Gert Hellerich: Vom amerikanischen Traum zum Albtraum
Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 27.03.2025

Gert Hellerich: Vom amerikanischen Traum zum Albtraum. Die zerstörerische Realität der Gewalt in den USA.
Frank & Timme
(Berlin) 2024.
156 Seiten.
ISBN 978-3-7329-1026-7.
D: 28,00 EUR,
A: 28,00 EUR,
CH: 42,00 sFr.
Reihe: Politikwissenschaft - Band 16.
Thema
Global Peace Index - Das Zentrum für Friedens- und Konfliktstudien der Universität Sydney, Institute for Economics and Peace (IEP), legt, in Zusammenarbeit mit der Fachzeitschrift „The Economist“, den 18. Bericht zur Lage der Welt vor. Die gesellschaftspolitischen Situationen der Länder in der Welt werden in 163 Rangfolgen eingegliedert (Island Rang 1, Neuseeland 2, Irland 3, Deutschland 16). Dabei werden 23 qualitative und quantitative Indikatoren zugrunde gelegt (https://www.economicsandpeace.org/wp-content/​uploads/2024/06/GPI-2024-web.pdf).
Entstehungshintergrund und Autor
Analysen über die lokale und globale Entwicklung der Welt liegen mit unterschiedlichen Zielsetzungen und Motiven vor. Der GPI zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass mit objektiven, wissenschaftlichen Methoden und Kriterien vorfindbare Alltagsmeinungen konkretisiert werden. Der Politikwissenschaftler und Soziologe Gert Hellerich (em.) hat während seiner wissenschaftlichen Tätigkeit immer wieder genauer hingeschaut, wie die Menschen denken und handeln. So setzte er sich mit dem „ewigen Leben“ auseinander (2022: wwww.socialnet.de/rezensionen/​30677.php), und er fragte, wie die Menschheit „von einer Logik des Krieges zu einer Logik des Friedens“ kommen könne (2023: www.socialnet.de/rezensionen/​31465.php). Die Herausgabe des GPI 2024 benutzt er und schaut auf die USA, um die Diskrepanz zwischen den Illusionen des „Traums vom Tellerwäscher zum Millionär“ und den zerstörerischen, gewaltsamen, kapitalistischen und menschenverachtenden Tendenzen aufzuzeigen. Der GPI weist die USA auf Rang 131 aus, noch hinter China (89), Saudi-Arabien und Nicaragua. Die Analyse bezieht sich insbesondere auf das Alltagsleben in der amerikanischen Gesellschaft; wo Menschen mit- oder gegeneinander agieren, wie auch international in Konflikten mit anderen Ländern und Gesellschaften.
Aufbau und Inhalt
Neben der Einleitung gliedert Hellerich seine Studie in fünf Teile: Im ersten Teil geht es um den Traum von einem besseren Leben in den USA, von europäischen, lateinamerikanischen und anderen, legalen und illegalen Migrant:Innen, und den betonierten und militärisch gesicherten Grenzen. Er stellt den „amerikanischen Traum“ infrage und verweist auf die direkte, indirekte und strukturelle „Gewalt der Ungleichheit“ und dem „Low-Road-Kapitalismus“. Im zweiten Kapitel thematisiert er mit dem Beitrag: „Vom amerikanischen Traum zur Realität der Gewalttätigkeiten“, indem er historisch die blutige Entwicklung von der ‚Entdeckung‘ Amerikas, der Unterwerfung und Vernichtung der Ureinwohner, der europäischen Kolonisierung, dem Bürgerkrieg und der rassistischen, menschenunwürdigen Gewalt gegen die Afroamerikaner diskutiert. Im dritten Teil geht es um “Gegenwärtige Gewalttätigkeiten innerhalb der USA“ – des privaten Waffenbesitzes und -nutzung, von Attentaten, Massakern und Amokläufen, und Polizeigewalt. Viertens setzt sich der Autor mit „Gewalt in der Keimzelle der Gesellschaft und Gewalt gegen sich selbst“ auseinander, in den Familien, als Suizid, durch Drogen. Im letzten Teil zeigt der Autor „Gewalt gegenüber anderen Ländern – die endlosen Kriege der USA“ auf, als hegemoniale Einstellungen, bis hin zum aktuellen „Amerika First“. Es sind (Vormacht-)Einstellungen, die („Stellvertreter“-)Kriege zustande kommen lassen (gegen den Kommunismus in Korea und Vietnam), gegen autokratische Regierungen (Irak), des russisch-ukrainischen und des Israel-Hamas-Krieges.
Diskussion
Disziplin oder Arroganz der Macht? Macht im 21.Jahrhundert (Joseph Nye, 2011) läuft Gefahr, dass die „Volksherrschaft“ durch undemokratische, inhumane, diktatorische Gewalt abgelöst wird (Frank Dikötter). Populismus, Personenkult und die Wege zur Macht, 2020, www.socialnet.de/rezensionen/​27082.php). Es bedarf der Aufmerksamkeit und des Dialogs, überall in der Welt darauf zu achten, dass die Messlatte der Demokratie hoch und eindeutig gehalten wird. Zivilisatorische, gerechte Macht braucht demokratische, gerechte, freiheitliche, menschenwürdige Politik. Es ist der humane Anspruch der „globalen Ethik“, wie er in der allgemeingültigen, nicht relativierbaren Menschenrechtsdeklaration (1948) zum Ausdruck kommt: „Die Anerkennung der allen Mitgliedern der menschlichen Familie innewohnenden Würde und ihrer gleichen und unveräußerlichen Rechte bildet die Grundlage der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens in der Welt“.
Fazit
Einmischen, Kommentieren, Position beziehen!
Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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