Dagmar Rohnstock, Cordula Siebers-Koch: Elterngespräche souverän gestalten - kooperieren, beraten, unterstützen
Rezensiert von Sarah Glauer, 22.08.2024
Dagmar Rohnstock, Cordula Siebers-Koch: Elterngespräche souverän gestalten - kooperieren, beraten, unterstützen. Buch mit Kopiervorlagen. Cornelsen Verlag GmbH (Berlin) 2024. 112 Seiten. ISBN 978-3-589-16958-0. D: 20,00 EUR, A: 20,60 EUR, CH: 25,00 sFr.
Thema
Das Buch „Elterngespräche souverän gestalten – kooperieren, beraten, unterstützen“ ist ein praxisorientierter Leitfaden für pädagogische Fachkräfte, insbesondere für Lehrkräfte aller Schulformen, die regelmäßig Elterngespräche führen. Die Autorinnen Dagmar Rohnstock und Cordula Siebers-Koch bieten praxisnahe Anleitungen, wie derartige Gespräche effektiv vorbereitet, durchgeführt und nachbereitet werden können. Mit dem Fokus auf Kommunikation, Beratung und Kooperation im Rahmen von Elterngesprächen, liefert das Buch zahlreiche Checklisten, Planungshilfen und Dokumentationsvorlagen, die im Alltag sofort einsetzbar sind.
Autorinnen
Dagmar Rohnstock ist Lehrerin, Mediatorin (BM) und Trainerin für Zeit-, Stress- und Konfliktmanagement. Sie engagiert sich über Fortbildungen und Beratungen für die Stärkung von Pädagog*innen in Krisenzeiten sowie für die Implementierung von Mediation in Schulkulturen.
Cordula Siebers-Koch ist zertifizierte Mediatorin, Coach, Trainerin für Konfliktmanagement und Teamentwicklung und Fortbildnerin. Als Medienbeauftragte betreut sie das Konfliktmanagement der Evangelischen Schulstiftung in Berlin und Brandenburg.
Entstehungshintergrund
Elterngespräche werden in der Praxis oft als mühsam und zeitaufwendig empfunden, wenngleich eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern für alle Beteiligten wichtig ist. Ziel ist es, mithilfe einer mediativen Grundhaltung Wege aufzuzeigen, wie Elterngespräche erfolgreich auf Augenhöhe geführt werden können.
Aufbau
Das Buch unterteilt sich in 12 Kapitel, welche inhaltlich auch separat betrachtet werden können. Die Autorinnen stellen unter dem Motto „Wir sitzen alle in einem Boot!“ vor jedem Kapitel die aufeinander aufbauende Grafik eines Bootes mit allen essenziellen Elementen eines gemeinsamen Erziehungsweges dar. In diesem Buch werden kommunikative Möglichkeiten des gegenseitigen Mitteilens und Verstehens aufgezeigt und anhand praktischer Beispiele verdeutlicht, wodurch eine direkte Praxisanwendung möglich wird.
Inhalte
Das erste Kapitel „Grundlegende Chancen und Bedeutung des Pädagog*innen-Eltern-Dialogs“ bietet eine Einführung in die Bedeutung von Elterngesprächen und stellt die Ziele des Buches vor. Die Wichtigkeit einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den pädagogischen Fachkräften wird erläutert, sodass die individuelle Förderung und Begleitung des Kindes in fachlicher, sprachlicher und sozialer Hinsicht bestmöglich gewährleistet werden kann. Durch einen offenen Austausch möglicher fehlender Ressourcen kann gemeinsam nach Lösungen gesucht und ein gegenseitiges Verständnis entwickelt werden.
Im zweiten Kapitel, „Spezifische Herausforderungen der aktuellen Eltern- und Pädagog*innengeneration“, werden Themen wie hohe Erwartungen an das Bildungsniveau, familiäre Belastungen und schwierige Familienbedingungen, und krisenhafte gesellschaftliche Veränderungen auf Seiten der Elterngeneration behandelt. Herausforderungen der heutigen Pädagog*innengeneration sind beispielsweise besorgte Eltern mit überhöhten Ansprüchen, der hohe Bedarf an Aufklärung und Beratung und begrenzte Ressourcen (z.B. personell und finanziell). Auch die Digitalisierung spielt auf beiden Seiten eine Rolle. Weiterhin müssen, laut den Autorinnen, soziale und gesellschaftliche Probleme von Pädagog*innen aufgefangen werden. Es wird deutlich, dass miteinander abgestimmte Wege und Maßnahmen notwendig sind, um die Erziehungspartnerschaften zwischen Pädagog*innen und Eltern erfolgsorientiert gestalten zu können.
Ein „Überblick über mögliche Vorbehalte und Schwierigkeiten im Pädagog*innen-Eltern-Dialog“ wird im dritten Kapitel thematisiert und entsprechend sensibilisiert. „Um Verständnis füreinander zu entwickeln, braucht es […] einen Austausch der persönlichen Hintergründe unter Berücksichtigung der Gefühls- und Bedürfnisebene, um gemeinsam zu zielgerichteten Entwicklungswegen im Sinne des Kindes zu gelangen“ (S. 24).
Kapitel vier „Grundpfeiler einer mediativen Gesprächskultur“ führt leitende Prinzipien an, die für ein professionelles und pädagogisches Handeln notwendig sind. In Kapitel fünf und sechs werden diese Grundpfeiler anhand von Praxisbeispielen unter Anwendung verschiedener Tools und Bausteine erläutert und können so direkt in die Praxis umgesetzt werden. Der Fokus liegt hierbei auf Kurzkontakten und Elternversammlungen.
