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Fritz Renner: Imaginative Techniken

Rezensiert von Inge-Marlen Ropers, 18.06.2025

Cover Fritz Renner: Imaginative Techniken ISBN 978-3-8017-3073-4

Fritz Renner: Imaginative Techniken. Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG (Göttingen) 2024. 86 Seiten. ISBN 978-3-8017-3073-4. D: 24,95 EUR, A: 25,70 EUR, CH: 33,66 sFr.
Reihe: Standards der Psychotherapie - 15.

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Thema

In der Psychotherapie lassen sich imaginative Techniken störungsübergreifend auf vielfältige Weise diagnostisch und therapeutisch einsetzen. Das Buch beschreibt verschiedene, primär verhaltenstherapeutisch orientierte Techniken und stellt den aktuellen Forschungsstand zur Indikation und Wirksamkeit imaginativer Techniken praxisnah dar.

Autor

Dr. Fritz Renner, geb. 1982, Studium der Psychologie in Maastricht, NL, 2009 University of Pennsylvania, wiss. Mitarbeiter an den Universitäten Maastricht/​Clinical Psychological Science und Cambridge/MRC Cognition and Brain Sciences Unit. Seit 2018 Leiter einer Nachwuchsforschungsgruppe Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie am Institut für Psychologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Approbierter Psychologischer Psychotherapeut (Verhaltenstherapie). Leiter der Ambulanz für Erwachsene am Psychotherapiezentrum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Entstehungshintergrund

Das Werk ist erschienen bei Hogrefe in der Reihe Standards in der Psychotherapie, Band 15, die herausgegeben wird von Prof. Dr. Martin Hautzinger, Prof. Dr. Tania Lincoln, Prof. Dr. Jürgen Markgraf, Prof. Dr. Winfried Rief und Prof. Dr. Brunna Tuschen-Caffier.

Aufbau

  1. Einführung
  2. Theoretische Grundlagen
  3. Indikation und Diagnostik
  4. Interventionen und Behandlungsverfahren
  5. Empirische Evidenzen, Effektivität und Prognose
  6. Fallbeispiel
  7. Kompetenzziele und Kontrollfragen
  8. Anhang

Zusätzliche Strukturierung:

Kurzkommentare und Definitionen am Rand jedes Textabsatzes auf allen Seiten des Buches geben Struktur und Orientierung. Merksätze werden hervorgehoben. Beispiele, wie das zu entspannungsorientierter Imagination oder zur Bildtransformation bei negativem Selbstbild u.a.m., sind zusätzlich gerahmt. Gekennzeichnete Beispiele aus der Anwendung der Imaginativen Technik, inklusive ausführlicher konkreter Anleitungen sowie mehrere Tabellen im Verlaufe des Buches und im Anhang, komplettieren das Buch.

Inhalt

1. Einführung

Eine kurze imaginierte Hinführung gleich zu Beginn zum Haus der eigenen Kindheit bringt die Leserin, den Leser unmittelbar ins eigene Erleben und zum Verständnis der psychischen Fähigkeit des bildhaften Denkens bzw. des Wahrnehmens innerer Bilder in Abwesenheit externer sensorischer Stimuli.

Die Rolle, sowohl spontaner als auch willentlich hervorgerufener, sowie die gezielt evozierter mentaler Bilder, in der Psychopathologie und Psychotherapie, wird erläutert.

In einem komprimierten informativen Abriss über Entwicklungen, Formen und den Stellenwert imaginativer Techniken in der Psychotherapie von 1960 bis heute wird informiert.

Die Ziele des Buches werden benannt: umfassende Übersicht störungs- und verfahrensübergreifender Einsätze imaginativer Techniken in der Psychotherapie; Vorstellung von Ansätzen auch außerhalb der Verhaltenstherapie; sowie konkreter imaginativer Techniken für verschiedene Therapiephasen, Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Interventionen; Einbettung in therapeutische Gesamtkonzepte und -prozesse, Hypothesen sowie empirische Befunde zu den jeweiligen Wirkprinzipien.

2. Theoretische Grundlagen

Auf grundlegende theoretische Modelle für die praktisch-therapeutische Anwendung wird näher eingegangen. Häufig auftretende problematische Bilder bei spezifischen Störungen werden im Überblick in einer Tabelle dargestellt.

3. Indikation und Diagnostik

Je nach Therapieziel und Störung können verschiedene imaginative Techniken spezifiziert und schwerpunktmäßig (in Gruppen, stationär, ambulant) angewendet werden. Emotionen können mit Hilfe ihres Einsatzes aktiviert, reguliert und verändert werden.

Diagnostische Verfahren

Die Verfasser verweisen darauf, dass Menschen sich im bildlichen Denken im Alltag voneinander unterscheiden. Auf der Grundlage mehrerer Quellen wird diese These untermauert. Diagnostisch gehe es darum, die Imaginationsneigung und-fähigkeit zu erfassen und zu fördern. Vorgehensweisen dafür werden empfohlen. Gleichzeitig wird die Notwendigkeit der Einnahme einer akzeptierenden Haltung den erreichten Möglichkeiten gegenüber betont sowie angeraten, diese auch dem Patienten zu vermitteln.

