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Flora von Spreti, Philip Martius et al. (Hrsg.): Kunsttherapie bei psychischen Störungen

Rezensiert von Gisela Stoll, 01.08.2006

Cover Flora von Spreti, Philip Martius et al. (Hrsg.): Kunsttherapie bei psychischen Störungen ISBN 978-3-437-23790-4

Flora von Spreti, Philip Martius, Hans Förstl (Hrsg.): Kunsttherapie bei psychischen Störungen. Urban & Fischer in Elsevier (München, Jena) 2005. 432 Seiten. ISBN 978-3-437-23790-4. 49,95 EUR. CH: 77,00 sFr.

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Geleitwort

Der Mensch ist ein Wesen, für das "die gesprochenen, gemalten, in Stein gehauenen oder gesungenen Träume" den notwendigen Lebensatem darstellen, so zitiert Professor H. Lauter in seinem Geleitwort den Kulturphilosophen George Steiner. In der Kunsttherapie werden diese Fähigkeiten wahrgenommen und freigesetzt, vor allem bei Menschen, die sich in einer Situation des Mangels, der Enge oder Unfreiheit befinden, damit sie ihre kreative Energie wieder zurückgewinnen. Sie müssen sich dann auch nicht länger als Objekt einer diagnostischen Etikettierung erleben und nicht als Träger von Krankheitssymptomen, sondern als Person, als Subjekt, als Mensch mit Können und Fähigkeiten.

Aufbau

Medizinisch-psychiatrisches Basiswissen und kunsttherapeutische Arbeitsanleitungen kommen

in diesem Buch zusammen und werden gleichzeitig praxisnah aufbereitet. Die Doppelautorenschaft von erfahrenen Kunsttherapeuten und Psychiatern/ Psychotherapeuten sowie die einheitliche Struktur der Kapitel sorgen für eine fundierte Wissensvermittlung.

Autoren

Die Autoren sind renommierte Vertreter kunsttherapeutischer, medizinischer, psychiatrischer und psychotherapeutischer Wissensgebiete, die größtenteils an der Psychiatrischen Klinik der Technischen Universität München arbeiten.

Die Themen der einzelnen Kapitel

Am Anfang des Buches steht die Frage: Wie, wo und mit welchen Mitteln kann Kunsttherapie eingesetzt werden? Die einzelnen Kapitel behandeln folgende Themen:

  • Zur therapeutischen Wirkung schöpferischer Prozesse aus historischer Sicht
  • "InSzene Kunsttherapie" - die Palette ihrer besonderen Möglichkeiten - kunsttherapeutische Theoriebildung
  • Kunsttherapie und Forschung - wie Hund und Katz?
  • Kunsttherapie bei speziellen Erkrankungen, z.B. Dementielle Erkrankungen, Schizophrene Psychosen, Affektive Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, Borderline-Störung
    Traumastörungen, Essstörungen, Suchterkrankungen, Angst- und Zwangsstörungen, Somatoforme Störungen und Schmerzstörungen
  • Kunsttherapie bei speziellen Patientengruppen, z.B. bei Kindern und Jugendlichen,
    als Gruppentherapie für Kinder psychisch kranker Eltern und in der Forensik.
    Ärztliche Begleitung psychisch kranker Künstler
  • Kunsttherapie in speziellen Behandlungssituationen, z.B. Akutstation, Tagesklinik, Ambulante Gruppe, Offenes Atelier, Theaterspiel
  • Ausbildung und Praxis, z.B. Ausbildungsgänge, Supervision
  • Anhang mit einer kleinen Kunde der Psychopharmakotherapie und mit Adressen der Ausbildungsinstitute
  • Index

Es werden die vielfältigen psychiatrischen Anwendungsbereiche in einer allgemein verständlichen Weise dargestellt und mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis ergänzt. Künstlerisches Schaffen kann einem Patienten helfen, existentielle Krisensituationen besser zu bewältigen, z.B. indem er sich über die Kunst mitteilen kann, wenn es ihm verbal nicht möglich ist. Dabei ist es wichtig, dass ein Kunsttherapeut die Fähigkeit und das Wissen besitzt, um ganz individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse und die aktuelle Situation des einzelnen Patienten eingehen zu können. Voraussetzung dafür ist ein Grundwissen über die klinischen Erscheinungsbilder verschiedener seelischer Erkrankungen. Darüber hinaus sind Offenheit gegenüber anderen psychiatrischen Perspektiven und ein enger Austausch mit Kollegen aus anderen Berufsgruppen, z.B. Pflege und Sozialarbeit unverzichtbar. Auch hierzu gibt das Buch eine Reihe von Denkanstößen.

Am Ende eines jeden Kapitels findet der Leser eine Liste mit weiterführender Literatur bzw. mit Quellen.

Zielgruppen

Kunsttherapie-Studenten, angehende Kunsttherapeuten, Ärzte, Psychologen und Psychotherapeuten, Mitarbeiter aus der Pflege, Sozialarbeit und Sozialpädagogik, Heilpädagogik und interessierte Laien.

Fazit

Es gibt zwar schon eine Fülle von Fachbüchern zum Thema Kunsttherapie. Jedoch fehlte bisher ein Buch, in dem das praktische Wissen um die Anwendung der Kunsttherapie im klinischen Bereich fachübergreifend vermittelt wird, und das so ausführlich die verschiedenen Vorgehensweisen bei unterschiedlichen psychischen Erkrankungen beschreibt.
Die Übersichtlichkeit der Gliederung, die leicht verständliche Sprache sowie das ansprechende Layout mit den vielen bunten Abbildungen sind zusätzliche Gründe, dieses Buch immer wieder gerne in die Hand zu nehmen und mit ihm zu arbeiten.

Rezension von
Gisela Stoll
Fachkrankenschwester für Psychiatrie, Validationsanwenderin (VTI)
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Es gibt 14 Rezensionen von Gisela Stoll.

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Zitiervorschlag
Gisela Stoll. Rezension vom 01.08.2006 zu: Flora von Spreti, Philip Martius, Hans Förstl (Hrsg.): Kunsttherapie bei psychischen Störungen. Urban & Fischer in Elsevier (München, Jena) 2005. ISBN 978-3-437-23790-4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/3282.php, Datum des Zugriffs 13.09.2024.


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