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Markus Antonius Wirtz: Basiswissen statistische Methoden

Rezensiert von Prof. Dr. Andrea Warnke, 05.09.2024

Cover Markus Antonius Wirtz: Basiswissen statistische Methoden ISBN 978-3-456-86280-4

Markus Antonius Wirtz: Basiswissen statistische Methoden. Grundlagen und Anwendung in den Therapie- und Gesundheitswissenschaften. Hogrefe AG (Bern) 2024. 346 Seiten. ISBN 978-3-456-86280-4. D: 69,95 EUR, A: 72,00 EUR, CH: 88,00 sFr.

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Thema

Das Lehrbuch soll Studierende der Therapie- und Gesundheitswissenschaften befähigen, statistische Informationen und daraus abgeleitete Argumentationen zu verstehen sowie die genutzten Methoden einordnen zu können. Gleichzeitig ist es auch das Ziel, die Leser*innen in die Lage zu versetzen, die Methoden eigenständig umzusetzen. Das Lehrbuch verbindet die Forschungsmethodik (Überlegung, wie man ein Problem strukturiert untersucht) mit Methoden der Statistik (wie werte ich die Daten aus).

Autorin

Prof. Dr. Markus Wirtz ist Diplom-Psychologe und leitet an der Pädagogischen Hochschule Freiburg die Fachrichtung Forschungsmethoden in den Gesundheitswissenschaften. 2019 wurde er mit dem Lehrpreis der PH Freiburg ausgezeichnet. Er leitete von 2006 bis 2020 die Sektion „Methoden“ der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW).

Aufbau

Das rund 300-seitige Lehrbuch umfasst 13 Hauptkapitel, die jeweils beginnen mit der Nennung der Lernziele des Kapitels sowie nachfolgend dem theoretischen Input. Die Kapitel schließen jeweils mit einer Zusammenfassung sowie „Blitzlichtern aus der Forschungspraxis“ und Übungsaufgaben. Ergänzt wird dies durch ein umfängliches Glossar. Im Downloadbereich des Verlags finden sich die Lösungen der Aufgaben der Kapitel 1 bis 13 als Online-Material

Inhalt

Kapitel 1 Statistik und Forschungsmethoden in der gesundheitswissenschaftlichen Forschung

Als Lernziele des ersten Kapitels werden u.a. genannt:

  • Grundmerkmale gesundheitswissenschaftlicher Forschung kennen
  • Verständnis schaffen, wie in der wissenschaftlichen Forschung die Zuverlässigkeit und Aussagekraft von Befunden sichergestellt wird

Der thematische Einstieg erfolgt über die Unterscheidung von wissenschaftlicher Erkenntnis und Alltagstheorien/-überzeugungen. Unterschieden wird auch zwischen Zufallseffekten und allgemeinen Gesetzmäßigkeiten.

Sodann werden Kriterien für verlässliches Wissen in den empirischen Wissenschaften beschreiben (so z.B. Transparenz des Prozesses, systematische Dokumentation und Einhaltung von Gütekriterien).

Das Kapitel schließt mit einem umfänglichen Unterkapitel zu „Empirische Forschung und Statistik“ in dem u.a. der (empirische) Forschungsprozess erläutert wird.

Blitzlichter aus der Forschungspraxis sind u.a. „Checklisten zur Gestaltung und zur Publikation von Forschungsstudien“ – dort wird das CONSORT Statement ausgeführt.

Kapitel 2 Erfassung von Merkmalen: Messen und Skalen

Als Lernziele des Kapitels werden u.a. genannt:

  • wissen, dass Bedeutung von Zahlenwerten vom Skalenniveau der Messung abhängig ist
  • verstehen, warum gesundheitswissenschaftliche Merkmale operationalisiert werden müssen, um statistisch analysiert werden zu können

Das Kapitel beschäftigt sich mit „Messen“. Nach einer umfänglichen Darstellung wird übergeleitet zu „Skalenniveaus“. Nominalskalen werden ebenso vorgestellt wie Ordinalskalen, Intervallskalen, Verhältnisskalen und Absolutskalen.

Die Zusammenfassung beinhaltet eine Tabelle dieser 5 Skalen und führt u.a. die Definition und Beispiele auf. Eines der Blitzlichter aus der Praxis ist die Messung gesundheitsbezogener Lebensqualität.

Kapitel 3 Darstellung der Verteilung eines Merkmals: Tabellen und Grafiken

Als Lernziele des Kapitels werden u.a. genannt:

  • absolute und relative Häufigkeiten ermitteln und angemessen aufbereiten
  • Entscheidungskriterien gemäß derer die Art der grafischen und tabellarischen Darstellung der Verteilung eines Merkmals ausgewählt werden sollte kennen

Nach einer Einführung zur Merkmalsverteilung wird die Häufigkeitsverteilung vorgestellt (u.a. absolute/​relative Häufigkeiten, tabellarische Darstellung sowie grafische Darstellung nominalskalierter Merkmale). Blitzlichter aus der Praxis sind z.B. die Gesundheitsberichterstattung sowie die grafische Aufbereitung von Gesundheitsinformationen.

