Gerhard Igl: Gesetz über die Pflegeberufe (Pflegeberufegesetz – PflBG) Pflegeberufe-Ausbildungs- und -Prüfungsverordnung (PflAPrV)
Rezensiert von Prof. Dr. Peter Kostorz, 04.12.2024
Gerhard Igl: Gesetz über die Pflegeberufe (Pflegeberufegesetz – PflBG) Pflegeberufe-Ausbildungs- und -Prüfungsverordnung (PflAPrV) Pflegeberufe-Ausbildungsfinanzierungsverordnung (PflAFinV). Praxiskommentar. medhochzwei Verlag GmbH (Heidelberg) 2024. 898 Seiten. ISBN 978-3-98800-077-4. D: 89,00 EUR, A: 91,50 EUR.
Entstehungshintergrund
Keine fünf Jahre nach deren Inkrafttreten am 1. Januar 2020 legt Gerhard Igl die bereits vierte Auflage seines Kommentars zum Pflegeberufegesetzund zu den danach erlassenen Rechtsverordnungen (Pflegeberufe-Ausbildungs- und -Prüfungsverordnungsowie Pflegeberufe-Ausbildungsfinanzierungsverordnung) vor (vgl. zur Erstauflage die Rezension unter: https://www.socialnet.de/rezensionen/21089.php). Mit der Überarbeitung des Werkes wird die Kommentierung auf den neuesten Stand gebracht; insbesondere werden die Änderungen berücksichtigt, die sich im Pflegeberuferecht durch das sog. Pflegestudiumstärkungsgesetz (PflStudStG) vom 12. Dezember 2023 ergeben haben, das in erster Linie die hochschulische Ausbildung in der Pflege reformiert, darüber hinaus aber auch Novellierungen der klassischen beruflichen Pflegeausbildung vorsieht.
Autor
Gerhard Igl ist Universitätsprofessor (a.D.) für Öffentliches Recht und Sozialrecht und ehemaliger geschäftsführender Vorstand des Instituts für Sozialrecht und Gesundheitsrecht der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er ist einer der renommiertesten Kenner des Berufsrechts für nicht-ärztliche Gesundheitsfachberufe und Autor zahlreicher Veröffentlichungen auf diesem Gebiet.
Aufbau und Inhalt
Das Werk kommentiert sowohl das Pflegeberufegesetz als auch die Pflegeberufe-Ausbildungs- und -Prüfungsverordnung sowie die Pflegeberufe-Ausbildungsfinanzierungsverordnung und trägt damit insofern ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal, als es als einziges das geltende Berufs- und Ausbildungsrecht der Pflege in seiner gesamten Breite darstellt, während sich andere Erläuterungen zum Pflegeberuferecht auf eine Kommentierung des Pflegeberufegesetzes beschränken (so etwa die Bände von Thomas Weiß et al. [Springer Verlag] oder von Marcus Kreutz und Bernhard Opolony [Verlag C.H. Beck]) oder bestenfalls noch die entsprechende Ausbildungs- und Prüfungsverordnung kommentieren (so das Buch von Gerd Dielmann [Mabuse Verlag]). Hilfreich ist in diesem Zusammenhang auch, dass in den Erläuterungen zu den einzelnen Paragraphen des Pflegeberufegesetzes konsequent auf die jeweils korrespondierenden Vorschriften der beiden Rechtsverordnungen verwiesen wird, was die Klärung rechtlicher Fragen zur Ausbildung von Pflegefachpersonen und zur Finanzierung dieser Pflegeausbildung immens erleichtert.
Diskussion
Mit seinem Kommentar zum gesamten, bundeseinheitlich geltenden Pflegeberuferecht setzt Gerhard Igl seit dessen erster Auflage Maßstäbe. Er tut dies in erster Linie dadurch, dass er die Regelungen des Pflegeberufegesetzes stets in Beziehung zu anderen, affinen Rechtsbereichen setzt und darüber hinaus äußerst kenntnisreich auch Erkenntnisse der Pflegewissenschaft und der Pflege- bzw. Berufspädagogik in seine Erläuterungen einbezieht. So vergleicht er das verhältnismäßig neue (generalistisch orientierte) Pflegeberuferecht an vielen Stellen nicht nur mit der alten Rechtslage nach dem Kranken- bzw. Altenpflegegesetz, sondern auch mit weiteren, nicht-pflegerischen Berufsgesetzen, ordnet es in die einschlägigen Maßgaben des Verfassungs- und Verwaltungs- sowie des Europarechts ein und stellt dort, wo es geboten ist, Bezüge zum Berufsbildungs-, Arbeits- und Pflegeversicherungsrecht her, ohne dabei originäre berufsrechtliche Detailfragen des Pflegeberufegesetzes und der beiden zugehörigen Rechtsverordnungen außer Acht zu lassen. Auf diese Weise gelingt ihm eine wissenschaftlich fundierte Kommentierung mit hoher Praxisrelevanz, die ihren Leserinnen und Lesern eine hervorragende Orientierung im Pflegeberuferecht und eine Fundgrube für weiterführende Literatur bietet, die zu einer Vielzahl der erläuterten Paragraphen angegeben wird.
