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Jens Rieger, Katrin Sen et al. (Hrsg.): Handbuch Soziale Arbeit, Nachhaltigkeit und Transformation

Rezensiert von Prof. Dr. Andrea Warnke, 22.04.2025

Cover Jens Rieger, Katrin Sen et al. (Hrsg.): Handbuch Soziale Arbeit, Nachhaltigkeit und Transformation ISBN 978-3-7799-7878-7

Jens Rieger, Katrin Sen, Martin Staats, Stephanie Stocker, Dirk Wassermann (Hrsg.): Handbuch Soziale Arbeit, Nachhaltigkeit und Transformation. Beltz Juventa (Weinheim und Basel) 2024. 646 Seiten. ISBN 978-3-7799-7878-7. D: 98,00 EUR, A: 100,80 EUR.
Reihe: Lebensqualität, Holismus und Nachhaltigkeit in der Sozialen Arbeit - 1.

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Thema

Das Handbuch ist ein Grundlagenwerk, das sowohl Bezüge zur Profession (z.B. Handlungsfelder, Berufspolitik) als auch zur Disziplin (z.B. Forschung und Lehre) herstellt. Weiterhin erfolgt eine Verknüpfung mit zivilgesellschaftlichen sowie politischen Fragestellungen bzw. Diskursen. Nachhaltiges Handeln wird als Ziel und Auftrag der Sozialen Arbeit herausgestellt und mit theoretischen Inputs, Best-Practice-Beispielen sowie eigenen Erfahrungen dargestellt. Nachhaltigkeit ist dabei einerseits Gegenstand wissenschaftlicher Reflexion, andererseits erfolgt die Darstellung und Diskussion wie eine sinnvolle Umsetzung möglich sein könnte. Gleichzeitig wird die Komplexität und „flexible Verwendung“ von Nachhaltigkeit im Kontext Sozialer Arbeit dargestellt – so reichen die Themen von Nachhaltigkeit in der Kinder- und Jugendhilfe über Inklusion, Gemeinwesenarbeit, Gesundheitsberatung und Public Health bis hin nachhaltiger Personalentwicklung.

Herausgeber*innen

Prof. Dr. Dirk Wassermann ist Soziologe, Sozialpädagoge sowie Gesundheitswissenschaftler und lehrt an IU Internationale Hochschule am Campus Bremen.

Prof.in Dr.in Okka Zimmermann lehrt Soziale Arbeit an der IU Internationale Hochschule am Campus Braunschweig und ist parallel Postdoc am Institut für Soziologie der Technischen Universität Braunschweig.

Prof. Dr. Jens Rieger ist Diplom-Sozialwissenschaftler und promovierter Politologe. Er ist Professor für Soziale Arbeit an der IU Internationale Hochschule in Hannover.

Prof.in Dr.in Stephanie Stocker ist promovierte Ethnologin und Professorin für Soziale Arbeit an der IU Internationale Hochschule am Standort Mannheim.

Prof.in Dr.in Katrin Sen ist promovierte Erziehungswissenschaftlerin und lehrt an der IU Internationale Hochschule in Frankfurt a.M.

Prof Dr. Martin Staats ist Professor für Soziale Arbeit an der IU Internationale Hochschule. Er ist Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Thüringen.

Prof.in Dr.in Maria Burschel ist Soziologin und an der IU Internationale Hochschule Professorin für Soziale Arbeit.

Entstehungshintergrund

Das Herausgeber*innenwerk gehört zur Reihe „Lebensqualität, Holismus und Nachhaltigkeit in der Sozialen Arbeit“, die von Martin Staats herausgegeben wird. Das vorliegende Herausgeber*innenwerk entstand im Rahmen der Arbeitsgruppe „Soziale Arbeit und Nachhaltigkeit“, in der sich Professor*innen der IU – Internationale Hochschule im Sommer 2022 zusammenfanden.

Aufbau

Das über 600-seitige Handbuch umfasst neben einer Einführung insgesamt acht Teile.

