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Wolfgang Hinte, Stefan Godehardt-Bestmann (Hrsg.): Sozialraum­orientierung

Rezensiert von Prof. Dr. Helmut Lambers, 15.11.2024

Cover Wolfgang Hinte, Stefan Godehardt-Bestmann (Hrsg.): Sozialraum­orientierung ISBN 978-3-7841-3612-7

Wolfgang Hinte, Stefan Godehardt-Bestmann (Hrsg.): Sozialraumorientierung - vom Fachkonzept zur Handlungstheorie. Transdisziplinäre Grundlagen einer Theorie Sozialer Arbeit. Lambertus Verlag GmbH Marketing und Vertrieb (Freiburg) 2024. 204 Seiten. ISBN 978-3-7841-3612-7. D: 30,00 EUR, A: 30,90 EUR.

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Thema

Mit dem Buch soll der Nachweis geführt werden, dass sich das seit den 1990er-Jahren bekannte und stets weiterentwickelte Fachkonzept Sozialraumorientierung (SRO) mittlerweile als „handlungsfeldübergreifend wirksam“ (S. 22) erwiesen habe und aus diesen Gründen „nunmehr als Rahmung für eine Handlungstheorie Sozialer Arbeit“ (a.a.O.) bzw. „grundsätzliches Fundament für eine sozialarbeitswissenschaftliche Handlungstheorie“ (a.a.O.) verstanden werden kann.

Herausgeber und Autoren

Prof.(i.R.) Dr. Wolfgang Hinte arbeitet heute, nach seiner langjährigen Tätigkeit als Institutsleiter an der Universität Duisburg – Essen, in der Begleitung von sozialraumorientierten Entwicklungsprozessen bei öffentlichen und freien Trägern der Sozialen Arbeit in Deutschland, Österreich unter der Schweiz

Prof. Dr. Stefan Godehardt-Bestmann ist Professor für Soziale Arbeit im Fernstudium an der IU Internationale Hochschule sowie seit 2000 in freier Praxis als Sozialarbeitsforscher, Praxisberater und Trainer tätig (www.transform-sozial.de)

Prof. Dr. Felix Manuel Nuss ist als Professor für Sozialarbeitswissenschaft mit einem Schwerpunkt in den Themenbereichen Sozialraumorientierung und Gemeinwesenarbeit an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, Abteilung Münster tätig.

Prof. Dr. Michael Noack ist Professor für Methoden der Sozialen Arbeit am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein. Seine Arbeitsschwerpunkte sind sozialräumliche Organisations- und Netzwerkentwicklung, Evaluations- und Wirkungsforschung sowie Einsamkeitsforschung.

Aufbau und Inhalt

Das Buch ist in fünf Kapitel aufgeteilt und behandelt die Themenfelder:

  • Handlungstheorie (1),
  • Erziehungskritik (2),
  • Eigensinn und Wille (3),
  • Raumtheorie (4) und
  • Organisationstheorie (5).

Im Wesentlichen gehe es bei dem Fachkonzept um: „1. Erziehungskritik: Unterstützung auch eigensinniger Lebensentwürfe und Verzicht auf gezielte erzieherische Einflussnahme, 2. Community-Orientierung: Interessen von Menschen in ihrer Lebenswelt als zentraler Bezugspunkt für Soziale Arbeit, 3. Soziale Räume und Netzwerke, 4. Organisationale Bedingungen“ (S. 9).

Einleitung

Die Handlungstheorie wird anhand von Kriterien entwickelt, die allgemein für eine Theorieentwicklung gelten. Sie betreffen die Bestimmung des Gegenstandes und seiner Genese, die Formulierung der Grundannahmen, die Bestimmung der Kernbegriffe, des Theorie-Praxis-Verhältnisses und der Adressat:innen, die empirische Überprüfbarkeit, eine gesellschaftliche Kontextualisierung sowie das ethische Professionsverständnis.

Der Begründungszusammenhang für die vorgelegte Handlungstheorie wird nicht innerhalb von Praxis, sondern im akademischen Betrieb der Sozialen Arbeit selbst gesucht. Das Fachkonzept habe bereits hohe Praxisevidenz, benötige mithin dort keinen Theoriestatus (S. 22). Hingegen lasse die schreibende und lehrende Zunft der Sozialen Arbeit bei den Herausgebern (Hinte; Godehardt-Bestmann) den Eindruck aufkommen, dass man dort bei der Fülle und Diskursivität der Publikationen Schwierigkeiten mit der genauen theoriebezogenen Verortung des Fachkonzepts Sozialraumorientierung habe. Das Bezugsproblem der Sozialen Arbeit wird hier zunächst allgemein gefasst: „Der Gegenstand Sozialer Arbeit ist der hochkomplexe Alltag von Menschen, die in bestimmte gesellschaftliche Verhältnisse eingebettet sind“ (S. 10).

Kapitel 1: Vom Fachkonzept Sozialraumorientierung zu einer Handlungstheorie Sozialer Arbeit? (Wolfgang Hinte, Stefan Godehardt-Bestman)

Eingeleitet wird dieses Kapitel mit einer Auseinandersetzung mit der Theorieproduktion Sozialer Arbeit. Diese Auseinandersetzung besteht im Wesentlichen aus einer Polemik gegen die in der Sozialen Arbeit angelaufene Theorievielfalt sowie entstandenen Sammelwerke, die diese Vielfalt in Form von Lehrbüchern aufarbeiten und nach Ansicht der Autoren dadurch sogar mitproduzieren. Diese Theoriedebatte von „belanglos nebeneinander her“ (S. 14) -stehenden Theorien sei für Studierende der Arbeit „zunehmend verwirrend“ (S. 14, S. 20) sowie die damit verbundene fehlende Bestimmung einer einheitlichen Gegenstandsbeschreibung der „Professionalisierung Sozialer Arbeit … nicht dienlich“ (S. 20). Der beklagten Theorievielfalt entsprechend wird moniert, dass der Gegenstand der Sozialen Arbeit als Wissenschaft nicht hinreichend geklärt ist (S. 17). Im Weiteren wird ausgeführt, dass die gängigen Gegenstandsbeschreibungen an den Handlungsmöglichkeiten Sozialer Arbeit vorbei gehen, wie z.B. soziale Gerechtigkeit oder soziale Probleme. Darauf aufbauende Funktionsbestimmungen, etwa der International Federation of Social Workers (IFSW), werden daher „als leicht größenwahnsinnig verstanden“ (S. 18). Zudem laufen nach Ansicht der Autoren produktorientierte Gegenstandsbeschreibungen (soziale Probleme) Gefahr, selbst zum Produzenten sozialer Probleme zu werden, „da diese den Gegenstand und damit das gesellschaftliche Funktionsverständnis Sozialer Arbeit abbilden“ (S. 19). Dem entgegengesetzt wird der Verweis auf eine prozessorientierte Gegenstandsbestimmung. Angelehnt an Franz Hamburger besteht demnach die Funktion der Sozialen Arbeit in der „Möglichkeit, Entfremdungsverhältnisse zu bearbeiten“ und auf diese Weise „zwischen ‚Individualität und Sozialität‘ … zu vermitteln“ (S. 20). Demnach kommt man zu dem Schluss, dass die „Wechselwirkung zwischen Individualität und Sozialität den eigentlichen Gegenstand Sozialer Arbeit ausmachen“ (S. 19f) und dass die bisherigen Versuche von unverbunden nebeneinander stehenden Theorien der Sozialen Arbeit ihrer Professionalisierung nicht dienlich sind. Stattdessen plädieren die Autoren „für ein Theorieverständnis als ein integrierendes, die Praxis ordnendes und inspirierendes sowie professionsklärendes Systematisierungsmodell“ (S. 20). In diesem Zusammenhang wird festgestellt, dass sich „in den vergangenen 25 Jahren … das Fachkonzept Sozialraumorientierung als ein in der Praxis hilfreiches Handlungsmodell … nunmehr für sämtliche Handlungsfelder Sozialer Arbeit etabliert“ (S. 21) hat, und dies mit „langjährig erprobte(r) und verdichtete (r) Praxisevidenz“ (S. 22).

