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Dörte Weltzien, Anne Huber-Kebbe: GInA. Das Kartenset

Rezensiert von Alexandra Großer, 14.08.2024

Cover Dörte Weltzien, Anne Huber-Kebbe: GInA. Das Kartenset ISBN 978-3-451-39762-2

Dörte Weltzien, Anne Huber-Kebbe: GInA. Das Kartenset. Impulse für die Kita : Gestaltung von Interaktionsgelegenheiten im Alltag. Verlag Herder GmbH (Freiburg, Basel, Wien) 2024. 27 Seiten. ISBN 978-3-451-39762-2. D: 22,00 EUR, A: 22,00 EUR, CH: 22,55 sFr.

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Thema

GInA – Gestaltung von Interaktionsgelegenheiten im Alltag. Das Kartenset mit seinen 22 Reflexionskarten unterstützt pädagogisch Tätige dabei, die eigene Praxis und Interaktionen mit Kindern durch die GInA-Perspektive zu betrachten. Die Reflexionskarten bieten die Möglichkeit die Interaktionsgestaltung auf verschiedenen Ebenen zu reflektieren, mit Kolleg*innen zu diskutieren und Veränderungsprozesse zu initiieren. Jede Reflexionskarte widmet sich einem der 22 GInA-Merkmale und beleuchtet die Beziehungsmomente im Alltag. Das Kartenset unterstützt pädagogisch Tätige „alltägliche Gelegenheiten in der Kita für Beziehungsarbeit und feinfühlige Interaktionen zu nutzen“ (Klappentext) und zu Kindern aufzubauen.

Autorinnen

Dörte Weltzien ist Professorin für Pädagogik der Kindheit, Co-Leitung am Forschungsinstitut ZfKJ – Zentrum für Kinder- und Jugendforschung, Mitglied im Promotionszentrum BW-CAR des Promotionsverbands der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Baden-Württemberg.

Anne Huber-Kebbe ist Erzieherin, Diplom Sozialpädagogin, Fort- und Weiterbildnerin für pädagogische Fach- und Leitungskräfte.

Aufbau und Inhalt

Das Kartenset enthält insgesamt 27 Karten. Die ersten fünf Karten leiten in den Aufbau, Einsatz und Methodik der Karten ein. Dem folgen Einleitungen zu den verschiedenen Reflexionsebenen (Ich – Du – Wir) und Tipps zur Arbeit mit den GInA-Karten.

Die 22 Karten mit den GInA-Merkmalen bestehen aus stabilen Karton und sind farblich in drei Dimensionen unterteilt:

  • Beziehung gestalten (lila) (Merkmale 1 – 11)
  • Denken und Handeln anregen (orange) (Merkmale 12 – 18)
  • Sprechen und Sprache anregen (rot) (Merkmale 19 -22).

Einführung

„Das GInA-Instrument erfindet nichts Neues und ist nicht als besonderes Programm zu verstehen, sondern hilft – wie eine gute Brille – den eigenen pädagogischen Alltag mit einem besonderen Blick zu sehen:

  1. den Blick auf Gelegenheiten zur Interaktion, die der Kita-Alltag bietet
  2. den Blick darauf, wie diese Gelegenheiten in Hinsicht auf Dialog und Interaktion gestaltet werden“ (Einführung).

Im Fokus des Karten-Sets steht die Qualität pädagogischer Beziehungen. Im pädagogischen Alltag können die Karten mit ihren Merkmalen „für jede mögliche Gelegenheit im Tagesablauf“ (Einführung) angewendet werden. Zugleich bieten sie die Möglichkeit auch „sensible Themen“ (ebd.) zu reflektieren, um „verletzendes Verhalten“ (ebd.) zu vermeiden.

Die verschiedenen Reflexionsebenen (Ich-, Du-, Wir-Ebene) bieten die Möglichkeit der Selbstreflexion mit der „GInA-Brille“ sowie auf der DU-Ebene über „kollegiale Beratung“ (ebd.) oder in der „Anleitung“ (ebd.) in den Dialog zu kommen.

Auf der WIR-Ebene können die „Fragen […] helfen, [die] dialogischen Prozesse in der Kita auf allen Beziehungsebenen zu beleuchten“ (ebd.) und damit ein positives „Gesprächsklima“ (ebd.) in der Kita bewirken.

In ihren weiteren Ausführungen betonen die Autorinnen, dass „GInA […] kein Rezeptbuch“ (ebd.) ist, sondern das Wie der Interaktionsgestaltung entscheidend ist (vgl. ebd.).

Merkmale

Die 22 Merkmalskarten enthalten auf der Vorderseite ein Merkmal mit kurzer Beschreibung. Auf der Rückseite befinden sich Reflexionsfragen zu jeder Reflexionsebene sowie ein Merksatz zum Merkmal.

Zur Dimension Beziehung gestalten gehören die Merkmale:

  • Zuwendung zeigen
  • Interessiert/​engagiert sein
  • Wertschätzung ausdrücken
  • Gelassenheit ausstrahlen
  • Aufmerksam zuhören
  • Störungen meistern
  • Verstehen ausdrücken
  • Balance von Nähe und Distanz herstellen
  • Zur Teilnahme einladen
  • Aufmerksam machen
  • Aufgeschlossen sein.

