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Gunther Graßhoff, Florian Hinken et al. (Hrsg.): Kinder- und Jugendhilfeplanung inklusiv

Rezensiert von Wolfgang Schneider, 06.12.2024

Gunther Graßhoff, Florian Hinken, Koralia Sekler, Benjamin Strahl (Hrsg.): Kinder- und Jugendhilfeplanung inklusiv. Planung und Gestaltung von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe für und mit alle(n). AFET-Bundesverband für Erziehungshilfe e.V. (Hannover) 2023. 237 Seiten.

Thema

Der Sammelband widmet sich Herausforderungen bezüglich der Steuerung und Planung im Rahmen einer Gesamtverantwortung der Kinder- und Jugendhilfe. Dazu werden gute Praxisbeispiele vorgestellt, durch die der öffentliche Träger der Jugendhilfe in den jeweiligen Kommunen Leistungen und Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe hinsichtlich qualitativer und quantitativer Kriterien für alle jungen Menschen sicherstellt. Der Sammelband nimmt die Neuerungen des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes sowie Methoden, Strukturen und Akteure der Jugendhilfeplanung in den Blick.

Herausgeber:innen

Prof. Dr. Günther Graßhoff ist Hochschullehrer am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Uni Hildesheim. Prof. Dr. Florian Hinken ist Hochschullehrer für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendhilfe an der Evangelischen Hochschule Berlin. Dr. Koralia Sekler ist Geschäftsführerin des AFET – Bundes verband für Erziehungshilfe. Dr. Benjamin Strahl ist dort Referent.

Aufbau und Inhalt

Die Ausgestaltung einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe ist nicht erst seit dem Sommer 2021 und dem Inkrafttreten des KJSG oder der aktuellen Diskussion um das eventuell kommende inklusive Kinder- und Jugendhilfegesetz in der Fachwelt ein großes Thema. Schließlich kann es nur so gelingen, die allen Kindern und Jugendlichen ein Leben in Selbstbestimmung und ohne das Erleben von Diskriminierung zu ermöglichen. Und spätestens hier treten die Kommunen als öffentlicher Träger der Jugendhilfe auf den Plan, die die gesetzlich normierte Aufgabe haben, dies durch eine am jeweiligen lokalen Bedarf orientierte Jugendhilfeplanung Realität werden zu lassen – und das insbesondere durch die Neuregelungen des KJSG. Diese stehen im Fokus des Buches und werden hier diskutiert – mit einem besonderen Augenmerk auf die Erziehungs- und Eingliederungshilfen. Daher ist mit diesem Buch „die Zielsetzung verbunden, die Jugendhilfeplanung durch wichtige fachliche Impulse in einem kompakten Format bei den anstehenden Herausforderungen zu unterstützen“ (S. 9).

Das Buch startet mit einer Darstellung des Forschungsprojektes „Jugendhilfeplanung in Deutschland – Herausforderungen, Potenziale und Entwicklungstendenzen“, in dem sich gezeigt hat, dass wie an so vielen anderen Stellen auch die Stellen in der Jugendhilfeplanung offensichtlich viel zu knapp bemessen sind, um alle Aufgaben sinnvoll erfüllen zu können. In der Folge beschäftigt sich Simone Patrin mit der rechtlichen Perspektive der Jugendhilfeplanung, bevor es um konzeptionelle Sichtweisen auf inklusive Kinder- und Jugendhilfeplanung geht. So steht im Beitrag von Benedikt Hopmann der Begriff der Teilhabe im Fokus, woraus der Autor den Vorschlag entwickelt, die Jugendhilfeplanung an ihrem Ermöglichungspotenzial zur Eröffnung von Befähigungen der Adressat:innen bemessen zu lassen. Anschließend steht zum Beispiel eine kritische Betrachtung der Jugendhilfeplanung im Licht des inklusiven SGB VIII aus Sicht eines Jugendamtes im Mittelpunkt.

Dass Partizipation von Bürger:innen in Theorie und Praxis der Jugendhilfeplanung von großer Bedeutung ist, zeigt sich im weiteren Verlauf des Buches: Praxisberichte von der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, Ombudschaft und ihre Relevanz für die Jugendhilfeplanung aber auch die Partizipation von jungen Menschen mit Beeinträchtigungen an der Jugendhilfeplanung werden hier untersucht. Eine organisationale Perspektive nehmen Michael Komorek und Lena Marie Bauer in ihrem Beitrag ein und zeigen auf, welche Potenziale sich für eine inklusions- und teilhabeorientierte Entwicklung von Einrichtungen und Angebotsstrukturen der Kinder- und Jugendhilfe ergeben. Zum Abschluss des Buches macht Christian Lüders in seinem Kapitel deutlich, dass die Herausforderungen für die Jugendhilfeplanung im inklusiven Kontext als „Komplexitätsausweitung“ (S. 12) zu verstehen sind, die eine Betrachtung der der institutionellen und organisatorischen Rahmenbedingungen nötig machen.

Diskussion

Die Mischung macht es: Neben Vertreter:innen von freien Trägern kommen auch erfahrene Kräfte aus den Jugendämtern in diesem Buch zu Wort. So wird deutlich, dass es nicht nur rein vom Gesetz her, sondern auch praktisch gesehen nur gemeinsam gelingen kann, den Weg zu einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe zu meistern. Inwiefern das durch das Scheitern der Ampelkoalition und einer daraus (hoffentlich nicht) resultierenden in Vergessenheit geratenen Großen Lösung durch das inklusive SGB VIII in den Kinderschuhen bleibt, muss abgewartet werden. Doch eine Hoffnung bleibt, die sich in diesem Band widerspiegelt: Auch durch das KJSG wurden bereits wichtige Weichen gestellt, Jugendhilfe inklusiv(er) zu denken.

Fazit

Mit einer guten Mischung aus Forschung und Praxis gelingt in diesem Buch ein guter Überblick über die Anforderungen, die die Ausgestaltung einer inklusiven kommunalen Jugendhilfe-Landschaft an die Jugendämter und letztlich auch an die Gesellschaft stellt.

Rezension von
Wolfgang Schneider
Sozialarbeiter
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Es gibt 125 Rezensionen von Wolfgang Schneider.


Zitiervorschlag
Wolfgang Schneider. Rezension vom 06.12.2024 zu: Gunther Graßhoff, Florian Hinken, Koralia Sekler, Benjamin Strahl (Hrsg.): Kinder- und Jugendhilfeplanung inklusiv. Planung und Gestaltung von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe für und mit alle(n). AFET-Bundesverband für Erziehungshilfe e.V. (Hannover) 2023. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32746.php, Datum des Zugriffs 13.01.2025.


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