Nach dieser Gegenüberstellung von Theorieproduktion und Praxisbewährung werden in einem zweiten Schritt drei „Prämissen einer theoretischen Fundierung formuliert, die das Fachkonzept Sozialraumorientierung als eine Handlungstheorie Sozialer Arbeit rahmen“ (S. 22). Diese Prämissen werden gleichzeitig in den Stand eines „Axioms“ gehoben; in sich unbeweisbare, da unmittelbar einsichtige Aussagen also, die allgemein als „wahr“ anerkannt werden. Sie lauten:

  • Axiom 1: Grundsätzlich geht es in der Sozialen Arbeit nicht darum, dass Menschen durch als Fachkräfte bezeichnete Expert:innen zielgerichtet in ihren Verhaltensweisen verändert werden. Sozialraumorientierte Soziale Arbeit schafft Arrangements und gestaltet Verhältnisse, in denen sich Menschen in relationaler Eingebundenheit nach ihrem eigenen Lebensentwurf (weiter-)entwickeln (S. 26). Das Axiom wird mit Rückgriff auf die Feldtheorie Kurt Lewins und die Ökologie der menschlichen Entwicklung Uri Bronfenbrenners theoretisch untermauert.
  • Axiom 2: „Die Leitmaxime einer lebensweltorientierten Sozialen Arbeit fokussiert die Ermöglichung eines selbstbestimmteren, gelingenderen Alltags der Menschen. In der Sozialraumorientierten Sozialen Arbeit bildet der wechselwirkende Zusammenhang von Person, sozialer Gruppe und Gemeinwesen das grundlegende Selbstverständnis für das stets dreigliedrig gefasste Fallverständnis einer Sozialraumorientierten Sozialen Arbeit“ (S. 31). Theoretisch untermauert wird das Axiom mit der Alltags- und Lebensweltorientierung von Hans Thiersch und Milieubildung von Lothar Böhnisch.
  • Axiom 3: „Selbstbestimmung in sozialer Zugehörigkeit ist Ausgangspunkt jeglichen professionellen Handelns einer Sozialraumorientierten Sozialen Arbeit“ (S. 35). Dieses Axiom wird mit Rekurs auf Michael Winklers und Hans-Uwe Ottos Ausführungen hinsichtlich Subjektorientierung und Selbstbestimmung abgestützt.

Auf die axiomatischen Ausführungen aufgesetzt werden in einem dritten Schritt die aus vielen Publikationen sattsam bekannten „fünf zentralen Leitprinzipien im Fachkonzept Sozialraumorientierung“ (S. 11). Sie lassen sich als sogenannte „Big Five“ (S. 35) – nota bene – Handlungsmaximen sozialraumorientierter Sozialer Arbeit lesen. Kurz umrissen geht es hierbei um:

1. Orientierung am Willen der Menschen

Für die Tragfähigkeit dieser Handlungsmaxime ist der „grundsätzliche Respekt vor dem Eigensinn der Menschen“ (S. 41) Voraussetzung. Der Wille wird als eigensinnige Ausdrucksform von Handlungsabsicht verstanden und von der eigensinnigen Ausdrucksform des Wunsches als Erleben abgegrenzt. Die im Fachdiskurs teilweise heftig angegriffene Willensorientierung wird in diesem Buch erstmalig von Felix Nuss in seinem Beitrag „Vom Eigensinn des menschlichen Willens“ aufgegriffen und auf seine philosophischen Begründungszusammenhänge entfaltet (Kapitel 3 im Buch).

2. Unterstützung von Eigeninitiative und Selbsthilfe

Für die Tragfähigkeit dieser Handlungsmaxime ist nach Ansicht der Autoren die Beachtung „der selbstbestimmten Veränderungsrichtung“ (S. 42) zentral. Statt um ein analyse-, diagnose- und zielgeleitetes ‚Abholen, wo der Klient steht‘, geht es um ein ‚Hilf mir, es selbst zu tun‘ (Montessori). Förderung von Eigenaktivität hat gleichwohl mit Aktivierung zu tun, so „der die Menschen immer wieder darauf orientierende Hinweis, dass sie selbst die Verantwortung für die Bewältigung ihrer Lebenssituation tragen“ (S. 43). Die Nähe solcher Begründungsversuche zur Antipädagogik wurde dem Fachkonzept von Anfang an als gesellschaftliche Blindheit vorgeworfen und wird in diesem Buch in einem gesonderten Beitrag von Hinte und Nuss (Kapitel 2) bearbeitet.

3. Konzentration auf personale und sozialräumliche Ressourcen

Für die Tragfähigkeit dieser Handlungsmaxime sind laut den Autoren die Abkehr von einem professionell durchgeführten „Ressourcencheck“ (S. 46) und die genaue Kenntnis des Sozialraums unabdingbar. Nicht die Ressourcen, die professionell beim Klienten wahrgenommen werden, sind relevant, sondern nur solche, die der Klient an sich selbst wahrnimmt und/oder in Netzwerkbezügen entwickelt. Die in der Sozialen Arbeit allseits akzeptierte Ressourcenorientierung wird hier streng vom Klienten aus betrachtet. Theorieleitend sind hier die Bourdieu’sche Kapitaltheorie und ihre Ausdifferenzierung.

4. Zielgruppen- und bereichsübergreifende Sichtweise

Für die Tragfähigkeit dieser Handlungsmaxime kommt man zu dem Schluss, dass Soziale Arbeit ihrer Entkopplung von der Wohnungsbaupolitik, Regionalplanung, Schulpolitik, Wirtschaftsförderung und lokalen Beschäftigungspolitik entgegenwirken muss. Zur Herstellung von Kopplungsbeziehung wird einerseits Zusammenarbeit mit sämtlichen Akteuren des „Quartierslebens“ (Unternehmen, Ämter, Vereine, Kultureinrichtungen usw.) sowie „fordernde Einmischungen in diese bzw. widerständige Aktionen gegen diese Sektoren“ (S. 52) empfohlen.