Prolog (Martin Staats, Stephanie Stocker, Katrin Sen, Maria Burschel, Jens Rieger, Okka Zimmermann, Dirk Wassermann)

Klimawandel, nachhaltige Entwicklung und Soziale Arbeit. Eine Einführung (Dirk Wassermann)

Teil 1: Theoretische Grundlagen

Globale Bewegungen für Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit: Geschichte und Zukunft ökosozialer Transformation in der internationalen Sozialen Arbeit (Andrea Frieda Schmelz)

Die Rolle(n) der Sozialen Arbeit im Konzept der Großen Transformation. Ein Überblick (Carmen Torchalla)

Westlicher Lebensstil, Nachhaltigkeit und das Menschenbild der Sozialen Arbeit (Thomas Bek)

Sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung: Diskurse, Paradigmen, Perspektiven (Oliver Bierhoff)

Soziale Arbeit auf dem Weg aus der Nichtnachhaltigkeit in der Nachhaltigkeit (Martin Stummbaum, Kirsten Rusert)

Teil 2: Herausforderungen

Soziale Arbeit zwischen Nachhaltigkeit und ökonomischer Funktionalität. Zu den Widersprüchen in einer wichtigen Debatte (Konrad Reinisch)

Verzicht muss man* sich leisten können. Eine ungleichheitsinformierte Perspektive auf Armut und Klassismus im Kontext von Nachhaltigkeit (Anja Kerle)

Klasse, Klassismus und Klimagerechtigkeit (Alexandra Rau)

Narzissmus als soziale Herausforderung für die nachhaltige Transformation (Maria Burschel)

Adultismus- und sexismuskritische Praxis als nachhaltige Förderung sozialer Gerechtigkeit (Jana Senger, Nadine Fiebig)

Teil 3: Bildung und Nachhaltigkeit

Bildung neu denken? Soziale Arbeit und der neue Bildungsanspruch im Anthropozän (Ina Kaul)

Soziale Arbeit als Profession für Nachhaltigkeit und BNE (Johannes Verch)

Bildung für nachhaltige Entwicklung in der disziplinären Theoriebildung der Sozialen Arbeit (Regine Müller)

Global Sessions – ein internationales Netzwerk von Hochschulen im Kontext der SDGs (Angelika Iser, Esther Bussmann, Katja Stoppenbrink)

Bildung für nachhaltige Entwicklung. Chancen, Herausforderungen, Implikationsmöglichkeiten für die stationäre Kinder- und Jugendhilfe (Tim Isenberg, Manuel Niemann)

Politische Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Sozialen Arbeit (Michael Görtler)

Naturbezogene Sportsozialarbeit (NaSa) und Nachhaltigkeit. Ein bewegungsorientierter und nachhaltiger Zugang der Sozialen Arbeit (Sandra Mirbek, Frank Francesco Brink)

Umweltgerechtigkeit, Naturerfahrungen und Umweltbildung im Kontext einkommensschwacher urbaner Milieus (Norbert Frieters-Reermann, Laura Marten Harter)

Teil 4: Nachhaltigkeitsaspekte für die Kinder- und Jugendhilfe

Kinder, Kinderrechte und Agency in der Klimakrise. Ansatzpunkte für Soziale Arbeit (Magdalene Schmid)

Erwartungen an Sozialarbeiter:innen zum Klimawandel in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (Yannick Liedholz)

Kindeswohlgefährdung und Kinderschutz im Spannungsfeld der Klimakrise als Handlungsauftrag für die Soziale Arbeit (Philipp Terstappen, Solveigh Ellinghaus, Lilly Eberhard)

Diskriminierungsverhalten gegenüber Kindern und Jugendlichen – (politische) Machtverhältnisse auf den Kopf gestellt! Soziale Arbeit ist (schon) nachhaltig! (Marie Wissig, Nikias Obitz)

Klimawandel und Strafrecht – Wer wird eigentlich bestraft? (Maren Burkhardt)

Schulsozialarbeit, BNE und Nachhaltigkeit (Angelika Iser)

Teil 5: Nachhaltigkeit für Gemeinwesen und Sozialräume

Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Sozialen Arbeit. Einrichtungsbezogene Umsetzungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen im kommunalen Raum (Maria Albrecht, Jörg Eulenberger)

Gemeinwesenarbeit und ihr Beitrag zu nachhaltigen Entwicklungen (Janine Birwer, Maria Bitzan, Lothar Stock, Claudia Stracke-Baumann, Hannah Wachter, Sabine Stövesand)

Benachteiligte Quartiere für mehr Nachhaltigkeit – Potenziale im Rahmen von Gemeinwesenarbeit (Katrin Sen)

