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Ahmet Toprak: Das schwache Geschlecht - die türkischen Männer

Rezensiert von Dr. phil. Dipl.-Päd. Yalcin Yildiz, 31.01.2006

Cover Ahmet Toprak: Das schwache Geschlecht - die türkischen Männer ISBN 978-3-7841-1609-9

Ahmet Toprak: Das schwache Geschlecht - die türkischen Männer. Zwangsheirat, häusliche Gewalt, Doppelmoral der Ehre. Lambertus Verlag GmbH Marketing und Vertrieb (Freiburg) 2005. 187 Seiten. ISBN 978-3-7841-1609-9. 18,00 EUR.

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Seit Erstellung der Rezension ist eine neuere Auflage mit der ISBN 978-3-7841-1688-4 erschienen, auf die sich unsere Bestellmöglichkeiten beziehen.

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Einführung

"Die Türken kommen!" - Mit diesem etwas chauvinistisch reißerischen Buchtitel von Gerhoch Reisegger könnte man auch den aktuellen Umstand der zunehmenden Beteiligung von türkischen SozialwissenschaftlerInnen an der Migrationsforschung umschreiben, der in den letzten Jahren insbesondere im Bereich der Migrantenjugendlichenforschung zu verzeichnen ist. Der defizitäre monokulturelle Ansatz bisheriger Forschungsverfahren, die  verbesserte Bildungssituation der Nachfolgegenerationen, ein erhöhtes Interesse am Themenbereich und eine anschwellende Lobbykultur in Form von Vereinen und Dachorganisationen haben mit dazu beigetragen, dass immer mehr (ehemalige) MigrantInnen sich am empirischen Diskurs über Problemlagen von Menschen mit Einwanderungshintergrund beteiligen (Özbey 1997, S. 83). Im Rahmen meiner Dissertation und eines vor einigen Monaten veröffentlichten Zeitschriftenartikels habe auch ich mein Interesse für die Lebenssituation von Migranten der zweiten und dritten Generation entdeckt. Dabei umfasste dieses Interesse aber nicht nur die tragischen Entwicklungen um junge Menschen und deren Familien, sondern auch den wissenschaftlichen wie auch nichtwissenschaftlichen (Fehl-)Umgang mit dem Phänomen der Zwangsverheiratung und den damit zusammenhängenden Sanktionsmechanismen mit schließlich letalem Ausgang. In den letzten sieben Jahren sind an die 45 Morde im Namen der "Ehre" und der Kultur begangen worden, wobei erst der tragische Tod der Türkisch-Berlinerin Hatun Sürücü am 07.02.2005 die vielschichtige Dimensionen der Zwangsverheiratung und Ehrenmordproblematik fühlbar wahrnehmen ließ. Erst am 11.02.2005, also vier Tage nach dem Unglück, wurde im Rahmen des Siebenunddreißigsten Strafrechtsänderungsgesetzes (37. StrÄndG) die Zwangsverheiratung in den Paragrafen 240 (Nötigung) aufgenommen (vgl. Toprak 2005, S. 175 ff), obwohl sie seit über 57 Jahren gegen Artikel 16 (2) der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UN verstößt.                      

Dem gesellschaftlichen Interesse stand eine informelle Reizüberflutung gegenüber, die in etlichen ethnischen Wissenschaftlercommunities leider auch konvertierte Ansichten offen gelegt hat. Zwar haben autobiografische Bücher (wie z. B. von Serap Cileli, Seyran Ates und Necla Kelek) das wissenschaftliche, gesellschaftliche sowie politische Interesse geweckt und einen enormen Handlungsbedarf sichtbar werden lassen. Die bestehenden Vorurteile wurden aber kaum kompensiert. Insbesondere die deutsche Soziologin Necla Kelek hat in ihrer antitürkischen und antiislamischen Phantasmagorie "Die fremde Braut - Ein Bericht aus dem Inneren des türkischen Lebens in Deutschland" brisante Faktoren wie "Unwissenschaftlichkeit" und "Persönliche Betroffenheit" zusammengesetzt und dadurch ein recht märchenhaft orientalisch anmutendes Bild von Türken und deren Biozönosen geschaffen (für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Phänomen "Türkische Familie" wird die kulturhistorische Arbeit "Türk Ailesi Antropolojisi" - "Türkische Familienanthropologie" von Tezcan empfohlen, das bisher leider nur in türkischer Sprache vorliegt).

