Suche nach Titel, AutorIn, RezensentIn, Verlag, ISBN/EAN, Schlagwort
socialnet Logo

Robert Bachert, Sabrina Thillmann (Hrsg.): Nachhaltigkeit im Nonprofit-Bereich

Rezensiert von Dr. Alexander Nolte, 05.05.2025

Cover Robert Bachert, Sabrina Thillmann (Hrsg.): Nachhaltigkeit im Nonprofit-Bereich ISBN 978-3-7841-3657-8

Robert Bachert, Sabrina Thillmann (Hrsg.): Nachhaltigkeit im Nonprofit-Bereich. Nachhaltigkeitsberichterstattung und EU-Taxonomie an konkreten Beispielen und Tools. Lambertus Verlag GmbH Marketing und Vertrieb (Freiburg) 2024. 286 Seiten. ISBN 978-3-7841-3657-8. D: 30,00 EUR, A: 30,90 EUR.
Reihe: Sozialmanagement.

Weitere Informationen bei DNB KVK GVK.
Inhaltsverzeichnis bei der DNB.

Kaufen beim socialnet Buchversand
Kaufen beim Verlag

Thema

Die Themen Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsberichterstattung haben in den letzten Jahren für Unternehmen aufgrund veränderter Stakeholderinteressen, insbesondere aber auch aufgrund einer zunehmenden gesetzlichen Regulierung, massiv an Bedeutung gewonnen. Von dieser Entwicklung sind auch Nonprofit-Unternehmen (NPOs) nicht ausgenommen, im Gegenteil: Vielfach wird ihnen sogar eine Vorbildfunktion im Bereich der unternehmerischen Nachhaltigkeit zugeschrieben. Die Herausgeber haben vorliegend ein Werk zusammengestellt, das einen Überblick über die Regulatorik verschafft und anhand konkreter Fallbeispiele Hilfestellungen und Anregungen für die praktische Umsetzung eines Nachhaltigkeitsmanagements und einer Nachhaltigkeitsberichterstattung gibt.

Herausgeber:in

Dr. Robert Bachert ist Finanzvorstand des Diakonischen Werks Württemberg, Geschäftsführer einiger Tochterunternehmen und Mitglied mehrerer Aufsichtsräte. Sabrina Thilmann ist Politikwissenschaftlerin und als Referentin Nachhaltigkeit und Energie ebenfalls im Diakonischen Werk Württemberg tätig. Die beiden Herausgeber:innen eint also ihre Tätigkeit im Diakonischen Werk Württemberg.

Entstehungshintergrund

Der Einleitung der Herausgeber:innen ist zu entnehmen, dass mit dem Buch ein Austausch unter Praktiker:innen sowie Vertreter:innen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft über Nachhaltigkeitsmanagement und -berichterstattung im Nonprofit-Bereich angeregt werden soll. Diesbezüglich vertreten die Herausgeber:innen in ihrer Einleitung die Auffassung, dass Nachhaltigkeit für die Sozialwirtschaft nicht nur aufgrund der regulatorischen Pflichten relevant sei; vielmehr sollte die Relevanz des Themas für die Sozialwirtschaft auch aus einer inneren Überzeugung erwachsen, um so ein attraktiver Arbeitgeber sowie zukunfts- und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Aufbau und Inhalt

Obschon es sich bei dem vorliegenden Buch um ein Herausgeberwerk mit Einzelbeiträgen verschiedener Verfasser:innen handelt, ist das Werk linear aufgebaut und in vier übergeordnete Teile gegliedert.

Kapitel 1 bietet eine allgemeine Einführung in das Thema Nachhaltigkeit für den Nonprofit-Bereich bzw. die Sozialwirtschaft. Nach einer Klärung von Begrifflichkeiten und Definitionen im Kontext der Nachhaltigkeit stellen Dr. Robert Bachert und Sabrina Thilmann Rahmenwerke der Nachhaltigkeitspolitik wie den EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums oder die EU-Taxonomie sowie Organisationen und Verbände im Bereich der Nachhaltigkeit im Nonprofit-Bereich vor. Schließlich werden Chancen und Herausforderungen der nachhaltigen Transformation für den Nonprofit-Bereich vorgestellt.

