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Elke Alsago, Kirsten Fuchs-Rechlin et al.: Fachberatung auf dem Weg zur Profession?

Rezensiert von Yvonne Emmel, 27.09.2024

Cover Elke Alsago, Kirsten Fuchs-Rechlin et al.: Fachberatung auf dem Weg zur Profession? ISBN 978-3-451-39533-8

Elke Alsago, Kirsten Fuchs-Rechlin, Jule Marx, Maria-Theresia Münch, Christa Preissing: Fachberatung auf dem Weg zur Profession? Verlag Herder GmbH (Freiburg, Basel, Wien) 2023. 224 Seiten. ISBN 978-3-451-39533-8. D: 28,00 EUR, A: 28,80 EUR, CH: 38,90 sFr.
Reihe: Im Dialog.

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Thema

Das Buch „Fachberatung auf dem Weg zur Profession“ erschienen 2023, baut auf dem 2018 erschienen Buch „Fachberatung im Aufbruch“ auf und stellt die seither gemachten Entwicklungen im breiten und heterogenen Feld der (elementarpädagogischen) Fachberatung im Wissenschaftlichen-, Praktischen- und Qualifizierungs-Kontext in den Fokus.

Herausgeber:in

Das Buch ist ein Herausgeberwerk vom Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe). Nifbe wurde 2007 gegründet und hat sich den wechselseitigen Transfer von Forschung und Praxis sowie die interdisziplinäre Vernetzung hauptsächlich in der Elementarpädagogik zur Aufgabe gemacht (Vgl. Buchrücken). Die Herausgeberautorinnen sind:

  • Elke Alsago ist promovierte Sozialpädagogin, Sozialarbeiterin und Diakonin, seit 2018 leitet sie die Bundesfachgruppe Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit bei ver.di, sie ist Mitglied der AG Fachberatung der BAG-BEK e.V. (S. 220)
  • Kirsten Fuchs-Rechlin ist Erziehungswissenschaftlerin M.A., seit 2012 Professorin an der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf, seit 2019 leitet sie WiFF am Deutschen Jugendinstitut (S. 221)
  • Jule Marx ist Erziehungswissenschaftlerin, Kindheitspädagogin und Bildungswissenschaftlerin, seit 2011 wissenschaftliche Referentin am DJI (S. 223)
  • Maria-Theresia Münch ist ausgebildete Erzieherin in der DDR, Diplom Pädagogin, seit 2005 wissenschaftliche Referentin im Deutschen Verein e.V. (S. 223 f)
  • Christa Preissing (+) war Diplom Soziologin und Dr. Phil der Freien Universität Berlin, ehemalige Direktorin des Berliner Kita-Instituts für Qualitätsentwicklung (BeKi) (S. 224)

Autoren und Autorinnen

Die inhaltlichen Artikel wurden neben den Herausgeberinnen (s.o.) von den Autoren und Autorinnen Petra Beitzel, Thomas C. Bialluch, Stephanie Emmel, Ricarda Gellrich, Jörg Hartwig, Dr. Karsten Herrmann, Iris Hofmann, Claudia Hruska, Anna-Katharina Kaiser, Peter Keßel, Kassandra Klumpe, Maria Korte, Dr. Katrin Lattner, Hilke Lipowski, Elke Mrosek, Gudrun Rönsch-Marx und Mirela Schmitdt, verfasst.

Entstehungshintergrund

Das Buch wird als Neuauflage vorgestellt, es ist aber als Weiterentwicklung zu betrachten: Fachberatung ist nicht mehr im Aufbruch, sondern mittlerweile auf dem Weg zur Professionalisierung. Im Vergleich zur vorherigen Version von 2018 wurden insgesamt zehn Artikel aktualisiert oder neu verfasst, acht Artikel wurden übernommen, während einige nicht mehr in der aktuellen Version enthalten sind. Hiermit will nifbe die zwischenzeitliche Entwicklung verdeutlichen und auch die vergangenen Forschungsarbeiten, Beobachtungen und Studien der letzten fünf Jahre in diesem Werk miteinbinden ohne auf die weiterhin gültigen Grundlagen zu verzichten.

Aufbau

Im Vorwort wird von Karsten Herrmann und Bettina Lamm kurz der Entstehungsprozess des Buches beschrieben. Es besteht aus drei Teilen:

  • Teil I: Wissenschaftliche Grundlagen,
  • Teil II: Praxisaspekte der Fachberatung und dem kürzesten
  • Teil III: Aus- und Weiterbildung.

