Ansgar Martins, Philipp Wilhelm Kranemann (Hrsg.): Esoterik in der politischen Bildung
Rezensiert von Jonas Hessenauer, 03.01.2025
Ansgar Martins, Philipp Wilhelm Kranemann (Hrsg.): Esoterik in der politischen Bildung.
Wochenschau Verlag
(Frankfurt am Main) 2024.
189 Seiten.
ISBN 978-3-7344-1647-7.
D: 24,90 EUR,
A: 25,60 EUR.
Reihe: Wochenschau Wissenschaft.
Thema
Der Sammelband stellt verschiedene esoterische Ideen, Strömungen und Akteur:innen vor und soll damit „eine disziplinenübergreifend fundierte und auf die Gegenwart bezogene Informationsgrundlage“ (S. 7) für Lehrkräfte und die politische Bildung zur Verfügung stellen. Einige Beiträge enthalten konkrete Anregungen für die pädagogische Thematisierung von und die Auseinandersetzung mit Esoterik. Neben bekannten esoterischen Strömungen wie der Astrologie, Anthroposophie, Theosophie, Homöopathie und Anastasia-Bewegung werden auch weniger bekannte wie die Mazdaznan-Bewegung vorgestellt. Dabei werden Überschneidungen von Esoterik und Verschwörungsideologien („Conspirituality“) aufgezeigt. Einige Beiträge widmen sich zudem rechtsesoterischen Bewegungen und Ideologien.
Aufbau
Der Band gliedert sich in 15 Beiträge. Der erste Beitrag, der zugleich die Einleitung bildet, ist mit 29 Seiten der längste Beitrag. Die übrigen Artikel sind mit maximal 13 Seiten eher kurz gehalten.
- Ansgar Martins, Philipp Wilhelm Kranemann: Esoterik: Begriff, Probleme und Perspektiven für die politische Bildung
- Philipp Wilhelm Kranemann: Astrologie als Thema der politischen Bildung
- Elvira Schmidt, Daniel Minkin: Beutelsbacher Konsens und Esoterische Paramedizin. Gesundheitsförderung aus philosophischer und biologiedidaktischer Perspektive
- Udo Endruscheit: Homöopathie – Esoterik im Arzneimittelgesetz?
- Annette Marohn: Wissenschaft verstehen, Pseudowissenschaft entlarven: zwei Unterrichtsansätze
- Nicole Kühle: Das Haus des weißen Mannes. Johannes Itten und Mazdaznan am Weimarer Bauhaus
- Ansgar Martins: Theosophie und Anthroposophie. Bildungsbürgerliche Esoterik mit politischer Tradition
- Ann-Kathrin Hoffmann: Waldorfpädagogik und politische Bildung
- Nadine Frei: Anthroposophisches „Querdenkertum“? Strukturmerkmale der Querdenkenproteste und der Proteste an Waldorfschulen
- Moritz Maurer: God Emperor Trump und flache Erde. Konspiritualität in virtuellen Räumen
- Helmut Zander: Esoterische Verschwörungserzählungen sind – leider – auch rational
- Julian Strube: Esoterik und Rechtsextremismus: Ansätze für die politische Bildungsarbeit
- Paul Klingenberg: Gralshüter des Untergangs. Guénon, Evola, Heidegger: Die esoterischen Quellen Alexander Dugins
- Anna Weers: Rechtsesoterische Waldanschauungen. Ideologie und Strategien der Anastasia-Bewegung
- Magdalena Marsovszky: Apokalyptische Erlösungserwartung und ‚sakrale Weltordnung‘. Esoterik und politische Bildung in Ungarn
Inhalt
In der Einleitung nähern sich die beiden Herausgeber Ansgar Martins und Philipp Wilhelm Kranemann anhand der einschlägigen Forschungsliteratur dem Begriff der Esoterik theoretisch an und beschreiben die „Affinität zwischen esoterischen und verschwörungsideologischen Diskursen“ (S. 8). Außerdem gehen sie unter Rückgriff auf Theodor W. Adorno, Claudia Barth sowie die Leipziger Autoritarismus Studie auf die gesellschaftlichen und psychischen Funktionen der Esoterik ein. Demnach sei „im Hinblick auf gegenwärtige Esoterik nicht von der Hand zu weisen, dass kapitalistische Arbeitsverhältnisse spezifische Bedürfnisse und einen spezifischen Leidensdruck erzeugen, deren Befriedigung bzw. Bewältigung mit esoterischer Praxis zumindest scheinbar gelingt“ (S. 21). Esoterische Überzeugungen beruhten insofern nicht bloß auf mangelndem Wissen, sondern primär auf emotional aufgeladenen Wünschen. Martins und Kranemann weisen darauf hin, dass dies Konsequenzen für die politische Bildung habe: „Der politischen Bildung obliegt es als Fach, diese Gefühle zum Gegenstand der Auseinandersetzung zu machen und ebenfalls die verschwörungsideologischen Elemente der Esoterik als für diese systematisch zentral zu skizzieren“ (S. 26).
