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Margit Franz, Manuela Olten: Kinderschutz

Rezensiert von Alexandra Großer, 24.09.2024

Cover Margit Franz, Manuela Olten: Kinderschutz ISBN 978-3-7698-2571-8

Margit Franz, Manuela Olten: Kinderschutz. Trauerpädagogik Umgang mit Sterben und Tod in Kita und Grundschule : Basiswissen, Reflexionsfragen, Praxisbeispiele und Checklisten für Team- und Elternarbeit. Don Bosco Verlag (München) 2024. 104 Seiten. ISBN 978-3-7698-2571-8. D: 28,00 EUR, A: 28,80 EUR, CH: 33,60 sFr.
Reihe: Don Bosco Medienpakete für das Kindeswohl.

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Thema

Mit diesem Medienpaket bekommen pädagogisch Tätige Hintergrundinformationen und Fachwissen zum Thema Sterben, Tod, Trauer sowie zu den vielfältigen Trauerweisen von Kindern. Sie erfahren, wie Kinder in ihrer Trauer begleitet werden können, was im akuten Krisenfall zu tun ist, und bekommen Impulse für die Zusammenarbeit mit Eltern. Das Kartenset mit seinen Reflexionskarten, Fallbeispielen und Gesprächsimpulsen unterstützt die Selbstreflexion als auch Reflexion im Team sowie die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben, Tod, Trauer.

AutorIn

Margit Franz ist Erzieherin, Diplom-Sozialpädagogin, Diplom-Pädagogin, Autorin, Publizistin und Fachreferentin. Sie arbeitete als Erzieherin, Kita-Leitung, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Sozialpädagogik sowie Lehrbeauftragte an der Hochschule Darmstadt und Fachberaterin. Sie war Herausgeberin des Fachmagazins „PRAXIS-Kita“ für kindzentrierte Pädagogik. Aktuell arbeitet sie als freiberufliche Fachreferentin im elementaren pädagogischen Bereich.

Aufbau und Inhalt

Das Medienpaket enthält eine Broschüre sowie insgesamt 70 Karten, aufgeteilt in Reflexions-, Diskussions- und Fallbeispielkarten. Des Weiteren kann über einen Downloadcode Zusatzmaterial heruntergeladen werden. Dieses enthält „Praxisinfos, Fragebogen, Checklisten, begleitende Texte und Medienempfehlungen“ (S. 13). Die Broschüre umfasst neben Einführung und Hinweise zum Einsatz der Karten und des Downloadmaterials fünf Kapitel mit Unterkapiteln. Die Reflexionsfragen beinhalten 10 Karten zur autobiografischen Arbeit „zum Umgang mit Tod und Trauer“ (S. 9) sowie 20 Karten mit „fachliche[n] Fragen zum Umgang mit Tod und Trauer in [der] Arbeit in […] Kita oder Schule“ (ebd.). Die Diskussionskarten enthalten Gesprächsimpulse für den intensiven Austausch im Team. In den Hinweisen finden sich zu allen Karten weiterführende Reflexionsfragen sowie methodische Vorgehensweisen.

Fachwissen über die Trauer von Kindern

Die Autorin erklärt in diesem Kapitel, welche Vorstellungen Kinder von 0 bis 10 Jahren vom Tod haben, welche Emotionen zur Trauer gehören und wie sich Trauer bei Kindern zeigt. Kinder trauern anders als Erwachsene. Sie trauern mit ihrem Körper, werden von ihren Emotionen überwältigt und leben sie aus. „Kinder trauern wechselhaft“ (S. 19) und „vermischen Realität mit Fantasie“ (S. 20). Die Autorin verdeutlicht dies mit dem Beispiel eines Kindes, welches sehr „glaubwürdig erzählt, dass es jeden Abend mit dem verstorbenen Papa telefoniert“ (ebd.). Aus der systemischen Sichtweise heraus erklärt Margit Franz, dass durch den Verlust eines Familienmitglieds das System außer Balance gerät und sich erst wieder stabilisieren muss. Dazwischen liegt „eine lange Trauerzeit, in der sich Kinder wie Erwachsene weiterentwickeln und neue Aufgaben und Rollen im System Familie einnehmen werden“ (S. 18). In diesem Abschnitt geht die Autorin auf die verschiedenen Trauerphasen ein und was Kinder in diesen Phasen brauchen (vgl. S. 25). Sie betont, dass Kinder Erwachsene brauchen, denen sie ihre Fragen stellen können, die sie durch die Trauer begleiten, sie teilhaben lassen, wenn sie es möchten, sie zu informieren. Margit Franz zeigt hier vielfältige Möglichkeiten auf, wie Kinder „an der Bestattung und deren Vorbereitung mitwirken“ (S. 35) können.