5. Kooperation und Koordination

Für die Tragfähigkeit dieser Handlungsmaxime kommt man zu dem Schluss, dass „Kapitalistisches Wirtschaften … kein gutes Vorbild für die Kinder- und Jugendhilfe“ (S. 57) ist und beklagt, dass eine Abkehr hiervon leider immer nur episodisch in Krisenzeiten (bspw. Migration, Corona) zu beobachten sei. Die Einrichtung der vom Fachkonzept geforderten Budgetierung -„Sozialraumbudgets … Einrichtungsbudgets, … Trägerbudgets … oder andere Formen von fallmengenunabhängigen Finanzierungsvarianten“ (S. 55) – könne dem entgegenwirken.

Mit dem ersten Kapitel ist gleichsam die intendierte Handlungstheorie entwickelt. Im darauf folgenden Kapitel widmen sich Wolfgang Hinte und Felix Nuss dem erziehungskritischen Impetus des Fachkonzepts sowie der daran vor allem von Vertretern der kritisch-reflexiven Sozialraumarbeit gerichteten Kritik. Die darauf folgenden Beiträge haben die Funktion, theoretische Begründungen für das Herzstück der Theorie – den besagten Willensansatz – sowie für Annäherungen an raumtheoretische und organisationstheoretische Überlegungen zu liefern.

Kapitel 2: Sozialraumorientierung als erziehungskritischer Ansatz in der Tradition der Gemeinwesenarbeit. Von antipädagogischen, non-direktiven und emanzipatorischen Positionen im Fachkonzept Sozialraumorientierung (Wolfgang Hinte, Felix Manuel Nuss)

In diesem Kapitel wird der Versuch unternommen, sich von dem Erbe einer antipädagogischen „Liaison“ (S. 76) zu befreien. Dieses ist auf Zeiten der stadtteilbezogenen und dem darin entwickelten Ansatz einer interessen- und lokalbezogenen Sozialarbeit zurückzuführen. Der erziehungskritische Gehalt wird historisch und fachtheoretisch entlang der drei Stationen a) aktivierende Gemeinwesenarbeit, b) stadtteilbezogene Soziale Arbeit und c) Fachkonzept SRO rekonstruiert.

Die aktivierende Gemeinwesenarbeit (GWA) orientierte sich in ihren eigenen politischen und kulturellen Überzeugungen an dem antiautoritären, antifaschistischen Mainstream der Studentenbewegung der 1968er Jahre und dem sich zunehmend in der Jugendkultur und später dann in pädagogischen Diskursen etablierenden Denkstil von Experten- und Erziehungskritik. Zu diesem Komplex gehörende geistige Energien sind zudem in verschiedenen sozialen und politischen Bewegungen (z.B. zweite Frauenbewegung, Friedensbewegung, Ökologiebewegung, Selbsthilfebewegung) dieser Zeit zu finden. Verbindungen hierzu gelang dem in der sozialpädagogischen Theoriebildung besonders von Hans Thiersch entwickelten Ansatz der Alltags- und Lebensweltorientierung. Dadurch ergaben sich viele Berührungspunkte zur GWA. „Dazu zählen etwa der Bezug auf die räumliche Lebenswirklichkeit, die Erbringung der Hilfeleistung vor Ort, die Analyse von und Arbeit an strukturell-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie eine besondere Form der Beziehungsgestaltung auf Augenhöhe“ (S. 70). Dem Konzept des expertokratischen Erklärens wurde mit expertenkritischem Verstehen begegnet. Die radikal formulierte Absage der Antipädagogik gegen jede Form von Erziehung und damit auch Machtausübung, verband sich gut mit dem in der GWA und dem in der darauf folgenden stadteilbezogenen Sozialarbeit formulierten Vorrang des Personenbezuges und Verzichts auf „pädagogische Anmaßung“ (S. 77). Die sozialwissenschaftlich orientierte Weiterentwicklung des Konzepts der stadtteilorientierten zur sozialraumorientierten Sozialarbeit führte schließlich zur Neubewertung von Lernen und Bildung im Verhältnis von Mensch, Raum und professionellem Akteur. Dabei wird festgestellt, dass Antipädagogik nicht ausreichen kann, da sie die Dimensionen von Gesellschaft, Macht, Entfremdung und Emanzipation nicht berücksichtigt und dadurch Menschen letztlich schaden würde (S. 80). Non-direktive Pädagogik hingegen intendiert Aktivierungstechniken, wie z.B. die „Stechmückenfunktion des Pädagogen“ (S. 80). Der pädagogische Auftrag einer non-direktiven Pädagogik wird denn auch als doppelter formuliert: a) Erkundung des Willens und der sich daraus ergebenden Schritte, diesen Willen umzusetzen, b) Schaffung von Bedingungen, die die Chance bieten, dem eigenen Willen folgen zu können. Diese, die professionelle Haltung gestaltende Orientierung einer erziehungskritischen Pädagogik, ist mit dem Übergang von der GWA auf die stadtteilbezogene Soziale Arbeit bis heute für das Fachkonzept SRO grundlegend.

Kapitel 3: Vom Eigensinn des menschlichen Willens (Felix Manuel Nuss)

Im Kapitel 3 des Buches werden die historischen und theoretischen Verortungen des im Zentrum stehenden Willensansatzes des Fachkonzeptes nachgezeichnet. Einleitend verweist Nuss auf die „kritischen, zuweilen auch bewusst polemisch formulierten Ausführungen“ (S. 92) der Kritiker des Willensansatzes. Dieser gilt den Vertreter:innen des Fachkonzeptes jedoch als „das fachliche Herzstück“ (S. 91). In einem ersten Schritt zeichnet Nuss den Umgang mit dem Willen in Hilfekontexten historisch nach und zeigt auf, dass ideengeschichtlich bis zur Neuzeit Hilfe an die „Brechung des Eigenwillens“ (a.a.O.) gebunden war. Über die Besprechung verschiedener Stationen von der „Willensbrechung über die Willenssteuerung hin zur Willensorientierung“ (S. 96) kommt Nuss zu der Schlussfolgerung, dass erstmals durch das in den 1990er-Jahren entwickelte Fachkonzept Sozialraumorientierung das Primat der Willensorientierung Eingang in die Praxis (Gemeinwesenarbeit, Empowerment) und Theoriebildung der Sozialen Arbeit gefunden hat. Willensorientierung ist seitdem der Kritik ausgesetzt, dass sie theoretisch nicht ausreichend begründet ist. Diesem Vorwurf widmet sich Nuss in seinem nächsten Schritt, in dem er untersucht, welche theoretischen Traditionslinien sich in dem Willensansatz finden lassen. Zu dieser Thematik gehören vier Stränge:

  1. die Traditionslinien der Lebensweltorientierung und des Empowerments,
  2. die Traditionslinien der nicht-direktiven Pädagogik und der Humanistischen Psychologie,
  3. die aus der amerikanisch-philosophischen Tradition des Pragmatismus, der Chicagoer Schule, entwickelten Community-Ansätze und
  4. das in der philosophischen Debatte um Willensfreiheit entwickelte Grundverständnis der kompatibilistischen Willensfreiheit (S. 97).

