Michael Macsenaere (Hrsg.): Künstliche Intelligenz in der Kinder- und Jugendhilfe
Rezensiert von Prof. Dr. Andreas Seidel, 11.04.2025

Michael Macsenaere (Hrsg.): Künstliche Intelligenz in der Kinder- und Jugendhilfe. Ernst Reinhardt Verlag (München) 2024. 136 Seiten. ISBN 978-3-497-03272-3. D: 29,90 EUR, A: 30,80 EUR.
Thema
Das Fachbuch „Künstliche Intelligenz in der Kinder- und Jugendhilfe“, herausgegeben von Michael Macsenaere, beschäftigt sich mit den Anwendungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich der Sozialen Arbeit, insbesondere der Kinder- und Jugendhilfe.
Autorin
Prof. Dr. Michael Macsenaere ist Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut und Professor für Klinische Psychologie und Sozialpsychologie an der Hochschule Koblenz. Er war langjähriger wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Kinder- und Jugendhilfe (IKJ) in Mainz. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Diagnostik, Qualitätssicherung und Evaluation in der Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere im Bereich der stationären Erziehungshilfen. Er ist Autor zahlreicher Fachpublikationen zur Heimerziehung, zur evidenzbasierten Praxis sowie zur Traumapädagogik.
Aufbau
Das Buch ist im Ernst Reinhardt Verlag erschienen und umfasst insgesamt drei Teile auf 136 Seiten.
Inhalt
Insgesamt liefert das Buch einen gut verständlichen und praxisorientierten Einblick in die Integration von KI in den Arbeitsalltag von Fach- und Führungskräften der KJH/Sozialen Arbeit.
- Im ersten Teil werden in leicht verständlicher Weise die Grundlagen von KI in der Kinder- und Jugendhilfe (KJH) vorgestellt und erläutert. Um dies zu verstehen, bedarf es beim Lesen keiner Vorkenntnis oder technischer Expertise.
- Der zweite Teil zeigt anhand von Praxisbeispielen Erfahrungen mit KI in der KJH, z.B. mit KI-basierten Assistenzsystemen in Kinderschutzverfahren oder zum Einsatz von KI zu Prognosezwecken. Dabei wird auch auf das Thema der Akzeptanz der KI von Fachkräften bei der Entscheidungsunterstützung eingegangen. Weitere anschaulich erläuterte Themen sind die Mensch-KI-Interaktion und KI-Unterstützung in (digitalen) Beratungsprozessen. Aufgezeigt werden verschiedene Beispiele für gelingende Nutzung von KI im Arbeitsalltag sowie deren Nutzung von Klientinnen und Klienten. Beispielsweise werden Chatboots oft als hilfreich und sogar empathisch wahrgenommen; und dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass die Arbeit und Perspektive der Fachkraft ersetzt werden kann oder soll. In einem Kapitel des zweiten Teils wird die Bedeutung von Maschinenlernen als Forschungsinstrument in der KJH vorgetragen und darauf hingewiesen, dass die aktive Beteiligung von Fachkräften aus der KJH/Sozialen Arbeit in solchen Forschungsprozessen bedeutsam ist.
- Der dritte Teil beschreibt einen Ausblick und Empfehlungen zur Implementierung von KI in sozialen Organisationen.
Diskussion
Anhand von sehr konkreten Anwendungsbeispielen wird aufgezeigt, wie KI dazu beitragen kann, Zeit bei Routinetätigkeiten oder der Dokumentation zu sparen, Arbeitsprozesse zu vereinfachen und dadurch anteilig mehr Zeit für die pädagogische Arbeit mit den Menschen zur Verfügung zu haben. Die KI kann somit -richtig ein- und umgesetzt- auch einen Lösungsbeitrag zum Fachkräftemangel in Deutschland liefern. Praxistipps ermöglichen es den Leserinnen und Lesern auch erste Schritte mit KI selbst auszuprobieren.
Ein besonderes Augenmerk legen die insgesamt 15 Autorinnen und Autoren auf die ethischen Herausforderungen und Datenschutzaspekte, die mit dem Einsatz von KI verbunden sind. Sie zeigen in sachlicher Art und Weise Möglichkeiten und Risiken von KI auf und diskutieren, wie KI verantwortungsvoll und nachhaltig auch in der KJH eingesetzt werden kann. Es wird kein Zweifel daran gelassen, dass die KI in der Sozialen Arbeit als Assistenz fungieren soll und die Steuerung und Kontrolle von Prozessen bei der Fachkraft liegen muss.
Das Team der Autorinnen und Autoren macht deutlich: Digitalisierung und KI sind für alle gesellschaftlichen Bereiche eine Herausforderung, aber eben auch eine große Chance. Das Buch veranschaulicht insbesondere den potenziellen Nutzen von KI in der Kinder- und Jugendhilfe/Sozialen Arbeit und regt zur Reflexion über deren verantwortungsvollen Einsatz an.
Fazit
Da Digitalisierung die Gesellschaft und damit auch Soziale Dienste relevant beeinflusst, benötigen alle Fachleute in sozialen Berufen Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit KI sowie die Bereitschaft die kommenden Entwicklungen als Fachkräfte mitzugestalten. Deshalb gehören diese Themen in jedes Curriculum in der Ausbildung sowie der Fort- und Weiterbildung von Fachkräften. Insgesamt ist das Buch „Künstliche Intelligenz in der Kinder- und Jugendhilfe“ ein sehr empfehlenswertes Werk für alle, die sich mit den Möglichkeiten und Herausforderungen der Digitalisierung in der KJH sowie der Sozialen Arbeit jetzt vertraut machen möchten.
Rezension von
Prof. Dr. Andreas Seidel
Professor für Sozialpädiatrie, Hochschule Nordhausen, Studiendekan Gesundheits- und Sozialwesen.
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