Kapitel 2 nimmt sodann die Umsetzung von Nachhaltigkeit anhand der gesetzlichen Regulierungen sowie anhand von freiwilligen Rahmenwerken und Tools in den Blick. Dabei erfolgt im Beitrag von Ulrich Fellmeth eine Darstellung der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) als Grundlage der verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung in der EU. Anschließend zeigen Sabine Kutschus und Carina Dura in ihrem Beitrag zur Implementierung eines zertifizierten Nachhaltigkeitsmanagements anhand von EMASplus sowie Ingrid Kaul in ihrem Beitrag zur Gemeinwohlmatrix als zentralem Element der Gemeinwohl-Ökonomie auf, wie die Umsetzung von Nachhaltigkeit in Unternehmen des Nonprofit-Bereichs praktisch angegangen werden kann. Sabrina Thilmann und Inci Wiedenhöfer stellen in ihrem Beitrag ergänzend den Deutschen Nachhaltigkeitskodex als Tool zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsberichterstattung vor. Den drei vorgenannten Beiträgen ist gemein, dass sie den Einsatz der jeweiligen Tools an konkreten Unternehmensbeispielen vorstellen; an den Beispielen von Dienste für Menschen, der Diakonie Baden sowie des Caritasverbandes der Diözese Rottenburg-Stuttgart und des Diakonischen Werkes Württemberg.

Kapitel 3 stellt das Thema Nachhaltigkeit in den Kontext der Corporate Governance und nimmt so nach der praktischen Umsetzung auch die Aufsicht und Prüfung von Nachhaltigkeitsberichterstattung und -systemen in den Fokus. Der erste Beitrag des Kapitels von Dr. Robert Bachert zeigt auf, wie das Thema Nachhaltigkeit im Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) und dem Diakonischen Corporate Governance Kodex verankert ist und schafft so die Verbindung zwischen Umsetzung und Aufsicht bzw. Prüfung von Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsberichterstattung. Der Beitrag von Angelika Bartholomäi zu zentralen Handlungsfeldern und Haftungsrisiken nimmt eine juristischere Perspektive auf das Thema ein und beleuchtet insbesondere die Wechselwirkungen zwischen nachhaltigkeitsbezogener Regulatorik und gesellschaftsrechtlichen Organisationsformen. Im Beitrag zur Bedeutung der Unternehmenskultur für die Corporate Governance von Matthias Wendt wird die zentrale Rolle der Unternehmenskultur vorgestellt, die nicht ausschließlich als „weicher“ Faktor der Unternehmensführung verstanden werden sollte, sondern auch in den einschlägigen Prüfungsstandards des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) und den Berichtsstandards zur CSRD, den European Sustainability Reporting Standards (ESRS), verankert ist. Außerdem werden Möglichkeiten zur positiven Beeinflussung der Unternehmenskultur im Rahmen der Corporate Governance präsentiert. Im letzten Beitrag des Kapitels 3 von Dr. Thomas Mader und Matthias Vogele richtet sich der Fokus auf die verpflichtende externe Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten, die die CSRD vorsieht.

Schließlich wird in Kapitel 4 die unternehmensinterne Sicht auf das Thema Nachhaltigkeit um die Perspektive der Banken als unternehmensexterne Stakeholder ergänzt. Der Beitrag von Robert Becker, Astrid Herrmann, Johannes Reinsch und Christian Tewes schildert am Beispiel der Evangelischen Bank eG, einem Spezialkreditinstitut mit Fokus auf die Gesundheits- und Sozialwirtschaft, welche Nachhaltigkeitsaspekte Banken zukünftig aufgrund der Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) von Nonprofit-Unternehmen abfragen werden und wie Kund:innen im konkreten Beispiel der Evangelischen Bank eG dabei unterstützt werden können.

Diskussion

Obschon es sich bei dem vorliegenden Werk um ein Herausgeberwerk mit unterschiedlichen Beiträgen handelt, folgt es einem linearen und fortlaufenden Aufbau. Gleichwohl ist auch das isolierte Lesen von Einzelbeiträgen möglich. So ist eine rezeptionsfreundliche und gelungene Synthese aus Herausgeberwerk und Monografie entstanden. Dies wird der erklärten Zielgruppe des Werkes, den Praktiker:innen aus dem Nonprofit-Bereich, bestens gerecht.

