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Lea Wedewardt, Kathrin Hohmann: Kinder achtsam und bedürfnisorientiert begleiten

Rezensiert von Alexandra Großer, 31.07.2024

Cover Lea Wedewardt, Kathrin Hohmann: Kinder achtsam und bedürfnisorientiert begleiten ISBN 978-3-451-39930-5

Lea Wedewardt, Kathrin Hohmann: Kinder achtsam und bedürfnisorientiert begleiten. 40 Reflexionskarten für die Teamarbeit. Verlag Herder GmbH (Freiburg, Basel, Wien) 2024. 80 Seiten. ISBN 978-3-451-39930-5. D: 22,00 EUR, A: 22,00 EUR, CH: 22,55 sFr.
Reihe: Supplement zu.

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Thema

Das Kartenset greift die Themen des gleichnamigen Buchs „Kinder achtsam und bedürfnisorientiert begleiten“ auf. Mit den Reflexionskarten kann die eigene pädagogische Praxis und Haltung reflektiert werden. Auf den Vorderseiten der Karten finden sich Fragen rund um die bedürfnisorientierte Pädagogik. Auf den Rückseiten finden sich Erklärungen zu den Fragen sowie weitere Reflexions- und Handlungsimpulse für die Praxis. Die Reflexionskarten sind ein weiterer Schritt zur Umsetzung der bedürfnisorientierten Pädagogik in Kita und Kindertagespflege.

Autorin oder HerausgeberIn

Lea Wedewardt ist Kindheitspädagogin (MA), Autorin, Fort- und Weiterbildnerin und Herausgeberin von „Der Kita Podcast“. Zusammen mit Kathrin Hohmann hat sie die BoP-Akademie – Bedürfnisorientierte Pädagogik gegründet.

Kathrin Hohmann ist Kindheitspädagogin (MA), Gründerin von kindheitleben.de, Autorin, Beraterin und Fort- und Weiterbildnerin für Familien und pädagogische Fachkräfte. Zusammen mit Lea Wedewardt hat sie die BoP-Akademie – Bedürfnisorientierte Pädagogik gegründet. Zurzeit promoviert sie im Bereich der pädagogischen Psychologie an der Universität Würzburg.

Aufbau und Inhalt

Das Kartenset besteht aus 40 Reflexionskarten. Jede Karte enthält auf der Vorderseite eine Frage. Auf der Rückseite finden sich Informationen zur Frage sowie Übungen, Reflexionsimpulse oder Hinweise für die pädagogische Arbeit. Die Rückseite folgt einem immer gleichen Aufbau. Zunächst gibt es Hintergrundinformationen zur Frage auf der Vorderseite, dann abgesetzt in weißer Schrift Kernaussagen zum Thema. Danach folgt ein geschwungener Pfeil nach oben, der die Impulse einleitet. Auf einigen Reflexionskarten verweisen die Autorinnen gezielt auf ihr gleichnamiges Buch.

Mit der ersten Karte geben Lea Wedewardt und Kathrin Hohmann Hinweise zur Nutzung der Karten in der Praxis und im Team sowie in der Aus- und Weiterbildung.

Auf der ersten Reflexionskarte findet sich der Hinweis der Autorinnen, mit sich selbst wohlwollend zu sein und jeden Tag zu üben, „ein Stückchen mehr mit“ sich selbst sowie den Kolleg*innen, Kindern, Eltern „in Kontakt zu sein“. Denn die bedürfnisorientierte Haltung zu „integrieren geht nicht von heute auf morgen“.

Die Karten führen mit ihren Fragen zunächst in die Grundlagen bedürfnisorientierter Pädagogik (BoP) ein. In ihrer Aufteilung folgen sie den Grundpfeilern der bedürfnisorientierten Pädagogik Gefühle, Bedürfnisse, Grenzen. Die Reflexionskarten laden mit ihren Fragen zunächst zur Selbstreflexion ein. Zum Beispiel, wenn gefragt wird, „was wir unter Bedürfnissen verstehen“, „welche Bedürfnisse […] bei mir gerade ausreichend erfüllt“ sind, „wo Gefühle entstehen“, „welche Sätze Gefühle absprechen“, oder wenn es um den Umgang mit den eigenen Grenzen geht.

Weitere Karten beschäftigen sich mit dem Thema Strafen und dem Unterschied von Strafen und Konsequenzen sowie den Auswirkungen von Belohnungen auf das Selbstwertgefühl der Kinder.

Ein Teil der Fragen beschäftigt sich mit Gedanken zur Bedürfnisorientierten Pädagogik, die Teilnehmer*innen, pädagogisch Tätige oder Eltern äußern, wenn es um die Umsetzung der bedürfnisorientierten Pädagogik geht. Zum Beispiel, ob Bedürfnisorientierung „alles durchgehen“ lässt, ob „Kinder durch die BoP mehr Egoismus und Selbstbezogenheit“ entwickeln, oder ob die BoP Kinder daran hindert „schulreif zu werden und sich im Leben zurechtzufinden“. Neben der Beantwortung dieser und weiterer Fragen durch fachlich fundierte Informationen, regen sie dazu an sich beispielsweise im Team zu überlegen, was „genau Schulreife“ bedeutet. Denn Schulreife ist mehr als „nur, den Stift richtig zu halten oder mit der Schere schneiden zu können“.

