Stephanie Bier: Noch einen Kuss, bevor Mama auf Dienstreise muss
Rezensiert von Prof. Dr. Simon W. Kolbe, 23.12.2024
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Stephanie Bier: Noch einen Kuss, bevor Mama auf Dienstreise muss. Books on Demand GmbH (Norderstedt) 2022. ISBN 978-3-7557-6637-7.
Thema
Das zu rezensierende Buch befasst sich mit einer klassischen familiären Herausforderung, der längeren Abwesenheit von Elternteilen auf Dienstreisen. Hierzu der Klappentext:
„Wenn Mama oder Papa auf Dienstreise fährt, fällt Freddy der Abschied oft sehr schwer. Doch dieses Mal hat sie eine geniale Idee um die Zeit ohne Mama leicht zu überbrücken. Eine witzige Geschichte über Trennungsschmerz, die Freude des Wiedersehens und ein starkes Mädchen, das durch ihren Einfallsreichtum die schwierige Situation hervorragend meistert. Gehe mit Freddy auf Zeitreise und lerne ihre Tricks!“
Autorin und Entstehungshintergrund
Zur Autorin ist in wenigen Quellen etwas zu finden, jedoch erfassen alle in etwa, dass die Autorin Stephanie Bier von ihrer Familie und ihrem Alltag als berufstätige Mutter inspiriert wurde und es sich um ihr erstes Kinderbuch handelt. Laut Angaben des Klappentextes soll dieses Buch humorvoll die Geschichte von Freddy erzählen, einem einfallsreichen Mädchen, das mit kreativen Ideen den Abschiedsschmerz meistert, wenn ihre Eltern auf Dienstreise gehen, und dabei die Freude des Wiedersehens in den Mittelpunkt rückt. Auf dem Blog „Berggeschwister [1]“ wird das Buch auf Bitten der Autorin hin von der Blogbetreiberin Jenny Witzke rezensiert. Die Rezensentin lobt Stefanie Biers Kinderbuch für seine thematische Relevanz und gelungene Umsetzung. Das Buch behandelt das selten thematisierte Thema der Abwesenheit eines Elternteils aufgrund von Arbeit, was in vielen Familien eine Herausforderung darstellt. Besonders positiv hervorgehoben werden die einfallsreichen Ideen der Protagonistin Freddy, die Kindern praktische und kreative Ansätze bieten, mit der Trennung umzugehen – wie etwa das Basteln eines Armbands, um die verbleibende Zeit zu visualisieren. Die Illustrationen von Lena Lackmann werden als minimalistisch, aber detailreich gelobt, und der Schreibstil des Buches ermöglicht ein flüssiges und verständliches Vorlesen. Insgesamt findet die Rezensentin, dass das Buch Kindern hilft, die Situation als normal zu akzeptieren, und gleichzeitig Anreize gibt, eigene Lösungen zu entwickeln. [2]
Über die Illustratorin Lena Lackmann ist wesentlich mehr zu finden, da sie bereits bei einigen Buchproduktionen gestalterisch mitgewirkt hat [3].
Aufbau und Inhalt des Buches
Der Aufbau und der Inhalt des Buches sind aufgrund der Zielgruppe übersichtlich gestaltet. Zunächst stellt sich die Protagonistin selbst vor. Friederike, 5 Jahre, genannt Freddy (weil cooler) muss ihre Mutter Mia auf eine viertägige Dienstreise verabschieden. Dies beginnt mit einem Umarmungs- und Atemritual der beiden. Dann werden nacheinander Episoden aus den jeweiligen Tagen vorgestellt, wobei man noch einige Familienmitglieder kennenlernt: Der kleine Bruder Til, der Vater Tom und ein Großelternpaar (Opa namenlos und Oma Gerda). Diese Episoden richten sich anhand einer sogenannten „Zeitschleife“ aus, die Freddy in die Lage versetzen soll, die Zeit besser der Abwesenheit der Mutter kurzweilig zu verkraften. Diese Zeitschleife gibt es als Bastelanleitung im Anhang und wird jeden Tag um eine „Perle“ gekürzt.
Perle eins beschreibt die Idee der beiden Geschwister eine „Fotowand“ von Mama im Esszimmer zu installieren. Dafür schneiden sie aus Fotoalben Bilder aus und kleistern diese an die Wand eines Zimmers und lassen so eine lebensgroße Figur der Mutter entstehen. Später kommt dazu, seine Kritik hält sich in Grenzen.
Bei der zweiten Perle unternehmen die Kinder und der Vater einen Videoanruf an die Mutter. Der Vater muss sich das Vorgehen vorher von anderen Eltern erklären lassen. Beim Telefonat essen die Kinder Schokoladenpudding und bekleckern sich und das Handy.
Die Perle drei beschreibt einen Besuch der Großeltern, die kommen, um den Vater zu „entlasten“. Die Oma kocht Kartoffeleintopf, verwendet allerdings Kümmel auf den der Vater allergisch reagiert und Pusteln im Gesicht bekommt.