Zugeschnitten auf diese Zielgruppe gelingt weiterhin auch die Synthese aus notwendigen und praxisgerechten Grundlagendarstellungen und konkreten Anwendungs- und Praxisfällen sehr erfolgreich. Aus einer übergeordneten Perspektive ist deutlich positiv hervorzuheben, dass nicht nur Belastungen und Herausforderungen durch die erhöhten regulatorischen Anforderungen und durch Stakeholdererwartungen hervorgehoben werden, sondern auch die spezifischen Chancen, die durch die Befassung mit Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen aus dem Nonprofit-Bereich entstehen können. Insofern finden die Spezifika von Nonprofit-Unternehmen sowie deren besondere Rolle in der Umsetzung von Nachhaltigkeitsthemen eine adäquate Berücksichtigung. Positiv hervorzuheben ist weiterhin, dass das Werk in Kapitel 2 nicht nur die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmanagement und Nachhaltigkeitsberichterstattung in den Blick nimmt, sondern in Kapitel 3 auch den Konnex zur Einbettung des Themas in die Corporate Governance herstellt, der inhärent wichtig für eine wirksame Umsetzung von Nachhaltigkeitsmanagement und -berichterstattung ist.

Zum Veröffentlichungszeitpunkt des Werkes waren die Bestrebungen der EU-Kommission, die gesetzlichen Regulierungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Form einer sogenannten Omnibus-Verordnung zu verschlanken, noch nicht bekannt, sodass diese noch keine Berücksichtigung in dem Werk finden konnte – ein logischer Ausdruck der Befassung mit einem hochaktuellen und volatilen Thema. Nach Abschluss der entsprechenden Gesetzgebungsverfahren auf EU- und nationaler Ebene könnte eine Aktualisierung des Werkes die Praxisdienlichkeit noch weiter erhöhen. Trotz etwaiger Änderungen an gesetzlichen Rahmenbedingungen büßt das Werk nicht an Relevanz und Aktualität ein, da auch bei Detailänderungen an regulatorischen Rahmenbedingungen keine Änderungen an dem langfristigen Trend zu erwarten sind, dass sich der Stellenwert der Nachhaltigkeitsberichterstattung immer mehr dem Stellenwert der klassischen finanziellen Berichterstattung angleicht. Dies gilt in besonderer Weise für Nonprofit-Unternehmen mit ihrem inhärenten Selbstverständnis des „Dienstes an der Allgemeinheit“, das nicht mit mangelnder Nachhaltigkeit vereinbar ist.

Fazit

Das Werk bildet ein fundiertes Werk zur einsteigenden und vertiefenden Lektüre für Praktiker:innen, die sich mit der Initiierung oder Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitsmanagements oder der Nachhaltigkeitsberichterstattung ihrer Organisationen befassen möchten. Die sehr gelungene Synthese aus Grundlagendarstellung und Anwendungs- und Fallbeispielen ermöglicht einen raschen und gleichzeitig profunden Überblick über die Thematik.

Rezension von
Dr. Alexander Nolte
Berater bei der Eliotax GmbH Steuerberatungsgesellschaft
Website
Mailformular

Es gibt 1 Rezension von Alexander Nolte.

Zitiervorschlag anzeigen Besprochenes Werk kaufen

Urheberrecht
Diese Rezension ist, wie alle anderen Inhalte bei socialnet, urheberrechtlich geschützt. Falls Sie Interesse an einer Nutzung haben, treffen Sie bitte vorher eine Vereinbarung mit uns. Gerne steht Ihnen die Redaktion der Rezensionen für weitere Fragen und Absprachen zur Verfügung.


socialnet Rezensionen durch Spenden unterstützen
Sie finden diese und andere Rezensionen für Ihre Arbeit hilfreich? Dann helfen Sie uns bitte mit einer Spende, die socialnet Rezensionen weiter auszubauen: Spenden Sie steuerlich absetzbar an unseren Partner Förderverein Fachinformation Sozialwesen e.V. mit dem Stichwort Rezensionen!

Zur Rezensionsübersicht

Sponsoren

Wir danken unseren Sponsoren. Sie ermöglichen dieses umfassende Angebot.

Über die socialnet Rezensionen
Hinweise für Rezensent:innen | Verlage | Autor:innen | Leser:innen sowie zur Verlinkung

Bitte lesen Sie die Hinweise, bevor Sie Kontakt zur Redaktion aufnehmen.
rezensionen@socialnet.de

ISSN 2190-9245