In den ersten beiden Teilen erscheinen von verschiedenen Autoren Artikel zu unterschiedlichen Facetten des jeweiligen Buchteils. Einige dieser Artikel sind bereits im Werk 2018 erschienen und ohne Änderungen übernommen worden. Die Aktualität sei weiterhin vorhanden, so die Herausgeber im Vorwort. Mit weiterhin fünf gültigen Grundlagenartikeln dominiert der „Teil 2: Praxisaspekte der Fachberatung“. Der „Teil 1: Wissenschaftliche Grundlagen“ wurde grundständig überarbeitet, Artikel gestrichen, um sieben neue Artikel und Facetten ergänzt oder Vorgänger-Artikel mit neuen Erkenntnissen überarbeitet. Die Auswahl der Artikel soll den dynamischen Prozess der Professionalisierung von Fachberatung verdeutlichen (Vgl. S. 9). „Teil 3: Aus- und Weiterbildung“ beschreibt mit zwei Artikeln, die aktuellen Aus- und Weiterbildungsoptionen. Am Ende erhält die Leserschaft einen Einblick in die AutorInnenschaft und deren Expertisen.

Inhalt

Zu Teil I: Wissenschaftliche Grundlagen

Im ersten Teil des Buches wird in neun Artikel unterschiedlicher Autorinnen und Autoren zu grundlegenden Themen wie Qualitätsentwicklung, Selbstverständnis, Haltung, rechtliche Verankerung und Vernetzungsstrukturen von Fachberatung ein Überblick gegeben. Erweitert wird dies mit der Vorstellung von aktuellen Studien und Befragungen, wie der WiFF-Studie zu Aufgabenbereichen der Fachberatung (2020), bundesweiter Befragung von FachberaterInnen des nifbe (2021) und einem Überblick über die Forschungsgeschichte im Bereich der Fachberatung im Artikel von Elke Alsago. Hier nimmt Alsago die Ziele sowie die Zielgruppe in den Blick und geht dabei ausführlich auf die Ergebnisse der von ihr aufgezählten Studien ein.

Jule Marx beschreibt das Selbstverständnis-Papiers (S. 24) der Arbeitsgruppe Fachberatung der BAG-BEK e.V. Zugrunde liegt das Papier der Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit e.V. (BAG-BEK) aus 2017, welches 2021 erweitert wurde. Marx verbindet die aktuelle Forschung von Münch (2022) und Kaiser (2022) sowie die gesetzlichen Änderungen zur Qualität mit dem in Kraft treten des bundesweiten Gute-Kita-Gesetzes (2019).

Ein weiterer Artikel von Alsago beschreibt die Entwicklung von Fachberatung und berufspolitische Einordnung (S. 57) von 1970 bis 2023. Sie thematisiert u.a. den Aufgabenzuwachs, den quantitative[n] Ausbau der Plätze (S. 65), schlägt den Bogen zum Gute-Kita-Gesetz und endet mit Corona, Krieg und Fachkräftemangel bei denen Kitas und Fachberatungen in der Krise (Vgl. S. 69) und laut Alsago aktuell nur im 'Feuerwehrmodus' (S. 70) agieren können.

Der Artikel von Jörg Hartwig und Mirela Schmidt zum Thema Vernetzung von FachberaterInnen stellt auf Bundes-, Bundesland-, regionaler und kommunaler Ebene Vernetzungsstrukturen vor (Vgl. S. 131 ff).

Zu Teil II: Praxisaspekte der Fachberatung

Der zweite Teil umfasst sieben Artikel von unterschiedlichen AutorInnen, die einen Einblick in das komplexe Aufgabenfeld der Fachberatungstätigkeit geben. Diese Artikel waren größtenteils so auch schon im Vorgänger Buch „Fachberatung im Aufbruch“ zu finden. Es gibt einen Einblick in die verschiedenen Ebenen in denen Fachberatung wirkt (Vgl. S. 146). Anhand einer Dokumentenanalyse (2016) werden die Tätigkeitsprofile der Fachberatung dargestellt (Vgl. S. 152 f).

Katrin Lattner und Claudia Hruska stellen in ihrem Artikel Chancen und Risiken der aktuellen und zukünftigen Arbeitssituation von FachberaterInnen (S. 166) die SWOT-Analyse mit ihren Ergebnissen der Fragebogenstudie, die in Sachsen umgesetzt wurde, vor (Vgl. 166 f). Der Artikel schließt mit der Ergebniszusammenfassung, bei dem das Spektrum deutlich wird und zahlreiche Chancen, wie auch diverse Risiken durch die Befragten benannt werden (Vgl. S. 172 f).

Mirela Schmidt stellt in ihrem Artikel Empfehlungen für Anstellungsträger von Fachberatung vor. Diese ergeben sich aus den jahrelangen und systematischen Beobachtungen des Feldes durch das nifbe (Vgl. S. 175). Laut nifbe könnte eine gesetzliche Verankerung der Kita-Fachberatung im SGB VIII sowie das Fundierungspapier der BAG-BEK von 2019 (S. 176) den Homogenisierungsprozess von Fachberatung unterstützen (Vgl. S. 175 f).

Fachberaterinnen aus der Stadt Wolfsburg stellen ihr Modell Fachgebiet Entwicklung und Beratung (S. 186) von 2021 in einem Schaubild und drei ausführlichen Beispielen vor.

