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Lutz van Dijk: Jüdische Leben

Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 22.08.2024

Cover Lutz van Dijk: Jüdische Leben ISBN 978-3-7795-0749-9

Lutz van Dijk: Jüdische Leben. Berichte aus 4000 Jahren. Neuausgabe. Peter Hammer Verlag (Wuppertal) 2024. 232 Seiten. ISBN 978-3-7795-0749-9. D: 22,00 EUR, A: 22,70 EUR.

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Menschenversteher

Der Schriftsteller, Menschenrechtsaktivist und Empathiker Lutz van Dijk ist ein Erzähler, dem es gelingt, Menschengeschichten verständlich, ehrlich und empathisch zu vermitteln. Sein soziales, interkulturelles Engagement, z.B. als Mitbegründer des Hauses für benachteiligte Jugendliche in einem Township im südafrikanischen Kapstadt – und seine schriftstellerische Fähigkeit, Situationen und Zustände lebensnah und eindrucksvoll zu schildern – haben ihn zu einem anerkannten Jugendschriftsteller werden lassen; z.B.: Afrika. Geschichte eines bunten Kontinents, 2015, www.socialnet.de/rezensionen/​20698.php; African Kids. Eine südafrikanische Township-Tour, 2013, www.socialnet.de/rezensionen/​15006.php).

Der Peter-Hammer-Verlag publiziert nun als Lizenzausgab ein neues Buch von Lutz van Dijk: Jüdische Leben. Berichte aus 4000 Jahren. Es ist eine aktualisierte und erweiterte Neuausgabe einer historischen Erzählung, die der Autor vor mehr als 20 Jahren erstmals vorlegte. Der 7. Oktober 2023 als Massaker der Hamas an der israelischen Zivilbevölkerung hat die jahrzehntelangen Konflikte im Vorderen Orient erneut offenbart und zum Gaza-Krieg geführt. „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden“, so lautet der individuelle und globale Auftrag der UNESCO-Verfassung. Deshalb ist es wichtig und notwendig, auch „jüdische Geschichte in aller Vielfalt und Gegensätzlichkeit zu verstehen“, als Bildungs-, Lern- und Aufklärungsprozess.

Inhalt

Lutz van Dijk gliedert seine historische Erzählung in Zeitphasen: Mit den alt-hebräischen Stämmen vor rund 2000 v.Chr. bis 70 n.Chr., mit Abraham, dem Stammvater der Juden, Christen und Muslime; mit Moses, der theistischen Ein-Göttlichkeit; mit Debora, der Rechtsprecherin; mit David, dem Israel-Gründer mit Jerusalem als Hauptstadt; mit Esther, der Gewaltlosen; mit Maria, der Jungfrau. Die zweite Zeitperiode, die Diaspora, in der es in der Zeit von 70 n.Chr. bis ca. 1900 jüdische Glaubensgemeinschaften von Äthiopien bis China, von Bagdad bis Spanien, Amsterdam, Deutschland, Frankreich gibt, in der Handel und Kulturaustausch erfolgt, aber auch Judenverfolgungen, Pogrome und Genozid stattfinden. Das dritte Kapitel spricht vom „Traum, Katastrophe und Neubeginn“, in der Zeit von etww 1850 – 1948/49: Theodor Herzl mit dem Wunsch: „Heim zum Berg Zion“, mit Anne Franks Frage: „Warum wir Juden?“, und mit David Ben Gurions und Golda Meirs: „Jetzt oder nie!“. Schließlich das vierte Kapitel: „Leben, nicht nur Überleben“, als Perspektive, von 1950 bis heute.

Die Erzählungen sind keine Geschichtstabellen und Zeitleisten, sondern individuelle und kollektive, empathische Schilderungen, die von der Illustratorin Renate Schlicht eindrucksvoll gezeichnet werden. Lutz van Dijks Buch ist kein Zeigefinger, sondern eine ausgestreckte Hand. Es sind Informationen, die es den Lesern ermöglichen, selbst nachzudenken, zu verstehen und aufeinander zuzugehen.

Es sind Philosophinnen und Philosophen, wie z.B. Hanna Arendt (1906 – 1975), die für den friedlichen, anthropologischen und religiösen Dialog den Rat gibt: „Die Wahrheit ist zumutbar!“; Politiker wie Yitzhak Rabin (1922 – 1995), der mit seinem „Ja zum Frieden – Nein zur Gewalt“ mit seinem Leben bezahlte; es sind die Imponderabilien und Hoffnungen, wie sie sich beim „Arabischen Frühling“ andeuteten (2010). Mit dem Bau von jüdischen Siedlungen in den Palästinensergebieten verhindert die israelische Regierung einen friedlichen und gerechten Dialog. „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden“, so lautet die in der UNESCO-Verfassung verankerte Leitidee. „Aug um Auge, Zahn um Zahn“ ist weiterhin das Motto.

Diskussion

Auch in der deutschen Gesellschaft nehmen antisemisches Denken und Tun zu. Distanz, Hass, Gewalt auf Fremde, Andersdenkende und Andersgläubige sind eher nicht mehr die Ausnahme von Verquerdenkern, sonders sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Der Schriftsteller Navid Kermani hat in seinem Kinderbuch „Fragen nach Gott“ den Rat gegeben: „Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näherkommen“ (www.socialnet.de/rezensionen/​29121.php). Lutz van Dijk ist keiner, der im Wolkenkuckucksheim lebt. Er weiß, dass man Vorurteile von Menschen gegen Menschen und Sachen nur schwer bewältigen kann. Denn „Menschen mit Vorurteilen, ja auch solche, die hassen und morden…, haben ein starkes Bedürfnis nach Vereinfachung“. Aber die Lebenswelt der Menschen ist nicht einfach, sondern vielfach kompliziert und schwierig. Um ein gutes, gelingendes Leben führen zu können, bedarf es der Bildung und Aufklärung.

Fazit

„Jüdische Leben“, das ist ein Plädoyer für Menschlichkeit, und deshalb sollte das Buch in den öffentlichen und Schulbüchereien bereit stehen und im Unterricht behandelt werden!

Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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Es gibt 1665 Rezensionen von Jos Schnurer.

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Zitiervorschlag
Jos Schnurer. Rezension vom 22.08.2024 zu: Lutz van Dijk: Jüdische Leben. Berichte aus 4000 Jahren. Neuausgabe. Peter Hammer Verlag (Wuppertal) 2024. ISBN 978-3-7795-0749-9. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32314.php, Datum des Zugriffs 12.09.2024.


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