Da die Punkte 1 und 2 in den ersten beiden Kapiteln dieses Buches gesondert bearbeitet werden, konzentriert sich Nuss in seinem Beitrag auf die Traditionslinien der Community-orientierten Ansätze (3) und das im Wesentlichen von ihm in seiner Dissertation (2022) über die Philosophie und Genealogie der Willensorientierung im Kontext sozialräumlicher Sozialer Arbeit herausgearbeitete „Grundverständnis der kompatibilistischen Willensfreiheit“. Das Willensprinzip kann Nuss in der anglo-amerikanischen Settlementbewegung bis hin zu dem auf Saul Alinsky (1909–1972) zurückgehenden „Community Organizing“ (S. 101) sowie den in der Gemeinwesenarbeit in Deutschland praktizierten Adaptionen nachzeichnen; hier insbesondere die von Karas und Hinte entwickelte „katalytisch-aktivierende Variante“ (S. 103). Eine weitere Traditionslinie ist in der erziehungskritischen Tradition zu suchen, die – wie schon angemerkt – im Kapitel 2 des Buches behandelt wird. Nuss schließt seine Überlegungen ab mit dem von ihm herausgearbeiteten Grundverständnis einer komatibilistischen Willensfreiheit. Dabei greift er auf Ergebnisse seiner Dissertation aus dem Jahr 2020 zurück.

Hierbei geht es um Fragen der grundsätzlichen Autonomiefähigkeit des Menschen und der Legitimation eigensinniger Strategien der Lebensgestaltung jenseits naiver Betrachtungen dessen, was menschlicher Wille aus anthropologischer und gesellschaftskritischer Sicht sein kann. Im Kern geht es um die Frage: „Ist ein Mensch überhaupt dazu fähig, einen wirklich freien Willen auszubilden, oder nicht?“ (S. 106). Nuss zeigt mit der von ihm herausgearbeiteten kompatibilistischen Willensfreiheit – auch „weicher Determinismus genannt“ (S. 107) – auf, dass „Willensbildung in Willenshandlung“ (S. 109) übergehen muss, um frei zu werden. Dem stehen nun gesellschaftliche und kulturelle Anforderungen in der Regel entgegen, was der Sozialen Arbeit ihren Ort als Vermittlerin zwischen Individuum und Gesellschaft anweist, mehr noch: „Möglichkeiten für gewollte Handlungen zu schaffen“ (S. 109).

Kapitel 4: Vernetzte Räume: Eine Annäherung an Theorien zu sozialen Räumen und Netzwerken (Michael Noack)

Michael Noack setzt sich in seinem Beitrag mit raum- und netzwerktheoretischen Fragen auseinander. Er beginnt mit einem Blick in den Sozialraumdiskurs. Dort sieht es unerquicklich aus. Besonders Vertreter der sogenannten Sozialraumarbeit (Kessl; Reutlinger) richten heftige Kritik an das Fachkonzept SRO. Dieser Diskurs, wenn er denn überhaupt diese Bezeichnung verdient, verlief laut Noack zufolge nicht konstruktiv. Er bezieht sich, neben der bereits o. g. Kritik an Willensorientierung und Antipädagogik, auf eine angeblich fehlende gesellschafts- und raumtheoretische Begründung, hier besonders die Konzeption von Sozialraum auf der Grundlage eines eher territorialen Raumverständnisses sowie eine angeblich fehlende politische Komponente. Noack versucht diese Kritikpunkte mit der Vorstellung des von Früchtel; Cyprian und Budde entwickelten SONI-Modells zu entkräften.[1] Das Modell folgt der Habermas’schen Unterscheidung von System und Lebenswelt und berücksichtigt neben der politischen, organisationalen und methodischen auch die raumsoziologische Dimension sozialraumorientierter Arbeit. Anknüpfend an die fünf methodischen Prinzipien des Fachkonzeptes ist mit dem Modell ein konzeptioneller Ordnungsrahmen für sozialraumorientierte Arbeit entstanden. In dem Modell werden vier Handlungsfelder ­- Sozialstruktur, Organisation, Netzwerk und Individuum – unterschieden und mit ihren Bezugssystemen sowie den darin eingelagerten Risiken und daraus resultierenden strategischen Konsequenzen für die Soziale Arbeit und ihre Berufsrolle in Beziehung gesetzt. In dem Modell werden die als kritisch angesehenen Bezugspunkte herkömmlicher Sozialer Arbeit benannt (Risiken). Hierbei wird zwischen Lebenswelt- und Systembezug unterschieden und für die fallspezifische, fallübergreifende und fallunspezifische Arbeit ausbuchstabiert.

Noack schließt seine Überlegungen ab mit einigen Hinweisen zu dem ebenfalls in den Kritikbogen eingespannten Vorwürfen hinsichtlich Willensorientierung und Antipädagogik, die allerdings in diesem Buch jeweils gesondert aufgegriffen werden (Kapitel 2 und 3).

Noack setzt seine Ausführungen mit eigenen raum- und netzwerktheoretischen Überlegungen fort, die die Kritikpunkte am Fachkonzept schließen sollen. Er bezieht sich dabei, wie die Kritiker an SRO auch, auf die raumsoziologischen Überlegungen von Martina Löw und ihrem „Begriff des relationalen Raums“ (S. 133). Noack macht in beiden Ansätzen, dem Fachkonzept Sozialraumorientierung und der kritisch-reflexiven Sozialraumarbeit, Defizite in der Bestimmung des Begriffs Sozialraum aus. Lebensweltliche und intersubjektive Perspektiven sowie die Perspektive von Systemakteuren würden mit dem Begriff Sozialraum nicht ausreichend voneinander unterschieden. Noack schlägt daher eine Unterscheidung „zwischen drei Raumdimensionen … den Lebens-, Sozial- und Planungsräumen“ (S. 136) vor. Kurz umrissen: Ein Sozialraum besteht aus den Schnittmengen individuell geteilter und damit gemeinsam konstituierter Lebens(welt)räume. Diese Sozialräume sollen Gegenstand von Planungsräumen für das sozialgesetzliche Leistungssystem werden. Noack führt diese Differenzierung im Weiteren sehr ausführlich aus und zeigt auf, dass seine Unterscheidungen sowohl an hilfesystemische als auch an lebensweltliche Raumperspektiven anschlussfähig sind. Auch müsste damit die von der kritisch-reflexiven Sozialraumarbeit angeführte Kritik von Territorialisierung und Verdinglichung des Raumbegriffes verstummen. In einem nächsten Schritt versucht Noack seinen dreidimensionalen Raumbegriff mit dem Netzwerkbegriff zu verknüpfen. Er zeigt auf, dass eine Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang von Netzwerk und Raum – und im Kontext von Ressourcenfragen damit auch Kapitalausstattung (Bourdieu) – sowohl in der Netzwerk- als auch Sozialraumdebatte immer noch zu wenig stattfindet, obwohl dort netzwerkbezogene Überlegungen angestellt werden. Noacks Ausführungen sprechen dafür – ausgehend von seinem dreidimensionalen Raumbegriff – in der sozialraumorientierten Arbeit danach zu fragen, welche Netzwerke eine besondere Bedeutung haben und sich insbesondere im Kontext planungsraumübergreifender Vernetzung „neue Lebensräume aufmachen lassen“ (S. 149). Dies führt ihn dann auch zu seinem Votum einer Erweiterung des fünften Leitprinzips von SRO um eine „interterritoriale Vernetzung zwischen sozialen Diensten zur planungsraumübergreifenden Kooperation über leistungsgesetzliche Felder hinweg und interterritoriale Vernetzung zwischen sozialen Diensten zur planungsraumübergreifenden Kooperation“ (S. 157).