Die Dimension Denken und Handeln anregen umfasst, die Merkmale:

  • Gemeinsame Aufmerksamkeitsräume herstellen
  • Erinnerungen stärken
  • Lebenswelten verknüpfen
  • Kreativität unterstützen
  • Autonomie anerkennen
  • Bestärken und ermutigen
  • Forschen anregen.

Die Merkmale der dritten Dimension Sprechen und Sprache anregen, lauten:

  • Beteiligung und Kooperation fördern
  • Emotionale Sprache vermitteln
  • Sprache erweitern
  • Kommunikativen Austausch anregen.

Die Reflexionsfragen zu den einzelnen Ebenen können auch auf andere Ebenen übertragen werden. In den Tipps zur Arbeit mit den GinA-Karten erklären Dörte Weltzien und Anne Huber-Kebbe den Einsatz der GInA-Merkmale. Sie können in Teambesprechungen und/oder zur Selbstreflexion eingesetzt werden. Die Auswahl der Merkmale kann der Reihenfolge nachgehen, durch Zufallsprinzip indem Karten gezogen werden, oder durch die Auswahl einiger wenigen Merkmale erfolgen. Für den Austausch im Team benenne die Autorinnen vier Prinzipien, wie dieser „offen und wertschätzen“ gelingt.

Diskussion

Die Autorinnen benennen bereits sehr viele Anwendungsmöglichkeiten, wie die Selbstreflexion, Teamreflexion, kollegiale Beratung, Anleitungsgespräche. Die Merkmalskarten bieten auch Prozessbegleiter*innen, Fachberatungen, Berater*innen, Referent*innen in Aus-, Fort- und Weiterbildung viele Einsatzmöglichkeiten, beispielsweise in der Videointeraktionsberatung.

Die Reflexionsfragen sind durchweg wertschätzend, positiv, stärken- und lösungsorientiert formuliert, wie dieses Beispiel von Reflexionsfragen auf der WIR-Ebene zum Merkmal Gelassenheit ausstrahlen zeigt: „Wann sind wir im Alltag versucht, ein Kind mit einem bestimmten Etikett zu versehen? Wie können wir unseren vorurteilsbewussten Blick auch bei herausforderndem Verhalten behalten? Auf welche Möglichkeiten können wir uns verständigen, um unsere Stressmomente besser zu bewältigen?“ (Merkmal 4).

Mit den wohlwollend formulierten Reflexionsfragen fällt es auch unter Kolleg*innen und Teams leichter miteinander ins Gespräch zu kommen ohne zu bewerten. Neben den vielen Alltagssituationen, die durch die Fragen in den Blick genommen werden, beziehen sich einige Fragen auch auf die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft und die verschiedenen Familienwelten. Insgesamt nehmen die Karten die Vielfalt von Ausdrucksmöglichkeiten von Kindern in den Fokus.

Die Karten sind gut geeignet das eigene Interaktionsverhalten im alltäglichen miteinander mit den Kindern und auf Teamebene zu reflektieren und nach und nach zu verändern. Den Autorinnen liegt daran, sich im Team und untereinander wertschätzend und offen auszutauschen. Es geht ihnen darum, die „Interaktionsgelegenheiten im Alltag“ (Einführung) zu identifizieren und „diese Momente“ (ebd.) zu nutzen, „um Beziehung im Alltag aktiv zu gestalten“ (ebd.). Das Kartenset unterstützt pädagogische Tätige Interaktionen noch feinfühliger zu gestalten.

Ein weiterer Aspekt, den ich in der Verwendung der Karten sehe, ist der Kinderschutz. Die Reflexionsfragen ermöglichen es pädagogisch Tätigen stärken-, bedürfnis- und beziehungsorientiert zu arbeiten. Gleichzeitig werden sensible Themen in den Fokus genommen und durch die GInA-Brille angesehen, wie Etikettierungen, verletzendes Verhalten. Durch die Auseinandersetzung im Team, die sich mit Fragen beschäftigen, wie zum Beispiel, wie Stressmomente besser bewältigt werden können, oder wie das Team gemeinsam dafür sorgen kann, bei Störungen fair zu bleiben oder mit irritierendem Verhalten von Kindern umzugehen, leistet diese Auseinandersetzung einen wichtigen Betrag zum Kinderschutz. Damit wird die Kita, beziehungsweise Kindertagespflege, noch mehr zum gelebten sicheren Ort für Kinder und Erwachsene.

Fazit

Das Kartenset mit seinen wohlwollend formulierten Reflexionsfragen ist eine Bereicherung für alle pädagogisch Tätigen. Sie können nicht nur in der pädagogischen Praxis eingesetzt werden, sondern auch in Aus-, Fort- und Weiterbildungen sowie Beratungen von pädagogisch Tätigen. Die Karten dienen nicht nur der pädagogischen Reflexion, sondern auch der Qualitätssicherung und -weiterentwicklung.

Rezension von
Alexandra Großer
Fortbildnerin, päd. Prozessbegleiterin, systemische Beraterin
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Es gibt 41 Rezensionen von Alexandra Großer.

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Zitiervorschlag
Alexandra Großer. Rezension vom 14.08.2024 zu: Dörte Weltzien, Anne Huber-Kebbe: GInA. Das Kartenset. Impulse für die Kita : Gestaltung von Interaktionsgelegenheiten im Alltag. Verlag Herder GmbH (Freiburg, Basel, Wien) 2024. ISBN 978-3-451-39762-2. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32457.php, Datum des Zugriffs 14.09.2024.


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