Diskussion

Bei der ersten Durchsicht der Karten hatte ich zunächst Karte für Karte Reflexionsfragen erwartet und war zunächst ein wenig über manche Fragearten irritiert. Einige Fragen erinnerten mich an Fragen einer Lernkartei zur bedürfnisorientierten Pädagogik („Welches sind die drei Grundpfeiler der BoP?“; „Was ist der Unterschied zwischen einem Bedürfnis und einer Strategie?“). Andere Fragen erinnern an Fragen von Teilnehmer*innen aus Fort- und Weiterbildungen („Müssen Kindern alle Bedürfnisse erfüllt werden?“, „Hindert BoP die Kinder daran, „schulreif“ zu werden und sich im Leben zurechtzufinden?“). Während andere Fragekarten sofort zur Reflexion anregten („Welche Gefühle erlaube ich mir selbst und welche nicht so sehr?“, „Jedes Kind steht für sich und seine Bedürfnisse ein und kämpft nicht gegen uns! – Was denkst du über diese Aussage?“).

Bei näherer Betrachtung geht es um die intensive Auseinandersetzung mit der bedürfnisorientierten Pädagogik und das Wissen zur BoP zu festigen.

Auf den Rückseiten der einzelnen Fragen finden sich Basisinformationen zur Bedürfnisorientierten Pädagogik sowie Impulse zur Reflexion und Praxis. Besprochen werden durch die Fragen die Grundpfeiler der Bedürfnisorientierten Pädagogik: Gefühle, Bedürfnisse, Grenzen, mit den Themen Konsequenzen versus Strafen und Belohnung. Sie greifen in kurzer knackiger Weise die Kapitel des dazugehörigen Buchs auf.

Die Reflexionsimpulse auf den Rückseiten der Karten fordern pädagogische Fachkräfte und Teams dazu heraus, sich intensiv mit bedürfnisorientierter Pädagogik auseinanderzusetzen und somit die eigene Haltung zu hinterfragen, zu reflektieren und eine bedürfnisorientierte Haltung zu „verinnerlichen“ und sein „Denken und Handeln danach“ auszurichten.

Die Intention der Autorinnen, die sie mit ihren Fragen verfolgen, ist die aktive Auseinandersetzung mit der wissenschaftlich fundierten Theorie der bedürfnisorientierten Pädagogik, um sie in der Praxis zu leben sowie die intensive Selbstreflexion. Lea Wedewardt verglich das Erlernen gewaltfreier Sprache mit dem Erlernen einer Fremdsprache. Bleiben wir in dem Bild, dann bedeutet das Erlernen einer Fremdsprache zunächst Vokabel pauken, sich mit der Struktur und Grammatik der Sprache auseinanderzusetzen und diese praktisch zu üben, sprich sprechen, sprechen, sprechen. Mit ihren Fragen, die für mich zunächst wie Prüfungsfragen wirkten, möchten Kathrin Hohmann und Lea Wedewardt genau dies, die Auseinandersetzung mit der Grammatik der BoP. Wenn im Team gefragt wird, was der Unterschied zwischen einer Strafe und einer Konsequenz ist, oder welches die drei Grundpfeiler der BoP sind, dann geht es weniger um Wissensabfrage, sondern um die aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten der bedürfnisorientierten Pädagogik, nach den drei Grundpfeilern; Gefühle, Bedürfnisse, Grenzen zu handeln. Das Verständnis, das Kinder mit ihrem Verhalten, auch wenn wir es erst einmal nicht verstehen, ihre Bedürfnisse ausdrücken, sie von ihren Gefühlen überwältigt werden und damit an ihre Grenzen kommen, lässt uns bei der Beachtung der Basis innehalten und die Fragen stellen, die auch die Autorinnen stellen: Was fühlst du, was fühle ich? Was brauchst du, was brauche ich? Was willst du (nicht), was will ich (nicht)? Ein Kind, das ein anderes beißt, drückt damit ein Bedürfnis aus. Mit dem Dreiklang Gefühle, Bedürfnisse, Grenzen können wir, das Bedürfnis wahrnehmen, die Gefühle des Kindes benennen, und die Grenzen sehen. Es geht um „die Beschreibung des Seins im Jetzt“.

Die Autorinnen ermutigen, sich auf den Weg zu machen, jeden Tag „ein Stückchen mehr“, im Team, mit den Eltern, den Kindern, in der Aus- und Weiterbildung. Das Kartenset bietet viele Gelegenheiten zur Auseinandersetzung und Umsetzung bedürfnisorientierter Pädagogik im Alltag. Sie sind eine gute Ergänzung zum gleichnamigen Buch der Autorinnen.

Fazit

Das Kartenset stellt Fragen zur aktiven Auseinandersetzung, vermittelt wissenschaftlich fundiertes Wissen, setzt Impulse zur Reflexion und Integration der bedürfnisorientierten Haltung. Zudem gibt es Antworten auf skeptische Fragen. Die bedürfnisorientierte Haltung, die das Autorinnenteam lebt, werden durch dieses Kartenset transportiert und mit Leben gefüllt.

Rezension von
Alexandra Großer
Fortbildnerin, päd. Prozessbegleiterin, systemische Beraterin
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Es gibt 65 Rezensionen von Alexandra Großer.

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ISSN 2190-9245