Johannes Falterbaum: Rechtliche Grundlagen Sozialer Arbeit
Rezensiert von Prof. Dr. Julia Gokel, 08.11.2024
Johannes Falterbaum: Rechtliche Grundlagen Sozialer Arbeit. Eine praxisorientierte Einführung. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2024. 6., aktualisierte Auflage. 349 Seiten. ISBN 978-3-17-045295-4. 39,00 EUR.
Thema
Das nunmehr in der 6. Auflage vorliegende Lehrbuch trägt den Untertitel „Eine praxisorientierte Einführung“ und gibt damit seine Zielsetzung vor: Es will insbesondere Studierenden der Sozialen Arbeit sowie der Sozialpädagogik, aber auch Betroffenen und Mitarbeitenden von Sozialeinrichtungen den Zugang zu den rechtlichen Rahmenbedingungen der Sozialen Arbeit erleichtern.
Autor
Der Autor ist ein erfahrener Rechtsdozent für Soziale Arbeit. Die Inhalte des Buches beruhen auf seiner langjährigen Lehrtätigkeit an der Universität Freiburg i. Br. sowie an verschiedenen Hochschulen.
Aufbau
Der Aufbau des Werkes ist zweigeteilt: Nach einem theoretischen Teil in elf Kapiteln (I. Einführung, II. Allgemeine Grundsätze, III. Rechtsfähigkeit, Handlungsfähigkeit, gesetzliche Vertretung, juristische Personen, IV. Familienrecht, V. Verwaltungshandeln, VI. Soziale Sicherung, VII. Kinder- und Jugendhilfe, VIII. Rechtsstellung und Bedeutung freier Träger, IX. Aufbau und Funktionswese des Staates, X. Rechtsverwirklichung, XI. Datenschutz in der Sozialen Arbeit) folgt ein praktischer Teil mit Fällen und Lösungen, die sich auf die im ersten Teil des Buches behandelten Themen beziehen.
Inhalt
Die Neuauflage ist neben zahlreichen Aktualisierungen und neu hinzugefügten Schaubildern vor allem um das Recht der Sozialen Sicherung bereichert worden.
Immer im Blick sind dabei neuere Entwicklungen (siehe z.B. S. 59 f.), offene Fragen (siehe z.B. S. 54) sowie die Diskussion der in der sozialen Arbeit bestehenden besonderen Spannungsfelder (siehe z.B. S. 264 ff., S. 277, S. 288).
Zahlreiche Schaubilder dienen dem besseren Überblick und der kompakten Wiederholung des Stoffes. Hierbei setzt der Autor in bewährter Manier auf eine verständliche Darstellung und Beschränkung der Inhalte auf das Notwendige.
Das gegenüber der Vorauflage stark erweiterte Kapitel VI „Soziale Sicherung“ wird mit einem Überblick über das System der sozialen Sicherung in Deutschland und dessen wesentliche Säulen eingeleitet. Die gesetzlichen Sozialversicherungen werden in Grundzügen vorgestellt und in ihrem Entstehungskontext erläutert. Auf die Pflegeversicherung wird gegenüber den anderen Sozialversicherungszweigen ausführlicher eingegangen, hier werden u. a. die Feststellung des Pflegebedarfs (3.2.1), die Pflegegrade (Schaubild) sowie die Leistungen der Pflegeversicherung (3.2.2) behandelt. Die Notwendigkeit der ergänzenden privaten Absicherung sowie der Grundsatz der Eigenverantwortung kommen an verschiedenen Stellen zur Sprache.