Philipp Wilhelm Kranemann widmet sich in seinem Kapitel der Astrologie, beschreibt deren Grundprinzipien wie das Denken in „Entsprechungen“ (S. 38) und legt dar, dass es sich bei der Astrologie um ein problematisches Weltbild handelt. Unter Verweis auf Adornos im US-Exil entstandene Studie „The Stars Down to Earth“ legt er dar, dass der Glaube an Astrologie sowohl narzisstische Bedürfnisse bedienen als auch zur Akzeptanz des gesellschaftlichen Status quo beitragen könne. Kranemann schließt seinen Beitrag mit Anregungen zur Thematisierung von Astrologie in der politischen Bildung.
Im Beitrag von Elivra Schmidt und Daniel Minkin wird die „Esoterische Paramedizin“ (S. 51) aus naturwissenschaftlicher und wissenschaftsphilosophischer Perspektive beleuchtet. Schmidt und Minkin identifizieren bestehende Probleme in der schulischen Auseinandersetzung mit der Paramedizin, wie die unkritische Thematisierung von Homöopathie in Lehrbüchern und die positive Haltung vieler Lehramtsstudierender gegenüber Paramedizin. Als Lösung schlagen sie ein siebenstufiges Modell vor, das dazu dienen soll, die Bewertungskompetenz von Schüler:innen in Bezug auf paramedizinische Verfahren zu fördern.
Einen Überblick über die historischen Einflüsse und die esoterischen Grundannahmen der Homöopathie liefert Udo Endruscheit. Dabei geht er u.a. auf die beiden Grundprinzipien, das Ähnlichkeitsprinzip und das Potenzierungsprinzip, ein. Schließlich kritisiert er „die nach wie vor existierende Verankerung der Homöopathie im deutschen Arzneimittel- und Sozialrecht“ (S. 68).
Anette Marohn stellt in ihrem Beitrag zwei Unterrichtsmodelle vor, die darauf abzielen, „das Verständnis von empirischer Wissenschaft [zu] stärken und Lernende für unwissenschaftliche Äußerungen [zu] sensibilisieren“ (S. 72). Sie veranschaulicht am Beispiel der Homöopathie die Einsatzmöglichkeiten des Unterrichtsmodells „choice²reflect“ zur Vermittlung von Wissenschaftskriterien sowie von „feil“ zur Förderung der Fähigkeit, verbreitete argumentative Fehlschlüsse zu identifizieren.
Nicole Kühle kritisiert, dass die Verbindung von Esoterik und Kunst im schulischen Unterricht nicht ausreichend reflektiert werde. Diese Verbindung zeigt sie am Beispiel Johannes Ittens auf. Itten leitete zeitweise den Vorkurs am Weimarer Bauhaus, war aber zugleich Anhänger der esoterischen Mazdaznan-Bewegung. Deren rassistische Ideologie verbreitete Itten in mindestens einem Vortrag, sie prägte außerdem in Teilen sein künstlerisches Werk, wie Kühle darlegt. Bis heute werde seine Farblehre im Kunstunterricht vermittelt, ohne dass dies thematisiert werde.
Ansgar Martins stellt mit der Theosophie und der Anthroposophie zwei der einflussreichsten esoterischen Strömungen des 20. Jahrhunderts vor. Beide Strömungen seien durch eine rassistische Kulturstufenlehre geprägt, böten aber nicht bloß rechte Anknüpfungsmöglichkeiten. So habe etwa das anthroposophische Gesellschaftsmodell der „Sozialen Dreigliederung“ (S. 97 ff.) die Grünen in ihrer Gründungsphase geprägt. Schließlich betont Martins, dass die Anthroposophie durch ihren eklektischen Charakter anpassungsfähig bleibe: „die Ideologie verändert sich mit ihren Absatzmöglichkeiten und -märkten“ (S. 100).
