Walter Röchling: Grundlagen und Schwerpunkte des Verfahrens in Kindschaftssachen (FamFG) für die Soziale Arbeit
Rezensiert von Wolfgang Schneider, 02.01.2025
Walter Röchling: Grundlagen und Schwerpunkte des Verfahrens in Kindschaftssachen (FamFG) für die Soziale Arbeit. Aufgaben, Intervention und Mitwirkung unter dem Aspekt von Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2024. 149 Seiten. ISBN 978-3-7799-8500-6. D: 26,00 EUR, A: 26,90 EUR.
Thema
Die rechtliche Einordnung von Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung und die damit einhergehende Umsetzung in der beruflichen Praxis gehören zu den Schwerpunkten der Sozialen Arbeit im Kontext familienrechtlicher Tätigkeit. Neben fachlichen Kenntnissen im Familienrecht sind allerdings auch sichere Kenntnisse im Verfahren in Kindschaftssachen (FamFG) zwingend erforderlich, um materiell-rechtliches Fachwissen zum Beispiel im familiengerichtlichen Verfahren effektiv und zielführend einzubringen. Das Buch gibt einen Überblick über die rechtlichen Themenbereiche Verfahren in Kindschaftssachen (FamFG),– Verfahrensbeistandschaft (Neuregelung durch das Gesetz zur Bekämpfung sexualisierter Gewalt gegen Kinder – 2021) sowie- Mediation im Kontext familienrechtlicher bzw. kindschaftsrechtlicher Verfahrensvorschriften.
Autor
Walter Röchling, Jg. 1948, Dr. jur., Familienrichter und Betreuungsrichter a.D., Honorarprofessor an der Hochschule Niederrhein/Fachbereich Sozialwesen. Fachgebiet: Institutionalisierte Soziale Arbeit in Familien- und Jugendhilfesachen einschließlich Verfahrensrecht. Lehrbeauftragter für Familienrecht, Kinder- und Jugendhilferecht sowie Familienverfahrensrecht. Dozent in der beruflichen Fortbildung
Aufbau und Inhalt
Das Buch gliedert neben Vorwort, Literatur- und Stichwortverzeichnis in drei Teile:
Das Verfahren in Kindschaftssachen
Das FamFG – „Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit“ – ist zum 01.09.2009 in Kraft getreten. Hierin beschrieben werden auch die Kindschaftssachen. Bei den in § 111 Nr. 2 FamFG genannten Kindschaftssachen handelt es sich nach der gesetzlichen Definition des § 151 FamFG um Verfahren, die
- die elterliche Sorge,
- das Umgangsrecht und das Recht auf Auskunft über die persönlichen Verhältnisse des Kindes,
- die Kindesherausgabe,
- die Vormundschaft,
- die Pflegschaft oder die gerichtliche Bestellung eines sonstigen Vertreters für einen Minderjährigen oder für eine Leibesfrucht,
- die Genehmigung von freiheitsentziehender Unterbringung und freiheitsentziehenden Maßnahmen nach § 1631b BGB, auch in Verbindung mit § 1795 Abs. 1 S. 3 und § 1813 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs,
- die Genehmigung oder Anordnung einer freiheitsentziehenden Unterbringung, freiheitsentziehenden Maßnahme oder ärztlichen Zwangsmaßnahme bei einem Minderjährigen nach den Landesgesetzen psychisch Kranker oder
- die Aufgaben nach dem Jugendgerichtsgesetz (z.B. Festsetzung von Erziehungsmaßregeln gem. § 9 JGG als Rechtsfolge einer Straftat eines Jugendlichen), die dem Familiengericht zugewiesen sind, vgl. §§ 53, 104 Abs. 4 JGG) betreffen.
Allen diesen Verfahren ist gemeinsam, dass das Kind im Mittelpunkt des Verfahrens steht. Deshalb die Wortwahl „Kindschaftssachen“. Das Verfahren in Kindschaftssachen (Abschnitt 3 des Buches 2 „Verfahren in Familiensachen“) ist in den §§ 151–168 g FamFG geregelt. Im weiteren Verlauf werden Zuständigkeiten und Abläufe beziehungsweise Beteiligungspflichten beschrieben.
Verfahrensbeistand – Anwalt des Kindes
Ein Verfahrensbeistand soll einzig und alleine die Interessen des Kindes vertreten. Er wird in der Regel verpflichtend vom Familiengericht bestellt, sobald ein kindschaftsrechtliches Verfahren – siehe oben – eröffnet wird. Der Verfahrensbeistand hat zum Beispiel das Recht, Rechtsmittel für das Kind gegen einen Beschluss des Familiengerichtes einzulegen.
Mediation – Formen der Konfliktbeilegung bei familialen Problemlagen im Zusammenhang mit familiengerichtlichen Verfahren
Um allen Beteiligten langwierige und belastende familiengerichtliche Verfahren zu ersparen, besteht die Möglichkeit der Mediation, die in diesem Kapitel näher beschrieben wird. Die Forschungslage zeigt, dass Mediation durchaus auch bei hochstrittigen Familienthemen erfolgreich sein kann.
Diskussion
Fundiert, prägnant und kompetent – dieses Buch ist nicht nur für Studierende eine unbedingte Empfehlung. Hier dürften auch erfahrene Fachkräfte noch neue Informationen finden.
Fazit
Unter Berücksichtigung der aktuellen Gesetzgebung und Rechtsprechung bietet das Werk eine praxisorientierte rechtliche Gesamtschau für die alltägliche Soziale Arbeit unter dem Aspekt von Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung.
Rezension von
Wolfgang Schneider
Sozialarbeiter
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Zitiervorschlag
Wolfgang Schneider. Rezension vom 02.01.2025 zu:
Walter Röchling: Grundlagen und Schwerpunkte des Verfahrens in Kindschaftssachen (FamFG) für die Soziale Arbeit. Aufgaben, Intervention und Mitwirkung unter dem Aspekt von Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung. Beltz Juventa
(Weinheim und Basel) 2024.
ISBN 978-3-7799-8500-6.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32524.php, Datum des Zugriffs 19.01.2025.
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