Friedrich Voigt: Entwicklungsstörungen im Kleinkind- und Vorschulalter
Rezensiert von Wolfgang Schneider, 17.03.2025

Friedrich Voigt: Entwicklungsstörungen im Kleinkind- und Vorschulalter.
Ernst Reinhardt Verlag
(München) 2024.
2., aktualisierte Auflage.
261 Seiten.
ISBN 978-3-497-03290-7.
D: 32,00 EUR,
A: 32,90 EUR.
Reihe: Beiträge zur Frühförderung interdisziplinär - Band 23. .
Thema
Es sind Eckpfeiler der (Sozial)-Pädiatrie: Früherkennung und frühe Behandlung von Entwicklungsstörungen in den ersten Lebensjahren. Das Wissen darüber aber auch das Verständnis Das Verständnis über die frühen motorischen, sprachlichen, kognitiven und sozialen Entwicklungen aber auch deren Störungen hat sich in den letzten Jahren wesentlich erweitert. Aus diesem Grund soll der vorliegende Band ein Basiswissen über verschiedene Entwicklungsstörungen bilden. Das Buch richtet sich an Mitarbeiter:innen der interdisziplinären Frühförderung, die mit Kindern bis zu sechs Jahren und deren Eltern arbeiten
Autor
Dr. Friedrich Voigt ist Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut und hat als leitender Psychologe im kbo-Kinderzentrum München gearbeitet.
Aufbau und Inhalt
Es finden sich in jedem Kapitel Informationen über Meilensteine der Entwicklung, Früherkennungszeichen für Störungen, diagnostische Methoden und Behandlungsstrategien auf. Tipps zur Elternberatung und wichtige Hinweise zum Thema Komorbidität runden das Ganze ab. Betrachtet werden Globale Entwicklungsstörungen, Genetische Syndrome, Störungen aus dem Autismus-Spektrum, Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen sowie soziale und emotionale Störungen im Vorschulalter.
Bei Letzteren lassen sich internalisierende und externalisierende Störungen unterscheiden. Während sich das Internalisieren in Ängsten und depressiven Verstimmungen bereits im Vorschulalter zeigt, stehen beim Externalisieren störendes und letztlich unangemessenes Verhalten im Vordergrund. Grundsätzlich, so der Autor, können diese Verhaltensweisen „als eine Form der Anpassung und der Bewältigung eines Kindes“ (S. 192) verstanden werden. Wie bei vielen anderen Störungsbildern auch sind auch ist davon auszugehen, dass sie ihre Ursache in mehreren Faktoren haben, die miteinander in Wechselwirkung stehen. Und zwar handelt es sich dabei um die individuelle Persönlichkeit des Kindes und dessen Temperament, die familiäre Interaktion und belastende Umweltfaktoren. Lineare und allgemeine Zusammenhänge sind dabei aber erkennbar. An dieser Stelle wird Friedrich Voigt deutlich und spart nicht an Kritik: „Die diagnostischen Begriffe passen oft nicht zu den spezifischen Entwicklungsauffälligkeiten. So wird der Begriff der oppositionellen Verhaltensstörung von 2- bis 4-jährigen Kindern nicht gerecht“ (S. 193).
Mit körperlichen Einschränkungen befassen sich die umschriebenen Entwicklungsstörungen motorischer Fähigkeiten, wobei hier immer zu beachten ist, dass die Entwicklungen von Kindern nicht linear erfolgen und sehr unterschiedlich sein können. Das zeigt sich zum Beispiel beim Laufen: Es gibt Kinder, die das bereits mit neun Monaten können, andere erst mit knapp anderthalb. Grund zur Beunruhigung sind ‚Spätzünder‘ also nicht immer. Friedrich Voigt definiert daher zunächst genau, wann von einer motorischen Entwicklungsstörung zu sprechen ist, wobei immer zu beachten ist, „dass es eine Reihe von komorbiden Störungen gibt, die ein spezielles Spektrum von motorischen Auffälligkeiten einschließen können“ (S. 85). Heißt. Manchmal steckt auch mehr dahinter als eine bloße Entwicklungsstörung. Um wirklich von motorischen Entwicklungsstörungen sprechen zu können, müssen die Fähigkeiten erheblich vom Altersniveau des entsprechenden Alters abweichen, deutliche Beeinträchtigungen im Alltag feststellbar sowie keine anderen Ursachen erkennbar sein und der Beginn wirklich in der Kindheit und nicht später liegen (S. 85).
Diskussion
Leider ist nicht ersichtlich, welche Aktualisierungen es im Vergleich zur zweiten Auflage gegeben hat, was sehr schade ist, den Informationsgewinn, den das Buch bietet, aber nicht schmälert. Die wichtigsten Inhalte werden prägnant vermittelt und tragen so dabei, ein Fundament an Wissen zu schaffen. Wer sich weiter mit einem Thema beschäftigen möchte, erhält dazu genügend Literaturhinweise. Hervorzuheben sind die vielen grafischen Elemente, die nicht nur das Lesen sehr angenehm machen, sondern auch viel fachlichen Input liefern. Sehr wohltuend ist auch, dass Friedrich Voigt zu manchen Entwicklungen durchaus kritische Worte findet, die aber auch stets mit Fakten untermauert.
Fazit
Wer ein prägnantes Grundlagenwerk zu Entwicklungsstörungen der frühen Kindheit sucht, der kann mit diesem Buch nichts falsch machen.
Rezension von
Wolfgang Schneider
Sozialarbeiter
Mailformular
Es gibt 141 Rezensionen von Wolfgang Schneider.