Heinz-Joachim Büker, Margret Schumacher: Kommunikation und Interaktion in der Pflege
Rezensiert von Prof. Dr. habil. Gisela Thiele, 15.01.2025

Heinz-Joachim Büker, Margret Schumacher: Kommunikation und Interaktion in der Pflege. Kurzlehrbuch für Ausbildung und Praxis. Hogrefe AG (Bern) 2024. 160 Seiten. ISBN 978-3-456-86336-8. D: 25,00 EUR, A: 25,70 EUR, CH: 34,50 sFr.
Thema und Autoren
Sprachlicher Austausch ist ein komplizierter Vorgang und wird von vielfältigen Faktoren bestimmt. Er kann gut gelingen, er kann aber auch der Ausgangspunkt für Missverständnisse sein, die sich dann immer auch auf die Beziehung zwischen Menschen auswirken. Wichtig ist dabei auch, den Kommunikationsprozess als zwischenmenschliche Handlung – Interaktion – zu verstehen. Da findet zwischen zwei oder mehreren Personen ein vielschichtiger Austausch statt, von dem z.B. auch der pflegerische Erfolg abhängig ist.
Die Herausgeber der Publikation sind Heinz-Joachim Büker, er arbeitete in unterschiedlichen Bereichen der Kinder- und Behindertenhilfe sowie als Fachbuchautor im Bereich Altenpflege und Margot Schumacher, studierte Germanistik und Geschichte sowie ein Studium der Gerontologie an der Universität Osnabrück.
Aufbau und Inhalt
Die Publikation ist in sechs Kapitel unterschiedlicher Länge gegliedert. Hinzukommt eine Einführung.
In der „Einführung“ wird hervorgehoben, dass der Mensch ein sozial kulturelles Wesen sei, der auf den Kontakt zu anderen Menschen angewiesen ist, wodurch er eine soziale Identität und seine eigene Persönlichkeit entwickelt. Aber diese Wechselwirkung verlaufen oftmals nicht problemlos, was Person A gesagt hat, wird von Person B nicht so verstanden. Manche missverstehen sich, hören sich nicht zu oder reden aneinander vorbei.
Teil I ist mit „Grundlagen“ und das Kapitel eins mit „Gespräche in der Pflege -kommunikationstheoretische Orientierungen“ überschrieben.
Schulz von Thun geht von vier Dimensionen einer Nachricht aus – der Sachebene, der Beziehungsseite, der Selbstoffenbarungsaspekt und der Appellseite. Danach werden aus filmischen Szenen diese vier Dimensionen an konkreten Sprechelementen aufgezeigt und verdeutlicht. Kommunikation habe keinen Anfang und kein Ende, sie sei ein dauerhafter Prozess. Kommunikation habe auch nonverbale Anteile, die sich auf Mimik und Gesten beziehen und sich auf den gesamten Körper auswirken.
Im zweiten Kapitel wird die „Kommunikative Handlungskompetenz“ beschrieben. Es geht hierbei um die Empathie, das aktive Zuhören und um Humor in der Pflege. Des Weiteren werden Patiententypen vorgestellt: ängstliche Patienten, aggressiv fremdgefährderte, traurig depressive und distanzlose aufdringliche Patienten.
Um „Standardisierte Gesprächs- und Reflexionsformate“ geht es in Kapitel drei. Supervision und Coaching sind berufsbezogene Beratungsformen, die dem Erhalt der Handlungsfähigkeit von einzelnen Personen oder Organisationen dienen. Durch einfühlende Kommunikationstechniken gelingt es, dass Teilnehmer sich öffnen, zum Perspektivwechsel bereit sind und das eigene Verhalten neu bewerten und dadurch eine höhere Qualität der Zusammenarbeit entstehen lassen. Die kollektive Beratung ist ein weiterer Beratungsansatz. Es ist ein systematisches Beratungsgespräch von bis zu neun Teilnehmern, das mit zugewiesenen Rollen nach einer vorgegebenen Gesprächsstruktur abläuft.
Das „Krankenhaus als Kommunikationsraum“ steht im Mittelpunkt der Ausführungen des vierten Kapitels. Das Krankenhaus ist eingebettet in eine architektonische Struktur, die wesentliche Rahmenbedingungen für die Genesung der Patienten darstellt. Hier werden konzeptionelle Ansätze einer positiven Krankenhausumgebung vorgestellt.
Teil II beginnt mit Kapitel fünf „Kinder und Jugendliche“. Es wird zunächst die Voraussetzungen für den Spracherwerb debattiert. Über die biologischen und anatomischen Voraussetzungen und Voraussetzungen in der Motorik. Danach wird der Sprachbaum nach W Wendlandt vorgestellt und erörtert. Es folgen Ausführungen zur Ausnahmesituation Krankenhaus, wenn es notwendig ist, Kinder in ein Krankenhaus einzuweisen. Es werden sodann Formen des stationären Aufenthaltes thematisiert und Auswahlkriterien für eine Klinik beschrieben.
Das sechste und letzte Kapitel setzt sich mit „Alte Menschen“ auseinander. Es werden Fallvignetten von Menschen, die in einem Pflegeheim wohnen dargestellt und auf bestimmte Kommunikationsformen in spezifischen Situationen verwiesen. Letztlich geht es noch um Formen der Demenz und wie mit ihnen eine sinnvolle Kommunikation gelingt.
Diskussion
Die vorliegende Publikation soll ein Kurzlehrbuch für Ausbildung und Praxis sein. Diesem Anspruch wird sie vollends gerecht. Es ist ein kurzweilig zu lesendes und kompakt geschriebenes Lehrbuch, das sich für alle empfiehlt, die in pflegenden Berufen beschäftigt sind. Hervorzuheben sind die am Anfang jedes Kapitels stehenden Einrahmungen, was Auszubildende sich einprägen sollten und worauf sie in der Kommunikation achten müssen. Es ist in seiner Abfolge logisch begründet und die Kapitel sind aufeinander bezogen.
Fazit
Es lohnt sich, dieses kurze Lehrbuch in die Hand zu nehmen, denn es vermittelt Wissenswertes über Kommunikationsformen und kommunikative Besonderheiten. Es wird stringent an Beispielen der medizinischen Pflege gearbeitet und Beispiele aus Theorie und Praxis werden vorgestellt.
Rezension von
Prof. Dr. habil. Gisela Thiele
Hochschule Zittau/Görlitz (FH)
Berufungsgebiete Soziologie, Empirische
Sozialforschung und Gerontologie
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