Das größte Problem besteht einerseits darin, dass die Grenzen zwischen Zwangsehen und Ehearrangements fließend sind und somit nur vom Individuum wahrnehmbar bleiben und andererseits die Pauschalierungstendenzen in der terminologietechnischen  Handhabung der Kategorien begründet sind. Die Ergebnisse der Studie "Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zeigen deutlich auf, dass die Unterscheidung zwischen Autonomie und Zwang, Ehearrangement und Zwangsheirat nicht immer eindeutig ist:

  • Von den 143 befragten Türkinnen, die einen türkischen Ehepartner haben bzw. hatten, konnten 25 % ihren Mann vor der Ehelichung nicht kennenlernen
  • Bei 50 % der 143 Probandinnen wählten die Verwandten den Ehepartner aus
  • 75 % der betroffenen Frauen waren mit der Wahl der einverstanden
  • 23 % hätten hierbei den Partner lieber selbst ausgewählt
  • Auf der anderen Seite wurden 25 % der Betroffenen nicht nach ihrer Meinung gefragt
  • 17 % hatten das Gefühl, zur Ehe gezwungen zu werden (vgl. BMFSFJ 2004). 

"Was auf den ersten Blick sehr plausibel aussieht, wirkt beim genaueren Hinsehen etwas abstrus. So wird z. B. im ersten Punkt herausgearbeitet, was die Probanden nicht konnten, aber nicht, was sie nicht durften. Im zweiten Punkt geben die Frauen an, dass die Partner von den Verwandten ausgewählt worden seien. Dabei wird leider nicht weiter hinterfragt, ob das Auswählen eher als Vermittlung bzw. Verkupplung, also im Sinne eines traditionellen Ehearrangements betrachtet werden müsste (vgl. Strasser 1996, S. 102 ff). Diese Vermutung wird vor allem durch die Tatsache gestützt, dass die Frauen mit der Wahl (oder besser: Vermittlung) einverstanden waren. Bei den 23 % ließe sich fragen, warum sie die Wahl nicht selbst getroffen haben und dies den Verwandten überlassen haben. Welche Rolle die Eltern spielen, bleibt im Dunkeln (ebenda S. 108 ff). Zum Schluss müsste ergründet werden, ob das Gefühl des Gezwungenwerdens mit tatsächlichem Zwang gleichgesetzt werden kann." (Yildiz 2005, S. 30).

Entstehungshintergrund

Dr. phil. Ahmet Toprak, türkischstämmiger Diplom-Pädagoge, ist Referent für Gewaltprävention bei der Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e. V. und Lehrbeauftragter an den Universitäten Eichstätt und Passau. Darüber hinaus übt er eine Tätigkeit in der Weiter- und Fortbildung für Multiplikatoren mit interkulturellem Ansatz aus. Nach seinem erziehungswissenschaftlichen Studium in Regensburg hat er 2001 an der philosophischen Fakultät der Universität Passau promoviert. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehören u. a.  

  • Toprak, A.: Sozialisation und Sprachprobleme. Eine qualitative Untersuchung über das Sprachverhalten türkischer Migranten der zweiten Generation, Frankfurt a. M.   2000 
  • Toprak, A.: "Ich bin eigentlich nicht aggressiv". Theorie und Praxis eines Anti-Aggressions-Kurses mit türkischstämmigen Jugendlichen, Freiburg i. Breisgau   2001 (vgl. die Rezension.)
  • Toprak, A.: "Auf Gottes Befehl und mit dem Worte des Propheten...": Auswirkungen des Erziehungsstils auf die Partnerwahl und die Eheschließung türkischer Migranten der zweiten Generation in Deutschland, Herbolzheim   2002
  • Toprak, A.: "Wer sein Kind nicht schlägt, hat später das Nachsehen". Elterliche Gewaltanwendung in türkischen Migrantenfamilien und Konsequenzen für die Elternarbeit, Herbolzheim 2004 (vgl. die Rezension.)
  • Toprak, A.: Jungen und Gewalt. Die Anwendung der konfrontativen Pädagogik in der Beratungssituation mit türkischen Jugendlichen, Herbolzheim  2005 (vgl. die Rezension.)
  • Mehrere Beiträge zu Themen Interkultureller Pädagogik und Gewaltprävention in Fachzeitschriften     