Mit datenbasiertem kommunalen Bildungsmanagement zur nachhaltigen Sozialraumentwicklung in der Sozialen Arbeit (Ronald Langner, Eva Schmiedeberg)

Netzwerkberatung und Soziale Arbeit. Nachhaltige Regionalentwicklung als Professionalisierungselement der Sozialen Arbeit (Marc-André Heidelmann)

Teil 6: Nachhaltigkeit mit Blick auf Familie, Inklusion, Migration

Familie, Familienerziehung und Nachhaltigkeit – Ansatzpunkte für die Soziale Arbeit (Matthias Euteneuer)

Inklusive Nachhaltigkeit als Thema der Sozialen Arbeit – Menschen mit Behinderungen im Fokus (Frank Francesco Birk, Sandra Mirbek)

Soziale Arbeit und die Migrationsziele der SDGs (Fady Guirgis)

Freie Wohlfahrtspflege und Nachhaltigkeit (Björn Görder)

Teil 7: Gesundheit und Nachhaltigkeit

Public Health, Nachhaltigkeit und Soziale Arbeit. Konzepte, Konflikte, Handlungsaufträge (Aleks Cirstea, Lena Pöhlmann, Daniel Rottke)

Handlungsmethoden Sozialer Arbeit zu Klimagerechtigkeit und Gesundheit in Städten (Christian Schröder)

Nachhaltigkeitssensible Gesundheitsförderung und -beratung in der Sozialen Arbeit. Ethische und praktische Überlegungen (Sebastian Laukötter, Milena Jostmeier, Swantje Notzon)

Teil 8: Nachhaltige Finanzierung und Personalentwicklung

Nachhaltige Personalentwicklung in Organisationen der Sozialen Arbeit (Lisa Marie Erlemann, Ella Stelmaszyk)

Finanzierung von sozialer Nachhaltigkeit in der Sozialen Arbeit – Fundraising als Chance? (Johannes Stephens)

Epilog (Okka Zimmermann, Jens Rieger, Maria Burschel, Katrin Sen, Stephanie Stocker, Martin Staats)

Inhalt

Nachhaltigkeit beinhaltet „weit mehr als den verantwortungsbewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen und umfasst bspw. ökonomische und gesellschaftliche Herausforderungen, wie die Exploration alternativer Wirtschaftssysteme und die Herstellung sozialer Gerechtigkeit“ (S. 11).

Im Rahmen der Sozialen Arbeit durchdringt dieses Thema viele Handlungsfelder und somit auch Methoden. Nicht zuletzt ist es Gegenstand diversen Forschungsvorhaben in diesem Kontext.

Die Herausgeber*innen konstatieren im Prolog: „Nachhaltiges Handeln in der Sozialen Arbeit ist nicht nur ein vielfach formuliertes Ziel bei der Gestaltung pädagogischer Konzepte der Kinder- und Jugendhilfe, sondern ebenso Querschnittsthema in der klinischen oder internationalen Sozialen Arbeit und findet Anwendung im Beratungskontext, in der Gruppenarbeit sowie in sozialraumorientierten Projekten. Nachhaltigkeit hat sich zu einem universellen Handlungsprinzip entwickelt und um dieses zu verwirklichen, richten sich sozialarbeiterische Ansätze an die Zivilgesellschaft, politische Entscheidungsträger und global bedeutende Akteur*innen“ (S. 11).

Wassermann widmet sich in seinem einführenden Beitrag dem Klimawandel – ein Problem, das auch für Flüchtlingsbewegungen („Klimaflucht“) mit verantwortlich ist. Klimawandel ist also auch ein Thema für die Menschenrechtsprofession „Soziale Arbeit“ – doch im aktuellen Diskurs findet man diese Profession resp. Fachwissenschaft bisher kaum.

Teil 1 Theoretische Grundlagen des Sammelbands beginnt mit einem Beitrag zu Globale Bewegungen für Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit: Geschichte und Zukunft ökosozialer Transformation in der internationalen Sozialen Arbeit. Schmelz führt dazu zunächst die historischen Entwicklungslinien für den Bereich Umweltbewegungen und Soziale Arbeit aus. So beschreibt sie, dass bereits Jane Addams und Kolleginnen Ende des 19. Jahrhunderts als „garbage ladies“ Vorreiterinnen städtischer Abfallbewirtschaftung und gesundheitsförderlicher Umweltbedingungen waren (S. 37). Im Verlauf des Beitrags werden auch internationale ökosoziale Konzepte und Diskurs vorgestellt, so z.B. Green Social Work und Green Belt Movement (Lernen vom Globalen Süden).

