Bernhard Sommerfeld: Hallo World; -) Eine Reise durch die digitale Revolution
Rezensiert von Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer, 02.12.2024

Bernhard Sommerfeld: Hallo World; -) Eine Reise durch die digitale Revolution. 42 Lektionen, Passagen, Etappen und Energie aus den Pionierjahren des Internets. Lehmanns Media GmbH (Berlin) 2024. 350 Seiten. ISBN 978-3-96543-518-6. D: 19,95 EUR, A: 20,60 EUR.
Loslassen, Aufpassen, Nachhaltig sein
Wer liest, denkt! Da kommt der Computer gerade recht. Er simuliert und bewirkt, dass Alles Nichts ist, dass Hier und Dort verschmelzen, dass Ich Ich sein kann, dass ich den Anderen, das Andere erreiche… Aber auch, dass Fake News existieren und beeinflussen. Das Netz ist Fangplatz, Schutz und Schmutz. Digitale Bildung ist Herausforderung. W.W.W. als revolutionäre Entwicklung, als Aufstand gegen anything goes.
Entstehungshintergrund und Autor
Es bedarf des Brückenschlags zwischen der analogen und digitalen Welt, weil beides Wirklichkeit und Phantasie ist. Analphabetismus ist die Unfähigkeit, lesen und schreiben zu können. Es ist, wenn es nicht krankhaft ist, ein Mangel bei den intellektuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die die Conditio Humana bestimmen. Der Berliner Buchhändler Bernhard Sommerfeld macht sich Gedanken, welchen Einfluss die Digitalisierung auf die beruflichen Tätigkeiten der Buchhändler, wie auch auf das alltägliche und berufliche Leben der Menschen überhaupt hat. Es sind Reflexionen über Literatur und Literaturgeschichte, die er in 42 Lektionen, Passagen, Etappen und Energien aus den Pionierjahren des Internets darstellt.
Aufbau und Inhalt
Den Rundumschlag beginnt er mit „Nachtlichter“ (1), die er aufblitzen lässt bei persönlichen Veränderungsprozessen; mit „Oki-Doki“ (2) zu den Denk- und Schreibwerkstätten, die als Klärungs- und Aufklärungsaktivitäten die „Welt der Worte“ erkunden; es ist der Spagat zwischen Routine und der „Entdeckung der Langsamkeit“ (3), der dämmern lässt, dass „Mehr wird, wenn wir teilen“ (Elenor Ostrom); es sind die (längst überholten und ausgemusterten „Karteikästen und Buchlaufzettel“ (4), die trotz Digitalisierung noch irgendwo in der Ecke stehen und irgendwann doch wieder hervorgeholt werden; es sind die Provokationen und Kritiken des „Chaos-Computer-Clubs“ (CCC), die Fragen nach Persönlichkeitsrechten und Sicherheiten aufwerfen (5); es sind Versprechungen und Verquerungen, die sich als Fakten und Fake News darstellen, als Verschwörungstheorien festsetzen (6); als Erinnerungen (7) Signale setzen, Sehnsüchte schaffen und Irrungen und Wirrungen erzeugen; die Vernetzungen als unverzichtbare, festen Bestandteile des individuellen und kollektiven Daseins setzen (8); das WWW als Kanal oder Freiheitssymbol? (9); oder als „World-Wide-Wach“ (10) Verantwortung, Aufgabe und Herausforderung; Computer als Ge- oder Verbrauchsmittel, als Mythos oder Material (11); als Gegenwartsbewältigungsmittel und/oder Zukunftsvision (12); als Magie oder „Verarbeitung von natürlicher Sprache oder Bilder“ (13); als Algorithmus (14); als Dominanz (15); als Perspektivenwechsel (16); oder als „neue Horizonte“, mit KI und ChatGPT, aber grundgelegt in den Kompetenzen des „interaktiven Lesens, nicht mehr in Tinte gefangen, sondern frei fließend in einem Strom des Dialogs“ (17).
Diskussion
Die berechtigte Frage und Sorge, dass Algorithmen und Chatbots das individuelle Denken und Handeln übernehmen, lässt sich überwinden, wenn es gelingt, „die Leser mitzunehmen auf eine Reise in die Welt von morgen. Eine Welt, die wir gestalten können, wenn wir die Mechanismen verstehen, die ihr zugrunde liegen“. Diese Bildungs- und Aufklärungskompetenz ist lebenslang gefordert (vgl. dazu auch: Bernhard Pörksen, u.a., Hrsg., Schöne digitale Welt, 2020, www.socialnet.de/rezensionen/26586.php).
Fazit
Der Internetzugang https://bso2000.world/​bezeichnet die Arbeit von Bernhard Sommerfeld als „begehbares Buch“, was bedeutet, dass die Informationen und Reflexionen real und gleichzeitig visionär sind. Es ist eine Lese-Arbeit, die zum eigenen Denken herausfordert und Ideen liefert, die Digitalisierung der Welt nicht zu verdammen oder zu verleugnen, sondern sie in die eigene und berufliche Existenz kritisch hineinzunehmen.
Rezension von
Dipl.-Päd. Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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