Auf die Waldorfpädagogik geht Ann-Kathrin Hoffmann in ihrem Beitrag ein. Hoffmann macht deutlich, dass die Waldorfpädagogik trotz variierender Ausrichtungen einzelner Schulen und Lehrkräfte sowie punktueller Modernisierungen nach wie vor maßgeblich von der anthroposophischen Lehre geprägt wird. So sei etwa der Unterricht weiterhin an Steiners Menschenkunde ausgerichtet.
Nadine Frei thematisiert die Prägung der „Querdenken“-Proteste durch esoterische Akteur:innen. Dabei legt sie einen Fokus auf das anthroposophische Milieu in Baden-Württemberg. Sie betont, dass Esoterik und Verschwörungsdenken strukturelle Ähnlichkeiten aufweisen. Die Teilnahme anthroposophischer Akteur:innen an den Protesten beruhte ihr zufolge allerdings weniger auf spezifischen esoterischen Überzeugungen als auf einer libertären Vorstellung von Freiheit. Dieses Freiheitsverständnis führte auch an Waldorfschulen zu Konflikten, während diese Schulen gleichzeitig „eine ideelle bzw. institutionelle Grundlage für die Proteste“ (S. 121) boten.
Moritz Maurer legt den Fokus auf digital verbreitete Verschwörungsmythen mit esoterischen Bezügen, insbesondere die „QAnon“-Bewegung. Er analysiert den messianischen Charakter dieser Verschwörungsideologie, die Donald Trump als Erlöser inszeniert, und beschreibt ihre Verbreitung in den USA und Deutschland. Maurer zeigt dabei auf, wie konspirituelle Inhalte durch popkulturelle Darstellungsweisen verbreitet werden. Man könne „von einer gegenseitigen Erhitzung zwischen Kulturindustrie und konspiritueller Szene sprechen, in der die beiden Seiten gegenseitig Ästhetiken, Topoi, Narrative etc. rezipieren“ (S. 129).
Helmut Zander vertritt in seinem Artikel „die These, dass Verschwörungserzählungen auch rational, insofern vernünftig sind“ (S. 134). Die Kritik an ihnen sollte es sich deshalb nicht zu leicht machen. Dies führt er am Beispiel Rudolf Steiners und des Anthroposophen Thomas Meyer aus, macht dabei allerdings auch deutlich, dass sich Verschwörungserzählungen von anderen Positionen z.B. dadurch unterscheiden, dass sie keine Gegenargumente gelten lassen, die das eigene Narrativ infrage stellen. Zuletzt weist Zander auf einige Aspekte hin, die beim Umgang mit esoterischen Verschwörungserzählungen beachtet werden sollten.
Julian Strubes Beitrag liefert einen Überblick über den Forschungsstand zum Verhältnis von Rechtsextremismus und Esoterik. Strube beschreibt, dass bestimmte esoterische Strömungen und Akteur:innen rechtsradikal sind und manche esoterische Ideen Anknüpfungspunkte für rechte Ideologien bieten können. Er macht allerdings auch deutlich, dass Esoterik nicht per se rechtsradikal ist, sondern dass es sich bei ihr um ein eigenständiges Phänomen handelt. Dabei weist er auch auf die historische Verbindung von linken und esoterischen Strömungen hin. Schließlich plädiert er für eine nuancierte und interdisziplinäre Herangehensweise, um die Verbindung von Esoterik und Rechtsextremismus adäquat zu erforschen.
Mit dem einflussreichen russischen Denker Alexander Dugin setzt sich Paul Klingenberg auseinander. Zunächst stellt er die Grundzüge von Dugins antimoderner politischer Ideologie vor und zeigt auf, dass Dugin ideell durch die Mitgliedschaft im rechtsesoterischen Yuzhinski-Kreis geprägt wurde. Im Anschluss erläutert Klingenberg den Einfluss von Julius Evola, René Guénon und Martin Heidegger auf Dugins Werk.
Anna Weers stellt die aus Russland stammend Anastasia-Bewegung vor, die auf eine Romanreihe des Autors Wladimir Megres zurückgeht und die sich inzwischen auch in Deutschland verbreitet. Weers zeigt auf, dass sich in den Büchern eine Romantisierung des vermeintlich einfachen und ursprünglichen Landlebens mit esoterischen Elementen sowie extrem rechten Position vermischen. Anhand von Textstellen belegt sie den völkischen, rassistischen, sexistischen und antisemitischen Charakter der Bewegung.
