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Gisela Wiesner: Heilpädagogische Vorschulförderung in der Praxis

Rezensiert von Prof. Dr. Carsten Rensinghoff, 25.06.2024

Cover Gisela Wiesner: Heilpädagogische Vorschulförderung in der Praxis ISBN 978-3-8080-0911-6

Gisela Wiesner: Heilpädagogische Vorschulförderung in der Praxis. Wahrnehmungsentwicklung und ihre Bedeutung für das vorschulische Lernen. Verlag modernes lernen Borgmann GmbH & Co. KG. (Dortmund) 2022. 245 Seiten. ISBN 978-3-8080-0911-6. D: 21,95 EUR, A: 22,60 EUR, CH: 35,60 sFr.

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Thema

Bei der Publikation handelt es sich um eine ganzheitliche, grundlegende Vorbereitung auf die Schule. In seinem Vorwort hat der Neuro- und Sozialpädiater Gerhard Neuhäuser die Bedeutung dieser Schrift in Bezug auf den coronabedingten Lockdown und den damit verbundenen Auffälligkeiten in der kindlichen Entwicklung hervorgehoben.

Autorin

Gisela Wiesner ist Erzieherin, staatlich anerkannte Heilpädagogin und diplomierte Legasthenietrainerin®.

Aufbau

  1. Wichtiges zur Vorbereitung auf die Schule
  2. Wahrnehmung und Entwicklung
  3. Die Bedeutung des Spiels für die Entwicklung des Kindes
  4. Aufbau und Zusammenhänge von Wahrnehmung und Sensorischer Integration
  5. Wahrnehmung und Sinnesorgane im Einzelnen
  6. Bewegung und Wahrnehmung hängen zusammen
  7. Das menschliche Gehirn
  8. Die Funktion der beiden Großhirnhälften: Denken – Verknüpfen von Informationen
  9. Die Lernstruktur
  10. Die Macht der Sprache
  11. Wahrnehmungsstörungen
  12. Verhaltensauffälligkeiten
  13. Auffälligkeiten der Figur-Grund-Wahrnehmung
  14. Vorschulmethodik und Aufbau
  15. Förderplanung
  16. Förderung
  17. Spielvorschläge zu den einzelnen Wahrnehmungsbereichen

Inhalt

Die Autorin widmet sich zu Beginn ihrer Ausführungen der Begriffsklärung. Geklärt werden:

  • Die Schulfähigkeit, was früher als Schulreife bezeichnet wurde. Die Schulfähigkeit befasst sich mit den Ansprüchen und Anforderungen, die zur Bewältigung der Schule notwendig sind. 

Unterschieden werden hier

  • die emotionale Schulfähigkeit 
  • die soziale Schulfähigkeit
  • die motorische Schulfähigkeit
  • die kognitive Schulfähigkeit

Die Kompetenzen – und die Stärkung der Kompetenzen erfolgt durch eine optimale wahrnehmungs- und schulvorbereitende Förderung, die über das Spiel erfolgt. 

Drei Kompetenzbereiche stechen hier hervor:

  • Selbstkompetenz 
  • Sozialkompetenz
  • Sachkompetenz

Was das lerntherapeutisch-heilpädagogische Arbeiten bedeutet, führt Wiesner mithilfe der Grundbedürfnisse des Vorschulkindes aus – und das sind u.a. Individualität, soziale Bindung und Verständnis und Sicherheit.

Die Entwicklung der Sinne stellt einen Grundstein der kindlichen Entwicklung dar, insbesondere für das schulische Lernen und den Schriftspracherwerb. Sinneserfahrungen sind für die Kinder notwendig, damit sie sich gut entwickeln und sowohl ihre Umwelt als auch sich selbst verstehen.

Hervorgehoben wird die Wahrnehmung, auf welche die Kindesentwicklung basiert.

Ein Schwerpunkt der kindlichen Entwicklung ist das Spielen. Mit Bezug u.a. auf Comenius stellt Wiesner „den Wert der Selbsttätigkeit im Spiel und der Organisation einer das Spiel anregenden Umgebung für Kinder“ (S. 43) heraus. Durch das Spielen lernen die Kinder für das weitere Leben, denn es regt beispielsweise die Sinne an, fördert die motorische Koordination und trainiert Aufmerksamkeit und Ausdauer. Spielen ist für Kinder Selbsterfahrungsfeld und Bildungsmittelpunkt.

Der Aufbau und die Zusammenhänge von Wahrnehmung und Sensorischer Integration ist vergleichbar mit dem Wachsen eines Baumes. Über dieses Baummodell kann die Wahrnehmungsentwicklung sowie deren Störungen beschrieben werden.

Die Grundlage für die Wahrnehmung ist das menschliche Gehirn. Hier werden von der Autorin grundlegende Kenntnisse gegeben. Es sei wichtig, „zu wissen und vor allem zu verstehen, wie das Gehirn funktioniert und was beim Lernen im Gehirn passiert, um tatsächlich effektiv lernen und die eigene Leistungsfähigkeit steigern zu können“ (S. 99).

Auch die Sprache beeinflusst die Wahrnehmung. Über die Sprache werden Denk- und Handlungsmuster bestimmt. Sprache führt zu spezifischen Verhaltensweisen. Für die Sprachentwicklung ist u.a. eine klare und wertschätzende Grundhaltung der Eltern zum Kind notwendig.

Für die heilpädagogische Intervention ist das Erkennen von Wahrnehmungsstörungen wichtig. Wahrnehmungsstörungen können zu Verhaltensauffälligkeiten führen.

Für das individualisierte Lernen ist die Förderplanung ein zentrales Element. Förderpläne sind die Basis für die Förder- und Erziehungsarbeit im Kindergarten.

Diskussion

Gisela Wiesner stellt in dieser Publikation die Wahrnehmung in der heilpädagogischen Vorschulförderung praxisorientiert dar. Es gelingt ihr, diesen komplexen Sachverhalt in allen grundlegenden Aspekten aufzuzeigen.

Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Ganzheitlichkeit, die wir ja in vielen Bereichen erkennen können, Das Spezialisieren, hier in den unterschiedlichen Wahrnehmungsfunktionen, ist für eine gezielte Förderung in den entscheidende zwei Jahren vor Schulbeginn unvorteilhaft. Das Ganze im Auge zu behalten ist Aufgabe sowohl der vorschulischen Erziehung als auch der Eltern. In den zwei Jahren vor Schulbeginn, so stellt es Gisela Wiesner auch heraus, sind große Entwicklungsschritte feststellbar. Hierfür ist es wichtige, die Grundlagen der Wahrnehmung sowie deren Zusammenhänge zu kennen, wie sie die Publikation aufführt.

Fazit

Das hier vorgestellte Programm, das die herausragende Bedeutung der Sinne in der kindlichen Entwicklung betont, stellt ein wertvolles Material für die Erziehungsarbeit im Vorschulbereich dar. Die Erstellung des Programms erfolgte nach lerntherapeutisch-heilpädagogischen Gesichtspunkten und ist sowohl durch fachlich ausgebildetes Personal als auch Eltern anzuwenden.

Rezension von
Prof. Dr. Carsten Rensinghoff
Hochschullehrer für Heilpädagogik und Inklusive Pädagogik an der DIPLOMA Hochschule
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Es gibt 186 Rezensionen von Carsten Rensinghoff.

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ISSN 2190-9245