Kapitel 4 Kennzahlen der Verteilung eines Merkmals: Zentrale Tendenz, Variabilität und Schiefe

Inhalt des Kapitels ist u.a.:

  • Maße der zentralen Tendenz (Modus, Median und arithmetisches Mittel)
  • Maße der Schwankungsbreite (Spannweite, Varianz, Standardabweichung)

Blitzlichter aus der Praxis sind z.B. Vergleichsdaten für die körperliche und psychische Lebensqualität und der Median als Basis für die Berechnung von Armutsgefährdung.

Kapitel 5 Modellierung von Zufallsschwankungen: Wahrscheinlichkeiten, statistische Verteilung und Wahrscheinlichkeitsbereiche

Das Kapitel beschäftigt sich mit dem Konzept der Wahrscheinlichkeit und Wahrscheinlichkeitsverteilungen. U.a. werden die Binominalverteilung und die Gauß'sche Normalverteilung besprochen.

Ein beispielhaftes Blitzlicht aus der Forschungspraxis ist die „Normverteilte Erfassung der Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen mittels des Instruments KIDSCREEN-10“.

Kapitel 6 Unsicherheit geschätzter Merkmalsausprägungen: Konfidenzintervalle für Mittelwerte

Kapitel 6 fokussiert die Bestimmung von Konfidenzintervallen (Vertrauensintervalle); d.h. Wertebereiche, „in denen die ‚wahren‘ Populationswerte mit einer bestimmten Sicherheit liegen“ (S. 129).

Ein Blitzlicht aus der Praxis ist der Gesundheitszustand Geflüchteter in Deutschland.

Kapitel 7 Prüfung des Merkmalsunterschieds zwischen zwei Gruppen: Prinzip des Signifikanztests

Als Lernziele des Kapitels werden u.a. genannt:

  • wissen, was unter statistischen Hypothesen verstanden wird
  • wissen, was statistische Signifikanz bedeutet und wie diese in den Forschungsprozess eingebunden ist

Das Grundprinzip der Analyse von Gruppenunterschieden wird dargestellt sowie der t-Test für unabhängige Stichproben und der Wilcoxon-Rangsummen-Test bzw. Mann-Whitney-U-Test.

Blitzlicht aus der Praxis ist z.B. die Untersuchung einer Achtsamkeitsintervention zur Förderung der Lehrergesundheit.

Kapitel 8 Anwendung und Interpretation des Signifikanztests und das Effektstärkemaße Cohens d

Statistische Signifikanztests werden genutzt, um die Gültigkeit von Hypothesen zu prüfen.

Die Lernziele des Kapitels umfasst u.a.:

  • den Unterschied kennen zwischen fälschlicher Annahme der Alternativhypothese (α-Fehler) und fälschlicher Beibehaltung der Nullhypothese (β-Fehler).
  • Fehler erster Art (α-Fehler) und zweiter Art (β-Fehler) werden besprochen; ergänzt um Cohens d als das Maß der Effektstärke und den Einfluss auf der Stichprobengröße. Ein Blitzlicht aus der Praxis ist z.B. die Effektivität einer Bedeutungszentrierten Gruppentherapie bei Krebspatient*innen.

Kapitel 9 Der Zusammenhang zweier Merkmale: Die Korrelationsanalyse

„Besteht ein Zusammenhang [zwischen zwei Merkmalen], so kann dieser i.d.R. in Form einer ,Wenn-dann'-Aussage formuliert werden. (…) Oder der Zusammenhang kann als ,Je-desto'-Aussage formuliert werden“ (S. 175).

In neunten Kapitel werden lineare Merkmalszusammenhänge, und der Unterschied zu „nicht-linearen“ dargestellt. Die Prüfung der Signifikanz eines Merkmalszusammenhangs wird beschrieben. Ein Blitzlicht aus der Praxis sind die Zusammenhänge der Gesundheitskompetenz mit soziodemographischen Daten.

Kapitel 10 Fallstricke bei der Interpretation von Merkmalszusammenhängen: Korrelation und Kausalität

Empirische Forschung soll klären, „ob und in welchem Maße Maßnahmen ursächlich wirksam sind. (…) Es wird in diesem Kapitel verdeutlicht, weshalb die Frage der Kausalität von Wirkbeziehungen als Kernfrage dafür gilt, ob Wissen oder Empfehlungen als evidenzbasiert gelten können“ (S. 205).

Beispiele für Wirkzusammenhänge und mögliche Fallstricke bei der Interpretation werden gegeben (z.B. Zusammenhang von Patientensterblichkeit und Mangel an Pflegekräften, Lebensstil von Vegetariern). Weiterhin wird auf das sog. Simpson-Paradox eingegangen.