Kindliche Trauer und das Kindeswohl

Verlusterfahrungen, wie der Tod eines Elternteils oder Geschwisterkinds, können „zum Auslöser eines krisenhaften Geschehens in einer Familie werden und dadurch zu einer ernsthaften Gefährdung des Kindeswohls“ (S. 44). Manche Todesursachen, wie beispielsweise ein Unfalltod, Suizid, plötzlicher Kindstod, können tiefe Trauer bei Eltern auslösen. Diese kann zu „physische[r] und emotionale[r] Abwesenheit der Eltern“ (S. 46) und dadurch zu „körperlicher, geistiger und seelischer“ (ebd.) Vernachlässigung der Kinder führen. Durch den tragischen Verlust eines Elternteils oder Kindes können sich bei Eltern Depressionen und/oder eine „anhaltende Trauerstörung“ entwickeln, die „für ein Kind ein erhebliches Entwicklungsrisiko“ (S. 49) darstellen. Ebenso kann auch das Verschweigen und Nichtwahrhaben wollen des Todes einer Person, ein Entwicklungsrisiko darstellen. Erleben Kinder den plötzlichen oder gewaltsamen Tod eines Menschen mit, kann bei ihnen eine „posttraumatischen Belastungsstörung“ entstehen. Margit Franz zeigt auf, zu welchen „Beeinträchtigungen und Störungen der körperlichen oder seelischen Gesundheit“ (S. 51) es kommen kann, wenn Kinder ihre Trauer nicht leben können (vgl. S. 50), „sie in ihrer Trauer gefangen“ (S. 51) bleiben und „den Verlust und das Erlebte nicht verarbeiten“ (ebd.) können. Im Anschluss stellt sie mögliche Hilfen für pädagogische Fachkräfte, Kinder und Eltern vor und was bei einer „trauerbedingten Kindeswohlgefährdung“ (S. 52) zu tun ist.

Akutes Handeln im Krisenfall und langfristiges Krisenkonzept

In diesem Kapitel stellt die Autorin acht Handlungsschritte vor, die „im Krisenfall ein strukturiertes und planvolles Handeln“ (S. 65) ermöglichen. Dazu hat die Autorin handlungsleitende und hilfreiche Fragen formuliert, die jeden Handlungsschritt begleiten. Zugleich empfiehlt die Autorin ein „Krisenkonzept zum Thema Sterben, Tod und Trauer zu erarbeiten sowie alle relevanten Informationen in einem Ordner abzulegen. Dafür stehen im Downloadbereich Checklisten, Leitfäden und ein Verhaltenskodex bereit.

Die Zusammenarbeit mit den Eltern

Margit Franz gibt in diesem Kapitel Hinweise zur Kommunikation mit Eltern im Akut- und Krisenfall. Gleichzeitig informiert sie über weitere Möglichkeiten der Elternzusammenarbeit, die „Eltern langfristig und unabhängig von einer Akutsituation in ihrer Vorbildrolle für ihre Kinder bezüglich des Umgangs mit dem Thema Sterben, Tod und Trauer“ (S. 89) bestärken.