Magdalena Marsovszky legt schließlich dar, dass sich die ungarische Regierung um Viktor Orbán auf esoterische Versatzstücke bezieht. Ihre Politik richte sich aus an „einer apokalyptischen Erlösungserwartung und der Vision einer neuen ‚ario-sakralen‘ Weltordnung, in der die Magyaren eine aktive Rolle einnehmen“ (S. 177). Dieses Weltbild sei durch Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus geprägt, das angestrebte Ziel sei ethnische Homogenität. Konkrete politische Folgen dieses Weltbilds ließen sich etwa im 2010 erneuerten Staatsbürgerschaftsgesetz, im 2012 erneuerten Grundgesetz sowie in der Bildungs- und Kulturpolitik ausmachen, die u.a. ariosophische Positionen fördert.
Diskussion
Der Sammelband stellt verschiedene esoterische Strömungen und Ideen vor. Besonders positiv hervorzuheben ist dabei, dass neben bekannten Phänomenen wie der Astrologie, Anthroposophie und Homöopathie auch weniger bekannte esoterische Strömungen und Akteur:innen thematisiert werden (z.B. die Mazdaznan-Bewegung und der Yuzhinski-Kreis). Dadurch gelingt es dem Sammelband, ein facettenreiches Bild der Esoterik zu zeichnen. Dazu tragen auch die unterschiedlichen disziplinären Hintergründe der Beitragenden bei, die in ihren Beiträgen verschiedene Perspektiven auf das Phänomen eröffnen.
Der starke inhaltliche Fokus auf Anthroposophie und Homöopathie, die in insgesamt sieben Beiträgen schwerpunktmäßig behandelt werden, ist zwar nachvollziehbar, da es sich hierbei um in Deutschland besonders präsente Strömungen handelt. Dennoch führt diese starke Gewichtung teilweise zu inhaltlichen Redundanzen. Dies gilt auch für die in vielen Beiträgen wiederholte Erläuterung des Konzepts der „Conspirituality“, also der Verbindung von Esoterik mit Verschwörungsdenken. Stattdessen hätte eine noch breitere Auswahl von esoterischen Akteur:innen, Praktiken und Ideen den Sammelband bereichern können.
Positiv hervorzuheben ist, dass Kranemanns Beitrag zur Astrologie und Maurers Beitrag zu QAnon die digitale und popkulturelle Verbreitung der Esoterik thematisieren. Trotzdem wäre für den gesamten Sammelband eine noch stärkere Fokussierung auf esoterische Phänomene wie „Lichtnahrung“, „Heilsteine“, „Wasserenergetisierung“, „Geldmaterialisierung“, „Orgon“, Tarotkarten oder „Witchtok“, wie sie derzeit auf Social-Media-Plattformen grassieren, nicht nur für die wissenschaftliche Analyse, sondern auch für die politische Bildung von großem Interesse gewesen. Denn für Kinder und Jugendliche dürften Social-Media-Plattformen wie Instagram und TikTok derzeit die wichtigsten Zugänge zu esoterischem Gedankengut darstellen. Insofern sind auch Lehrkräfte, politische Bildner:innen und Sozialarbeiter:innen in ihrer Arbeit potenziell mit diesen Inhalten konfrontiert.
Insbesondere die Verbindung von Esoterik und Antisemitismus, wie sie etwa in der Analyse der Anastasia-Bewegung (Weers) thematisiert wird, stellt eine wertvolle und notwendige Perspektive dar, die in der Esoterikforschung bislang zu wenig thematisiert wurde. Zugleich wäre eine noch intensivere Auseinandersetzung mit antisemitischen Elementen in anderen esoterischen Bewegungen, etwa der Anthroposophie, wünschenswert gewesen. So wird zwar bei Hoffmann kurz auf den antisemitischen Gehalt von Steiners Antimaterialismus hingewiesen (S. 109), der aber leider in keinem der Beiträge zur Anthroposophie weiter ausgeführt wird.