Kapitel 5: Institution trifft auf Alltag. Ein organisationstheoretisches Modell für das Fachkonzept Sozialraumorientierung (Stefan Godehardt-Bestman)

Im fünften Kapitel wird ein organisationstheoretisches Modell vorgestellt, dass den Anforderungen des Fachkonzeptes SRO entsprechen kann. Entlang eines realen Fallbeispiels (S. 164) wird aufgezeigt, dass eine sozialräumliche Umgestaltung der Organisationsstruktur für Unterstützungsprozesse hergestellt werden muss, um das unverbundene Nebeneinander von Hilfesystemen – im besagten Fall sollen es „weit über 20“ (S. 165) sein – durch die Entwicklung passgenauer Unterstützung ersetzen zu können. Das entworfene Organisationsmodell wird theoriegeleitet entwickelt und es wird darauf hingewiesen, dass es bislang nirgendwo in dieser Form real umgesetzt wurde (S. 190). Im Wesentlichen geht es darum, wie sich die aus den fünf Handlungsmaximen des Fachkonzeptes SRO ergebenden „Bedingungs- und Wirkebenen“ (S. 171) organisational fassen lassen. Dabei handelt es sich, neben dem fachlich-methodischen Handeln, insbesondere um Fragen der Aufbau- und Ablauforganisation, der Steuerungslogik und der Finanzierungssystematik. In diesem Kapitel werden primär Fragen der Aufbau- und Ablauforganisation sowie der Steuerungslogik thematisiert. Am Beispiel eines Jugendamtes bedeutet das für die Aufbau- und Ablauforganisation, dass die Fachbereiche (Sachgebiete) umorganisiert werden in Sozialraum 1, 2, usw. Die Fachbereiche bzw. Sachgebiete tauchen dann in den unterhalb der Sozialräume angesiedelten Gemeinden wieder auf. Hierdurch ergeben sich Elemente eine Matrixorganisation. Wichtig ist, dass Klient:innen sich nicht mehr innerhalb des Jugendamtes mit verschiedenen Sachgebieten auseinandersetzen müssen, sondern diese durch ortsnah-kooperierende „multiperspektivische Sozialraumteams“ (S. 178) zur Verfügung haben, statt sich zentral-spezialisierend damit auseinandersetzen zu müssen.

Die Gestaltung von Aufbau- und Ablauforganisation ist am Modell der „lernenden Organisation“ (S. 173) und dem Abbau von Hierarchien zugunsten beteiligungsorientierter, bürgernaher Matrixorganisation orientiert. Das korrespondiert mit der Organisation der Führungs- und Steuerungsebene als „postheroisches Management (Baecker 1994)“ (S. 194). Angesprochen ist die in solcher Organisationtheorie postulierte Abkehr von hierarchischen zugunsten der Nutzung heterarchischer Ordnungsbildungen im Sinne von Selbstorganisation. Das ist wohl gemeint, wenn hier von „Bottom-up-Expertise“ (S. 181) „Empowerment, (und) … Stärkung von Selbstorganisation und einer klaren Ressourcenfokussierung in einer wertschätzenden dialogischen Organisationskultur“ (ebenda) gesprochen wird. Heterarchie in Organisationen bedeutet die Möglichkeit des Machtausgleiches und der Selbststeuerung sowie der Selbstbestimmung auf allen Ebenen der Organisation (bottom-up-Prozesse). Eine in diesem Sinne organisierte Personalentwicklung als „Trainingsprozesse in … Form von Methoden- und Techniktrainings, Teamentwicklungsprozessen, Coachings bis hin zu sog. Trainings on the Job“ (S. 184) wird als grundlegend für die gesamte Organisationsentwicklung angesehen, geht es hierbei doch um das für das Fachkonzept zentrale „Zusammenspiel einzelfallspezifischer, einzelfallübergreifender sowie einzelfallunspezifischer Arbeit“ (S. 186).

Diskussion

Die nachfolgenden Kritikpunkte sollen die Bedeutung des vorgelegten Buches nicht schmälern. Vielmehr sind sie als kritische Einwände gegen den im Buch hin und wieder gepflegten Argumentationsmodus einerseits sowie andererseits als vielleicht fachdienliche Hinweise für – manchmal auch Fragen an – ein Erfolgskonzept der Sozialen Arbeit zu verstehen, dessen Etablierung mit viel Hindernissen, aber umso mehr Erfolg, gelungen zu sein scheint. Die zur Diskussion gebrachten Punkte werden nachfolgend entlang der fünf Kapitel des Buches abgehandelt.

Teil 1: Handlungstheorie

Die Analyse des Fachdiskurses zu den Theorien der Sozialen Arbeit fällt hinter seinen Entwicklungsstand zurück. Hinte und Godehardt-Bestmann beklagen ein „additiv angelegtes Sammelsurium von ziemlich schwierig klingenden Bezeichnungen angeblicher Theorien“ (S. 15) und – man staune – weiter: „Mittlerweile wird in der Sozialen Arbeit fast alles (und leider auch jede:r) in den Stand einer Theorie erhoben, und wer sich die dazu veröffentliche Literatur anschaut, erduldet eine fast unzumutbare Quälerei durch sozialarbeiterische Phrasen. So richtig weiß heute keine:r, was denn nun wirklich eine ‚Theorie der Sozialen Arbeit‘ ist: Da wird alles Mögliche als Theorie konstruiert, was irgendwann von irgendjemandem geschrieben wurde und was möglichst so abstrakt gehalten wird, dass es für das berufspraktische Handeln keine Relevanz besitzt“ (S. 16). Verdikte solchen Kalibers fördern leider kein tragfähiges Argument zu Tage, was die hier dargebotene Positionierung sachlich unterstützen könnte. Im Gegenteil: Arbeiten, die sich um systematisierende Theorievergleiche bemühen und sich nicht nur an der Herausarbeitung des Trennenden, sondern auch des Gemeinsamen orientieren, werden schlicht und ergreifend überhaupt nicht zur Kenntnis genommen[2]. Auch die Frage, weshalb es in der Sozialen Arbeit Theorievielfalt gibt, wird banalisierend als akademisches Eigeninteresse ausgewiesen, und nicht als Bemühung wissenschaftlicher Kommunikation einer Disziplin gedeutet, die sich auf dem Weg zu ihrer Profilbildung befindet und dabei an dem kontingent gewordenen Begriff ‚sozial‘ abarbeitet.

