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Anna-Konstantina Richter: Therapie-Tools EMDR

Rezensiert von Dipl.-Päd. Petra Steinborn, 30.12.2024

Cover Anna-Konstantina Richter: Therapie-Tools EMDR ISBN 978-3-621-28909-2

Anna-Konstantina Richter: Therapie-Tools EMDR. Mit E-Book inside und Arbeitsmaterial. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2024. 211 Seiten. ISBN 978-3-621-28909-2. D: 42,00 EUR, A: 43,20 EUR.
Reihe: Therapie-Tools.

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Thema

Das Buch ist eine Materialsammlung zum Therapieansatz EMDR. Es beinhaltet EMDR-Ablaufschemata für 18 Störungsbilder (wie zum Beispiel Hypochondrie, Verhaltenssüchte, Traumata) sowie Arbeitsblätter zur Diagnostik und Rückfallprophylaxe. EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing, übersetzt mit Desensibilisierung und Neubearbeitung mit Augenbewegungen. EMDR ist eine anerkannte therapeutische Methode.

Autor:in oder Herausgeber:in

Anna-Konstantina Richter ist Psychologin und arbeitet in eigener Privatpraxis sowie im Zentrum für psychologische Beratung und Training, einem Zentrum für spezielle EMDR-Fortbildungen in Marburg. Zudem ist sie Lehrsupervisorin für Einzel- und Gruppentherapie (VT) beim Magdeburger Ausbildungsinstitut für Psychotherapeutische Psychologie und Dozentin für EMDR beim Institut für Trauma & Psychotherapie in Würzburg.

Entstehungshintergrund

Die umfangreiche Reihe Therapie-Tools des Beltz Verlags stellt ein vielfältiges Instrument für die psychotherapeutische Arbeit für Menschen, die neu im Beruf sind und auch für Erfahrende, die nach Anregungen suchen, zur Verfügung.

Aufbau und Inhalt

Das Buch ist im DIN-A4-Softcover-Format erschienen und hat einen Umfang von 210 Seiten, die sich neben Vorwort, Einführung und einem Literaturverzeichnis in vier Kapitel gliedern. Ergänzt werden diese durch ein Verzeichnis mit 32 Arbeits- und Informationsblättern, die den jeweiligen Kapiteln zugeordnet sind. Ein E-Book kann per Download-Code heruntergeladen werden. Es wurde eine gut lesbare Schriftgröße gewählt. Die Ablaufschemata verteilen sich auf mehrere Seiten. Am oberen Seitenrand finden sich Hinweise der Anwendung, im Fließtext werden wichtige Passagen durch Textboxen mit Überschriften wie „wichtig“, „Übung“ oder „Beispiel“, diese Form erlaubt eine schnell Zuordnung. Auch gibt es DIN-A4-große Abbildungen, die den Zugang erleichtern. 

  • 1 Phase 1: Diagnostik
  • 2 Phase 2: Stabilisierung – Sicherungstechniken und Verankerung von Ressourcen
  • 3 EMDR-Ablaufschemata nach Störungsbildern
  • 4 Nach der EMDR-Behandlung und Rückfallprophylaxe

Die Diagnostik ist Gegenstand der ersten Phase, daran schließt sich die zweite Phase der Stabilisierung an. Dazu gehören auch Sicherungstechniken und die Verankerung von Ressourcen. Das dritte Kapitel ist mit fast 180 Seiten das umfangreichste Kapitel. Im Mittelpunkt stehen EMDR-Ablaufschemata, die mit der dritten Phase beginnen und nach Störungsbildern strukturiert sind. Das Buch schließt mit Erklärungen zu der Zeit nach der EMDR-Behandlung und mit Hinweisen zur Rückfallprophylaxe.

Die EMDR Anwendung verläuft in acht standardisierten Phasen, sog. Protokollen, Richter verwendet den Begriff „Ablaufschemata“. Das hier vorgelegte Buch enthält aufbereitete Tools und Ablaufschemata für die gelingende Arbeit mit EMDR. Diese halten Platz für Eintragungen bereit, sodass sie direkt in der Arbeit mit Klientel eingesetzt werden können.

Entdeckt wurde EMDR in der Arbeit mit traumabelasteten Menschen, mittlerweile wird diese anerkannte Therapieform auch bei verschiedenen psychischen Herausforderungen wie Bulimie, Angststörungen, Borderline-Persönlichkeitsstörung oder Skin Picking angewendet. Ziel dabei ist, die Selbstheilungskräfte der Person durch rhythmische Augenbewegungen zu aktivieren und belastende Erinnerungen zu verarbeiten. Die Autorin stellt auch ein Ablaufschema für die Arbeit mit gehörlosen Menschen zur Verfügung (S. 109).