Wurde in den Rezensionen zur ersten und zweiten Auflage noch bemängelt, dass bei den Erläuterungen zum Teil nur auf die jeweiligen amtlichen Begründungen zu den kommentierten Vorschriften zurückgegriffen wurde (wohl wissend, dass es zu vielen Fragen schlichtweg noch keinen gefestigten Stand der Diskussion gab, nur bedingt auf bereits bestehende Rechtsprechung und Literatur rekurriert werden konnte und/oder die in der Praxis auftretenden Probleme bei der Umsetzung der neuen Rechtslage noch unbekannt waren), hat Gerhard Igl in diesem Punkt deutlich nachgebessert bzw. nachgeliefert: So wird in der vierten Auflage nicht nur auf eine Fülle an zwischenzeitlich zum „neuen“ Pflegeberuferecht erschienenen Publikationen hingewiesen, vielmehr werden bei einer Vielzahl der Erläuterungen die Ausführungen aus der amtlichen Begründung durch „echte“ Kommentierungen ergänzt.
Positiv hinzuweisen ist schließlich auf die Aktualität des Werkes. So ist der Kommentar von Gerhard Igl beispielsweise (noch) der einzige, der die Änderungen des Pflegeberuferechtsdurch das Pflegestudiumstärkungsgesetz berücksichtigt. Bei den entsprechenden Novellierungen, die erst zum Jahresbeginn 2025 in Kraft treten, wird in Fußnoten auf den jeweils neuen Gesetzestext hingewiesen.
Zielgruppe
Nach dem Klappentext wendet sich der Kommentar „insbesondere an die Praxis, d.h. an die zuständigen Behörden, die Träger der praktischen Ausbildung und die Pflegeschulen. Die Kommentierung soll aber auch all denen von Nutzen sein, die in der Verantwortung für das Versorgungsgeschehen und die Gestaltung der Pflegeberufe stehen.“ Damit ist der Adressatenkreis dieses Praxiskommentars mehr als zutreffend umschrieben. Mit seiner beschriebenen Ausrichtung und Konzeption sollte er daher bei den maßgeblichen Ausbildungsakteuren, den zuständigen Behörden und den einschlägigen Berufsverbänden zur Grundausstattung für die tägliche Arbeit gehören.
Fazit
Insgesamt bietet der Praxiskommentar zum Pflegeberuferecht von Gerhard Igl eine ebenso aktuelle wie äußerst fundierte Einführung in das gesamte, bundesweit geltende Berufs- und Ausbildungsrecht in der Pflege – und das aus einer Hand und einem Guss. Er ist in weiten Teilen interdisziplinär angelegt und als Hilfsmittel zur Klärung pflegeberuferechtlicher Fragen für Ausbildungsträger, Schulen und Aufsichts- bzw. Prüfungsbehörden gleichermaßen unverzichtbar, weshalb er ihnen wärmstens zur Anschaffung zu empfehlen ist. Begründet mit dessen Qualität und Praxisrelevanz war in der Rezension zur Erstauflage des Kommentars dementsprechend zu lesen: „Man muss kein Prophet sein um vorherzusagen, dass er sich als das Standardwerk zum Pflegeberuferecht etablieren wird!“ Dies hat sich bewahrheitet: Wenn ein Kommentar seit seinem ersten Erscheinen fast jährlich neu aufgelegt wird, kann man ihn mit Fug und Recht derart betiteln!
Rezension von
Prof. Dr. Peter Kostorz
Fachhochschule Münster, Fachbereich Gesundheit. Lehr- und Forschungsgebiet: Rechtswissenschaften mit den Schwerpunkten Gesundheitsrecht und Bildungsrecht
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Es gibt 31 Rezensionen von Peter Kostorz.
Zitiervorschlag
Peter Kostorz. Rezension vom 04.12.2024 zu:
Gerhard Igl: Gesetz über die Pflegeberufe (Pflegeberufegesetz – PflBG) Pflegeberufe-Ausbildungs- und -Prüfungsverordnung (PflAPrV) Pflegeberufe-Ausbildungsfinanzierungsverordnung (PflAFinV). Praxiskommentar. medhochzwei Verlag GmbH
(Heidelberg) 2024.
ISBN 978-3-98800-077-4.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32621.php, Datum des Zugriffs 15.01.2025.
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