Kapitel sieben bietet einen Einblick in „aktuelle Erziehungsthemen“ und wie diese in Gesprächen mit den Eltern diskutiert werden können, um eine gemeinsame Basis und ein gegenseitiges Verständnis zu entwickeln. Themen wie die Elternverantwortung in der Förderung altersgemäßer Verantwortung und Selbstständigkeit, sowie soziale Verantwortung werden behandelt. Auch der altersgerechte Umgang mit, und die Nutzung von Medien sind aktuellen Themen der Schulen und der Elternschaft.
„Praktische Möglichkeiten von gründlichen Elternberatungen“ werden in Kapitel acht dargelegt mit dem Hinweis, dass die Pädagog*innen die „volle professionelle Verantwortung“ für die Gestaltung und den Verlauf der Gespräche haben. Beispielhafte mediative Gesprächsverläufe, auch unter Einbeziehung von Schüler*innen, ermöglichen einen konkreten Praxisbezug.
Im neunten Kapitel „Unangenehme Mitteilungen und Konsequenzen mediativ verbindlich formulieren“ werden die Themen nichterbrachte Leistungen (9.1), Grenzsetzungen bei groben Verstößen (9.2) und das Reagieren auf unkooperatives Verhalten (9.3) vermittelt. Mithilfe verschiedener Formulierungsmöglichkeiten und Leitlinien, wie z.B. „DRRAMA“ (Dank, Route, Realität, Anteilnahme, Möglichkeiten, Auswertung) werden Praxisbeispiele angeführt, sodass eine praktische Anwendung gelingt.
Kapitel zehn thematisiert den „Mediativen Umgang mit Vorwürfen und Kritik“. Es wird mithilfe von Schaubildern erläutert, wie Fachkräfte eine professionelle Distanz zu emotionalen Situationen finden können und welche Rolle Selbstempathie hierbei spielt. Ein Selbsttest zur Umsetzung mediativer Selbstvertretung regt zum Nachdenken an.
„Zukunftsideen und ein Ausblick“, wie die Zusammenarbeit zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften weiter verbessert werden kann, sind in Kapitel elf zu finden. Das letzte Kapitel „In besonders herausfordernden Pädagog*innen-Eltern-Kontakten Stress gezielt abbauen“ vervollständigt das Schaubild des Bootes und legt den Fokus auf verschiedene Stressbewältigungsmethoden für Fachkräfte mit konkreten Handlungsleitfäden in herausfordernden Situationen.
Diskussion
Das Buch lässt sich leicht lesen, die Kapitel sind schlüssig aufeinander aufgebaut und auch die Gestaltung der einzelnen Kapitel ermöglicht den Leser*innen, einen guten Überblick über die Themenbereiche zu erlangen.
Aufgrund vieler Praxisbeispiele, unter Verwendung fundierter mediativer Methoden der Gesprächsführung, schaffen die Autorinnen einen guten Transfer zwischen Theorie und Praxis und erleichtern das Verständnis verschiedener Methoden. Dies fördert die Professionalisierung der Pädagog*innen im Umgang mit Eltern. Konkrete Gesprächstechniken helfen, Elterngespräche strukturiert und zielorientiert zu führen. Eine Stärke ist außerdem, dass aufgezeigt wird, wie Fachkräfte Eltern bei Erziehungsfragen und schulischen Belangen beratend zur Seite stehen und wie Erziehungspartnerschaften nachhaltig unterstützt werden können.
Das vorliegende Werk, welches sich an Lehrkräfte und Pädagog*innen aller Schulformen richtet, berücksichtigt jedoch nicht immer die Bedürfnisse und Bedarfe der unterschiedlichen Altersstufen der Schüler*innen und Schulformen. Eine stärkere Differenzierung der Zielgruppen könnte für die praktische Anwendung von Vorteil sein.
Da Gesprächsführung insbesondere im sozialen Bereich von hoher Bedeutung ist, können die Inhalte des Buches auch auf andere Berufsfelder übertragen werden. Besonders die letzten Kapitel liefern einen persönlichen Mehrwert für alle Pädagog*innen.
Fazit
Das vorliegende Buch ist ein wertvoller Ratgeber für alle, die in ihrer beruflichen Praxis regelmäßig mit Elterngesprächen zu tun haben. Das Buch überzeugt insgesamt durch seine fundierte und zugleich praxisorientierte Wissensvermittlung und die praktischen Ansätze, die im Alltag direkt umsetzbar sind. Eine klare Empfehlung sowohl für erfahrene Fachkräfte als auch für Berufseinsteiger, die ihre Fähigkeiten in der Kommunikation mit Eltern stärken und vertiefen möchten.
Rezension von
Sarah Glauer
Staatlich anerkannte Sozialarbeiterin (B.A.) und Studentin im Masterstudiengang Kindheits- und Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Management und Beratung an der Hochschule Koblenz.
Mailformular
Es gibt 1 Rezension von Sarah Glauer.
Zitiervorschlag
Sarah Glauer. Rezension vom 22.08.2024 zu:
Dagmar Rohnstock, Cordula Siebers-Koch: Elterngespräche souverän gestalten - kooperieren, beraten, unterstützen. Buch mit Kopiervorlagen. Cornelsen Verlag GmbH
(Berlin) 2024.
ISBN 978-3-589-16958-0.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32283.php, Datum des Zugriffs 15.09.2024.
Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt.
Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns.
Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen
für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.