In diesem Kapitel werden auch das innere und äußere System des SGB erklärt sowie der Aufbau des Gesetzbuches in seiner Entstehungsgeschichte umrissen. Im Folgenden nehmen die „Leistungen für Menschen mit Behinderungen“ (5) mit den Gliederungspunkten „Bedeutung des SGB IX“ (5.1) und „Eingliederungshilfe für behinderte Menschen“ (5.2) sowie die „Familienbezogenen Leistungen“ (6), in denen der Autor auf „Mutterschutz“ (6.1), „Kindergeld/Kinderzuschlag“ (6.2), „Elterngeld und Elterzeit“ (6.3) sowie „Unterhaltsvorschuss“ (6.4) eingeht, besonderen Raum ein. Abgerundet wird dieses umfassende Kapitel mit einem Überblick über die „Staatlichen Fürsorgeleistungen/Existenzsicherung“ (9), unter besonderer Berücksichtigung von „Bürgergeld – Grundsicherung für Arbeitssuchende (SGB II)“ (9.1) und „Sozialhilfe“ (9.2), bevor zum Schluss in einem graphischen Überblick auf die einzelnen Leistungsträger (10) eingegangen wird.
Zu Kapitel VI gehören die Übungsfälle 1 (Eine ganz normale Familie) zu Thema elterliche Sorge und Schutzauftrag der Jugendhilfe sowie der Übungsfall 4 (Misshandelt) zum Thema häusliche Gewalt und der Übungsfall 6 (Gestaltungsfreiheit der freien Träger) zum Thema Management und Finanzierung sozialer Einrichtungen.
Diskussion
Das Buch eignet sich nicht nur für Studierende, sondern auch sehr gut als Unterrichtsgrundlage. Denn die große didaktische Begabung des Autors liegt darin, die Strukturen des Rechts der Sozialen Arbeit umfassend, praxisnah und in verstehbarer Sprache darzulegen.
Leider erscheinen die Schaubilder zum Teil ohne weitere Bezugnahme im Sachtext in der Gesamtdarstellung etwas verloren. Dies betrifft z.B. Schaubilder, in denen Verweise durch Pfeile dargestellt werden. Hier erschließt sich nicht immer auf den ersten Blick, weshalb teilweise Doppelpfeile (siehe z.B. S. 18) oder einfache Pfeile verwendet werden. Hier wäre der ein oder andere erläuternde Satz hilfreich gewesen. Natürlich lässt sich auch über die Gliederung des Buches streiten. Denn es werden zusammengehörige bzw. verwandte Themen teilweise an ganz disparaten Stellen im Buch behandelt: Unklar bleibt z.B., warum das in Kap. 4 behandelte „Familienrecht“ so weit von dem in Kap. 7 aufgeführten „Kinder- und Jugendhilferecht“ abgesondert steht, oder warum das in Kap. 5 dargestellte „Verwaltungshandeln“ nicht zusammen mit der oder zumindest im Anschluss an die in Kap. 10 behandelte „Rechtsverwirklichung“ besprochen wird, die im Wesentlichen das sozialrechtliche Verwaltungsverfahren zum Gegenstand hat. Verbesserungswürdig hinsichtlich eines noch effizienteren Umgangs mit dem Werk sind die Binnenverweise sowie das Stichwortverzeichnis, welches z.B. zu dem wichtigen Begriff „Rechtsstaatsprinzip“ nur eine marginale Fundstelle (siehe S. 345) angibt, obwohl das Buch natürlich in der gebotenen Breite dazu einen eigenen Gliederungspunkt enthält (siehe S. 44 f.).
Trotz der erwähnten kritischen Punkte gibt der Erfolg von nunmehr sechs Auflagen dem Buch absolut recht, denn es erfüllt in jeder Hinsicht seinen Anspruch, eine praxisorientierte Einführung in die Rechtlichen Grundlagen der Sozialen Arbeit zu sein.
Fazit
Ein durchweg empfehlenswertes Buch, welches SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen den Zugang zum Recht maßgeblich erleichtert und zugleich das Problembewusstsein für die Praxis schärft.
Rezension von
Prof. Dr. Julia Gokel
SRH Hochschule Heidelberg
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Zitiervorschlag
Julia Gokel. Rezension vom 08.11.2024 zu:
Johannes Falterbaum: Rechtliche Grundlagen Sozialer Arbeit. Eine praxisorientierte Einführung. Kohlhammer Verlag
(Stuttgart) 2024. 6., aktualisierte Auflage.
ISBN 978-3-17-045295-4.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32872.php, Datum des Zugriffs 13.12.2024.
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