EMDR ist als Methode zur Behandlung wissenschaftlich anerkannt und sehr erfolgreich. In den 1990er Jahren kam EMDR nach Deutschland, entwickelt wurde die Methode von Francine Shapiro in der Arbeit mit PTBS. Zu ihrem umfangreichen Buch (543 Seiten) aus dem Jahr 2013 „EMDR – Grundlagen und Praxis, Handbuch zur Behandlung traumatisierter Menschen“ liegt eine Rezension vor (www.socialnet.de/rezensionen/17442.php).

Diskussion

Der Beltz Verlag hat eine Reihe mit Therapie-Tools aufgelegt, auch das hier vorgelegte Buch ist Teil dieser Reihe. EMDR ist in Deutschland seit 2015 als Therapie zur Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung zugelassen, und die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Bifokale Stimulation (Augen, Impulse, Töne) unterstützt dabei, die Folgen belastender Erlebnisse zu verarbeiten und Traumasymptome zu reduzieren.

Es werden acht Phasen durchlaufen, sog. Protokolle, deren Reihenfolge eingehalten werden muss. Richter bevorzugt den Begriff „Ablaufschemata“. Sie hat Tools für 18 Störungsbilder zusammengestellt, sodass diese der Therapeutin/dem Therapeuten kompakt vorliegen und aufwandsarm eingesetzt werden können.

Die visuelle Aufbereitung der Tools ist ansprechend. Es wurde eine gut lesbare Schriftgröße gewählt, am oberen Seitenrand finden sich Hinweise der Anwendung, im Fließtext werden wichtige Passagen durch Textboxen mit Überschriften wie „wichtig“, „Übung“ oder „Beispiel“ ergänzt, damit kann schnell auf die Inhalte zugegriffen werden. Teilweise gibt es Aussagen, die schon vorformuliert sind, sodass sie vorgelesen werden können.

Wichtig ist, dass die Therapeutinnen und Therapeuten die einzelnen Phasen kennen und die Wirkweise beherrschen und erklären können, z.B. was mit SUD-Skala und VoC-Skala gemeint ist oder warum mit bifokaler Stimulation gearbeitet wird. Bis 2019 konnte nur vermutet werden, warum EMDR wirkt, seit der Studie von Back et al. ist bewiesen, dass Augenbewegungen eine Region im Gehirn stimulieren, die über eine zentrale Schaltstelle im Gehirn Angstreaktionen der Mandelkerne hemmen (S. 9). Manfred Spitzer hat diese Erkenntnis bestätigt. Ursprünglich wurde nur mit Augenbewegung gearbeitet, mittlerweile werden gleiche Effekte durch andere Stimulationsformen wie sich abwechselnde Ton-Impulse über Kopfhörer oder vibrierende Pulsatoren erzeugt.

Fazit

EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing, übersetzt mit Desensibilisierung und Neubearbeitung mit Augenbewegungen und ist seit 2015 in Deutschland als Therapieform von den Krankenkassen anerkannt. Das Buch enthält eine Materialsammlung mit Ablaufschemata (Protokollen) für 18 Störungsbilder sowie zahlreiche Arbeitsblätter zur Diagnostik und Rückfallprophylaxe. Diese sind so aufbereitet, dass sie direkt in den Therapieeinheiten eingesetzt werden können. Hilfreich und praxisnah!

Rezension von
Dipl.-Päd. Petra Steinborn
Tätig im Personal- und Qualitätsmanagement in einer großen Ev. Stiftung in Hamburg-Horn. Freiberuflich in eigener Praxis (Heilpraktikerin für Psychotherapie). Leitung von ABC Autismus (Akademie-Beratung-Coaching), Schwerpunkte: Autismus, TEACCH, herausforderndes Verhalten, Strategien der Deeskalation (systemisch), erworbene Hirnschädigungen
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Es gibt 313 Rezensionen von Petra Steinborn.

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Zitiervorschlag
Petra Steinborn. Rezension vom 30.12.2024 zu: Anna-Konstantina Richter: Therapie-Tools EMDR. Mit E-Book inside und Arbeitsmaterial. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2024. ISBN 978-3-621-28909-2. Reihe: Therapie-Tools. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32347.php, Datum des Zugriffs 19.01.2025.


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