Teil 2: Herausforderungen beinhaltet u.a. den Beitrag Verzicht muss man* sich leisten können. Eine ungleichheitsinformierte Perspektive auf Armut und Klassismus im Kontext von Nachhaltigkeit von Anja Kerle. Extremer Armut entgegenzuwirken ist eines der wichtigsten Nachhaltigkeitsziele, wie auch der Bericht der UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung konstatiert (S. 128). Die Autorin zeigt die Verbindung zwischen ökologischen und sozialen Fragestellungen auf. Klassismus wird dabei definiert als „Benachteiligung, Marginalisierung, Abwertung und Ausbeutung von Menschen aus der Arbeiter*innen- und Armutsklasse“ (S. 130). Beispiele die benannt werden: – schlecht isolierte Wohnungen bedingen Temperaturbelastungen bei Hitzewellen im Sommer; – wohnungslose Menschen sind extremen Wetterlagen wie Kälte, Hitze, Starkregen ausgesetzt.

Für Teil 3: Bildung und Nachhaltigkeit des Handbuchs sei beispielhaft der Beitrag von Johannes Verch Soziale Arbeit als Profession für Nachhaltigkeit und BNE (Bildung für Nachhaltige Entwicklung) herausgegriffen. Definiert wird BNE als „Bildung, die Menschen zu zukunftsfähigen Denken und Handeln im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung befähigt“ (S. 203). Die Prinzipien des BNE korrespondieren laut Verch mit den Prinzipien bzw. der Definition von Sozialer Arbeit.

Der Beitrag von Terstappen et al. Kindeswohlgefährdung und Kinderschutz im Spannungsfeld der Klimakrise als Handlungsauftrag für die Soziale Arbeit ist dem 4. Teil Nachhaltigkeitsaspekte für die Kinder- und Jugendhilfe zugeordnet. Terstappen et al. führen aus, dass junge Menschen perspektivisch stärker von der Klimakrise betroffen sind/sein werden – da sie häufiger mit Extremwetterereignissen konfrontiert sein werden als vorherige Generationen. Die Folgen sind nicht nur gesundheitliche Beeinträchtigungen, sondern auch der Verlust von Lebensräumen (z.B. durch Überschwemmungen). Die Autor*innen sehen die Notwendigkeit der „Ausgestaltung eines Klimaschutz-Kinderschutz-Auftrags für die Soziale Arbeit“ (S. 346).

Teil 5 widmet sich dem Bereich Nachhaltigkeit für Gemeinwesen und Sozialräume. Katrin Sen führt in ihrem Beitrag Benachteiligte Quartiere für mehr Nachhaltigkeit – Potenziale im Rahmen von Gemeinwesenarbeit stellt die Frage: „Inwiefern wird v.a. in sogenannten benachteiligten Quartieren Nachhaltigkeit bereits gelebt und die die Gemeinwesenarbeit gefördert?“ (Seite 429) Beispielhaft werden Projekte benannte, so z.B. Food-Sharing, Fahrradwerkstatt, Nachbarschaftsgarten, Nähwerkstätten und Müllbeseitigung. Sen konstatiert abschließend, dass „bereits Projekte zur Förderung einer nachhaltigen Lebensweise in sogenannten benachteiligten Quartieren etabliert sind. Diese aber tragen meistens weniger das Label Nachhaltigkeit nach außen und die Bewohner*innen handeln voraussichtlich nicht immer vordergründig aus einem ökologischen Bewusstsein heraus, sondern aufgrund knapper finanzieller Ressourcen …“ (S. 438).

Teil 6: Nachhaltigkeit mit Blick auf Familie, Inklusion, Migration: Frank Francesco Birk und Sandra Mirbek widmen sich dem Thema Inklusiven Nachhaltigkeit als Thema der Sozialen Arbeit. Menschen mit Behinderungen gehören zu den vulnerablen Gruppen. „Ökologische Krisen (z.B. Waldsterben, Luftverschmutzung) können bei Menschen mit Behinderungen zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands führen“. Anderseits können auch Verletzungen aufgrund einer klimabedingten Katastrophe eine Behinderung verursachen (S. 491). Die Autor*innen stellen u.a. exemplarische Interventionen im Kontext von iBNE (inklusive Bildung für Nachhaltige Entwicklung) vor (S. 496ff) sowie internationale Maßnahmen zu iBNE mit Fokus auf Menschen mit Behinderungen (S. 498ff).