Im Rahmen der Diagnostik verweisen die Autoren u.a. auf die Erfassung intrusiver mentaler Bilder nach traumatischen Erlebnissen mittels der Impact of Event Scale (IES-R; Weiss und Marmar, 1997) als ein Selbstbeurteilungsverfahren zur Messung posttraumatischer Belastungsreaktionen. Im Weiteren wird der Einsatz der Affektbrücke zur Aufdeckung von Zusammenhängen zwischen belastenden Erlebnissen und aktuellen Gefühlen beschrieben. In mehreren Tabellen und Abbildungen werden ein Protokoll zur Erfassung von Vorstellungsbildern, sowie Fragen und ein Diagramm zum Erstellen einer Mikroanalyse (modifiziert nach Hales et al., 2015) angeboten.

4. Interventionen und Behandlungsverfahren

In diesem umfangreichsten Kapitel des Buches verweisen die Autoren zunächst auf die Notwendigkeit der sorgfältigen Vorbereitung der Patienten auf den Einsatz imaginativer Techniken in der Psychotherapie. In Form kurzer hervorgehobener Textpassagen werden Formulierungsbeispiele und Anknüpfungspunkte, zum Beispiel zu verbreiteten und meist bekannten Imaginationsübungen für Profisportler, dazu gegeben.

Hervorgehoben wird die Notwendigkeit einer stabiler sicherheitsvermittelnden Patienten-Therapeuten-Beziehung und ihrer Ausgestaltung.

Weiter wird die Durchführung der Technik erläutert und vorweg auf mögliche Probleme, wie emotionaler Vermeidung oder genereller Vorbehalte gegen imaginatives Arbeiten eingegangen. Auf siebenundzwanzig Seiten werden dann anschaulich die verschiedenen imaginativen Techniken und ihre Zielorientierungen vorgestellt: Imaginative Techniken zur Entwicklung und Förderung emotionaler Kompetenz; Techniken zur Entwicklung und zum Aufbau positiver Gefühle; solche zur Reduktion und Transformation negativer Gefühle; sowie Techniken in störungsspezifischen kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlungsmanualen. Schließlich gibt es noch einen „Blick über den Tellerrand“ mit dem Hinweis von Einsatzmöglichkeiten in anderen Therapieschulen und Verfahren, wie der Katathym Imaginativen Psychotherapie, der Psychodynamisch-Imaginativen Traumatherapie (PITT) nach Reddemann, sowie des Eye Movement Desensitization an Reprocessing (EMDR), die jeweils kurz mit ihren Ansätzen beschrieben werden.

5. Empirische Evidenzen, Effektivität und Prognose

Aufgeteilt in die drei Hauptkategorien von Entwicklung und Förderung emotionaler Kompetenzen, Entwicklung und Aufbau positiver Gefühle sowie Reduktion und Transformation negativer Gefühle werden die jeweiligen Studienergebnisse erläutert und im Fazit zusammengefasst.

6. Fallbeispiel

Die Anwendung einer ausgewählten Imagination aus Kapitel 4 wird hier mit Hilfe eines beispielhaften Transcripts der Sitzung Schritt für Schritt abgebildet.

Das Buch schließt mit umfangreichen Literaturangaben (Kapitel 7) und einem Überblick zu den möglichen Kompetenzen, die durch die Lektüre des Buches erlangt werden können, sowie dem Angebot von 10 Multiple Choice-Lernkontrollfragen im Kapitel 8.

Im Anhang (Kapitel 9) finden sich ein Patienten-Selbsteinschätzungsbogen zur Erfassung der Lebhaftigkeit und der emotionalen Beteiligung durch mentale Bilder; ein Spaltenprotokoll zur Erfassung von Vorstellungsbildern und ihrer auslösenden Situationen, Gedanken, Gefühle und Bedeutung; eine Anleitung für Therapeutinnen und Therapeuten zur Vor- und Nachbesprechung einer Imaginationsübung; eine schrittweise Anleitung einer imaginativen Entspannungsübung; ein Wochenplan für die Imaginative Aktivitätsplanung nebst Anleitung sowie einer Anleitung zum Imaginativen Überschreiben.

Diskussion

Das Ziel des Autors, eine umfassende Übersicht zum störungs- und verfahrensübergreifenden Einsatz imaginativer Techniken in der Psychotherapie mit einem Schwerpunkt in der Verhaltenstherapie zu geben, ist gelungen. Es geht hier also nicht um die Eröffnung von Neuem oder gar die Lesenden Überraschendem. Gleichwohl ist die Darstellung des Bestehenden auf 77 Seiten durch grafisch abwechslungsreich dargestellte gut verständliche Texte und praktisch hilfreiche Falldarstellungen, konkrete Anleitungen und dabei sorgfältiger Quellenbelegungen für Interessierte, insbesondere Neueinsteigende, ein Gewinn.

Fazit

Das vorliegende Buch stellt eine fundierte komprimierte Übersicht über den Einsatz imaginativer Technik im störungs- und verfahrensübergreifenden Einsatz der Psychotherapie, insbesondere der Verhaltenstherapie dar. Vor allem für Neueinsteigende ist es sicherlich von besonderem Wert dank seiner zusätzlichen konkreten Anleitungen und Beispiele.

Rezension von
Inge-Marlen Ropers
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Es gibt 5 Rezensionen von Inge-Marlen Ropers.

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ISSN 2190-9245