Überblick

In der empirisch angelegten Arbeit geht es um das aktuelle Thema der Zwangsheirat aus der Perspektive von betroffenen türkischen Männern, das jahrelang von der deutschen Politik und der türkischen-islamischen Community verdrängt worden ist. Toprak beschreitet hier eine Terra incognita und interviewt 15 Migranten der zweiten und dritten Generation über ihre Meinungen und Ansichten zur Zwangsheirat, Familiengründung, intrafamiliären Kommunikation, Sexualität und Gewalt in und außerhalb der Ehe. Es werden vor allen Dingen Menschen befragt, bei denen eine Zwangsehe vermutet wird, d. h., die Ehe wird mit einer Frau aus der Türkei und dem Heimatort der Eltern/Großeltern geschlossen und der eigentlichen Eheschließung geht ein Arrangement der Eltern voraus. Nach der allgemeine Datenerfassung der Personen und deren Kinder befragt er die Probanden zu den Themenschwerpunkten

  • Biografische Rekonstruktion bis zur Eheschließung
  • Soziale und wirtschaftliche Bedingungen in Deutschland bzw. in der Türkei
  • Bedeutung der Ehe und Eheschließung
  • Rollenverständnis in der Ehe
  • Bedeutung der Ehre und die Motive für Gewalt im Namen der Ehre. 

Als Auswertungsmethode zieht Toprak die Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring heran.  

Aufbau

Die Arbeit besteht aus insgesamt drei Kapiteln (mit diversen Unterabschnitten) und einer  thematischen Einführung.   

  • In der thematischen Einführung (S. 12 - 17) skizziert Toprak die Aktualität sowie Grundmotivation seines Forschungsanliegens. Dabei geht er auch auf seine methodische Vorgehensweise und die zentralen Fragestellungen seiner Arbeit ein. Neben dem für die Analyse herangezogenen Fragebogen werden auch Transkriptions- und Auswertungstechniken aufgezeigt.   
  • In Kapitel I (S. 18 - 68) werden die Biografien der Probanden dargestellt.
  • Den Schwerpunkt von Kapitel II (S. 69 - 168) bildet die Diskussion der Forschungsergebnisse. Dabei geht der Autor auf die Themenkomplexe Heirat, Motive für die Eheschließung, Eheschließung als Disziplinarmaßnahme, Unterschiede  Zwangsehe und arrangierter Ehe, die Geschlechterrollen, Gewalt in der Familie, Vergewaltigung in der Ehe, Ehre als Doppelmoral/Mord im Namen der Ehre, zusammenfassende Gründe für die Gewaltanwendung ein.      
  • Im letzten Kapitel III (S. 169 - 182) steht das Resümee. Hier werden noch mal kurz- und mittelfristige bzw. langfristige Maßnahmen zur Prävention von Zwangsehe und Gewalt dargestellt.

Zielgruppen

Vor allem für SozialarbeiterInnen, PädagogInnen und PsychologInnen, die mit Migranten sowie deren Familien pädagogisch und therapeutisch arbeiten und einen detaillierten Einblick in die familienstrukturellen, religiösen, bildungs- und migrationsbiografischen Facetten des Einwandererdaseins wünschen, stellt die Untersuchung eine Pflichtlektüre dar. DozentInnen und StudentInnen der Sozialarbeit/Sozialpädagogik und insbesondere Migrationsforschung werden anregende Diskussionsthemen erhalten.    