Aufschlussreich ist die Herausarbeitung der gesellschaftlichen und politischen Dimensionen der Esoterik. Mehrere Beiträge machen deutlich, dass Esoterik nicht, wie oft angenommen, ein unpolitisches Phänomen ist, sondern immer wieder auch konkreten Einfluss auf politische Bewegungen ausübt, wie am Beispiel der Grünen in Deutschland (Martins), der Alt-Right in den USA (Maurer) sowie der ungarischen Regierung (Marsovszky) gezeigt wird.
Positiv hervorzuheben ist auch die Verbindung von Esoterik- und Gesellschaftskritik. Esoterik wird nicht als rein individuelles Phänomen betrachtet, sondern als Ausdruck gesellschaftlicher Strukturen und Bedürfnisse begriffen. Besonders gewinnbringend erscheint hierfür der Bezug auf Arbeiten der Kritischen Theorie und der psychoanalytischen Sozialpsychologie zur Erklärung der sozialen und psychischen Funktionen von Esoterik, wie etwa in der Einleitung von Martins und Kranemann. Gleichwohl wären auch hier weitergehende Ausführungen etwa zum projektiven Gehalt esoterischer Überzeugungen und zur Frage, ob und inwieweit dabei mögliche narzisstische Omnipotenzphantasien eine Rolle spielen, wünschenswert gewesen.
Inhaltlich wird leider nicht immer deutlich, worin der konkrete Bezug der einzelnen Beiträge zur politischen Bildung besteht. Die Aufsätze schwanken zwischen allgemeiner Darstellung esoterischer Strömungen, spezifischen Einzelaspekten, Verweisen auf soziale und psychische Funktionen der Esoterik und konkreten pädagogischen Vorschlägen. Dabei kommen pädagogische Konzepte insgesamt vielleicht etwas zu kurz. Möglicherweise ist dies aber auch Ausdruck eines grundsätzlich bestehenden Problems, welches bspw. Kranemann beschreibt: „Die politische Bildung steht mit der Auseinandersetzung mit Esoterik erst am Anfang“ (S. 46). Der Band liefert zu dieser Auseinandersetzung einen ersten wichtigen Beitrag.
Diese kleineren Kritikpunkte ändern jedoch nichts an der insgesamt sehr hohen Qualität des Sammelbandes und der in ihm vertretenen Perspektiven. Der Band leistet einen wichtigen Beitrag zur pädagogischen Auseinandersetzung mit Esoterik und ihren gesellschaftlichen Auswirkungen. Dabei bietet er einen umfassenden Überblick über relevante esoterische Strömungen, Akteur:innen und Positionen sowie pädagogische Anregungen zur Thematisierung von Esoterik. Durch seine kurzen und voraussetzungsarmen Texte ermöglicht das Buch einen niedrigschwelligen und dennoch fundierten Zugang zur Thematik. Der Band sei deshalb insbesondere Lehrkräften, politischen Bildner:innen, Sozialarbeiter:innen und an der Thematik Interessierten empfohlen. Durch die Fülle der versammelten Perspektiven und die zahlreichen Literaturhinweise ist seine Lektüre jedoch auch für Wissenschaftler:innen gewinnbringend, die bereits partielles Vorwissen zur Esoterik mitbringen.
Fazit
Der sehr empfehlenswerte Sammelband Esoterik in der politischen Bildung bietet einen umfassenden und leicht zugänglichen Überblick über zentrale esoterische Strömungen, Akteur:innen und Ideen. Neben bekannten Themen wie Astrologie, Anthroposophie und Homöopathie beleuchten die Beiträge auch weniger bekannte Strömungen und zeigen Verbindungen zwischen der Esoterik und Verschwörungsideologien sowie antidemokratische Tendenzen der Esoterik auf. Zugleich liefert der Band praktische Impulse für die pädagogische Auseinandersetzung mit Esoterik und stellt damit eine wertvolle Ressource für Lehrkräfte, die politische Bildung und die Sozialarbeit dar.
Rezension von
Jonas Hessenauer
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Tikvah Institut (Berlin)
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Es gibt 1 Rezension von Jonas Hessenauer.
Zitiervorschlag
Jonas Hessenauer. Rezension vom 03.01.2025 zu:
Ansgar Martins, Philipp Wilhelm Kranemann (Hrsg.): Esoterik in der politischen Bildung. Wochenschau Verlag
(Frankfurt am Main) 2024.
ISBN 978-3-7344-1647-7.
Reihe: Wochenschau Wissenschaft.
In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/32981.php, Datum des Zugriffs 19.01.2025.
Urheberrecht
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