Ein kühner Kausalzusammenhang wird schließlich zwischen der Beschäftigung mit Theoriebildung und den Fähigkeiten zur Berufsausübung hergestellt. So heißt es denn: „Studierende, die in diesem Dschungel Orientierung suchen, benötigen zahlreiche Module und entsprechend viele Semester und sind anschließend nur notdürftig in der Lage, ihren künftigen Beruf auszuüben, wissen aber Bescheid über zahllose Theorien“ (S. 16). Als Beleg für diese Aussage wird auf eine Studie von Harrer-Amersdorffer und Auner (2022) verwiesen[3]. Schaut man sich die Ergebnisse dieser Studie näher an, muss man feststellen, dass das von Hinte und Godehardt-Bestmann getroffene Urteil von dieser Studie nicht abgedeckt ist. Theorieabstinenz besteht demnach im Kontext der professionellen Fallanalyse und Fallbearbeitung und dies insbesondere im Kontext der Formalisierung von Hilfeprozessen. Theorien der Sozialen Arbeit aber können, sofern es sich nicht um Handlungstheorien handelt, hierzu kaum etwas beitragen. Sie haben vielmehr die Aufgabe, einen reflexiven Bezugsrahmen für die Ausbildung einer eigenen Professionsidentität anzubieten. Dabei geht es nicht primär um ‚Können‘ sondern um die Differenz von ‚Wissen‘ und ‚Können‘ sowie weiterhin um die Differenz von ‚Werteorientierung‘ und ‚Haltung‘ – mithin Verstehen und Reflexion von Gesellschaft und darin eingebetteter Praxis. Anderes Thema also. Wichtiger noch sind die von den zitierten Autorinnen ausgemachten Gründe, die für den geringen Stellenwert von Theorieorientierung für die Ausbildung von Professionsidentität verantwortlich sind. Zum einen liegt der Grund für misslingenden Theorie-Praxis-Transfer in der didaktischen Gestaltung von Lehrangeboten zum „Transfer von Theorie und Praxis“ (a.a.O., S. 365) oder gar des völligen Fehlens solcher Angebote. Zum anderen stehen der Ausbildung eines theoriegeleiteten Professionsverständnisses die Funktionslogiken der unterschiedlichen sozialen Organisationen im Wege (a.a.O., S. 366). Weitere Gründe ließen sich aus dieser Studie ableiten. Jedenfalls sind es Gründe, die gut in der Lehre bearbeitet werden können, ja müssen. Ähnliche Schlussfolgerungen lassen sich aus der 2024 durchgeführten Nachfolgeuntersuchung einer in 2004 durchgeführten Studie von Thomas Harmsen ziehen.[4] So reicht die von Hinte und Godehardt-Bestmann vorgenommene Lesart der Studie nicht aus, „dass für den Alltag von Fachkräften im Feld Sozialer Arbeit sowohl Theorien der Sozialen Arbeit als auch die Befassung damit eine fast gegen Null tendierende Bedeutung“ (S. 16) attestiert wird. Auch der Verweis auf die langjährige eigene Lehrerfahrung reicht als Beleg hierfür nicht aus, zumindest dann nicht, wenn leider nicht angegeben wird, auf welche Weise der angegebene Erkenntnisgewinn zustande gekommen ist. Handelt es sich um Einsichten, die systematisch z.B. im Rahmen von Supervisionsprozessen, systematisch geführten Gruppendiskussionen mit Studierenden, Auswertung themenspezifischer Bachelor- und Masterthesen, nachvollziehbaren Memos etc. gewonnen wurden? Allenfalls kann es sich dann doch nur um eine persönliche Meinung handeln. Meinungen und Ansichten speisen sich aus unterkomplex reflektierten Alltagseinsichten, die so interessant wie beliebig sein können und damit in einem wissenschaftlichen Kontext nichts zu suchen haben.

Interessant in diesem Kapitel ist wiederum der Gebrauch des Begriffs „Axiom“ (S. 11), der hier in der Ausdifferenzierung von drei Lehrsätzen die Basis der entworfenen Handlungstheorie darstellen soll. Diese Lehrsätze stellen sozusagen Leitmaximen der SRO dar. Aber sind sie selbstevident, so wie man es von Axiomen erwarten dürfte? Wie lassen sich Leitmaximen in den Stand unhintergehbarer Wahrheit erheben? Aus wissenschaftstheoretischer Perspektive ist das jedenfalls nicht machbar. Abgesehen von dieser problematischen Begriffswahl wird aber der Versuch unternommen, eine bezugstheoretisch begründbare Evidenz (Lewin, Bronfenbrenner, Thiersch, Böhnisch, Otto, Winkler) für die formulierten Leitsätze herzustellen. Das ist insofern interessant, als dass damit in der SRO eine vielleicht vorhandene Schnittmenge von Grundannahmen im Kanon der Theoriebildungen Sozialer Arbeit abgezeichnet werden kann. Das weiter zu untersuchen wäre lohnenswert, wenn man über die eigene Anschlussfähigkeit an den Theoriediskurs nachdenken wollte. Dabei könnte sich herausstellen, dass sich neben den bereits genannten Protagonisten noch weitere nennen ließen und dass die vorgelegte Handlungstheorie noch stärker anschlussfähig mit angeblich belanglos nebeneinander stehenden Theoriebildungen der Sozialen Arbeit ist, als von den Autoren vielleicht vermutet wird.

Von den hier genannten Kritikpunkten abgesehen, wird die formale Überführung des Fachkonzepts in eine Handlungstheorie nachvollziehbar vollzogen. Das liegt auch nahe. Die Bezeichnung „Fachkonzept“ erschien von Anfang an als eine strategisch gewählte Bezeichnung. Das Konzept wurde von Anfang an von einer sie umspannenden Handlungsfeldtheorie bestimmt. Dass diese nun für alle Praxisfelder der Sozialen Arbeit gelten soll, macht sie zu einer Handlungstheorie und stellt sich als solche selbst zu Bewährung.

Teil 2: Erziehungskritik

Der Beitrag von Hinte und Nuss zeigt, dass sich das Konzept von Beginn an aus den Vorstellungen einer radikalen Erziehungskritik, quasi als Gegenentwurf zu den herrschenden Modellen positiver Pädagogik der europäischen Aufklärung speist. Der Bezug zu einer non-direktiven Pädagogik lässt den Schluss zu, dass hier eine Anschlussfähigkeit zur Negativen Dialektik (Adorno 1966, Horkheimer; Adorno 1947) gegeben ist. „Erziehung zur Mündigkeit“ (Adorno 1981) kann demnach nur über den Weg einer „negativen Erziehung“ erfolgen. Adorno konkretisiert den Weg zur Mündigkeit als eine Erziehung zum Widerspruch und zum Widerstand gegen die Heteronomie in der Gesellschaft. Hinte und Nuss arbeiten diese Verbindung zu Adorno zwar nicht explizit aus, deuten sie vielmehr nur lose an. Es wird allerdings dargelegt, dass das Konzept einer „Non-direktiven Pädagogik“ in der Tradition einer negativen Pädagogik steht, die einzig die Entwicklung von Mündigkeit und autonomer Lebensführung zum Ziel hat. Die Orientierung an einer Negativen Dialektik wird hier leider nicht scharf konturiert. Vielleicht wird damit eine Chance vertan, die eigene normative und ethische Orientierung erkennbarer zu gestalten.