Diskussion

Auch wenn Toprak die bestehenden Vorurteile in der Gesellschaft, Politik und Wissenschaft punktuell anspricht und kritisiert, pauschalisiert doch gerade er selbst mit seinem provokativen und populistischen Titel die türkischen Männer, die trotz mehrdimensionaler Diskriminierungs-, Marginalisierungs- und Kriminalisierungsprozesse ihren Lebensalltag bewältigen und in der gesellschaftlich-gemeinschaftlich auferlegten Unmündigkeit Freiheitsenklaven konstruieren. Der Widerspruch manifestiert sich insbesondere in der folgenden Passage: "Alle 15 Männer kamen aus bildungsfernen Familien, die aus dem ländlich geprägten Teil der Türkei eingewandert waren. Diese Studie erlaubt also nur Rückschlüsse auf Familien aus diesem Milieu. Sie ist nicht repräsentativ und ich warne vor Pauschalierungen" (Toprak 2005, S. 13). Es muss erwähnt werden, dass die ausgewählten acht Probanden (zwei Kurden aus Bingöl und Diyarbakir, zwei Lazen aus Trabzon und Giresun, ein Araber aus Hatay und drei weitere "Türken" aus dem zentralanatolischen bzw. südzentralanatolischen Kayseri, Yozgat und Konya) aus rückständigen bzw. kulturell differenten Gebieten der Türkei stammen. Dass die staatsangehörigkeitsrechtliche Herkunft nicht mit der ethnischen Einordnung zu vergleichen ist, zeigt die folgende Auflistung von Volksgruppen, die in Anatolien seit Jahrhunderten ansässig sind: Türken, Armenier, Griechen, Syrer, Araber, Bulgaren, Tscherkessen, Albaner, Bosnier, Mazedonier, Tschetschenen, Georgier, Abchasen, Tataren, Roma, Polen, Zaza, Juden, Nasturi, Keldani, Bahai, Nusavri, Gagausen, Molukken, Esten, Sudanesen, Kuban-Kasachen, Sabetayen, Deutsche etc. (vgl. Ha 1999, S. 37 ff; Sener 2004, S. 14 ff).

Zwar wird die Zwangsverheiratungsproblematik durch die ausgewählten Extremtypen transparenter und fassbarer, doch ein Anführen von weniger konservativen Probanden aus dem entwickelten Westen und Süden der Türkei, wie z. B. aus Istanbul, Izmir und Antalya, hätte den kulturellen Repräsentationsgrad der Untersuchung, trotz und vielleicht auch wegen Einbußen in der Uniformität von Anschauungen, weiter erhöht und auch die dichotome Positionierung  der Türkei zwischen urbanem Fortschritt und ruraler Tradition verdeutlicht. So schreibt Toprak: "Die 15 befragten Männer zeigen in einigen Punkten unerwartet große Übereinstimmungen in ihren Einstellungen und Handlungen, die nachdenklich stimmen müssen. Obwohl es sich um in Deutschland sozialisierte junge Männer handelt, ist ihnen die Denk- und Funktionsweise der Mehrheitsgesellschaft nicht wirklich vertraut. Ihr Bild über die Mehrheitsgesellschaft bleibt verzerrt und scheint ihnen bedrohlich. Auch die Gefühlswelt von Frauen, sowohl der Frauen der eigenen Familie wie auch der deutschen Frauen, bleibt ihnen völlig fremd" (Toprak 2005, S. 169). Bei dieser vorselektierten Probandengruppe hätte dies eigentlich nicht überraschen dürfen.                                       

Darüber hinaus vermisse ich ein kleines Kapitel über die allgemeine transnationale Heiratsmigration. Hier hätte man auch klarstellen können, dass der oft der Migrantenpopulation unterstellte Transfer von GattInnen aus dem Ausland, der auch den neuartigen Terminus "Importbraut" bzw. "Importbräutigam" mit sich gebracht hat, als allgemeines postmodernes, globales Gesellschaftsphänomen alle Nationen und Kulturen gleichermaßen betrifft.

Trotz allem eröffnet die Arbeit nicht nur eine wertvolle Einsicht in das Interieur der so genannten "türkischen" Kultur, sondern auch eine Grundlage für Diskussionsanstöße. Vor allen Dingen ist es die erste wissenschaftliche Arbeit überhaupt, die der Maskulinisierung von Verantwortlichkeiten entgegentritt, um somit Männer nicht nur aus der Täterperspektive zu durchleuchten, sondern auch als Opfer des gesellschaftlichen Systems und der Gemeinschaft darzustellen. Toprak versteht es, sein wissenschaftliches Sachverständnis mit seinen langjährigen praktischen Erfahrungen in der pädagogischen Arbeit mit Migranten zu verknüpfen und entsprechende Kompensationsvorschläge zu machen. Dabei geht er nicht nur auf die individuelle Verantwortung der Beteiligten ein, sondern auch auf die gesellschaftspolitischen Aufgaben der Aufnahmegesellschaft.