In der abschließenden Episode sind die Perlen verbraucht und nur noch die Haken der Zeitschleife übrig. Die Mutter kommt zurück, betrachtet die Fotoinstallation und alle sind glücklich, dass die Familie wieder komplett ist.
Im Anhang folgt die Bastelanleitung zur Herstellung einer Zeitschleife.
Diskussion
Das Buch stellt einen wertvollen
Das zu rezensierende Werk ist hervorzuheben, da es insgesamt den erfolgreichen Versuch darstellt ein anspruchsvolles Thema in einem kindgerechten Buch für kleinere Kinder aufzubereiten. Stilistisch ist die Sprache umgangssprachlich gehalten und angenehm zu lesen. Auch die inhaltlichen Fragmente machen die Geschichte kurzweilig und amüsant. Insbesondere die Illustrationen sind nah am Text und besonders gelungen und technisch kunstvoll umgesetzt, was den Lesenden beeindruckt und die Schilderung plastisch erfahrbar macht.
Als Rezensent bestand die Notwendigkeit, das Buch einer kritischen Analyse zweier Kinder unterlaufen zu lassen. Die Perspektive von zwei Jungs (4 und 7) wird hier einfließen, denn bei derartigen Büchern ist es von großer Bedeutung, vor allem die Zielgruppe als Expert*innen in eigener Sache wahrzunehmen. Das Buch hat den Kindern insgesamt gefallen, vor allem die Unterstützung durch die Bilder wurde als gelungen empfunden. Negativ wurden einige etwas zu umständlich bzw. zu unverständlich formulierten Passagen oder Wörter bewertet.
Hier wurden an einigen Stellen Fremdwörter oder dem kindlichen Wortschatz unbekannte Wörter angewendet. Diese verlangten nach Erläuterungen und störten den Vorlesefluss sowie die Konzentration auf die Geschichte. Zudem fanden beide die Geschehnisse zwar lustig, aber unrealistisch. Das Ziel, mit Hilfe des Buches besser mit der längeren Abwesenheit von Elternteilen umzugehen zu können, wurde nicht gänzlich erreicht. Insbesondere die Bastelanleitung wurde als unverständlich interpretiert.
Manche Aspekte im Buch sind weiter – zumindest aus der subjektiven Sicht des Rezensenten – zu kritisieren. Abgesehen von den Fremdwörtern wird eine attraktive Geschichte dargestellt, die amüsant und kurzweilig ist. Auch das präsentierte Familienbild mit einer modernen arbeitenden Mutter sollte als angemessener Teil der heutigen Familienkonstellationen verstanden werden. So weit so gut. Leider kommt der Vater bei der ganzen Geschichte dann eher einen „traditionellen“ Anstrich: wenn er weg ist, fährt er auf „Montage“, erscheint hilflos bei der Wandgestaltung der Kinder, ist technisch nicht in der Lage einen Videocall umzusetzen, lässt die Kinder Ungesundes essen und benötigt bereits nach kurzer Zeit die Unterstützung von Großeltern (auch wenn das „Entlasten“ in Anführungszeichen steht). Abgesehen davon hat Oma Gerda wohl noch nichts von der Kümmelallergie des Vaters mitbekommen. Hier drängt sich das Klischee der bösen oder ignoranten Schwiegermutter auf. Es sei denn, es sollte es sich dabei um die leibliche Mutter des Vaters handeln.
Fazit
Das Buch ist gut und notwendig. Die kritischen Punkte sind zu verkraften und Vorlesende sollten in der Lage sein, die eine oder andere Stelle mit den Zuhörenden gemeinsam zu besprechen oder mit der eigenen Lebensrealität zu vergleichen. Die hervorragenden Illustrationen und der Gesamteindruck machen es empfehlenswert. Vor allem da die hier veräußerten kritischen Punkte lediglich subjektive Einschätzungen darstellen, die von anderen Rezensionen so nicht geteilt werden.
[1] https://berggeschwister.de/noch-ein-kuss-bevor-mama-auf-dienstreise-muss/ [Zugriff am 21.11.2024]
[2] https://berggeschwister.de/noch-ein-kuss-bevor-mama-auf-dienstreise-muss/ [Zugriff am 21.11.2024]
[3] https://lenalackmann.de/portfolio-3/ [Zugriff am 21.11.2024]
Rezension von
Prof. Dr. Simon W. Kolbe
Professur für Soziale Arbeit SRH Wilhelm Löhe Hochschule
Studiengangsleitung Soziale Arbeit
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Es gibt 7 Rezensionen von Simon W. Kolbe.
Zitiervorschlag
Simon W. Kolbe. Rezension vom 23.12.2024 zu:
Stephanie Bier: Noch einen Kuss, bevor Mama auf Dienstreise muss. Books on Demand GmbH
(Norderstedt) 2022.
ISBN 978-3-7557-6637-7.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32392.php, Datum des Zugriffs 24.01.2025.
Urheberrecht
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