Hilfreich ist in dem Beitrag insbesondere die historische und fachtheoretische Rekonstruktion des antipädagogischen Bezuges, der lediglich eine geschichtlich nachvollziehbare, aber überschrittene Episode in der Entwicklung einer eigenen erziehungstheoretischen Verortung darstellt. Kritiker nehmen das hoffentlich abschließend zur Kenntnis. In diesem Kontext wäre auch die kurze Bearbeitung der Kritik der sogenannten „adaptiven Präferenzen“ förderlich gewesen. Stattdessen wird lediglich in einer Fußnote (S. 82) auf die sehr gelungene Behandlung dieser Thematik in der von Felix Nuss vorgelegten Dissertation[5] verwiesen.

Teil 3: Eigensinn und Wille

Man fragt sich beim Lesen, weshalb es für notwendig erachtet wird, die zentrale Konzeptvokabel „Wille“ so ausführlich zu verteidigen. Auch wenn sie massiven Angriffen seitens der sogenannten kritisch-reflexiven Sozialraumarbeit ausgesetzt ist, sie sei antipädagogisch, naiv und gesellschaftstheoretisch blind (z.B. Kessl, Reutlinger und Röh) so wird sich doch jede:r durchschnittlich aufgeklärte Leser:in fragen, wie denn um Himmels Willen Soziale Arbeit ohne den Willen ihrer Nutzer:innen auskommen können sollte. Und dabei ist es in diesem Fall erkenntnistheoretisch völlig unerheblich, ob die Frageperspektive systemisch, systemtheoretisch oder strikt subjekttheoretisch aufgestellt ist, da spätestens mit dem Verständnis von Ko-Produktion in der Pädagogik und der Sozialen Arbeit (Schaarschuch 1999) oder auch mit dem vorher schon von Luhmann und Schorr konstatierten Technologiedefizit der Pädagogik[6]- mithin vor der Jahrtausendwende – bekannt und allgemein anerkannt ist, wem die eigentliche Rolle der Produktion von Erziehungs- und Hilfeeffekten zufällt; jedenfalls nicht den professionellen Akteur:innen. Adressat:innen von Hilfe entscheiden, welche Sinnerzeugung von Hilfekommunikation als anschlussfähig an den eigenen Willen erachtet wird. Der Wille ist dabei immer der Frage ausgesetzt, ob er sich im Umgang mit Umwelt bewähren kann, kommt ohne Anschlusskommunikation also nicht aus. Daher handelt es sich im Ergebnis maximal um einen gemeinsamen Produktionsprozess. Soweit die pragmatische Sicht der Dinge. Plausibel ist aber auch die auf Bourdieu basierende Analyse, dass das Subjekt Träger ungleicher Macht- und Verteilungsverhältnisse ist; soziale Ungleichheit subjektiv inkorporierte und damit sozialstrukturell materialisierte Kapitalbildungen manifestiert. Schade, dass die Überlegungen von Nuss zum Habituskonzept von Pierre Bourdieu in diesem Beitrag nicht vorgestellt werden. In Kapitel 2 dieses Buches hat man sie schon im Kontext der Kritik der „adaptiven Präferenzen“ vermisst und nur als Fußnotenverweis entdeckt. In seiner Dissertation zeigt Nuss mit Verweis auf Noack auf, dass das Verständnis einer kompatibilistischen Willensfreiheit durchaus mit dem von Bourdieu vorgelegten Habituskonzept vereinbar ist, geht es dort doch letztlich eben nicht um ein streng deterministisches Verständnis von Milieuprägung und Kapitalausstattung, sondern um ein relationales Verständnis, sprich: um einen modifizierbaren Habitus. Gerade angesichts der von der kritisch-reflexiven Sozialraumarbeit geführten und auf Bourdieu fußenden Kritik der gesellschaftstheoretischen Blindheit des Willensansatzes, hätte dem Text von Nuss die Hereinnahme der in seiner Dissertation herausgearbeiteten Kompatibilität mit dem Habituskonzept gut getan. Ungeachtet dessen ist es mit dem Beitrag von Nuss aber erstmalig gelungen, eine theoretisch begründete Abgrenzung von Wille und Wunsch darzulegen und das Fachkonzept von dem Vorwurf zu befreien, antipädagogisch zu sein und sozialpädagogisch unaufgeklärt zu verfahren.

Teil 4: Raumtheorie

Die raum- und netzwerktheoretischen Ausführungen von Noack sind für den weiteren Diskurs hoffentlich sehr hilfreich und weiterführend. Bisherigen Unbestimmtheiten des Sozialraumbegriffes wird hier ein Konzept eines relationalen Raumbegriffes entgegengesetzt, was möglicherweise auch eine Brücke zu Kritikern – vertreten vor allem durch die Anhänger der Sozialraumarbeit – schlagen kann. Noack liefert wertvolle Hinweise und Argumente, die für eine Erweiterung des Analyserahmens sprechen und den Versuchen einer Bestimmung des Raumbegriffs für eine Theorie sozialraumorientierter Sozialer Arbeit insgesamt weiterbringen können. Hierzu gehört auch der bislang zu kurz geratene Brückenschlag zur Netzwerkarbeit und -forschung. Noack macht darauf aufmerksam, dass in der Netzwerkarbeit allgemein sowie in der sozialraumorientierten Praxis mit einem Netzwerk-Begriff hantiert wird, der sowohl in seiner theoretischen als auch empirischen Bestimmung nicht ausreichend geklärt ist und gerade SRO und Netzwerkforschung voneinander profitieren können.

Ein anderer Aspekt: In der hier vorgelegten Handlungstheorie scheint das weiterführende SONI-Modell eine zentrale Rolle zu spielen. Es wird von Michael Noack in seinem Beitrag als ein bedeutender Baustein von SRO für die Auseinandersetzung mit den Theorien zu sozialen Räumen und Netzwerken (S. 123) sowie der seit langer Zeit schwelenden, unfruchtbaren Auseinandersetzung mit den Vertretern der Sozialraumarbeit (Fabian Kessl, Christian Reutlinger) ins Feld geführt. Man fragt sich, weshalb das SONI-Modell von Früchtel et al. nur in diesem unerquicklichen Diskurskontext, nicht jedoch gesondert als ein fundamentaler Baustein der hier vorgelegten Handlungstheorie vorgestellt wird.

Teil 5: Organisationstheorie

Das Organisationsmodell von Godehardt-Bestmann kann als eine erste Annäherung an seinen Gegenstand gelesen werden. Für die an Sozialraumorientierung interessierten Kommunen gibt das Modell vielleicht eine Orientierung. Das Organisationsmodell gibt aber leider noch keine Auskunft darüber, wie die Transformation öffentlicher Verwaltung mit Blick auf die freien Trägerorganisationen, sprich: der intra- und extraorganisationalen Kopplungen (Vernetzungs-, Kooperationsmanagement), gestaltet werden kann. Wie ist diese, wenn man so will, virtuelle Organisation mit Blick auf die jeweils eigene Funktionslogik solcher Organisationen gestaltbar; ist sie es überhaupt?