Kapitel 11 Schätzung der Ausprägung eines Merkmals aufgrund der Ausprägung anderer Merkmale: Regressionsanalyse

Ausprägungen von Merkmalen (Merkmale einer Person, wie z.B. Stressbelastung, Lebensqualität) werden aufgrund der Ausprägung anderer Merkmale (z.B. Merkmale des Arbeitsplatzes, Inanspruchnahme von Hilfeleistungen) abgeschätzt ist Ziel der Regressionsanalyse. u.a. wird dazu die lineare Regressionsanalyse mit SPSS vorgestellt.

Ein Blitzlicht aus der Praxis ist die „Regressionsanalytische Schätzung soziodemografischer Merkmale aufgrund von Persönlichkeitsmerkmalen“.

Kapitel 12 Analyse des Zusammenhangs zweier kategorialer Merkmale mittels des -Werts und daraus abgeleiteter Maßzahlen

In Kapitel 12 und 13 werden statistische Methoden zur Analyse des Zusammenhangs kategorialer Merkmale vorgestellt. „Bei kategorialen Merkmalen muss jede Person in ein der vorgegebenen Kategorien eingeordnet werden. (…) Ein Beispiel hierfür wäre die Erhebung der Berufsgruppenzugehörigkeit von Beschäftigten“ (S. 247).

Auch hier werden Berechnungen mittels SPSS eingeführt. Ein Blitzlicht aus der Praxis: „Zusammenhang von pathologischem und nicht pathologischen Spielen mit Spielmerkmalen bei Hochfrequenzspielerinnen und -spielern“ (S. 265).

Kapitel 13 Analyse des Zusammenhangs von Risiko- und Schutzmerkmalen sowie Testergebnissen mit dem Gesundheitsstatus: Epidemiologische Maßzahlen

„Die Berücksichtigung epidemiologischer Maßzahlen ist besonders wichtig, wenn die Wirksamkeit von Interventionsmaßnahmen auf den dichotomen Gesundheitszustand (gesund vs. krank) untersucht wird oder der Zusammenhang eines Risiko- (z.B. Übergewicht) oder eines Schutzmerkmals (z.B. mediteraner Lebensstil) mit dem Gesundheitszustand untersuch wird“ (S. 267).

In diesem Kapitel werden Maßzahlen epidemiologischer und klinischer Studien vorgestellt (z.B. Prävalenz, Inzidenz, Morbidität, Mortalität/Risiko und Odds. Die „Analyse des Behandlungserfolgs bei sehr frühgeborenen Säuglingen mit Atemnot“ ist ein Blitzlicht aus der Praxis.

Diskussion

Das Buch wird seiner Zielsetzung gerecht – es bietet eine umfassende und doch gut verständliche Aufarbeitung statistischer Methoden. Es beginnt mit den Überschriften – die nicht nur den Fachbegriff aufweisen, sondern gleich eine Einordung resp. Erklärung des Themas darlegen. Die Lernziele je Kapitel ermöglichen ebenfalls eine gute Strukturierung für die Leser*innen. Insgesamt ist das Buch lernfreundlich und anwendungsorientiert.

Studierende der Therapie- und Gesundheitswissenschaften ebenso wie für Fachkräfte, die ein Projekt durchführen halte ich dieses Buch für eine gute Grundlage und Informationsquelle. Auch wenn nicht für die Soziale Arbeit geschrieben – auch diese Studierenden und Fachkräften finden in diesem Buch relevante Hinweise für die Durchführung von quantitativen Studien/​Projekten.

Fazit

Das Lehrbuch bereitet das Themengebiet „Statistische Methoden für die Therapie- und Gesundheitswissenschaften“. Als Lehrbuch für Studierende der Therapie- und Gesundheitswissenschaften eignet es sich ebenso wie für Forschende, die ihr Studium „hinter sich gelassen haben“. Auch wenn das Buch sich primär an den benannten Personenkreis/​Arbeitsfeld richtet – auch die Soziale Arbeit (Fachkräfte wie auf Studierende) können – wenn sie sich mit quantitativen Methoden auseinandersetzen – von diesem Buch profitieren.

Rezension von
Prof. Dr. Andrea Warnke
Professorin für Soziale Arbeit, IU Duales Studium, Campus Bremen
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Es gibt 29 Rezensionen von Andrea Warnke.

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Zitiervorschlag
Andrea Warnke. Rezension vom 05.09.2024 zu: Markus Antonius Wirtz: Basiswissen statistische Methoden. Grundlagen und Anwendung in den Therapie- und Gesundheitswissenschaften. Hogrefe AG (Bern) 2024. ISBN 978-3-456-86280-4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32372.php, Datum des Zugriffs 16.09.2024.


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