Es ist geradezu schade, dass Toprak bereits promoviert ist, da das eruierte Analysematerial und die konzeptionelle Anlage der Arbeit ausreichende Ressourcen für eine hervorragende Doktorarbeit bieten. "Das schwache Geschlecht - die türkischen Männer" gehört zu den wenigen brillanten Arbeiten der Migrationsforschung, bei denen die Rezension weitaus umfassender ausfallen könnte als die Arbeit selbst. Trotz des relativ knappen Umfangs von 187 Seiten (bei acht Falldarstellungen!) besticht das Buch durch Informationsreichtum, Detailliertheit und Authentizität. Gerade der vorzügliche Schreibstil, die außerordentliche Lesbarkeit und die innovative Herangehensweise machen die Analyse bereits jetzt zu einem Klassiker und Standardwerk der Migrationsforschung. Es darf in keinem privaten sozialwissenschaftlichen Buchbestand und in keiner pädagogischen Institutsbibliothek fehlen.         

Fazit

Bleibt zu hoffen, dass auch andere SozialwissenschaftlerInnen den Weg zur Wissenschaftskunde zurückfinden und sich vom personzentrierten Dogmatismus,  von assimilatorischer Konversion sowie intrakultureller Selbstzerfleischung distanzieren. Ich bin mir sicher, dass die vorliegende mutige Arbeit dazu beisteuern wird. Die Problematik wird auch in den nächsten Jahrzehnten erhalten bleiben - trotz gesetzlicher Prävention und pädagogischer Intervention. Erst die vollkommene Akzeptanz der Migranten als gleichwertige Mitbürger und dauerhafte Einwanderer kann den Beteiligten bewusst machen, dass Deutschland zum neuen Lebensort geworden ist und somit die "Brücken" in die Heimat, die seit nunmehr 50 Jahren durch die transnationale Verheiratung gebaut werden, immer dünner und zerbrechlicher werden. Wir dürfen die betroffenen Väter und Mütter, die Söhne und Töchter nicht immer als Täter wahrnehmen. Sie sind auch Opfer der sozialstrukturellen Bedingungen und werden lediglich durch ihren bitteren Hilfeschrei wahrgenommen. Und das fast immer viel zu spät.                       

Literatur

Ates, S.: Große Reise ins Feuer, Berlin   2003

BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend): Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland, Berlin   2004 

Cileli, S.: Serap - "Wir sind Eure Töchter nicht Eure Ehre", Michelstadt   2002

Ha, K. N.: Ethnizität und Migration, Münster 1  1999

Kelek, N.: Die fremde Braut. Ein Bericht aus dem Inneren des türkischen Lebens in Deutschland, Köln   2005

Mayring, P.: Einführung in die qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung zu qualitativem Denken, Weinheim 4  1999

Özbey, T.: Bericht zur Arbeitsgruppe "Ältere türkische MigrantInnen in Deutschland - ihre Lebensbedingungen und Zukunftsperspektiven". In: Özkara, S. (Hrsg.): Türkische MigrantInnen in Deutschland: Bilanz der 35jährigen Migration aus der Türkei, Saarbrücken 1  1997   

Reisegger, G.: Die Türken kommen! Sprengstoff für Deutschland und Europa, Tübingen   2005

Sener, C.: Türkiye«de Yasayan Etnik ve Dinsel Gruplar, Istanbul   2004 

Strasser, S.: Die Unreinheit ist fruchtbar: Geschlechterbezeihungen in einem türkischen Dorf, Hamburg   1996

Tezcan, M.: Türk Ailesi Antropolojisi (Türkische Familienanthropologie), Ankara 1   2000   

Yildiz, Y.: Psychopathologie der Turkophobie - eine deviante Betrachtung der Abnormalität der Normalität in türkischen und deutschen "türkischen" Familien. Von traditionalistischen Vätern, opportunistischen Müttern, fundamentalistischen Söhnen, modernen Töchtern und ketzerischen Schülern. Die Fatalität der derzeitigen Polemik über Zwangsheirat, Heiratszwang und Türkenproblematik. In: Die Brücke - Forum für antirassistische Politik und Kultur, Bd. 4/24, 2005, H. 138, S. 28-36.

 

Für einen ergiebigen Einblick in die Thematik empfehle ich folgende Onlineressourcen:

Rezension von
Dr. phil. Dipl.-Päd. Yalcin Yildiz
Migrationsforscher. Freiberufliche Tätigkeit in der Migrationssozialberatung und Ganzheitlichen Nachhilfe

Es gibt 18 Rezensionen von Yalcin Yildiz.

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ISSN 2190-9245