Ein zweiter Aspekt: Zum Thema Finanzierung findet sich gar nichts, lediglich diese Hinweise: „Zudem wird all dies durch eine Finanzierungslogik fundiert, die den fachlichen Qualitätszielen folgt“ (S. 171) sowie „Je nach Handlungskontext und Rechtskreisbezug sind die jeweiligen Organisationen und Träger der finanzierungslogischen Systematik mal mehr und mal weniger mitgestaltend ‚unterworfen‘. Die Steuerung über ein raumbezogenes (eben nicht mehr allein einzelfallbezogenes), fachzieldienliches und systemisch-flexibles Finanzierungsmanagement entlang der fachlichen Wirksamkeitsindikatoren erweist sich als zentral“ (S. 189). Wie das angesichts der unterschiedlich lokalisierten und organisierten sozialgesetzlichen Verankerungen gelingen kann, wird hier leider nicht thematisiert.

Im Ergebnis bietet das Buch gewinnbringende Beiträge zum Raumverständnis und zur Netzwerkarbeit sowie zur Willensorientierung. Weiterhin hat der erziehungstheoretische, gesellschafts- und sozialtheoretische Bezug deutlich an Profil gewonnen. Dem bis heute immer wieder aufkommenden Vorwurf, das Fachkonzept SRO sei antipädagogisch, gesellschaftstheoretisch blind sowie die Kritik an der territorialen Verengung und Verdinglichung des Raumbegriffes werden hier fundierte und für den Diskurs wertvolle Beiträge entgegengesetzt. Es wird sich sicherlich lohnen, diese Handlungstheorie weiterzuentwickeln. Dabei käme es darauf an, die sozialräumlich zu entfaltenden Vermittlungsleistungen zwischen System und Lebenswelt hinsichtlich der individuellen und gesellschaftlichen Lebensführung herauszuarbeiten. Stimmt man dem zu, wird die Frage sein, ob eine Handlungstheorie ohne eine gesellschaftstheoretische Positionierung auskommt. In der Theoriebildung der Sozialen Arbeit wird z.B. die Lebensführungsthematik durchgängig an den Capability Approach angelehnt (jenseits von Paternalismus).[7] Felix Nuss deutet mit seinem Verweis auf die „Erweiterung von ‚Verwirklichungschancen‘ (Sen 2000)“[8] in diese Richtung Gehendes auch für die SRO an. Wäre aber das ‚gute Leben‘ einer praxisnahen Gerechtigkeitstheorie für SRO ein geeigneter Bezugsrahmen oder müsste es angesichts der Anlehnung an Adornos Gedankenwelt das ‚richtige Leben‘ sein? Solche und weitere Fragen stellen sich nach der Lektüre der vorgelegten Handlungstheorie, die Aspekte der gesellschaftlichen Lebensführung noch unbearbeitet lässt und nicht für sich beanspruchen kann, dass diese Fragen schon wieder in eine Expertokratie führen würden.

Fazit

Es wird ein Buch vorgelegt, das für den Fachdiskurs sozialräumlicher Sozialer Arbeit überfällig war. Es bringt bekannte und neu hinzugewonnene Erkenntnisse übersichtlich gebündelt auf den Punkt. Verdienstvoll ist auch, dass sich das Buch immer wieder sachorientiert mit der ihr seit vielen Jahren vorgehaltenen Kritik seitens der Sozialraumarbeit auseinandersetzt.


[1] Früchtel, Frank; Cyprian, Gudrun; Budde, Wolfgang (2013): Sozialer Raum und Soziale Arbeit. Textbook: Theoretische Grundlagen. 3., überarbeite Auflage. Wiesbaden, S. 34–47

[2] Z.B. Hammerschmidt, Peter; Aner, Kirsten (2022): Zeitgenössische Theorien Sozialer Arbeit. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Weinheim, S. 197­-226. Lambers, Helmut (2023): Theorien der Sozialen Arbeit. Ein Kompendium und Vergleich. 6., überarbeitete Auflage. Leverkusen, Opladen, Toronto, S. 247­-383. Sandermann, Philipp; Neumann, Sascha (2018): Grundkurs Theorien der Sozialen Arbeit. Stuttgart, S. 177–216.

[3] Harrer-Amersdorffer, Jutta;Auner, Carolin (2022): Dimensionen von Professionalität. Zur Systematisierung neuer Ansatzpunkte in der komplexen Diskussion der Weiterentwicklung Sozialer Arbeit. In: Soziale Arbeit 71, S. 362–369.

[4] Harmsen, Thomas (2024): Professionelle Identitäten in der sozialen Arbeit erfolgreich konstruieren. Eine vergleichende Studie zu empirischen Befunden und gelingenden Konstruktionsprinzipien. Hamburg

[5] Nuss, Felix Manuel (2022): Willensorientierte Soziale Arbeit. Der Wille als Ausgangs- punkt sozialräumlichen Handelns. Weinheim

[6] Luhmann, Niklas; Schorr, Karl Eberhard (Hrsg.) (1982): Das Technologiedefizit der Erziehung und die Pädagogik. In: Zwischen Technologie und Selbstreferenz – Fragen an die Pädagogik. Frankfurt am Main, S. 5–40

[7] Otto, Hans-Uwe; Ziegler, Holger (Hrsg.) (2010): Capabilities – Handlungsbefähigung und Verwirklichungschancen in der Erziehungswissenschaft, Wiesbaden. Röh, Dieter (2013): Soziale Arbeit, Gerechtigkeit und das gute Leben. Eine Handlungstheorie zur daseinsmächtigen Lebensführung, Wiesbaden. Sommerfeld, Peter; Hollenstein, Lea; Calzaferri, Raphael (2011): Integration und Lebensführung. Ein forschungsgestützter Beitrag zur Theoriebildung der Sozialen Arbeit, Wiesbaden. Wirth, Jan Volker (2015): Die Lebensführung der Gesellschaft. Grundriss einer allgemeinen Theorie, Wiesbaden.

[8] Nuss, Felix Manuel (2022): Willensorientierte Soziale Arbeit. Der Wille als Ausgangspunkt sozialräumlichen Handelns. Weinheim, S. 227 und S. 234

Rezension von
Prof. Dr. Helmut Lambers
Dipl.Sozialpädagoge und Dipl.Pädagoge
Katholische Hochschule NRW, Abt. Münster
Lehrgebiet: Fachwissenschaft Soziale Arbeit
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Es gibt 4 Rezensionen von Helmut Lambers.

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Zitiervorschlag
Helmut Lambers. Rezension vom 15.11.2024 zu: Wolfgang Hinte, Stefan Godehardt-Bestmann (Hrsg.): Sozialraumorientierung - vom Fachkonzept zur Handlungstheorie. Transdisziplinäre Grundlagen einer Theorie Sozialer Arbeit. Lambertus Verlag GmbH Marketing und Vertrieb (Freiburg) 2024. ISBN 978-3-7841-3612-7. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32355.php, Datum des Zugriffs 11.12.2024.


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