Michael Mießner, Matthias Naumann et al. (Hrsg.): Ländliche Utopien
Rezensiert von Prof. Dr. Sandra Schütz, 25.02.2025

Michael Mießner, Matthias Naumann, Ulrike Grabski-Kieron, Annett Steinführer, Werner Nell u.a. (Hrsg.): Ländliche Utopien. Herausforderungen und Alternativen regionaler Entwicklungen.
transcript
(Bielefeld) 2024.
364 Seiten.
ISBN 978-3-8394-7233-0.
Reihe: Kritische Landforschung. Umkämpfte Ressourcen, Transformationen des Ländlichen und politische Alternativen - 3.
Thema
Die Kritische Landforschung stellt einen jungen Strang in der deutschsprachigen Forschung dar. Die vorliegende Publikation beschäftigt sich mit Ländlichen Utopien, den Herausforderungen und Alternativen regionaler Entwicklung und ist der dritte Band der im transcript Verlag erschienenen Schriftenreihe „Kritische Landforschung“.
Autor:in oder Herausgeber:in
Das 6-köpfige Team an Herausgeber:innen kommt aus unterschiedlichen Disziplinen und Forschungsschwerpunkten. Hier sind u.a. die Geographie, Soziologie, Planung- und Politikwissenschaften. Auch hinsichtlich ihrer Funktionen und Standorte und besteht eine sich gegenseitig ergänzende Diversität.
Entstehungshintergrund
Die Reihe „Kritische Landforschung“ entstand aus einem interdisziplinären Dialog der Herausgeber:innen im Jahr 2020. Daraufhin wurden Kolleg:innen zu einem Workshop an das Johann Heinrich von Thünen-Institut in Braunschweig eingeladen, um gemeinsam über das Thema „Landutopie“ zu diskutieren.
Aufbau und Inhalt
Der Sammelband enthält insgesamt 25 Beiträge. Nach einer Einleitung der Herausgeber:innen zu Utopien ländlicher Entwicklung gliedert sich der Sammelband in drei Abschnitte:
1. Konzeptionelle Zugänge zu ländlichen Utopien
Der erste Teil des Buches widmet sich verschiedenen konzeptionellen Zugängen. Die Leser:innen erfahren hier mehr zu ländlichen Utopien und utopischer Tradition und zu Ländlichkeit in historischen Utopien. Mit Blick auf Theodor W. Adorno werden Aspekte ländlicher Utopien betrachtet, die kritische Theorie in Verbindung mit Landutopie diskutiert und transformative Perspektiven auf das utopische Potenzial ländlicher Räume und die Debatte um Left-behind Places beleuchtet. Schließlich ist auch ein Beitrag zu Rurbane Utopien, von William Morris bis Kim Stanley Robinon, zu lesen.
2. Planung und Politik ländlicher Utopien
Im zweiten Teil des Buches setzen sich Autor:innen im Bereich Planung und Politik ländlicher Utopien mit ganz unterschiedlichen Themen auseinander. Hier werden Fragen zur ländlichen Utopie als infrastrukturelle Utopie, zum Ökostrom, die Zukünfte ländlichen Engagements oder die Rolle der Zivilgesellschaft zwischen Lückenbüßer und Utopie diskutiert. Die Beiträge zeigen progressiv auf, wie etwa eine geschlechtergerechte ländliche Gesellschaft aussehen könnte oder wie sich Dorfutopien und ländliche Räume ohne Armut entwickeln könnten. Die Beiträge beschäftigen sich aber auch konkret mit räumlicher Planung und Utopien sowie dem Spannungsfeld der Kommunalfinanzen.
3. Gelebte ländliche Utopien: Regionale und lokale Beispiele ländlicher Utopien
Im dritten und umfangreichsten Teil des Buches finden Leser:innen konkrete regionale und lokale Beispiele ländlicher Utopien. Hier sind verschiedene Themen vertreten, wie etwa postkapitalistische Alltagsökonomien in peripherisierten Räumen, alternative Agrarorganisationen jenseits traditioneller Geschlechterverhältnisse oder aber Grenzen des utopischen Gehalts von Dorfläden. Die Leser:innen erfahren mehr zu Urban Hubs, affirmativen Perspektiven auf das Bleiben in ländlichen Räumen, oder ländlichen Utopien am Beispiel der intentionalen Gemeinschaft. Konkrete Fälle werden zudem vorgestellt wie etwa die Kommune Niederkaufungen. Der Band zeigt auch internationale Beispiele: Mit Blick auf Südtirol wird hier das utopische Potenzial des Maser Wegs beleuchtet oder die Kibbuz-Bewegung in Israel als Beispiel gelebter Utopien im ländlichen Raum beschrieben. Der Band endet mit einem „Manifestchen“ zu Recht auf Dorf.
Diskussion
Der vorliegende Sammelband überzeugt durch eine Verbindung konzeptioneller, theoretischer und international orientierter Fundierung mit einer interdisziplinären angewandten Auseinandersetzung im Bereich Planung und Politik. Die Publikation vermittelt den Leser:innen des Weiteren konkrete, interessante und auch Mut machende Beispiele, die Entwicklung und Umsetzung ländlicher Utopien zeigen. Im Band werden sehr anschaulich die Herausforderungen ländlicher Utopien beschrieben, aber auch Alternativen regionaler Entwicklung aufgeführt. Das Buch ist nicht nur für Studierende und Wissenschaftler:innen aus den Bereichen Geographie, Wirtschaft, Politikwissenschaft, Soziologie etc. interessant, sondern auch für Amtsträger:innen in der Politik auf verschiedenen Ebenen, für Verantwortliche in der Regionalentwicklung, aber auch für aktive Gemeinschaften, Vereine und Verbände sowie interessierte einzelne Bürger:innen der Gesellschaft.
Fazit
Der vorliegende Band widmet sich Ländlichen Utopien und beleuchtet diese aus theoretischer Perspektive sowie aus planerischer und politischer Sicht. Schließlich werden regionale und lokale Beispiele ländlicher Utopien beschrieben.
Rezension von
Prof. Dr. Sandra Schütz
Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg
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Es gibt 3 Rezensionen von Sandra Schütz.