Gudrun Rönsch, Fachberaterin aus der Oberlausitz, beschreibt sehr praxisnah und anschaulich ein Wochenprotokoll, an dem deutlich wird wie vielfältig die Aufgaben einer FachberaterIn sind. Welche Verantwortung, Vernetzung und Schnittstellen sie bedient und wann sich zeigt, dass es ein guter Tag war: wenn sich Zeit für Austausch, Dialog und Reflexion genommen wurde (Vgl. 193–197).

Zu Teil III: Aus- und Weiterbildung

In insgesamt zwei Artikeln wird im Teil III auf die Aus- und Weiterbildung von Fachberatung Bezug genommen.

Hofmann bemängelt in ihrem Artikel Fachberaterin werden (S. 203), dass es weiterhin wenig systematisch-einheitliche Ausbildungsmöglichkeiten zur Fachberatung gibt (Vgl. 204 f). Einen aktuellen bundeslandbezogenen Überblick listet die Autorin bezüglich Anbieter, Dauer, Stundenumfang und Kosten auf und beschreibt welche Kompetenzen ReferentInnen für Fachberatungen haben müss(t)en (Vgl. S. 206 f.).

Keßel stellt sehr ausführlich das vom nifbe seit 2020 durchgeführte modulare Weiterbildungskonzept für bereits tätige FachberaterInnen vor (Vgl. 213 ff). Jährlich werden dort maximal 20 FachberaterInnen qualifiziert und das Konzept jährlich evaluiert und optimiert (Vgl. 216 ff).

Diskussion

Auch wenn das Buch zahlreiche Artikel der vorherigen Auflage enthält, findet man insbesondere im ersten Teil zahlreiche interessante Studien, Papiere und Ansätze, die zur Auseinandersetzung und Weiterarbeit zur Professionalisierung von Fachberatung anregen. Da das Feld mittlerweile beforscht aber eine intensive auch qualitative Reflexion notwendig wäre, können hier z.B. mit dem Kompetenzprofil von Beitzel in Anlehnung an Heyse und Erpendeck oder auch der Verweis auf das Kompetenzprofil angelehnt an den DQR von WiFF als Diskussion, Schärfung und transparenter Aufgabenübernahme genutzt werden.

Die seit 2016 existierende AG Fachberatung von BAG-BEK e.V. wird als gute Vernetzung dargestellt. Gewinnbringend sind auch die Aufzählung der Vernetzungsmöglichkeiten von Hartwig und Schmidt, hier wird das Buch als Plattform zur Bekanntheit genutzt und kann zum Wohle der Weiterentwicklung von Fachberatung dienen.

Den AutorInnen gelingt es, Qualitätskriterien einer Fachberatung aufzuzeigen. Dabei wird deutlich, dass die Erfahrung aus der Praxis, kombiniert und reflektiert mit theoretischen Ansätzen eine hohe Reflexion ermöglichen, die notwendig ist, um fachlich-kompetent zu beraten. Auch die Bereitschaft und die Umsetzung der eigenen Weiterentwicklung der FachberterInnen im Sinne eines lebenslangen Lernens, stellen die AutorInnen zentral dar.

Da alle Ebenen, in der Fachberatung agiert, einfließen, enthält jede Schnittstelle zur Fachberatung ihre passende Weiterentwicklungsanregung. So erhalten Träger und Kommunen Einblicke in bereits gelingende Systeme. Die Wissenschaft einen Ist-Stand mit dem Ausblick, welche Desiderate zur weiteren Aufklärung notwendig wären und FachberaterInnen oder welche die es werden wollen einen Einblick in die heterogene Berufsrealität, Herausforderungen und Aus- und Weiterbildungsoptionen die es aktuell gibt.

Fazit

Den AutorInnen ist es gelungen einen umfassenden und guten Einblick in die Geschichte wie auch Weiterentwicklung von Fachberatung zu geben. Auch wenn in der Realität die Ausgestaltung der Fachberatung sehr heterogen ist, gibt das Buch gute Anhaltspunkte die in der Praxis zur Auseinandersetzung und Schärfung des Profils der Fachberatung genutzt werden können.

Rezension von
Yvonne Emmel
Erzieherin, Heilpädagogin, Referentin und Fachberaterin für Kitas in Rheinland-Pfalz
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Es gibt 1 Rezension von Yvonne Emmel.

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Zitiervorschlag
Yvonne Emmel. Rezension vom 27.09.2024 zu: Elke Alsago, Kirsten Fuchs-Rechlin, Jule Marx, Maria-Theresia Münch, Christa Preissing: Fachberatung auf dem Weg zur Profession? Verlag Herder GmbH (Freiburg, Basel, Wien) 2023. ISBN 978-3-451-39533-8. Reihe: Im Dialog. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32336.php, Datum des Zugriffs 13.10.2024.


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