Teil 7: Gesundheit und Nachhaltigkeit: Laukötter et al. beschäftigen sich mit dem Bereich Nachhaltigkeitssensible Gesundheitsförderung und -beratung in der Sozialen Arbeit. Durch Klimawandel und Umweltzerstörung wird die Gesundheit gefährdet resp. beeinträchtigt. Dies erfordert eine Ausweitung von Gesundheitsberatung und -förderung um eine ökologische – klimasensible – Dimension (S. 572). Die Autor*innen führen aus: „Die um Nachhaltigkeitsthemen erweiterte Gesundheitsberatung hat somit verschiedene Zielperspektiven, nämlich die Erzielung (externer) Nachhaltigkeitseffekte (Handeln der beratenden Person in Bezug auf Nachhaltigkeit verbessert sich) sowie den Aufbau (interner) Gesundheitskompetenzen der beratenden Person zum Umgang mit ökologischen Veränderungen wie etwa den Folgen des Klimawandels“ (S. 573).

Teil 8: Nachhaltige Finanzierung und Personalentwicklung: Nachhaltige Personalentwicklung in Organisationen der Sozialen Arbeit ist der Titel des Beitrags von Lisa Marie Erlemann und Ella Stelmaszyk. Nachhaltige Personalentwicklung (NPE) ist relevant, auch mit Blick auf den Fachkräftemangel. Die Autorinnen stellen den Einfluss des Klimawandels auf die Arbeit von Sozialarbeitenden auf zwei Ebenen: Zum einen die Fachkräfteebene, indem auf Handlungsebene Veränderungen des Arbeitsalltags resultieren. Zum anderen auf der gesellschaftlichen Ebene, indem Einflüsse des Diskurses zu strukturellen Veränderungen der Arbeitsbedingungen führen (S. 593). Resilienz wird als mögliche Schlüsselkomponente für NPE benannt. Nachhaltigkeitsansätze in der Personalentwicklung sind bekannt, so Erlemann und Stelmaszyk, werden jedoch wenig genutzt resp. ihre Instrumente unzureichend und inkonsistent eingesetzt (S. 604).

Diskussion

Das Handbuch ist mehr als gelungen – ich würde es als „neues Standardwerk“ bezeichnen. Über 60 Autor*innen mit insgesamt rund 40 Beiträgen und über 600 Seiten „Lesestoff“ – alleine diese Zahlen zeigen die Vielfalt. Der Aufbau ist gut nachvollziehbar und sinnvoll. Der differenzierte und umfassende Überblick dieses umfänglichen Handbuchs ist m.E. bisher einmalig im Kontext von Nachhaltigkeit in der Sozialen Arbeit. Die einzelnen Beiträge sind allesamt auf hohen Niveau; sie beschränken sich einerseits auf das Wesentliche, sind aber andererseits nicht oberflächlich, sondern geben einen angemessenen Einblick und regen zum Nachdenken an. Die umfänglichen Literaturhinweise am Ende des jeweiligen Beitrags geben die Möglichkeit, sich vertiefend mit einzelnen Themenbereichen auseinanderzusetzen.

Das Buch ist eine sehr informative und gute Lektüre sowohl für langjährig tätige Sozialarbeitende, als auch für Studierende. Lehrenden ist das Buch eine hilfreiche Unterstützung für den Unterricht; Wissenschaftler*innen möge es als Inspiration für weitere Forschung dienen.

Fazit

Das Buch bietet einen hervorragenden und umfassenden Ein- und Überblick über die verschiedenen und komplexen Bereiche bzw. Ausrichtungen von „Nachhaltigkeit“ im Kontext der Sozialen Arbeit. Praktiker*innen und Studierenden sowie Lehrenden und Forschenden in der Sozialen Arbeit sei dieses Handbuch wärmstens empfohlen.

Rezension von
Prof. Dr. Andrea Warnke
Professorin für Soziale Arbeit, IU Duales Studium, Campus Bremen
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Es gibt 31 Rezensionen von Andrea Warnke.

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ISSN 2190-9245