Konstanz 85.770 Menschen aus über 150 Nationalitäten (davon 34,1 % mit Migrationsgeschichte).

Fazit

Dieses Buch von Steven Vertovec ist grundsätzlich eine lesenswerte Analyse. Ich empfehle es jedem/​jeder, der/die den sozialen Wandel verstehen will und sich für Migration, Vielfalt, Rassismus, Ungleichheit und verwandte Themen interessiert.

Rezension von
em. Prof. Dr. Süleyman Gögercin
Duale Hochschule BW Villingen-Schwenningen, Fakultät für Sozialwesen
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Es gibt 109 Rezensionen von Süleyman Gögercin.

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Zitiervorschlag
Süleyman Gögercin. Rezension vom 07.11.2024 zu: Steven Vertovec: Superdiversität. Migration und soziale Komplexität. Suhrkamp Verlag (Berlin) 2024. ISBN 978-3-518-58815-4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32228.php, Datum des Zugriffs 13.12.2024.


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