Selbstreflexion und Unterstützung für pädagogische Fachkräfte

In diesem Kapitel betont die Autorin noch einmal die Wichtigkeit und Notwendigkeit der „autobiografischen Auseinandersetzung mit der Thematik“ (S. 95) als auch, welche Chance die Auseinandersetzung bietet „einen schmerzhaften Verlust, selbst wenn er viele Jahre zurückliegt zu verarbeiten“ (ebd.), um in der Einrichtung professionell handeln zu können. Mit Informationen zu Unterstützungsangeboten und weiterführenden Medien endet das Kapitel.

Diskussion

Trauer, Tod und Sterben für viele Menschen ein mit Unsicherheiten und Sorgen besetztes als auch tabuisiertes Thema. Ein Thema, welches mit der eigenen Sterblichkeit sowie der Sterblichkeit naher Personen konfrontiert, als auch durch Flucht- und Kriegserfahrungen aktuell ist. Umso wichtiger dieses Medienpaket, welches nicht nur in den professionellen Umgang damit einführt, sondern auch den Aspekt des Kinderschutzes sowie den Kinderrechtsansatz aufgreift und mit dem Thema verbindet. Welches das System Familie aus ressourcen- und bedürfnisorientierter Perspektive betrachtet und die Kinder mit ihrer Trauer, ihren Fragen und Unsicherheiten in den Fokus nimmt. Einfühlsam, klar und offen führt die Autorin die Leser*innen durch die Themenbereiche Sterben, Tod und Trauer, gibt Hinweise und informiert professionell zum Umgang mit Sterben, Tod und Trauer.

Durch das Buch erhalten die Leser*innen konkrete Hintergrundinformationen. Das Kartenset dazu lädt zur Diskussion, Reflexion und Auseinandersetzung mit der Thematik ein. Sich aktiv mit dem Thema Trauer, Sterben und Tod in der Kita zu beschäftigen bedeutet zunächst auch sich selbst mit dem Thema zu beschäftigen und den eigenen Umgang mit Tod, Sterben und Trauer zu reflektieren. Margit Franz bietet für diese Selbstreflexion Reflexionskarten an, die pädagogische Fachkräfte dabei unterstützen. Zugleich finden sich diese Fragen auch im letzten Kapitel zur Selbstreflexion. Die Diskussionskarten können mit einige Aussagen in Teams durchaus für Zündstoff sorgen. Margit Franz hat verschiedene Aussagen zusammengestellt, die im Team oder in Aus-, Fort- und Weiterbildung sehr kontrovers diskutiert werden können. Die Fallbeispielkarten „eröffnen einen praxisbezogenen Zugang zum Thema“ (S. 12) und bieten ebenfalls die Möglichkeit der Reflexion sowie intensiven Auseinandersetzung. In Aus-, Fort- und Weiterbildung kann das Kartenset gut als Einstieg eingesetzt werden. Anhand der verschiedenen Möglichkeiten der Auseinandersetzung und Reflexion können die Beiträge durch die Hintergrundinformationen aus dem Buch ergänzt werden.

Fazit

Margit Franz gelingt es mit dem Medienpaket das Thema Sterben, Tod, Trauer in die Kita und ins Bewusstsein pädagogisch Tätiger zu holen sowie die Verbindung Trauer und Kindeswohlgefährdung. Es lohnt sich, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, um im Ernstfall handlungsfähig zu bleiben.

Rezension von
Alexandra Großer
Fortbildnerin, päd. Prozessbegleiterin, systemische Beraterin
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Es gibt 44 Rezensionen von Alexandra Großer.

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Zitiervorschlag
Alexandra Großer. Rezension vom 24.09.2024 zu: Margit Franz, Manuela Olten: Kinderschutz. Trauerpädagogik Umgang mit Sterben und Tod in Kita und Grundschule : Basiswissen, Reflexionsfragen, Praxisbeispiele und Checklisten für Team- und Elternarbeit. Don Bosco Verlag (München) 2024. ISBN 978-3-7698-2571-8. Reihe: Don Bosco Medienpakete für das Kindeswohl. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32481.php, Datum des Zugriffs 06.10.2024.


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