Stephanie Trommelen, Hans Jürgen Beins: Überraschend alltäglich!
Rezensiert von Dr. Richard Hammer, 28.10.2025
Stephanie Trommelen, Hans Jürgen Beins: Überraschend alltäglich! Alltagsmaterialien in der Psychomotorik. Verlag modernes lernen Borgmann GmbH & Co. KG. (Dortmund) 2024. 208 Seiten. ISBN 978-3-8080-0966-6. D: 19,95 EUR, A: 20,60 EUR, CH: 32,30 sFr.
Thema
Das Buch „Überraschend alltäglich! Alltagsmaterialien in der Psychomotorik“ von Stephanie Trommelen und Hans Jürgen Beins bietet einen praxisorientierten Zugang zur Förderung von Spielfreude, Kreativität und Bewegung durch den Einsatz alltäglicher Gegenstände.
Autor*innen
Stephanie Trommelen sammelte nach dem Studium an der Deutschen Sporthochschule in Köln vielfältige Praxiserfahrungen in der Bewegungsbegleitung von Jung und Alt. Sie machte Angebote in der Kita, der Schule, im Sportverein und einer Tanz- und Gymnastikschule. Seit 2011 arbeitet sie in der psychomotorischen Entwicklungsbegleitung von Kindern im Förderverein Psychomotorik Bonn e.V. Seit 2014 ist sie Mitarbeiterin des Lehrteams der Rheinischen Akademie. Sie leitet die Förder- und Beratungsstelle Bonn-Süd und veröffentlichte verschiedene Fachartikel in der Zeitschrift „Praxis der Psychomotorik“.
Hans Jürgen Beins ist Sportpädagoge und Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen. Er arbeitet als Geschäftsführer im „Förderverein Psychomotorik Bonn“ und ist Leiter der „Rheinischen Akademie“. Seit vielen Jahren leitet er psychomotorische Kindergruppen und gestaltet Seminare und Vorträge in der Erzieherinnen- und Lehrerfortbildung. Er ist Autor zahlreicher psychomotorischer Fachbücher mit den Schwerpunkten „Bewegen, Spielen, Lernen und Psychomotorik“.
Entstehungshintergrund
Die zahlreichen Bilder und die Vielfalt der Übungs- und Spielbeispiele machen deutlich, dass dieses Buch aus einer vielfach bewährten Praxis heraus entstanden ist – belegt durch die Videos, die der Leser*in lebhaft die Arbeit mit den Kindern im „Förderverein Psychomotorik Bonn“ veranschaulichen.
Aufbau
Nach einer kurzen Einführung in das Thema Psychomotorik und einen Überblick über den inhaltlichen Aufbau des Buches geht es direkt los mit den Spielideen, die wie folgt gegliedert sind:
- Großräumig bewegen
- Spielen auf kleinem Raum
- Bauen mit Alltagsgegenständen und Naturmaterialien
- Entspannen mit alltäglichen Dingen
- Kooperative Spielideen mit Alltagsmaterialien
- Was sonst noch geht
Eine Übersicht, die Spiele alphabetisch und nach Material ordnet, hilft bei der Auswahl der Spielideen. Eine Literaturliste und der Hinweis auf die „Rheinische Akademie im Förderverein Psychomotorik“ schließen das Buch ab.
Inhalt
Im Zentrum steht bei allen Kapiteln die kreative Verwendung von Alltagsmaterialien: Zeitungen dienen als vielseitiges Bewegungs- und Gestaltungsmaterial, beispielsweise zum Zerreißen, Werfen, Balancieren oder Basteln. Teppichfliesen werden genutzt für Balance- und Sprungspiele oder als Bauplatten für fantasievolle Konstruktionen. Papp- und Plastikröhren können als Tunnels, Ferngläser, Rollobjekte oder zum Geräuschemachen eingesetzt werden. Mit Bierdeckeln entstehen Wurf-, Sortier- und Stapelspiele, die Fingerspitzengefühl und Koordination fördern. Pappteller regen Kreativität beim Bemalen und Gestalten an und werden zu Zielscheiben oder Wurfobjekten bei Bewegungsspielen. Alltagsgegenstände wie Schuhsohlen werden im Rollenspiel zweckentfremdet, etwa als Puppenbett.
Für kooperative Spiele werden Materialien genutzt, indem Kinder gemeinsam bauen, balancieren, stapeln oder kleine Parcours gestalten.
Um der Leser*in die Darstellung der Spielideen deutlich zu machen, finden Sie hier ein Beispiel aus dem Kapitel „Großräumig bewegen“:
Durch die Wand
Bei dieser Aufgabe benötigen jüngere Kinder etwas Mut, denn sie laufen oder springen durch ein gespanntes Zeitungsblatt. Zwei Kinder halten ein Zeitungsblatt wie eine „Wand“, durch die ein Kind mit Schwung läuft, sodass das Blatt zerreißt. Zunächst ist es sinnvoll, dass die Zeitung auf Bauch- bzw. Brusthöhe gehalten wird, bevor die Kinder dann auch „mit dem Kopf durch die Wand“ wollen.
Material: Zeitungen
Gruppengröße: 3 – 25 Kinder
Variation:
Das Durchfahren der Zeitungswand mit einem Roller, Rollbrett usw. stellt eine reizvolle Bewegungsaufgabe für Kinder dar.
Tipps:
Die Spielleiter*in hält das Blatt bei den ersten Durchgängen gemeinsam mit einem Kind und achtet darauf, dass es gut gespannt ist. Auch ein halbiertes Blatt kann nochmal verwendet werden.
Mobil im Spiel „Tolle Spiele mit Zeitungen“
https://www.youtube.com/watch?v=1m_VGrMlf7M
Alle Spielideen sind nach dieser Struktur aufgebaut und bieten somit eine gute Anleitung zum selbst auszuprobieren.
Die vorgestellten Spielideen fördern Bewegung, Wahrnehmung und soziale Kompetenzen und bieten zahlreiche abgewandelte Einsatzmöglichkeiten, beispielsweise für Spielfeste oder Geburtstage. Ziel ist es, die Spielfreude zu stärken, motorische wie soziale Lernerfahrungen zu ermöglichen und durch vielseitig einsetzbare Materialien die Teilhabe für Kinder jeden Alters und jeder Entwicklung zu unterstützen
Diskussion
Trommelen und Beins zeigen überzeugend, wie – trotz heutiger Materialvielfalt in Einrichtungen – oft gerade einfache Alltagsgegenstände zu unerwartet kreativen und anregenden Spielen führen. Das Buch legt damit ein Plädoyer für ressourcenschonendes, inklusives Arbeiten in der Psychomotorik vor. Die Variationsvorschläge und klar formulierten Ziele helfen Fachkräften bei der Planung bewegter Spielimpulse, ohne dass großes Vorwissen nötig ist. Kritisch könnte angemerkt werden, dass für manche Anwendungsbereiche eventuell eine noch fundiertere theoretische Einbettung zu wünschen wäre; die Stärke des Buches liegt eindeutig in seiner konkreten Praxisorientierung und dem niederschwelligen Zugang zur Psychomotorik für Einsteiger wie Erfahrene.
Fazit
Das Buch stellt somit eine umfangreiche, praxisorientierte Handreichung zum ressourcenschonenden und inklusiven Einsatz von Alltagsmaterialien in der Psychomotorik. Es ist praxisnah und übersichtlich gestaltet, sodass die Anregungen und Spielideen leicht in verschiedene pädagogische Kontexte – Krippe, Kita, Schule oder Therapie – übertragbar sind.
Rezension von
Dr. Richard Hammer
Dipl. Motologe
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